Ich bin völlig verzweifelt und suche dringend Erfahrungsberichte und Ratschläge. Ich wurde ungeplant schwanger und hatte anfangs eine Abtreibung in Erwägung gezogen, wollte das Kind dann aber behalten. Mein Freund war von Anfang bis Ende dagegen (es gab relevante Gründe... Finanzen, Gesundheit, zu wenig zusammen erlebt vorher). Aus Angst vor einer Schwangerschaft unter Konflikten und möglichen Streitigkeiten nach der Geburt, habe ich nachgegeben. Und ich habe es bereut. Ich sehe mich bereits vor der Notwendigkeit einer Therapie. Er hat mir danach liebevoll und fürsorglich beigestanden, aber wie erwartet gab es Streit und nun herrscht Funkstille (wir wohnen getrennt). Er ist nicht gegangen, ich wollte dass er geht. Ich habe es nicht ertragen. Weder dass er weint, noch dass er nicht weint. Vorher war alles schön mit uns. Wir wollten noch viel miteinander erleben, was ua. auch ein von meiner Seite aus relevanter Grund für die Abtreibung war. Und nun liegt die Beziehung in Scherben und ich bin allein. Ohne mein Kind und ohne meinen Freund. Für was??? Ich wollte doch eben NICHT, dass es umsonst war. Ich komme mir vor wie in einer falschen Realität. Ich kann nicht mal fassen was ich hier schreiben muss.
Gibt es hier jemanden, der mir sagen kann wie es weitergehen kann? Gibt es Beziehungen, die es geschafft haben? Wenn ja, wie? Gibt es Beziehungen, die daran sogar gewachsen sind? Oder wars das?
Bez nach Abtreibung - Dringend Erfahrungen Rat
Hey, wie lange ist der Abbruch denn her? Vielleicht steckst du ja noch mitten in der Trauerphase und musst das ganze tatsächlich erst mal verarbeiten.
Dein Freund hat dir beigestanden, aber du wolltest, dass er geht, weil du ihn nicht mehr ertragen hast - so habe ich deinen Text verstanden. Also liegt es doch an dir, ob du ihn zurücknimmst und die Beziehung weiterführst. Gib dir/euch einfach noch etwas mehr Zeit. Wenn es dir dann immer noch nicht möglich ist, zieh einen Schlussstrich, bevor ihr euch gegenseitig kaputt macht!
Ich habe selber abgetrieben und weiss, in welchem Konflikt man als ungewollt Schwangere steckt, mit all den furchtbaren Ängsten, Unsicherheiten und Zweifeln. Aber ich habe meine Entscheidung ganz alleine für mich getroffen. Ein Kind hat zu der Zeit nicht in meinen Lebensplan gepasst und der war mir absolut wichtig. Ich stehe 100 % dazu und habe es keine Sekunde bereut - im Gegenteil. Mein Freund hat mir beigestanden, wir haben uns geschworen, dass uns so etwas nie wieder passiert und es ist bis heute gut gegangen.
Du schreibst von relevanten Gründen, aus denen deinem Freund dieses Kind, das entstanden wäre, von Anfang an nicht wichtig gewesen ist. Du hast dich für die Abtreibung entschieden und Erwartungen an deinen Freund und eure Beziehung daran geknüpft. Ich denke und hoffe, wenn dir das Kind wirklich wichtig gewesen wäre, hättest du anders gehandelt. Denn sonst wäre es keine sehr erwachsene Entscheidung gewesen.
Wenn du jetzt nicht mehr dazu stehen kannst und darunter leidest und außerdem die Schuld und Verantwortung bei deinem Freund siehst, solltest du das ganze tatsächlich in einer Therapie aufarbeiten. Dafür wünsche ich dir alles Gute!
Sehr aktuell ist er her. Ja, es liegt an mir, ob es weitergehen wird, wie vor dem ganzen. Ich weiß nur nicht WIE man das machen soll. Nochmal und weiter darüber reden? Wie lange soll man das tun? Wann wird es gut sein? Man muss ja irgendwann zurück, OHNE das Thema. Aber wie soll man so weiter machen wie davor? Als wäre nichts gewesen?! Wann wird das Thema nicht mehr aktuell? Der ET nächstes Jahr wird auch heftig...
Danke, dass du deine Erfahrung mit mir teilst. Am hilfreichsten sind Ratschläge von Frauen, die wissen wie das ist. Das Kind war mir wirklich wichtig. Mehr als das. Aber gerade DESWEGEN habe ich es gehen lassen. Ich wollte das beste für das Kind. Ich wollte keine Schwangerschaft unter Konflikten oder einen Vater, der komplett überfordert damit ist. Aber natürlich denke ich oft, dass es nicht so hätte kommen müssen. Vielleicht hätte er sich noch damit angefreundet, nach dem ersten Schock Leider kann man nicht in die Zukunft schauen. Vielleicht war es die richtige Entscheidung, vielleicht nicht.
Ich möchte nach wie vor ein Kind, nur unter tatsächlich besseren Voraussetzungen. Ich denke ob unserer Beziehung eine Zukunft hat, wird sich daran zeigen, ob er zukünftig Kinder komplett ausschließt oder bereit ist, sobald alles besser passt.
Auf den Status Quo vor der Schwangerschaft kommt ihr nicht mehr zurück. Ihr braucht auch nicht so tun, als wäre nichts passiert, denn es ist ja etwas passiert. Also würde ich an deiner Stelle immer mit deinem Freund darüber reden, wenn dir danach ist. Auf keinen Fall so tun, als wäre jetzt mal genug und alles okay, wenn dem nicht so ist. Ist dein Freund denn grundsätzlich verständnisvoll? Ihm muss eigentlich klar sein, dass du eine große Last zu tragen hast und es nicht von jetzt auf gleich wieder werden kann, wie früher - falls das überhaupt möglich sein sollte, was ich bezweifle.
Seid ihr denn ursprünglich beide davon ausgegangen, dass ihr die Schwangerschaft und den Abbruch "vergessen" könnt? Ich glaube, das kann man als Frau nie. Bei mir ist es jedenfalls so. Mein Abbruch liegt ein paar Jahre zurück und ich denke immer wieder daran. Aber eher positiv, ich war überzeugt, das richtige zu tun und hinterher wusste ich, dass das stimmt und es ist bis heute dabei geblieben. Ich weiss ja, wo ich heute stehe und vieles davon hätte ich mit diesem Kind nicht erreicht. Ich kann mich auch noch genau erinnern, wie furchtbar ich mich mit dieser ungewollten Schwangerschaft gefühlt habe. Es hat ein unvorstellbarer Druck auf mir gelastet, ich fühlte mich innerlich wie tot, war nicht ich selbst bzw fühlte mich irgendwie fremdbestimmt und hatte kaum Kraft, diese ganzen Termine wahrzunehmen. Aber mir war schnell klar, dass ich da kein Kind wollte und nach dem Abbruch ist diese ganze Last recht schnell von mir abgefallen. Trotzdem macht das ja was mit einem, ich musste das alles auch verarbeiten und für mich stand fest, dass ich alles tun muss, damit ich niemals wieder in diese Lage komme. Mein Freund konnte sich auch nur meine Gedanken dazu anhören, wir waren da aber komplett auf einer Linie. Ausser für mich da sein konnte er nicht viel tun. Er fühlte sich einfach nur schlecht, weil er mir das angetan hat, dass ich ungewollt schwanger wurde. Aber ich habe ihm das nie vorgeworfen, Unfälle können halt passieren und "schuld" waren wir beide. Vielleicht ist der Unterschied bei mir zu dir auch, dass ich den Abbruch null komma null wegen meinem Freund gemacht habe (obwohl er sehr erleichtert darüber war).
Deinen Ansatz, mit deinem Freund zu klären, ob er grundsätzlich für Kinder bereit ist, wenn die Rahmenbedingungen passen, finde ich gut. Du spürst jetzt, dass ein Kinderwunsch vorhanden ist und möchtest darauf "hinarbeiten". Du hast jetzt verantwortungsvoll gehandelt, die Umstände sind aktuell nicht passend für ein Kind, vielleicht hast du damit verhindert, dass ihr zu dritt unglücklich geworden wärt oder du alleinerziehend und komplett überfordert. Mit Sicherheit wirst du das natürlich nie wissen, aber du kannst das ganze zukünftig planvoller angehen. Gibt es denn im Moment gar nichts, dass dich bestärkt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben? Ich wünsche dir jedenfalls, dass du deine Trauer gut verarbeiten kannst. Wenn der Abbruch grade erst war, gib dir selbst noch ein paar Wochen Zeit. Vielleicht kannst du dich in der Zeit deinem Freund wieder annähern und Gespräche über eure Zukunft und Familienplanung können dabei hoffentlich helfen.
Zunächst einmal kann ich nachvollziehen, dass du dich zu diesem Schritt entschlossen hast. Zum einen gab es nachvollziehbare Gründe für den Abbruch und zum anderen wärst du vermutlich alleinerziehend gewesen. Dies wäre sicherlich mit viel Stress verbunden gewesen, zumal ein Kind meines Erachtens von beiden Elternteilen gewollt sein sollte. Außerdem konntest du ja nicht vorhersehen, wie dein Leben als Alleinerziehende verlaufen wäre. Leider hast du offenbar gegen deine eigene Überzeugung gehandelt und leidest nun darunter.
Es ist aber meiner Meinung nach unfair, deinem Partner die alleinige Schuld daran zuzuschieben. Du hättest dich als erwachsene Frau auch anders entscheiden können. Was eure Beziehung anbelangt, denke ich, dass diese zu Ende ist, da du ihm nicht verzeihen kannst. Es wäre daher eine gute Idee, eine Therapie zu beginnen. Leider sind die Wartezeiten sehr lang, da es viel zu wenig Therapieplätze gibt.
"...zumal ein Kind meines Erachtens von beiden Elternteilen gewollt sein sollte." Das dachte ich eben auch. Und ich wollte nicht schwanger sein und die ganze Zeit streiten. Vielleicht hätte er sich damit angefreundet. Viele Frauen berichten, dass der Mann zunächst wehement dagegen war, sich dann aber gefreut hat. Aber woher soll man das wissen? Es hätte auch in einer absoluten Katastrophe, Sticheleien, Streiterien, Sorgerechtsstreit, Streit um Unterhalt usw. enden können. Es hätte aber auch gut gehen können. Ach keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich will ein Kind. Unter besseren Voraussetzungen. Ich werde ihm ein Ultimatum setzen. Wenn er mit mir an der Gründen die gegen das Kind gesprochen haben arbeiten möchte, und wir unter dann besseren Voraussetzungen eins bekommen, sehe ich eine Zukunft. Wenn nicht, dann muss ich mir einen anderen Partner suchen