Ungewollt Schwanger in der Depression

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht was ich tun soll und bin wirklich verzweifelt. Im Moment versuche ich mir überall Hilfe zu holen um für mich eine klare Entscheidung treffen zu können.

Ich bin verheiratet, habe einen kleinen Sohn und seit einem halben Jahr auch einen neuen Job. Ich bin vor zwei Jahren an einer schweren Depression erkrankt mit einigen Störungsbildern (Panikstörung/ Angststörung usw.). Leider war ich auch schon in zwei Kliniken stationär, da es mir psychosomatisch (rapide Gewichtsabnahme) sehr schlecht ging. Das Ziel war mich medikamentös (Antidepressiva) einstellen zu lassen. Leider hat es nicht geklappt, da bei jeden Präparat die Lebetwerte angestiegen sind und ich es wieder absetzen musste.

Nun bin ich schon seit einem Jahr aus der Klinik. Habe einen neuen Job und bekomme meinen Alltag manchmal gut manchmal weniger gut trotz allem gemeistert. Ich bin in Psychotherapie, kann aber keine Antidepressiva nehmen. Ich habe mich immer für meinen Sohn aus dem ganzen Mist rausgekämpft.

Jetzt bin ich ungewollt Schwanger geworden. Wir haben aufgepasst und auch verhütet, dennoch ist es passiert und es geht gerade eine Welt für mich unter. Wie wollten tatsächlich irgendwann mal ein zweites Kind, aber erst in ein paar Jahren. Erst wenn es mir 100 % gut geht und ich psychisch dafür bereit und in der Lage bin. Ich habe erst für mich wieder Schritt für Schritt ins Leben zurückgefunden. Manchmal gibt es Phasen in denen mir Dinge sehr schwer noch fallen, aber ich habe sie trotz Angst und Depression meinen Sohn zu liebe gemeistert. Leider war meine erste Schwangerschaft schon nicht schön. Ich hatte Toxoblasmose (15 % ige Wahrscheinlichkeit einer Behinderung des Kindes), einen Leistenbruch, eine schwere Geburt und danach ein Schreibaby. Corona und einige private (Haussanierung usw) und finanzielle Probleme haben mir dann den Rest gegeben. Familiäre Unterstützung hatten wir trotz „Hilferufe“ auch nicht.

Wir sind am überlegen abzutreiben. Meine Angst wächst mir gerade über den Kopf. Ich weiß nicht ob ich es mit einem kleinen Baby, meinem Sohn und vorallem in meinem Gesundheitszustand schaffe. Meine größte Angst ist wieder einen Absturz zu bekommen und in eine Klinik zu müssen. Mein Mann wäre dann mit den beiden Kindern alleine. Er war schon mit meinem Sohn lange alleine als ich in der Klinik war. Dennoch fühle ich mich nicht so gut mit dem Gedanken einer Abtreibung. Dieser Alltag mit dem Job und der Regelmäßigkeit tut mir gut, mit einem Baby wäre meine Routine weg. Nicht falsch verstehen, es gibt auch positive Aspekte. Vielleicht ist es Schicksal und das kleine Baby soll unser Leben verändern. Vielleicht können wir das schaffen und alles geht gut. Aber es steht in den Stetnen.

Ich weiß, die Entscheidung kann nur ich alleine treffen, aber vielleicht gibt es hier Mütter, die auch in einer Depression ungewollt Schwanger wurden. Vielleicht auch keine Antidepressiva nehmen können. Wie waren eure Erfahrungen in dieser schwierigen Lebenssituationen?

Ich würde mich über eine Rückmeldung meha freuen.

Viele Grüße

Feder7

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Hallo liebe Feder,

Das tut mir sehr leid, wenn ich deine Geschichte lese ❤

Unter den Voraussetzungen finde ich eine Abtreibung absolut nachvollziehbar.

Aber- es ist nur eine von 2 Optionen.

Was sagt denn dein Mann dazu? Könnt ihr gemeinsam eine gute Entscheidung für euch treffen?

Kannst du dich mit deinem Therapeuten beraten?

In jedem Fall solltest du schnellstmöglich zur Schwangerenkonfliktberatung. Die haben ganz oft auch noch Ideen und Ansätze, die dir die Entscheidung leichter machen können.

Ich kenne mich nicht so gut aus mit Depressionen. Wäre aber vielleicht ein Abbruch auch etwas, was dich in ein Loch stürzen könnte?
Gerade, wenn irgendwann nochmal ein Baby gewünscht ist und du vielleicht schon Gefühle entwickelt hast, ist es vielleicht besser, die Schwangerschaft fortzuführen?

Es tut mir Leid, dass ich dir nicht wirklich weiterhelfen kann, ich wollte dir aber gerne eine Antwort und einen lieben Drücker dalassen.

Ich persönlich bin der Meinung, dass alles, was uns im Leben passiert, uns auf die eine oder andere Weise zu der Person machen, die wir sind. Egal, wie du dich entscheidest, das bist DU und DU bist richtig, wie du bist.

Alles, alles Liebe für dich und deine Familie ❤

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Liebe Feder,
wie alt ist dein Sohn? Was war womit gleichzeitig, meine ich damit? So ungefähr. Denn daran siehst du, was du alles geschafft hast.

Ganz deutlich wird aus deinen Worten:
Dein Sohn gibt dir die Kraft für alles!

"Ich habe mich immer für meinen Sohn aus dem ganzen Mist rausgekämpft."
"Manchmal gibt es Phasen in denen mir Dinge sehr schwer noch fallen, aber ich habe sie trotz Angst und Depression meinen Sohn zu liebe gemeistert."

Natürlich wird das zweiten Kind euer Leben wieder verändern. Es ist schon dabei. Es ist ja der Grund für deine Sorgen und Ängste. Und die sind auch begründet, weil mit der Schwangerschaft die Erinnerungen an die Erfahrungen in der ersten Schwangerschaft kommen.

Du bist aber bereits dabei dir Hilfe zu suchen. Das ist sehr gut!
Mit schwierigen Vorerfahrungen lassen sich Hürden in der zweiten Schwangerschaft viel besser "abfedern". Also, Vorkehrungen treffen. Vielleicht auch mal ein ernstes Wörtchen mit der Familie reden, damit Hilferufe diesmal nicht verhallen, sondern Hilfe richtiggehend eingeplant wird.

Im Moment geht es dir ja gut. du hast schon so viel geschafft und möchtest das Kind ja eigentlich bekommen. Die Situation, weil anderes als geplant, verunsichert natürlich. Seit wann weißt du schon von der Schwangerschaft und in welcher Woche bist du?
Die Umstellung an sich kostet ja auch Kraft. Das weißt du. Aber du stehst schon ganz gut da und - wann geht es einem schon 100% gut?

Was du dir vor Augen halten kannst:
Corona und Haussanierung sind jetzt nicht.
Ist euer Kind trotz Toxoplasmose gesund zur Welt gekommen? Die Angst war belastend. Du würdest nicht wieder Toxoplasmose bekommen. Diese Angst also weniger.
Die schwere Geburt und die Phase mit dem vielen Schreien könntest du vielleicht nochmal mit deiner Hebamme besprechen. Eine osteopathische Behandlung nach einer schweren Geburt z.B.? Die zweite Geburt ist meist leichter als die erste.
Dein Mann hat es mit einem Kind alleine geschafft, er gewöhnt sich auch an das zweite, sollte es tatsächlich nochmals zu einem Klinikaufenthalt kommen. Und Familienhilfe würde euch da zustehen, zumindest, um das Äußere geregelt zu bekommen. Aber so weit muss es nicht kommen.

Es gibt Anitdepressiva, die du in der Schwangerschaft nehmen kannst. Warum meinst du, du könntest keine nehmen?
Und auch du selbst würdest wieder eine Routine finden mit zwei Kindern. Du hast so viel Flexibilität aufgebracht. Für deinen Sohn.
Was der Mama mit dem schlechten Gewissen (ein oder zwei Threads weiter oben) gilt, gilt auch dir:
Du gibst dein Bestes.
Ein Geschwisterkind ist ein Schatz für´s Leben.
Und du wirst eines Tages stolz auf dich sein.
Dieser Blick hinaus über den aktuellen Tellerrand - das gibt dir Kraft, jetzt die Hilfe zu suchen, die du brauchst.
Mit den besten Wünschen für dich und deine Familie!
Kyra

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"Es gibt Anitdepressiva, die du in der Schwangerschaft nehmen kannst. Warum meinst du, du könntest keine nehmen?"
Weil ihre Leberwerte unter dem Medikament hochgehen. Sie verträgt die Medikation nicht.

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Hallo liebe Feder,

ich antworte dir hier mal anonym, da ich selbst immer wieder unter Angstzuständen und wiederkehrender Depression leide. Viele Jahre (nach einem Klinikaufenthalt) hatte ich meine Ruhe und bin ohne Medikamente klar gekommen. Als ich durch ein unschönes Ereignis bzw. Trauma "rückfällig" geworden bin, war mir das sehr peinlich. Bin lange nicht zum Arzt (ohne meinen Mann und Familie hätte ich das nicht geschafft). Irgendwann hab ich aber eingesehen es ernst zu nehmen und nicht nur als "Verstimmung" zu sehen. Über meine begleitende Gruppentherapie in der Schwangerschaft bin ich mehr als froh. Dadurch weiß ich auch, dass ich eine gute Mutter sein werde und die Ängste sind kein tägliches Thema/Belastung mehr.

Unser Kind ist zwar geplant und wir freuen uns. Aber hätte es eben nicht im 1. Zyklus geklappt, dann hätten wir mit dem KiWu pausiert. Für mich war nämlich immer wichtig körperlich und geistig gesund zu sein, wenn ich mein erstes Kind erwarte - ohne Schuldgefühle. Aber trotz enormen Stress, schlimme Frühschwangerschaft (täglich mehrfach - auch von Wasser - erbrechen) ist der Knirps geblieben und gesund. So als wäre es ein Zeichen: Du/Ihr schafft das! Ich will zu euch! Ihr werdet super Eltern!

Klar, ich kann dir nur aus meiner Sicht schreiben. Ich bin noch nicht Mutter - so wie du. Zudem erwarte ich auch erst mein erstes Kind. Doch was ich weiß - trotz aufkeimender Zweifel - ist, dass eine Abtreibung für mich traumatischer gewesen wäre und ich unmengen von Alpträumen hätte... Ich es gerade auch in einem labilen Zustand nicht verkraftet hätte bzw. mich das irgendwie immer einholen würde. Depressionen machen einen oftmals Entscheidungsunfähig. Daher sind eine begleitende Therapie, sowie regelmäßige Arzttermine wichtig. Beratungsgespräche würde ich dir auch empfehlen. Dort geht es nicht immer nur um die Option der Abtreibung, sondern welche Hilfen du in Anspruch nehmen kannst. Depressionen und Angstzuständen können einen ein Leben lang begleiten, wichtig ist damit umgehen zu können und sie zum Teil zu akzeptieren.

Wichtig ist vor allem auch die Unterstützung deiner Familie/Mannes. Fühl dich bitte ganz dolle gedrückt. Ich glaube du bzw. ihr könnt es schaffen. Die Entscheidung müsst letztendlich ihr treffen. Ich hoffe aber, ich konnte dir in irgendeiner Art und Weise behilflich sein und Mut zusprechen. Alles Gute für euch!

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Mir ist ergänzend noch etwas eingefallen. Genau wie du nehme ich keine Antidepressiva. Ich habe ebenfalls viel probiert und schlussendlich habe ich sie nicht sehr gut vertragen. Jahrelang kam ich ohne Therapie und Medikamente aus. Der Familienzusammenhalt und die Unterstützung, sowie Verständnis von meinem Mann haben mich gestärkt. Anfang des Jahres hätte ich wieder - neuartige - Antidepressiva nehmen sollen. Habe aber erstmal bzgl. der möglichen Schwangerschaft abgewartet. Ich wollte - obwohl es geprüfte Antidepressiva in der Schwangerschaft gibt - das Risiko einfach nicht eingehen. Auch im Bezug auf einen Entzug/Entzugserscheinungen nach der Geburt für mein Baby. Und ja, verdammt, es ist nicht immer einfach. Ich habe Höhen und Tiefen. Strukturiere meinen Alltag völlig um, damit ich in kein Loch falle und mich hängen lasse. Auch das BV (durch andere Gründe und auch die Psyche), war nicht leicht, da ich gerne arbeite und Abwechslung habe. Aber durch mein Umfeld (Familie, Freunde, Ehemann), meine Psychotherapie, meinen Psychiater, Hausarzt, Hebamme und auch meinen verständnisvollen Frauenarzt, ist alles zu bewältigen.

Auch meine Schuldgefühle im Bezug auf die Schwangerschaft mit Depression halten sich in Grenzen - sind fast verflogen. Denn statt negativen Reaktionen auf die Schwangerschaft habe ich von Ärzten und meinem privaten Umfeld positive Reaktionen erhalten. Die Schwangerschaftsverkündung fühlte sich wie eine Beichte - obwohl die SS gewollt ist - an. Ermutigende Sätze fielen, wie: Das ist doch was Schönes, darüber musst du nicht traurig sein! Freu dich! Wir freuen uns! Du schaffst das! Wir sind da für dich! Gerade du wirst eine tolle Mutter! - und vieles mehr...

Ich möchte dich mit meinem Text auch nicht erschlagen. Aber ich denke, wenn ich dir meine Erfahrungen und Gedanken teile, dann ist es vielleicht hilfreich, ermutigend für dich. Tipps habe ich nicht wirklich, aber du weißt nun, du bist nicht allein - nicht die Einzige mit Depression und Ängsten in der Schwangerschaft. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.

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Hallo Feder7,

die Situation scheint echt nicht leicht für dich zu sein und du versuchst irgendwie, nach deinen besten Möglichkeiten die "richtige" Entscheidung zu treffen. Ich weiß wie belastend Depressionen sein können - aber auch, dass sie in Wirklichkeit eine gewaltige Chance zur Persönlichkeitsentwicklung sind, wenn man bereit ist, diesen Weg zu gehen und die Dinge, die einen wirklich belasten, aufzuarbeiten und hinter sich zu lassen. Und gerade auf diesem Weg können (kleine) Kinder eine unglaublich wertvolle Hilfe sein: Kinder spiegeln einem die Dinge, die man selbst verdrängt hat, so dass man mit ihnen erneut konfrontiert wird. Diese Konfrontation ist oft schmerzhaft und kräfteraubend... aber dadurch, dass man mit diesen Gefühlen aufs Neue konfrontiert wird, hat man gleichzeitig die Chance, sie zu verarbeiten. Indem man lernt, sie anzunehmen und zuzulassen, auch die eigene Schwäche, und darüber zu trauern.

Du musst nicht "stark sein" für dein Kind - das versuchen viele Mütter, aber in Wirklichkeit ist es genau das, was die Kinder unterbewusst belastet. Wichtig ist, dass du und dein Mann in den Momenten für eure Kinder da seid, wo es gefährlich wird... zum Beispiel dass sie sich nicht am Herd verbrennen, dass sie genug zum Essen bekommen, beim Spatzierengehen nicht verloren gehen und so weiter. Ich denke bei diesen Dingen kann dich dein Mann gut unterstützen. Und wo ich dir Hoffnung machen kann ist, dass wenn man beginnt, sich seinen Gefühlen zu stellen und sie zuzulassen und zu trauern (z.B. darüber, dass man für sein Kind nicht so gut da sein kann wie man gerne würde), dann wird die seelische Last mit der Zeit weniger und die Aufmerksamkeit, die man seinen Kindern schenken kann, größer. Ich kenne eine Frau, die auf diesem Weg viele ihrer Traumata aus der eigenen Kindheit verarbeiten konnte. Und zwei Bekannte/Freundinnen von mir haben selbst als sie unter Depressionen litten ein Kind bekommen, was ihr sehr gut getan hat und ihren Zustand stabilisiert hat (besonders auch das Stillen in der Zeit danach).

Du bist auch selbst bereits am Zögern was deine Entscheidung betrifft. Und hier gilt normalerweise die Einschätzung: Wer sich nicht absolut sicher ist, der sollte sein Kind besser zur Welt bringen, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man die Entscheidung zur Abtreibung später bereut. Was ich dir aus meiner Erfahrung mit Frauen, die abgetrieben haben, sagen kann: Die Umständie, die dir im Moment so wichtig erscheinen, verblassen mit der Zeit und spielen keine Rolle mehr. Was bleibt ist das Gefühl, sich gegen sein Kind gerichtet zu haben, aus der eigenen Schwäche heraus. Und dieses Wissen und dieses Gefühl ist eine zusätzliche Belastung wenn man eine einfühlsame Seele hat. Ich weiß nicht, was dir widerfahren ist, was zu deinen Depressionen geführt hat, aber es ist immer einfacher, Dinge aufzuarbeiten, die "von außen" über einen gekommen sind als Dinge, die man selbst aktiv verursacht hat... es ist um vieles schwieriger, sich selbst zu vergeben, als anderen Menschen. (Vielleicht ist diese kaum zu erlösende seelische Last, die man dadurch in sich trägt, das, was manche als "Karma" bezeichnen...)

Wir leben in einer Zeit, in der Abtreibungen alltäglich geworden sind und sich sogar viele Frauen dafür rechtfertigen müssen, wenn sie sich gegen eine Abtreibung entscheiden (und das meine ich wörtlich - eine Bekannte von mir hatte aufgrund des hohen Drucks aus ihrem Umfeld eine Fehlgeburt...). Das Recht auf Selbstbestimmung hat sich in weiten Kreisen unserer Gesellschaft zu einem Zwang zur Rechtfertigung gewandelt, wo man sich dafür rechtfertigen muss, dass man in einer schwierigen Situation sein Kind zur Welt bringen möchte, oder dass man Liebe für sein ungeborenes Kind empfindet... Wenigen Menschen scheint (noch) bewusst zu sein, dass die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass eine Abtreibung bei uns straffrei ist, Mit dem "Rechtsgüterkonflikt" begründet wird: Die schwangere Frau hat ein Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper, das ungeborene Kind ein Recht auf Leben. Beide Positionen sind hier nicht mit einander vereinbar, deshalb gab es die Kompromisslösung der Straffreiheit eine Abtreibung innerhalb der definierten Grenzen. Was aber gleichzeitig bedeutet, dass laut Argumentation des Bundesverfasungsgerichts ein menschliches Leben bei der Abtreibung beendet wird. Mir ist bewusst, dass diese Aussage bei vielen Menschen Abwehr auslöst, weil es bequemer ist, diesen Aspekt einfach zu verdrängen, und vielleicht wird mein Beitrag hier auch wegen dieser Aussage gelöscht... ich weiß aber auch, dass dieser Punkt für viele Frauen, die sich von der Gesellschaft für ihre Schwangerschaft verurteilt fühlen, sehr wichtig ist: Man hat auch das Recht, sein ungeborenes Kind als Menschen mit dem Recht auf Leben zu sehen, und man hat das Recht, bedingungslose Liebe für sein ungeborenes Kind zu empfinden.

Du kannst dir auch mal die Frage stellen, welche von diesen beiden Vorstellungen für die Zukunft für dich leichter zu ertragen sind: Die Vorstellung, abgetrieben zu haben und dich immer wieder zu fragen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gegeben hätte, es mit dem zweiten Kind zu schaffen, wie es dir ergangen wäre wenn du nicht abgetrieben hättest... oder mit all deinen Kräften versucht zu haben, für beide Kinder da zu sein und ihne deine Liebe zu schenken, in dem Maße zu dem du eben fähig warst... in welcher Zukunft könntest du mehr Selbstachtung empfinden? Besser mit dir selbst im Reinen sein? Auch das ist ein wichtiger Aspekt was die seelische Gesundheit betrifft: Entscheidungen zu treffen, mit denen man sich selbst in die Augen schauen kann...
Oder stell dir vor, dein Sohn ist etwas älter geworden, vielleicht 16 oder 18, und du erzählst ihm davon, wie es dir heute ging. Denkst du, für deinen Sohn wäre es leichter, zu erfahren, dass du abgetrieben hast um für ihn mehr Aufmerksamkeit zu haben? Oder denkst du es wäre leichter für ihn zu erfahren, dass du damals für ihn da sein wolltest, dafür aber nicht das Leben seines Geschwisterchens beenden wolltest und dass es dir leid tut, dass du nicht mehr für ihn da sein konntest...

Deine aktuelle Situation ist stark von Emotionen geprägt, und in so einer Situation ist man oft blind, gerade wenn man unter Zeitdruck entscheiden muss... daher kann es hilfreich sein, sich bewusst zu machen welche Entscheidung zu was für einer Zukunft führt - auch wenn man nicht alles vorhersagen kann - und sich dann für eine grundlegende Richtung und ein Weltbild entscheiden, an denen man seine Entscheidungen ausrichten kann. Und wenn du überlegst, ob das Baby Schicksal sein und dein Leben verändern könnte, dann könnte es bereits der erste Schritt sein, wenn du dir nun über diese Dinge Gedanken machst... woran du deine Zukunft ausrichten möchtest, und auf welchem Weg du die meiste Selbstachtung empfinden kannst, egal womit dich das Schicksal als nächstes konfrontiert...

Und der Vollständigkeit halber möchte ich noch eine dritte Möglichkeit erwähnen, an die in den aktuellen Diskussionen seltsamerweise kaum noch jemand denkt: Es gibt auch die Möglichkeit, ein Kind in eine Pflegefamilie zu geben, wenn man sich selbst nicht in der Lage dazu fühlt, für das Kind zu sorgen. Damit muss man sich nicht gegen sein Kind richten, und man kann ihm trotz der eigenen Schwäche ein gewaltiges Maß an Liebe mit auf den Weg ins Leben geben...

Meine Antwort ist ein wenig länger geworden als geplant, aber ich hoffe, das eine oder andere daraus kann dir etwas weiterhelfen und vielleicht auch ein Stückchen Mut machen. Ich drücke dir die Daumen, auch was die Depressionen betrifft.

Apropos Depressionen, dazu fällt mir gerade noch etwas ein: Ich habe Anfang 2020 begonnen, mich mit der Bedeutung von Vitamin D zu beschäftigen und als ich nach einem Test erfahren habe, dass ich selbst einen deutlichen Mangel hatte (laut Statistik auf der Webseite vom RKI haben im Winter über 80% aller Deutschen einen starken Mangel im Bezug auf die allgemeine körperliche Gesundheit!). Als ich dann begonnen hatte, zu supplimieren, merkte ich, wie mein Stresslevel deutlich zurückgegangen ist und sich meine Emotionen beruhigt haben. Das hatte ich nicht erwartet. Aber vielleicht kann Vitamin D auch für dich eine Hilfe sein. (Die Empfehlungen der Hausärzte orientieren sich aber meistens nur an der Knochengesundheit, für die ein deutlich geringerer Wert notwendig ist, und die Präparate sind dann zu gering dosiert. Der Wert sollte das ganze Jahr über oberhalb von 30 ng/ml liegen und dafür ist bei den meisten Menschen eine Supplementierung mit durchschnittlich täglich 4000 "Internationalen Einheiten" (I.E.) notwendig, was auch laut europäischer Arzneimittelbehörde als absolut unbedenklich gilt. Das Präparat sollte zudem mit Vitamin K kombiniert sein damit der Calciumstoffwechsel nicht gestört wird - das war das Wichtigste in Kürze).

Liebe Grüße und alles Gute!

Bearbeitet von Sonnenblume--
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Hallo Du,


Ich bin mit 18 an Borderline erkrankt mit einer Depressiven Störung dazu.

Medikamente konnte ich immer nehmen, was aber auch sehr viel war um alles unter Kontrolle zu bekommen.

Ich bin mit meiner großen damals mit 21 schwanger geworden (heute bin ich 37). Ich war damals in klinischer Behandlung und auch die ganze Schwangerschaft über, da ich spontan alle Medikamente absetzen musste. Es war hart so viel kann ich dir sagen, aber das Netzwerk an Hilfe was ich drei Jahren vorher aufgebaut hatte, hatte mir geholfen.

Jetzt in der 4 SS nehme ich lange keine Medikamente mehr, schon seit 2014 nicht mehr, bin aber dennoch immer bei meiner Psychologin in Behandlung. Für mich ist das ein Segen, da es vielen Dingen eine andere Sicht gibt und ich immer eine Anlaufstelle habe. Seit ein paar Jahren gelte ich als vollständig gesund was das Borderline betrifft, allerdings habe ich auch immer wieder depressive Phasen, die man deutlich merkt.

Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft in deiner Situation und würde dir raten dich wirklich stark mit deiner Psychologin oder einer Beratungsstelle für Gespräche zu treffen. Reden hilft einen anderen Blickwinkel in der Situation zu erhalten und vielleicht gibt es ja auch weitere Möglichkeiten, wie du Hilfe für die Klnder bekommen kannst.

Lg

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Hallo Feder,
du hast so viele Tipps bekommen und viel Verständnis.
Weil es wirklich vielen Frauen so geht. 😌 100%ig gut geht es vielleicht gar keiner Frau am Anfang der Schwangerschaft und auch sonst überhaupt geht es einem doch nie ganz super-gut. Grüner Bereich ist doch auch einfach gut. Gut genug.

Wie viel fehlt für dich zu 100% gefühlt?
Was meint dein Therapeut zu dieser Erwartung und jetzt zur Schwangerschaft?
Und deine Frauenärztin oder Frauenarzt? ist da alles o.k.?

Ja, und war bei den Antworten hier die Rückmeldung dabei, die du dir erhofft hattest?
Fühlst du mehr Mut?
Dein Gedanke, dass auch dieses Baby dein Leben wieder verändert, ist schon mutig. Und dieser Mut kommt ganz aus dir selbst.

Hat vielleicht dein Mann mehr Respekt als du selbst, nochmal so eine Zeit zu durchleben?
Dass er womöglich mit zwei Kleinen dann zuhause wäre, wenn es wieder zu einem Klinikaufenthalt kommen sollte - was ja nicht sein muss!

Und wegen Medikamenten:
Viele wehren sich ja innerlich dagegen und finden dann auch ihren Weg. Wegen Schwangerschaft kann man nicht alles nehmen - aber es gibt einige, die möglich sind.
Es ist ja echt ganz stark, dass es dir gelungen ist und du es geschafft hast ohne Antidepressiva, deine Spur zu finden! Das spricht auch für die Aufmerksamkeit deines Arztes.

Eigentlich bist du mit deiner Geschichte schon selbst eine Mutmacherin für Mütter, die auch in einer Depression schwanger wurden. Und kannst dir selbst aus deiner eigenen Erfahrung Mut holen.
Und auch dein Mann. Er hat seinen Teil auch gut gemacht. Könnt ihr euch das gegenseitig sagen? 🥰 Mit Blick auf euren Sohn.
In the end werden es eure Kinder sein, die es euch sagen: Gut gemacht! Ihr habt euer Bestes für uns gegeben. Jetzt wissen sie noch nicht, wie viel ihr für sie einsetzt.

Dass es wieder feder-leicht wird für dich - das hoffe ich so sehr!! 🍀 Das ist auch deine Sehnsucht, glaube ich.
Und sie erfüllt sich doch auch im Kleinen. Mal aus dem Moment herausgehen und was Schönes ganz tief aufnehmen. 🌸

Das Kind bringt wieder neue Freude und das Gefühl, etwas Großes geschafft zu haben. Und euer Sohn hat dann ein Geschwisterchen.
Eine Abtreibung könnte wiederum sogar depressiv wirken.

Du hast es schon einmal geschafft und es hat sich gelohnt. 🙌
Ganz viel Mut für dich und die Hilfe, die du brauchst!

Ich schreib dir noch was Persönliches privat.

Emiiia 🌸

Bearbeitet von emilia90
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Hey hey also kurz zu mir bin 30 habe 3 kinder 11j 4j und 11m und bin aktuell schwanger ungeplant
Ich leide unter einer Angst und Panikstörung ich lebe mit der Angst und dieses komische Gefühl im Kopf seid 8 Jahren nehme keine Tabletten
Ich wollte dieses Kind auch abtreiben aber ich kann es nicht ich werde es bekommen auch wenn es schwer ist man schafft alles ❤️ lebe jeden tag mit der angst luftnot Schwindel usw.. Du bist nicht alleine damit :) ich habe große Angst vor dieser Geburt jetzt :/ aber es wird schon irgendwie es idt deine Entscheidung ob du dein Krümmel behälts oder nicht

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Wie geht es dir?
Waren Anregungen für dich dabei in den Antworten?
Ich höre bei dir die Hoffnung heraus, dass ihr es schaffen könnt.
Meist ist es doch so, dass man im Rückblick sagt: Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe.
Geht es dir manchmal so, wenn du auf deinen Kleinen schaust und auf die richtig schweren Zeiten?
Im Moment fühlst du dich stabil.
Das zweite Kind fordert dich heraus. Du hast aber gute Strategien gelernt und weißt, was du brauchst. Bist also im Vorteil zu "damals".
Auch zu bedenken ist, wie würde es dir im Rückblick gehen: Ich habe es nicht geschafft!? Und dann die Perspektive für die Zukunft? Der Wunsch nach einem Kind würde vielleicht ja wieder kommen.
Ich würde gerne erfahren, wie es dir mit den Antworten ging und wo du jetzt stehst. Wenn du schreiben magst. 😌

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Liebe Feder,
wie geht es dir?
Hast du inzwischen entschieden? Hast du dir Hilfe geholt und Mut gefasst?
Magst du auch nochmal Rückmeldung geben?
Mich interessiert es sehr, wie du deinen Weg findest und gehst.

Sorry, wenn ich vielleicht mehr (nicht nur das mit den Leberwerten) übersehen habe.
Dass es Wege gibt, wollte ich dir sagen. 😊

Ganz liebe Grüße!
Kyra

Bearbeitet von kyra97
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Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht recht ob Ihr meine Nachricht alle lesen könnt, aber ich versuche auf diesem Weg allen zu antworten. Entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst melde. Es war leider sehr viel los und mein Sohn hatte Geburtstag.
Tatsächlich werden wir das Kind behalten. Mein Mann und vorallem ich, können eine Abtreibung nicht mit unserem Gewissen vereinbaren. Ich kann nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun. Ich würde mir das niemals verzeihen können. Mein Mann freut sich mittlerweile etwas mehr auf das Baby. Ich habe mich an eine vertraute Stelle gewendet, die mir damals schon mit meinem Schreibaby geholfen hat. Sie kennt sich sehr gut aus mit Kindern und auch mit Problemen der Eltern. Sie wollte für mich so ein kleines Hilfsnetzwerk spinnen und mich in der Schwangerschaft betreuen. Ich bin zuversichtlich, dass sie mir auch helfen kann, dass Kind anzunehmen und mit mir an meinen Ängsten zu arbeiten. Sie hat sogar schon eine Idee, wie sie mir mit dem Kind nach der Geburt helfen kann. Die Frauenärztin wechsel ich nun ab Januar auch, da ich hier mega unzufrieden bin und mich total schlecht aufgeklärt und alleine gelassen fühle. Es wird einem echt nicht einfach gemacht aber ich versuche mich wie bisher durch allem durchzukämpfen und freue mich über jede Hilfe. Tatsächlich kam auch der Vorschlag an meinen Problemen Tiefenpsychologich zu arbeiten. Bisher war ich nur in Verhaltenstherapie, irgendwie glaube ich aber, dass mich das hier nicht weiterbringt. Die Schwangerschaft wird für mich nicht einfach werden, aber ich versuche das beste daraus zu machen.

Ich danke euch von Herzen für eure Antworten und das ihr mir so viel Mut gemacht habt.

Liebe Grüße

Eure Feder