Schwanger und völlig überfordert 😥

Hi. Mein Mann und ich sind beide Anfang 40. Haben ein 1 1/2 jähriges Kind. Ich bin in der 6SSW. Es spricht eigentlich nichts gegen ein weiteres Kind. Aber es war ungeplant und mein Mann ist dagegen. Und ich bin mir absolut unsicher. Habe auch das Gefühl gerade nicht ich selbst zu sein. Völlig hormongesteuert. Heule wegen allem. Fühle mich überfordert und bin oft gereizt. Ich bekomme Panik wenn ich an einen Alltag mit zwei kleinen Kindern denke. Und dabei ist unser jetziges Kind absolut pflegeleicht. Nur die Anfangszeit war extrem hart. Und da denke ich immer, ich war damals mit einem kleinen Baby völlig überfordert. Wie soll das denn dann noch mit Kleinkind funktionieren?!? 😵‍💫 Mein Mann sagt, er will mich zu nichts drängen. Aber ich kenne seine Entscheidung und finde, er macht es sich zu einfach. Durch die Blume versucht er mir die Entscheidung für ein Kind schlecht zu reden. Fehlende Zeit für sich selbst, alle Einschränkungen usw. Und zum größten Teil muss ich ihm auch recht geben. Unsere Beziehung hat im ersten Lebensjahr unseres Kindes recht gelitten. Jetzt fängt es wieder an einfacher zu werden. Und dann wieder von vorne... Wir sind halt auch nicht mehr so jung. Ich bin hin und her gerissen. Habe morgen bei der Diakonie einen Beratungstermin. Habe aber auch soooo Angst was eine Abtreibung mit mir machen würde. 😭

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Liebe Ellionor,
du hast so viel geschafft in den letzten Jahren - es wird wieder einfacher.
So würde es wieder werden. Und zu alt bist du offensichtlich nicht.
Geschwister haben ist einfach gut.
Der Sprung auf ein zweites Kind ist nicht mehr so groß. Du hast viel gelernt.
Eben das: dass es wieder einfacher wird. Und ihr könnt auch bestimmte Aufgaben delegieren.
Vielleicht machen dich diese Argumente stärker?
Dein Mann kommuniziert subtil, finde ich. Er will nicht drängen, aber du spürst doch etwas in die Richtung.
Nimm einfach den Termin morgen wahr. Es wird dir guttun, dich auszusprechen. Auch weinen können, tut gut.
Und die Beraterin wird verstehen, worum es dir geht. Vielleicht weinst du auch wegen deinem Mann.
Sei erstmal zuversichtlich, dass dir (!) morgen geholfen wird.
Liebe Umarmung für dich,
Ulli

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Liebe Ellionor,

ich gebe Ulli recht.
Horche in dich hinein und tue das, was dein Herz und dein Bauch dir sagt. Ich bin auch nicht die Jüngste, aber würde mir mit einer Abtreibung auch sehr schwer tun.

Die Beratung in der Diakonie wird dir bestimmt gut tun. Lass dich bitte zu nichts drängen, was du eigentlich nicht möchtest. Vielleicht würdest du ihm das auch niemals verzeihen, wenn es letztendlich gegen deinen Willen ist. Überlege genau, gehe durch den Wald, nimm dir Auszeiten und gönn dir Ruhe für diese Entscheidung.

Herzlichst,
S.

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Hallo Ellonor,
Du bekommst Panik, wenn Du an den Alltag mit 2 Kindern denkst.
Das 1. Kind bricht in eine strukturierte Welt und Alltag von Erwachsenen ein und bringt alles durcheinander. Beim 2. Kind ist dies schon alles erledigt. Um in die neue Familienkonstellation hineinzuwachsen, werden durchschnittlich 6 Wochen benötigt.
Durch Dein 1. Kind hast Du einen hohen Erfahrungsschatz, der hilft Dir enorm weiter, das alles hat beim 1. Kind gefehlt. Aber das habt ihr Euch jetzt angeeignet - unterschätze das nicht.
Du findest Dein Mann macht es sich zu einfach. Männer sind nicht so nah an der Schwangerschaft dran, wie Du als Frau. Sie spüren keine körperliche Veränderung. Kannst Du Ihn an Deinen Gedankenabläufen und Ängsten teil haben lassen? Dass in ihm eine Entwicklung angestoßen wird.
Du hast Angst, was eine Abtreibung mit Dir machen würde. Dies ist ein wichtiger Gedanke, den durchdenke bis zum Schluß. Denn wenn Du die Abtreibung nicht verkraftest - dann ist Dir nicht geholfen, Deinem Mann nicht und auch nicht eurem Kind.
Viele Grüße
Pusteblume-Tirza

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Hallo liebe Ellionor,

ich habe dir vor ein paar Tagen eine private Nachricht geschickt. Vielleicht hast du sie nicht bemerkt oder kennst die Funktion noch nicht in Urbia. Du kannst ja nochmal nachsehen. Und mir auch schreiben, wenn du magst. Oder hier, je nach dem.

Mich interessiert einfach, wie dein Gespräch war. Ob es dir gut getan hat, mit jemand zu reden.
Ob du dir über dich selbst klarer geworden bist und euer Gespräch (zwischen dir und deinem Mann) wieder mehr auf Augenhöhe stattfindet.

Dein "akuter Zustand" erfordert Behutsamkeit und ist kein Indikator, dass du es nicht schaffst mit zwei kleinen Kindern.
Eher sind die Gefühlsturbulenzen der Hinweis, mehr auf dich zu achten. Das ist eine gute Voraussetzung für die evtl. kommenden Anforderungen.

Leider missverstehen wir selbst und unser Umfeld oft diese Zeichen und nehmen sie als Schwäche wahr. Hormongesteuert ist aber nicht "gegen" uns selbst, sondern die Hormone sind ein Teil von uns selbst und tun etwas für uns. Und wenn es uns schwer ist mit uns selbst und wir die Botschaft (noch!) nicht entschlüsseln können, brauchen wir die Umarmung - von anderen und von uns selbst.
Das wollte ich dir auf jeden Fall noch sagen.
Selbstmitgefühl. 💞 Und hören, was für eine Botschaft in den Gefühle, die sich melden, steckt.
Gönn dir jetzt Ruhe und Auszeit, damit du in Ruhe entscheiden kannst.

Nochmal zu deinen Stärken (auch wenn du sie grade nicht so spürst oder verfügbar hast):
Du hast die schwere Anfangszeit geschafft, und ihr habt das erste Lebensjahr als Paar geschafft.
Leicht ist es nicht, aber lohnend und machbar.
Beim zweiten Kind ist aber definitiv alles leichter, auch wenn mehr Aufgaben hinzu kommen.
Es ist Erfahrung und Routine gewachsen.

Und nochmal der Aspekt, der deinem Mann vielleicht auch einleuchten könnte:
Zwei Kinder haben sich gegenseitig. Es entlastet euch langfristig als Eltern. Und vielleicht schon mittelfristig. Und euer Erstgeborenes himself oder herself entlastet es natürlich auch, nicht immer vier Augen und Hände um sich zu haben.
Es sind später vielfältige Aktivitäten möglich: Du mit einem Kind, er mit dem anderen. Oder: die beiden zu zweit und ihr zu zweit.
Eigentlich klasse, dass es nochmal zu einer Schwangerschaft kam in eurem Alter.
Ich bin gespannt. 😊