Hallo,
ich bin in einer psychischen Ausnahmesituation und habe das Gefühl, durchzudrehen.
Ich bin 29, in Partnerschaft, ein Kind (3).
Aktuell ungeplant schwanger in der 9. SSW.
Von der SSW weiß ich „erst“ seit einer Woche. Im Dezember/Januar waren wir als Familie im Ausland. Dort besorgte ich mir unmittelbar nach einer Verhütungspanne die Pille Danach. Der Schock einen Tag vor Abreise: ich bin trotzdem schwanger.
Ich bin verzweifelt und psychisch am Ende. Bin ein Mensch der im Leben wenig halt hat.
Ich habe gerade, im November, nach drei Jahren meine Masterarbeit abgegeben. Den Master habe ich parallel zur Elternzeit gemacht und konnte nebenbei nicht arbeiten. Sprich: ich habe keine Berufserfahrung in dem Feld und die Jobaussichten sind schlecht. Da ich seit Corona (2020) fast nur von zu Hause gearbeitet habe, fällt mir dort einfach nur noch die Decke auf den Kopf. Ich fühle mich gefangen, sehne mich nach Arbeit und Anschluss, finanzieller Unabhängigkeit und Bestätigung. Mein Selbstwertgefühl leidet extrem darunter, dass alle um mich herum arbeiten, nur ich nicht richtig.
Da ich an einer Angststörung leide, habe ich zudem ohnehin große Zukunftssorgen und Selbstzweifel. Meine Eltern sind 2013 und 2023 beide nach langer Pflegezeit gestorben und ich kämpfe seitdem auch mit Depressionen.
Mein Halt im Leben sind mein Partner und mein Kind. Er arbeitet Vollzeit. Mein Kind geht zur Kita. Wir unterstützen uns und können sehr gut reden.
Mein Freund hat die Einstellung: Ich nehme es nun wie es kommt. Klar, für ihn ändert sich in den nächsten Wochen erstmal wenig und er verdient genug (wenn auch nicht viel), um uns durchzubringen.
Aber ich tendiere zu einem Abbruch. Die Vorstellung, jetzt arbeitslos (mein Studistatus endet im März) und schwanger zu Hause zu sitzen, mich nicht wie geplant bewerben zu können und dann ein weiteres Jahr(?)/zumindest mehrere Monate auch danach Hausfrau/Mutter zu sein macht mich absolut fertig. Ich könnte es nicht genießen. Meine Existenzängste werden immer schlimmer und dann frühestens 2025 wieder mit 2(!) kleinen Kindern und ohne Berufserfahrung einen Job zu finden, klingt utopisch. Dazu muss ich mich beruflich auch orientieren, denn ich habe kein klares Berufsziel entwickelt.
Ich habe zudem überhaupt keinen Kinderwunsch oder den Wunsch, schwanger zu sein. Ich bin mit einem Kind zufrieden.
Die Babyzeit war ok, aber ich freue mich, dass mein Kind nun selbstständiger ist. Im Moment schwanger zu sein ist grausam, ich schaffe es kaum, mich noch um mein Kind zu kümmern. Mein Kind ist mein ein und alles.
Mein Partner hat einen Kiwu. Er unterstützt mich aber bei jeder Entscheidung.
Die Beratung habe ich schon wahrgenommen und danach zum Abbruch tendiert.
Ich zögere weil: - Uneinigkeit mit Partner , -Angst vor dem Eingriff,
Hilfe!!!
Keine Luft zum Atmen
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich bereits bei der Konfliktberatung war. Das Gespräch war entlastend aber hat mich eigentlich von meinem festen Entschluss, abzubrechen, wieder etwas verunsichert.
Die Argumente der Beraterin:
- Ich könne in der SS eine Fortbildung machen oder mich weiterbilden, um mich zu orientieren. Recherchiere dazu aber finde nichts, was ich so kurzfristig und mit wenig Geld machen kann außer VHS Kurse
- Ich könne in der SS trotzdem einen Job suchen und die SS verschweigen. Da ich aber so labil bin, glaube ich, damit würde ich nicht gut und souverän umgehen.
- Eine Anstellung mit zwei Kindern zu finden sei nicht unmöglich, auch wenn ich den Berufseinstieg direkt nach dem Studium verpasse (ich glaube aber, dass das sehr naiv ist) - Ich habe keine Ausbildung oder ein sicheres Fach studiert.
Hallo.
Ich würde nur mal kurz auf den Punkt Weiterbildung eingehen:
Wenn du Ende März keine Studentin mehr bist, musstest du dich bereits arbeitssuchend melden. Und beim Arbeitsamt (und auch Jobcenter) gibt es Bildungsgutscheine. Schau mal bei der WBS (Weiterbildung mit System) oder der DEKRA AKADEMIE auf die Internetseiten. Die haben Kurse, die nicht so lange gehen. Manche in Vollzeit, manche in Teilzeit. Wenn es eine Option für dich wäre, suchst du dir ein paar Bausteine raus. Guckst, wie die zeitlich passen und kannst dich auch vor Ort beraten lassen. Wenn du dir da etwas zusammen gestellt hast, gehst du zu deinem Sachbearbeiter beim Amt und legst ihm das vor. Meistens sind die ganz aufgeschlossen dafür. Da fragst du nach einem Bildungsgutschein. Wenn du den ausgestellt bekommst, kannst du die Kurse kostenlos absolvieren. Anfang des Jahres ist der Geldtopf dafür noch voll und die Chance auf Genehmigung sehr groß.
Die Kurse sind entweder individuell startbar (DEKRA AKADEMIE) oder finden online im "Klassenmodus" (WBS) statt. Ich habe beide Systeme als Lernprozessbegleiter getestet.
Vorteil bei beiden: Du kannst dich mit Erwachsenen austauschen/unterhalten. Ich kenne es nämlich selbst, dass einem die Decke zu Hause auf den Kopf fällt, wenn man nur Baby/Kleinkind als "Kommunikationspartner" hat.
Zu deinen anderen Punkten möchte ich nur anfügen, dass ich dich als sehr realistisch und refektierend einschätze, weswegen ich den Eindruck habe, dass du den für dich richtigen Weg finden und gehen wirst - ganz unabhängig von deiner Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft.
Ich wünsche dir alles Gute!
Ich bin ehrlich und denke, dass es für dich für ein weiteres Kind nicht der richtige Zeitpunkt ist.
Generell würde ich erstmal dein Leben ordnen, eine Therapie machen und beruflich überhaupt erstmal starten.
Wieso machst du einen Master, wenn du in diesem Beruf keine Stelle finden wirst und es auch egtl gar nicht arbeiten möchtest?
Wieso willst du so dringend schnell etwas arbeiten, wenn du aktuell mit einem Kind und deinem Leben an sich schon total überfordert bist? Das wird ja mit der Arbeit bzw der Energy die du dafür noch aufbringen musst auch nicht besser.
War dein erstes Kind geplant? Es liest sich generell so, als ob du von Beginn eurer Familiengründung an, etwas überstürzt oder gar nicht geplant hast.
Was willst du denn generell in deinem Leben? Welchen Beruf? Wie wollt ihr euch die Arbeit, Haushalt, Care Arbeite etc aufteilen? Was tust du gegen deinen psychischen Zustand? Wieso kümmerst du dich jetzt erst um die Basisplanung deines Lebens?
Danke für deinen Impuls.
Der richtige Zeitpunkt ist es eher nicht und du hast Recht - ich stolpere so durchs Leben ohne solide Planung. Das hat sicherlich etwas mit meiner Depression zu tun; ich nehme mir Dinge vor und scheitere daran, weil mein Selbstwertgefühl klein ist und meine Ängste groß. Therapie und Beratung sind unabhängig von der Entscheidung unabdingbar und ich bin auch verantwortungsbewusst genug, um das zu priorisieren. Schon für mein Kind.
Meine Studien-und Berufswahl fiel in eine absolut traumatischen Zeit (Tod meines Elternteils zwei Wochen nach dem Abi) und ich habe mir Luftschlösser gebaut, die ich nie in der Realität getestet habe. Der Master war der Versuch, nochmal einzulenken. Ich habe auch drei konkrete Ideen, welche Art von Stellen ich suchen würde. Aber ich habe konkret einfach noch keine Option richtig ausprobieren können, aufgrund der familiären Verpflichtungen neben dem Studium.
Überfordert fühle ich mich mit meinem Kind nicht. Im Gegenteil, in meiner Mutterschaft bin ich sehr zufrieden und denke, ich mache einen guten Job! Die akute Krise ist davon gerade zu trennen. Und auch sonst habe ich her eine „high functioning“ Depression, dh ich kriege den Alltag gut hin, bin aber innerlich oft traurig und antriebslos.
Mein Kind war auch nicht geplant, aber gewollt.
Vor circa einem Jahr war ich in der selben Situation. Es ist wie Zugfahren und man kommt nicht aus der Gedankenspirale. Es war geschrecklich.
Wichtig ist, was DU möchtest. Jetzt ein weiteres Kind zu bekommen weil der Partner es sich wünscht sollte nicht nur ein Grund sein.
Bei mir war es immer, dass ich wollte dass mein Sohn ein Geschwisterchen hat. Ich hätte es nur für ihn gemacht nicht für mich. Ich bin und war zufrieden.
Die Abtreibung macht viel mit einem. Ich denke wirklich jeden Tag darüber nach, wie es wäre 2 Kinder zu haben. Aber ich bereue es nicht. Ich hätte es einfach nicht geschafft. Das muss ich mir einfach zugestehen.
Zwischen mir und meinem Partner hat sich was verändert - es ist einfach so. Da kann man nichts beschönigen.
DU bist die wichtigste Person, wenn du nicht dahinter stehst ist es für keinen gut.