Hallo, ich war bisher stille mitleserin.
Ich bin ungeplant, trotz Verhütung, schwanger geworden.
Ich bin hin und hergerissen was ich jetzt machen soll.
Mein Partner macht es sich gerade recht einfach und lässt die Entscheidung auf meinen Schultern. Also keine wirkliche Hilfe. Deswegen gab es leider auch schon Streit, da ich der Ansicht bin das wir beide zusammen entscheiden sollten was wir wollen. Auch wenn ich als Frau das letzte Wort habe.
Ich denke ein viertes Kind zu bekommen ist schon eine enorme Herausforderung. Aber einen Abbruch kann ich nicht übers Herz bringen.
Dazu kommt das ich von meiner Familie auch nicht viel Hilfe erwarten kann, da werden eher so Sprüche kommen wie ihr wolltet das doch so.
Ich hatte auch schon den Gedanken, vielleicht fangen ja auch Blutungen an und es geht schief. Im nächsten Moment muss ich weinen, weil ich so Gedanken hatte.
Das kleine Mäuschen kann am allerwenigsten dafür.
Ich weiß auch gar nicht was ich hier hören möchte.
Vielleicht hilft es mir auch einfach, das ich das jetzt mal alles runter geschrieben habe.
Vierte Kind
Hallo Boysum,
Danke, dass du dich eröffnest. Ich kann mir vorstellen, dass du gerade in einer sehr anstrengenden und belastenden Situation bist. Ich habe ein paar Gedanken, die ich gerne mit dir teilen möchte und die dir vielleicht auch helfen.
Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich bei dem Gedanken an einer Abtreibung schlecht fühlst. Gesellschaftlich wird auch viel dafür getan, dass Frauen, die abtreiben, sich schlecht fühlen. Es ist immer noch ein Tabu und ein Thema, dass sehr stark moralisiert wird, zum Beispiel von christlicher bzw. von religiöser Seite bzw. allgemein von konservativer Seite. Und diese Vorstellungen darüber, dass eine Frau, die Abtreibung etwas Schlimmes tut, prägen uns.
Zum Glück leben wir in einem Land, in dem man zumindest straffrei abtreiben darf und die Gründe für eine Abtreibung sind so individuell wie die Frauen selbst. Dein Körper gehört dir, die Entscheidung über deinen Körper und dein Leben ist deine Entscheidung. Du tust nichts Schlimmes, nichts moralisch Verwerfliches, wenn du dich für eine Abtreibung entscheidest. Es geht auch niemanden etwas an, du musst dich vor niemandem rechtfertigen, sondern dir selbst sagen: ich darf über meinen Körper entscheiden.
Ich bin darüber gestolpert, dass du sagtest, du hoffst, es kämen Blutungen und es gehe schief. Mein Eindruck ist, dass hier vielleicht deutlich wird, dass du dir eigentlich kein viertes Kind wünschst, weil es einfach zu viel ist, aber dein moralisches Dilemma dich fertig macht. Oder täusche ich mich hier?
Egal, was du tust, beides ist okay. Wenn du dich dazu entscheidest, die Schwangerschaft nicht zu beenden, und dich gut mit der Entscheidung und dich unterstützt fühlst, klingt das nach einer sinnvollen Sache. Wenn der Gedanke, an eine weitere Schwangerschaft bzw. ein weiteres Kind dich aus welchen Gründen auch immer stark belastet und du es dir nicht vorstellen kannst, ist das auch okay.
Ich finde es nicht richtig, dass Leute hier ihre eigene Lebenssituation auf dich projizieren. Jede Lebenssituation ist individuell und es geht hier gerade um dich, um deine Geschichte und nicht um das eigene Leben. Nur weil es eine Person mit vier Kindern in einer kleinen Wohnung geschafft hat, heißt das nicht, dass das automatisch für die andere Person einfach wird. Solche simplen Übertragungen von Lebenskonzepten funktionieren einfach nicht. Am Ende muss jede Person in ihren individuellen Bedingungen ihr Leben meistern.
Egal, wie du dich entscheidest, es ist die richtige Entscheidung! Ich wünsche dir viel Kraft dabei!
Natürlich ist Abtreibung etwas schlimmes. Manchmal ist es die weniger schlimme von zwei schlimmen Entscheidungen, sodass es dann die beste unter allen schlimmen Möglichkeiten ist. Eine Abtreibung ist auch moralisch verwerflich - nur manchmal wäre es eben moralisch noch viel verwerflicher, das Kind zu behalten, sodass die Abtreibung die "moralisch richtigere" Entscheidung ist. Aber du redest dir hier gerade etwas schön, was man nicht schön reden kann.
Hallo 🫶🏼
Ich stand vor 6 Monaten vor dem selben Problem. Der Papa des Kindes sagte er sei mit jeder meiner Entscheidung einverstanden ich soll entscheiden .Doch dies wollte ich nicht akzeptieren. Es ist doch auch sein Kind und er muss doch auch eine Meinung haben dachte ich mir. Und ich sprach es auch aus. Seine Antwort war das es doch eh egal ist was er sagen würde den , Die Entscheidung treffe ich. Natürlich stimmt es. Das letzte Wort haben wir Frauen. Doch ich wollte die Meinung des Vaters trotzdem wissen. Er sagte dann er möchte dass , das Baby zur Welt kommt und ein paar Tage später sprach er von Abtreibung. In dem Moment beschloss ich nur auf mich zu hören. Ganz allein auf mich.
Ich stellte mir die Frage wie mein Leben weitergeht nach einer Abtreibung. Wie werde ich mich fühlen ein fremdes Baby im Arm zu haben und zu wissen mein eigenes abgetrieben zu haben. Was ist wenn ich plötzlich doch ein Kinderwunsch in 3 Jahren habe ? Was wenn ?
Ich stellte mir genauso viele Fragen was ist wenn das Baby zur Welt kommt. Werde ich jedem Kind gerecht ? Wie soll das Leben weiter gehen ? Sie wird mein Leben aussehen ? Was ist wenn es tatsächlich meine letzte Möglichkeit wäre noch einmal ein Baby zu bekommen ? Es waren so viele Fragen in meinem Kopf. Was ich dir mit meinem Gelaber hier sagen möchte :
Versuch tief in dir zu hören was der richtige Weg ist. Mit allen unschönen Seiten und allen schöne Seiten. Denn am Ende des Tages bist du auf dich allein gestellt. Und falls du auf ein Zeichen gewartet hast das alles gut wird...hier ist es 🫶🏼 alles wird gut. Du wirst eine richtige Entscheidung treffen egal wie diese aussieht.
Wie hast du dich damals entschieden
Vielen Dank für eure lieben Worte.
Wir haben gestern abend nochmal ein ausführliches Gespräch gehabt.
Mein Partner hat sich auch dazu geäußert jetzt. Es wird drauf hinauslaufen das wir das Mäuschen bekommen werden.
Ich hadere zwar noch etwas, aber denke wir werden das schon alles schaffen:)