Ungewollt schwanger mit 39

Hallo zusammen,

Ich habe mich hier angemeldet, um zum einen mir das hier von der Seele zu reden und um Erfahrungsberichte von anderen Frauen, die in einer ähnlichen Situation waren, zu erhalten.

Mein Mann (42) und ich sind fast 13 Jahre verheiratet. Ich war damals 26, er 29. Mein Mann ist ehemaliger US-Soldat und seit 2013 erwerbslos mit passivem Einkommen. Er war schon mal verheiratet, hat zwei Kinder und hatte 2007 eine Vasektomie. Ich hatte mir als Kind, Teenager und junge Erwachsene immer vorgestellt, Kinder zu haben - wahrscheinlich, weil ich das von zu Hause so kenne, meine Mutter war immer Hausfrau und Mutter, und weil das eben die gesellschaftlichen Vorstellungen sind. Mein Mann hat dann 2014 die Vasektomie rückgängig machen lassen, aber mit geringer Erfolgschance. Im gleichen Jahr sind wir nach Deutschland gezogen und ich habe in Vollzeit angefangen zu arbeiten. Damals habe ich dann mit der Pille verhütet, weil ich nur befristete Arbeitsverträge hatte. Ca. 2018 habe ich die Pille abgesetzt und wir haben es darauf ankommen lassen, allerdings ohne Erfolg. Da nichts dabei rumgekommen ist, war ich mir sicher, dass die Vaso-Vasektomie definitiv nicht erfolgreich war und habe nicht weiter verhütet. In der Zwischenzeit, wahrscheinlich auch durch meine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, habe ich meine Einstellung zum Thema eigene Kinder auch geändert und habe mich immer mehr nicht in der Mutterrolle gesehen. Ich habe kein besonderes Interesse an den Kindern meiner Freundinnen, der Anblick von Babys löst bei mir keine Emotionen aus und ich habe das Thema schließlich für mich komplett abgehakt und bin auch glücklich mit der Entscheidung. Nun hatte ich vor kurzem zwei, drei Tage Blutungen und hatte darauf gewartet, dass meine Periode nun so richtig los geht, aber das kam nicht. Ich hatte gedacht, dass das am Stress liegt oder die Wechseljahre so langsam einsetzen. Mein Mann meinte, ich sollte einen Schwangerschaftstest machen, was ich dann auch gemacht habe. Der Test war tatsächlich positiv, war auch beim Frauenarzt und wurde bestätigt, kann aber maximal in der 4. Woche sein. Mein Mann freut sich, wünscht sich schon lange die Möglichkeit, ein Kind großzuziehen, weil er das bei seinen jetzt erwachsenen Kindern nicht gemacht hat. Ich freue mich nicht und komme mir vor wie in einem schlechten Film. Ich habe aktuell noch keinerlei Symptome, fühle mich auch nicht schwanger.

Unsere Situation ist eher schwierig. Mein Mann leidet unter PTBS und Depressionen, er hat seit Jahren keinen vernünftigen Tagesablauf, schläft oft bis mittags oder länger oder schläft auch mal einfach gar nicht, spricht kaum deutsch und hatte bisher kaum Motivation, deutsch zu lernen. Ich wiederum arbeite in Vollzeit und bin an meiner Belastungsgrenze. Dazu kümmere ich mich überwiegend um den Haushalt, Einkauf, Wäsche, Terminvereinbarung, Behördenangelegenheiten, Rechnungsbegleichung etc. Weil mein Mann schlecht Deutsch spricht, muss ich ihn oft zu Ärzten und anderen Terminen als Übersetzerin begleiten. Wir haben außerdem zwei ältere Hunde, eine davon ist krank, kann nur noch schlecht laufen, braucht viel Pflege und Medikamente, was natürlich auch Geld kostet. Außerdem wollte ich nächstes Jahr meinen Master nebenberuflich beginnen, damit ich beruflich weiterkomme. Finanziell ist es aktuell nicht knapp, aber ein Jahr Elternzeit können wir uns nicht leisten, weil ich anscheinend Gutverdienerin bin und bei 1800 Euro Schluß ist... das sind in etwa unsere Fixkosten. Dazu habe ich noch Eltern, die auf die 80 zugehen, die eventuell auch irgendwann noch meine Unterstützung brauchen, weil meine Geschwister weiter weg wohnen.

Mein Mann sagt mir zwar, dass sich mit Kind alles ändert, er Deutsch lernt und sich kümmert, wenn ich dann relativ zeitnah nach dem Mutterschutz weiter arbeiten müsste. Ich bin sehr skeptisch, weil ich das ja nun seit mehr als 10 Jahren live miterlebe und es ihm schon schwerfällt, sich um die beiden Hunde zu kümmern, die er haben wollte. Unter dem Strich gibt es für mich nur eine Möglichkeit, aber ich bin wegen meines Mannes und vor allem seines mentalen Gesundheitszustandes sehr im Zwiespalt.

Liebe Grüße und schon mal danke fürs Lesen und eure Rückmeldungen.

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Hallo!
Du bist anscheinend eine Frau die fest im Leben steht, reflektiert ist und die auch genau ihre Grenzen kennt.
Beim Lesen deines Textes habe ich den Eindruck, dass deine Entscheidung schon gefallen ist und du noch einen Weg suchst es deinem Mann zu sagen.
Ich wünsche dir alles Gute!

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Hey liebe Thread-Erstellerin,

Ich bin aktuell auch ungeplant schwanger und ich weiß, wie schwierig die Entscheidungsfindung sein kann! Also erstmal eine digitale Umarmung zu dir!

Es ist natürlich wichtig, dass du deinen Mann in deine Entscheidung einbindest, aber am Ende musst DU hinter der Entscheidung stehen. Er verspricht dir jetzt viel, aber die Frage die du dir stellen sollstest, ist: was wäre, wenn er sich nicht ändert? Was ist wenn du ganz alleine in der Situation wärst?

Ich wünsche dir und euch alles Gute!

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Hallo, dich hat die Schwangerschaft auch überrascht. Das kann einen ziemlich überfordern und du findest es schwierig, zu einer guten Entscheidung zu finden. Wie geht es dir inzwischen? Was würde dir helfen, ein bisschen zur Ruhe zu kommen, um klarer zu sehen?
Alles Gute!

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Die Entscheidung liegt bei dir.
Das dein Mann sich ändern will glaube ich ihm.
Aber das will er schon lange aber es passiert nicht weil er es durch seine Krankheit nicht kann.

Dein Mann ist wie dein Kind.

Er ist nicht gewillt deutsch zu lernen und du musst ihn immer noch zum Arzt begleiten.
Den Haushalt machst du auch obwohl er zu Hause ist.

Ich würde ihm das Kind nicht den ganzen Tag anvertrauen.
Es geht nicht darum das er es nicht will sondern weil er es nicht kann.

Deshalb musst du entscheiden wie es weiter geht.

Alles gute dir