Ungewollt schwanger, 36 Jahre

Hallo,
Ich bin 36 Jahre, mein Mann 40 und unser Sohn 11. Wir sind seid 23 Jahren ein Paar und seit 8 Jahren verheiratet. Leider waren die letzten 2 Jahre aufgrund einer (meiner Meinung nach ) verfrühten MitlifeCrises meines Mannes sehr schwierig und wir waren zwischendurch auch 2x getrennt. Vor dieser Zeit hätte ich mir ein weiteres Kind vorstellen können, jetzt allerdings ist dies kritisch. Heißt, weitere Kinder waren nie mehr Thema und es wurde alles verkauft bzw verschenkt.
Nun gut, ich habe in dieser Zeit ab und zu mal die Pille vergessen und auch fast 15 Kilo an Gewicht verloren. Nun hatte ich seit mehreren Wochen immer wieder starke Zwischenblutungen und wollte dies gern durch meinen FA abklären lassen. Diese teilte mir dann mit, dass ich in der 8 Woche schwanger wäre und es eigentlich Zwillinge waren. Eines jedoch hat es nicht geschafft, wodurch es halt zu den Blutungen kam. Ich war vollkommen im Schockmodus nach dieser Nachricht und konnte mir denken, dass mein Mann dies nicht akzeptieren würde.
Einen Tag später eröffnete ich es ihm dann und er war doll wütend. Er warf mir im Schockmoment vor, es ihm heimlich untergejubelt zu haben um ihn an mich zu binden...was vollkommener Blödsinn ist. Er sagte mehrmals, dass er kein Kind möchte und sich auch einfach zu alt dafür findet. Wir hätten so schon auf Grund unserer Arbeit (ich im Schichtdienst) und seines Hobbys (Fussball) kaum Freizeit oder gar Zeit für unseren Sohn und Hund. Unsere Wohnung wäre groß genug, aber es müsste einiges umgeräumt werden, finanziell auch nicht so prickelnd. Er war sehr sauer und hat seitdem nicht mehr mit mir geredet und nur ignoriert.
Ich denke zwar, dass er dieses Baby irgendwann akzeptieren würde und vllt auch lieben, aber der Großteil würde an mir hängen bleiben und unsere Ehe würde noch komplizierter werden.
Er und auch 2 Vertraute raten nun zur Abtreibung. Seine Argumente sind logisch und nachvollziehbar, aber eine Abtreibung? Ich habe Angst, dies später zu bereuen und es ihm später immer vorzuwerfen. Und mit jedem Tag, der vergeht, gewöhne ich mich an den Gedanken dieses Wurmes, welcher sich trotz Pille usw dazu entschieden hat, irgendwie in mein Leben zu kommen.
Ich weiß echt nicht, was ich tun soll.

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Dein Mann unterstellt dir, ihm das Kind unterzujubeln, um ihn an dich zu binden? Nach 23 Jahren Beziehung, einem elfjährigen Sohn und 8 Jahren Ehe? Das ist schon fast ZU amüsant, wenn die Reaktion nicht so verdammt traurig wär. Wenn er kein weiteres Kind mehr wollte, warum hat er sich dann nicht konsequent um Verhütung gekümmert, statt es auf dir abzuladen? Er macht es sich da wirklich einfach. Und jetzt ist er sauer und ignoriert dich? Was hast du da für ein Kindergartenkind geheiratet?

Letztendlich sitzt du am Steuer dieser Reise. Und so, wie es sich für mich liest, hast du bereits Gefühle für dein Kind entwickelt. Nimms mir nicht böse, aber vielleicht sortierst du lieber andere Personen in dieser Beziehung aus...

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Ich sag doch, verfrühte MitlifeCrises. Seit gut 2 Jahren ist er sehr Wesensverändert und ich weiß nicht warum.
Er ist faul und träge geworden, nur noch auf seine Interessen bedacht...deshalb kriselte es auch so oft bei uns in der letzten Zeit.
Und ja, dieser Spruch war für mich ein Schlag ins Gesicht weil ich genau solche Frauen verachte.
Ich habe die Pille ab und an vergessen, ja mein Fehler, aber ihn hat es auch nicht großartig interessiert.
Aber mich jetzt zu drängen abzutreiben...ich erkenne ihn nicht wieder.

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Liebe M100
Es tut mir sehr leid, dass du so viel Abweisung erlebst von deinem Partner.

Ehrlich gesagt klingt es für mich aus deinem Post so, als hättest du dich längst entschieden, und zwar gegen eine Abtreibung.

Hast du ein Umfeld, das dich unterstützen könnte, falls du das Kind bekommst und dein Partner nicht mithelfen würde?

Hier ein Ansatz aus der systemischen Therapie, der mir auch schon geholfen hat:

Vielleicht stellst du dir mal drei Tage lang fix vor und/oder dich drauf ein, ein Kind zu bekommen und alleine grosszuziehen (damit muss ja auch nicht unbedingt eine Trennung gemeint sein… ein Freundespäärchen von mir hatte eine ähnliche Situation. Sie sind noch zusammen aber für die Erziehung dieses Nachzüglers ist alleine sie zuständig… wär jetzt nicht unbedingt mein Ding… aber ist in ihrem Fall gut machbar und sie ist trotzdem glücklich mit ihm…)

Schau mal was dieses „schwanger gehen mit einer Entscheidung“ (also so tun als hättest du dich längst entschieden) mit dir macht die nächsten Tage.

Am Donnerstagabend rekapitulierst du. Oder gehst dann einige Tage mit der anderen Entscheidung schwanger und rekapitulierst dann heute in einer Woche nochmals…

Und dann noch etwas:
Ich nehme an, du liebst deinen Mann sehr, dass du noch geblieben bist, und offenbar ist er selbst gerade in einer schwierigen Phase - dennoch hast du solch ein Verhalten nicht verdient. Mach das bitte ihm und auch dir selbst klar, egal wie du entscheidest.

Komm zurück zu dir selbst und liebe dich selbst am meisten. Das fängt damit an, solch verletzendes Verhalten deines Mannes nicht zu tolerieren und zu deinen Gefühlen und unbewussten Entscheidungen zu stehen.

Alles Liebe
Meise

Bearbeitet von fraumeise.
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Hallo,

ich denke wichtig ist, was DU willst. Also ob du das Kind möchtest oder nicht. Nicht, was er, oder 2 Vertraute denken. Letztlich muss du als Frau mit den Konsequenzen (Abbruch oder weiteres Kind) am meisten leben.

Ich finde grundsätzlich beide Richtungen ok. Denke aber, dass das als Frau selber entschieden werden muss und nicht aufgrund der Meinung anderer.

Bearbeitet von Inaktiv
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Der Satz, der mir ins Auge gesprungen ist war
"Wir hätten so schon auf Grund unserer Arbeit (ich im Schichtdienst) und seines Hobbys (Fussball) kaum Freizeit "

Also sein Problem ist, dass er dann weniger Fußball spielen kann???

Sorry, er klingt sehr egoistisch.

Ich würde die Entscheidung nicht von ihm abhängig machen.

Hör in dich hinein und entscheide, was für DICH die richtige Entscheidung ist.

Kannst du dir überhaupt noch eine Zukunft mit diesem Mann vorstellen, der sich so stark verändert hat und scheinbar nur noch an sich denkt?

Was ich so gar nicht abkann, ist wenn Männer wütend auf eine Schwangerschaft reagieren. Da gehören doch immer zwei dazu!!

Ich würde mir gut überlegen, ob ich mit so einem Mann zusammen bleiben will.

Und für IHN würde ich definitiv nicht abbrechen.
Das musst du für dich entscheiden.

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"Und für IHN würde ich definitiv nicht abbrechen.
Das musst du für dich entscheiden."

Diese Aussage kann ich nur unterschreiben. Die Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft triffst alleine Du. Jede Entscheidung, die Du treffen werden musst, zieht unweigerlich Konsequenzen nach sich.

In einer solchen Konfliktsituation kann es nützlich sein für sich ganz klar aufzuschreiben, welche Konsequenzen jede der Entscheidungen für Dich mit großer Wahrscheinlichkeit haben wird. Versuche Dich dabei weitestgehend an Fakten zu halten und Mythen und Märchen, die es um dieses Thema gibt, weitestgehend zu meiden. Überlege Dir, welche Gefühle Du spürst, wenn Du über verschiedene Aspekte dieser Entscheidung nachdenkst.

Ich denke, dass Du schon beim darüber nachdenken und vielleicht aufschreiben merken wirst, in welche Richtung Du tendierst. Ein guter Rat ist vielleicht auch, sich in dieser Konfliktsituation bei der Entscheidungsfindung etwas helfen zu lassen, zum Beispiel durch eine Schwangerschafts(konflikt)beratung, gerade auch dann, wenn Du bereits dazu tendierst, das Kind zu behalten.

Alles Gute!

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So ihr Lieben,
Erstmal vielen Dank für eure Antworten und Anteilnahme.
Leider hab ich heute erfahren, dass der Wurm nicht mehr da ist. Mutter Natur hat für mich entschieden und vllt ist es auch besser so.
Natürlich bin ich gerade sehr niedergeschlagen, aber ich kann es glaube besser verarbeiten weil niemand eine Entscheidung treffen musste.

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Liebe M100
Das tut mir wahnsinnig Leid. Ich wünsch dir, dass du Klärung findest - bei dir und bei deinem Mann.

Vielleicht ermöglicht die Situation eine Annäherung? Vielleicht magst du ihm offenlegen wie unglaublich traurig und verletzt du noch immer bist und wie sehr du deinen Mann vermisst. Vielleicht braucht ihr Hilfe von aussen. Oder vielleicht ist es für dich besser, eine Weile deinen Weg alleine zu suchen und zu gehen.

Das spürst nur du.

Nur vergiss nicht dass wir nur dieses eine Leben haben und ganz alleine dafür zuständig sind, dass wir möglichst glücklich sind. Manchmal sind Vertraute dabei eine Hilfe, manchmal verzerren sie unsere eigene Wirklichkeit.

Ich wünsch dir alles Liebe
Meise

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Du Liebe,
mir tut es auch sehr leid. Meise hat wieder so schön geschrieben. ❣️
Für dich ist es so gut, weil du nicht entscheiden musstest. "Mutter Natur". Dazu gehörst du ja auch auf deine Weise.
Es ist jetzt so, wie es ist.
Kennst du das Gedicht von Erich Fried - "Was es ist?"
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Da ist ja Liebe (zwischen euch beiden und zu dem Wurm - da hast du die Liebe auch gespürt) und es wird sich zeigen, wie es weiter geht.
Für dich, für ihn, für euch. Wie es gut weitergeht.

Diese Tage waren nun sehr besonders und haben dich manches neu sehen lassen.
Ich wünsche dir, dass du gut zur Ruhe kommst und sich ein guter Weg weiter zeigt!
Liebe Grüße!
Ulli