Solide Verhältnisse, trotzdem Abbruch ?

Guten Abend,

wir sind absolut glücklich in unserer aktuellen Familienkonstellation (Eltern und 1 Kind).

Bisher haben wir 10 Jahre problemlos verhütet und nicht eine Panne gehabt, jedoch ist es jetzt passiert… ich hab positiv getestet. Bin in der 5. Woche.

Wir sind uns eigentlich sicher mit der Familienplanung fertig zu sein, klar ein Baby ist immer toll aber das ist ja nicht alles am Kind groß ziehen. Unser Junior kommt in 2 Jahren in die Schule, wir sind beide beruflich gut aufgestellt und leben unser Leben so wie es aktuell ist perfekt und glücklich. Wir sind uns einig, dass wir es zwar schaffen würden aber zu welchem Preis, unsere gut funktionierende Ehe und Familie riskieren, meine Karriere in den Sand setzen, unsere Freiheiten - trotz einem Kind - alle aufgeben, meine Nerven sind trotz einem tollen Kind oft gut ausgelastet. Ich hab keine Nerven für 2. Dazu kommt der finanzielle Aspekt, alles ist / wird teurer und wir haben gewisse finanzielle Verpflichtungen, Elterngeld würde mich wieder gesamt nach hinten werfen.
Ja das sind alles egoistische gründe… ich will nicht dem 2. Kind und auch meinem 1. nicht gerecht werden können, ich möchte nicht nochmal ewig zurückstecken.

Wir haben schon lange gesprochen das der Mann zum Urologe geht, wir haben jedoch es uns noch bis Mitte / Ende 30 offen lassen wollen. Jetzt geht er doch direkt zeitnah.

Einen Termin bei der Beratungsstelle habe ich in wenigen Tagen, Frauenarzt Termin im September (7. Woche). Man soll einen Herzschlag sehen, vorher überweisen sie mich nicht zur Praxis wo der Abbruch gemacht wird - wurde mir so gesagt.

Uns ist bewusst das diese Entscheidung uns eine Weile beschäftigen wird, aber wir sind nicht bereit unser bestehendes Leben und eine gute Familie zu gefährden weil es nicht so sein soll. Wir haben weder unverantwortlich noch leichtsinnig die Verhütung weggelassen oder was riskiert. Ich bin so glücklich mit meiner Situation sowie innerfamiliär als auch beruflich… Ich will das nicht aufgeben 😭

Mein Mann steht hinter mir, redet mit mir über alles, lässt mich nicht hängen oder ähnliches!

Mir ist klar das mir niemand einen akuten Rat / Tipp geben kann, aber vielleicht nochmal Ansichten oder so… ein wenig Austausch würde mir gut tun.

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Das hätte fast genauso unsere Geschichte sein können, außer, dass wir bereits 2 Kinder (beide geplant) haben.

Plötzlich hatte ich vor 2 Monaten den positiven Test in der Hand und fing sofort an zu zweifeln, dass wir ein drittes niemals schaffen können ohne riesige Abstriche zu machen.
Ich hatte gerade wieder angefangen meinem Sport nachzugehen mit Meisterschaften usw. Im Job war ich auch so richtig drin, alles war perfekt, die Bedingungen, Gehalt etc. für nichts wollte ich das alles aufs Spiel setzen.

Dann hatte ich direkt ein Beratungsgespräch weil ich mir alle Optionen offen halten wollte. Danach war mir klar - abtreiben kann ich nicht. Das würde mich psychisch mehr belasten als alles andere. Wir entschieden uns für das Kind.

Harte fast 3 Wochen hab ich auf den ersten FA Termin gewartet. Der Embryo war kleiner als berechnet, noch kein Herzschlag also 10 Tage später Kontrolle, da sich vielleicht der ES einfach verschoben hat. Dann stand fest, das wird nichts mehr. Missed Abortion. Lange 2 Wochen später dann die Ausschabung. Ich habe die Wochen über geheult wie ein Schlosshund. Auch wenn irgendwo Erleichterung mitschwang überwog einfach eine unsagbare Traurigkeit und Scham überhaupt jemals das Kind nicht so richtig gewollt zu haben.

Aber das schlimmste kommt eigentlich erst noch. Am Tag der Feststellung MA wurde uns eröffnet, dass unser Sportteam aufgelöst wird, wir nicht mehr zusammen auf Meisterschaften fahren werden, kein Training, nichts. Gestern die nächste schlechte Nachricht - die Firma macht zu. Ich verliere meinen Job und muss mir was neues suchen.

Jetzt stehe ich hier ohne mein wichtiges Hobby und ohne Job, die die größten Sorgen beim 3. Baby waren. Aber ich stehe eben auch ohne Baby da.

Ich möchte damit nur ein bisschen die Ansicht geben, dass alles was man gerade im Leben als unabdingbar sieht, vielleicht irgendwann einfach nicht mehr da ist. Dem sollte man sich immer bewusst sein.

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Hey am Ende ist es eure Entscheidung und wichtig ist es diese im Einklang und vielleicht auch gemeinsam zu treffen.

Persönlich denke ich dass eine Herausforderung und ein Wenig Chaos genau das sein kann was eine perfekte Harmonie durchbricht und Bereicherung bringen kann.

Wenn ihr solide aufgestellt seit klappt es sicher miteinander.
Pragmatische Gründe sind passend für Menschen die das Prioritär sehen.

Für alles gibt es einen Grund und wenn ihr euch dagegen Entscheidet wird auch das passend sein.

Die Frage ist was du in dem Forum erfahren möchtest?
Am Ende musst du mit der Entscheidung Leben.
So oder so für immer.
Kannst du einen Cut machen und dankbar auf dein Leben Blicken.

Oder wirst du es irgendwann im Kopf durchgehen was wäre wenn.

Niemand kann dich beurteilen und verurteilen.
Ich wünsche Dir alles Liebe✨💞✨
Viel Kraft für diese Entscheidung

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Ich habe mich bisschen gefragt, was wohl deine Erwartung hier an das Forum ist?

Dann habe ich mir gedacht: Es ist wohl genau so, wie du schreibst.
Du bist dir „eigentlich“ sicher. Also, ihr seid euch „eigentlich“ sicher, dass ihr nicht noch ein Kind wollt.
Heißt, dass es auch noch eine andere Seite gibt. Etwas, was ihr eigentlich auch schön fändet.

Ich weiß nicht, ob ein Unterschied ist zwischen dir und deinem Mann (oder Partner)?
Du schreibst oft „uns“.
Das kriegt dir dann miteinander hin, dass jedes von euch für sich spricht und ihr das gegenseitig aufmerksam hört.

Du musst dich nicht verteidigen. Es sind keine egoistischen Gründe, finde ich.
Ich frage eher, ob du alles etwas zu dunkel siehst. Dass du deine Karriere in den Sand setzt, ewig zurückstecken müsstest, beiden Kindern nicht gerecht werden könntest.

Hast du heute oder eben erst getestet? Kann es sein, dass du noch völlig geschockt bist vom Ergebnis?
Ihr habt schon miteinander geredet.
Du musst ja auch zu einer Beratung.
Ich denke, da werden noch einige Gespräche folgen.

Meine Ansicht:
Du siehst jetzt nur das Negative. Es kann alles super schön werden. Ein Geschwister ist für ein Kind eine echte Bereicherung. Und macht euch längerfristig auch einiges leichter: Sie beschäftigen sich miteinander. Und sie erziehen sich gegenseitig auf Augenhöhe. Also "teilen" z.B., Rücksicht nehmen und was es alles gibt ...

Von einem Plan abrücken ist schwer.

Ein Abbruch hat auch seinen Preis. Und auch dadurch würde sich eure Familie auch irgendwie verändern, natürlich nicht so.

Das waren jetzt mal so meine Gedanken. Vielleicht bringen sie dich weiter in deinen eigenen Gedanken.
Das solide Fundament bei euch ist toll! Darum würde euch manche Familie beneiden. Aber so ist es halt im Leben. Nicht jeder kann alles haben.

Ach ja, das mit dem Urologen-Termin. Das sehe ich eher ein bisschen mit Humor. Vielleicht dass das eben noch „durch“ sollte!?

Redet weiter miteinander und wäge für dich selbst ab.
Was dir wichtig ist (beruflich und familiär) ist nicht sooo gefährdet durch ein zweites Kind. Das kannst du alles weiterführen. Es verändert sich. Das stimmt natürlich. Und mit einem zweiten Kind käme auch viel anderes Schönes in eure Familie. Aber das ist dir ja bewusst.

Ein Abschied von einer bestimmten Vorstellung und aus der Komfortzone ist nicht so einfach. Da verstehe ich dich gut.
Ich bin gespannt, wie du den Weg weiter gehst!

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"Warum haben wir das bloß getan" war der erste Gedanke, als ich den gewünschten positiven Test vor über 2 Jahren in den Händen hielt.
Unser großes Kind ist glücklich als großes Geschwister und die beiden sind mittlerweile ein Herz und eine Seele.

Ich habe gerade auch den Eindruck, dass du alles etwas zu schwarz malst.

Warum sollte ein Baby eure Ehe und Familie zerstören? Warum solltest du unglücklich werden? Wieso sollte es euch finanziell zu stark belasten, obwohl ihr gut aufstellt seid? Warum ist ein Kind für die Karriere kein Problem, ein weiteres Baby setzt sie in den Sand?

Ich kann absolut nachvollziehen, dass du froh um die Freiheiten bist, die du mit einem 4-jährigen Kind wieder hast- das Baby wird ja auch wieder wachsen. Betreuung mit einem Jahr finde ich auch legitim. In meinem Umfeld gab es auch Frauen, die sind nach einem halben Jahr wieder arbeiten gegangen.
Kann man auch organisieren.

"ich möchte nicht nochmal ewig zurückstecken." Auch mit Baby muss man nicht zurückstecken. Gibt es Großeltern, die einspringen? Könnt ihr beide vielleicht Stunden reduzieren?

Ich denke, dass die Schwangerschaft noch sehr frisch ist. Warte erstmal ab, schau, ob das Herz schlägt. Vielleicht legt sich das Chaos bis dahin und ihr seht danach klarer. Vielleicht habt ihr danach Ideen, wie ihr euch aufstellen könnt, um Eltern zweier Kinder zu werden, oder ihr wisst, dass ihr schlicht kein zweites Kind möchtet.

Liebe Grüße
Schoko

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Das ist dich vollkommen legitim und sogar die "beste" Begründung von allen. Es gibt für euch keine äußeren Beweggründe, es gibt keine Uneinigkeiten zwischen euch als Paar - ich sehe nicht, wieso euch der Abbruch länger beschäftigen sollte. Ihr wollt es einfach nicht, nicht jetzt, nicht in einem Jahr und auch nicht wenn ihr plötzlich Millionäre wärt. Also muss man auch nichts mit "was wäre wenn" bereuen am Ende. Das tut mir man nur, wenn man am Ende feststellt, dass man Gründe vorgeschoben hat (also z.b. man selbst will das Kind behalten, der Partner aber nicht, um die Beziehung zu retten treibt man ab, Beziehung geht trotzdem in die Brüche. Oder man redet sich ein dass es finanziell nicht klappt und rechnet nach dem Abbruch durch, dass es irgendwie doch geklappt hätte.)

Dass der Abbruch erst nach Herzschlag stattfinden kann, ist grober Unfug und fahrlässig. Du brauchst auch keine Überweisung, den Abbruch musst du selbst bezahlen. Also ab zum Abtreibungsarzt und los. Ohne Überweisung vom FA oder sonstigem Quatsch. Du brauchst nur 3 Tage zwischen Beratung und endgültigem Eingriff. Im Regelfall macht der FA der die Abtreibung vornimmt aber vorher auch eine Vorunrersuchung, zu deinem eigenen FA musst du da gar nicht.

Achso, weil du dir Austausch wünschst:
Ich habe einen fantastischen Sohn, der etwas älter ist als eurer. Er war ungeplant, ich habe den Termin jedoch am Ende vor dem Abbruch wieder abgesagt. Es war sehr, sehr gut, dass wir trotzdem uns diese Option offen gelassen hatten, es war aber nie so eindeutig wie bei euch, es war eher beides nicht ideal. Die Sorgen waren ab der Sekunde der Geburt verflogen, auch wenn definitiv nicht immer alles einfach war. Auch bei uns hat sich jetzt unverhofft Nr.2 angekündigt und ich habe ähnliche Gedanken gehabt wie du. Ich finde unser Einzelkind fantastisch :-) aber es gibt auch aus meiner Sicht viele positive Seiten an der Situation und so langsam freue ich mich über das Baby. Und was das für karriere/beziehungs/finanzielle Aussichten hat - werden wir dann sehen. Unser Sohn würde ich für kein Geld der Welt, keine Beziehung der Welt (egal wie toll ich meinen Mann finde) und keinen Beruf der Welt aufgeben wollen. Aber das war eben schon ab positivem Test so.
Du hast ja jetzt schon eine klare Meinung, die eben auch vollkommen ok ist! Und da finde ich es ehrlich nicht ok, dass man dich noch 2 Wochen leidern lässt. Auch ein Berstungstermin muss sofort möglich sein, und ein Termin bei dem FA der den Abbruch durchführt sowieso. Das geht absolut nicht dich so lange warten zu lassen, ggf. Durch Übelkeit und co. Durch zu müssen.

Alles Gute euch.

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Hey, du brauchst keine Überweisung für die Abtreibungspraxis und musst auch nicht warten, bis man den Herzschlag erkennt. Wer hat dir das denn gesagt? Ganz im Gegenteil wäre es, wenn man sich so klar für den Abbruch entschieden hat wie du/ihr, viel besser, den Abbruch so früh wie möglich durchzuführen. So läuft es ab:

Schritt 1: Beratungsstelle anrufen und einen Termin vereinbaren

Es muss eine staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftskonfliktberatung sein, nur die dürfen den Beratungsschein ausstellen (z.B. Pro Familia, AWO, Caritas, Diakonie, Gesundheitsamt ...)

Schritt 2: einen Arzt anrufen von der Liste, die du dort bekommst und einen Termin vereinbaren. Auf der Liste steht meistens auch, welche Praxis Abbrüche operativ oder medikamentös durchführt. Sonst musst du das in der Praxis erfragen.

Schritt 3: die Praxis sagt dir wie es weitergeht. Zuerst findet ein Aufklärungsgespräch statt und die Schwangerschaft wird per Ultraschall überprüft. Dann kann der Abbruch erfolgen, frühestens am 4. Tag nach der Beratung (3 volle Tage Bedenkzeit).

Wenn du dich doch gegen einen Abbruch entscheiden solltest, kannst du alles problemlos absagen.

Falls du finanziell nicht gut dastehst kannst du parallel bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Dafür wird nur allein deine finanzielle Situation geprüft. Braucht aber schon mal mehr Zeit ...

Bei meinem eigenen Frauenarzt würde ich eher nicht fragen. Es sei denn du weißt sicher, dass dein FA eine positive Einstellung zu Abtreibungen hat.

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Hallo

Nein, einen Herzschlag brauchst du nicht für eine Überweisung. Nach dem Beratungstermin ist eine Bedenkfrist von 3 Tagen einzuhalten und danach ist ein Abbruch möglich. Du erhältst eine Liste mit Ärzten, die Abbrüche durchführen und kannst dort einen Termin selber vereinbaren.

Nun, Du hast doch alles schon gesagt. Ihr seid absolut glücklich mit Eurer aktuellen Familienkonstellation. Ihr seid eigentlich sicher, mit der Familienplanung fertig zu sein.
Was für eine Karriere hast Du denn?
Ihr wollt Eure Freiheiten nicht aufgeben. Du selbst bist schon ausgelastet. Jede Frau ist einzigartig. Eine ist mit 2 Kindern ausgelastet, eine andere schon mit einem. Jede hat ihre eigenen Grenzen.
Klar, finanziell wird alles teurer. Und zwei Kinder kosten mehr als eines. Du willst nicht nochmals zurückstecken. Ihr habt nicht leichtsinnig die Verhütung weggelassen oder etwas riskiert

Ich denke nicht, dass Du noch irgend einen Rat oder Tipp brauchst oder Ansichten. Oder willst Du, dass jemand Dich verunsichert? Du hast doch Deine Entscheidung klar begründet.

Freundliche Grüsse

tm

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Ich finde deine Überlegungen ganz normal. Wenn man nicht damit gerechnet hat.
Da ist das "eigentlich" ein wichtiges Wort.
Und da brauchst du Zeit.
Hier schreiben Frauen von ihren Geschichten. Sie dachten und wollten auch "eigentlich". Geht es uns nicht oft so?
Lass dir jetzt Zeit.
Die Beratung ist schon bald und der Termin beim Arzt ja auch. Das mit dem Herzschlag stimmt so nicht. Bei der ersten Untersuchung wird geschaut, ob sich das Kleine in der Gebärmutter eingenistet hat oder ob eine Eileiterschwangerschaft vorliegt. Das kennst du ja alles.
Und auch, dass die Wochenangabe beim Test sich von der tatsächlichen Woche unterscheiden kann. Und dann auch wieder: von wo aus gerechnet wird.
Alle Gute für dich und eure Familie! Und für das Beratungsgespräch.
Formuliere dein Anliegen vorher, was dir wichtig ist. 😘

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Hallo und wie geht es dir?
Haben dir die Antworten was gebracht? Oder die Beratung (falls der Termin jetzt schon war)?
Und wie ist das Gespräch zwischen euch beiden.
Das ist ja der wichtigste Austausch.
Und dein Mann lässt dich nicht hängen. 🥰