Hallo liebe Community.
Ich habe soeben dieses Forum gefunden, und hoffe das ich nicht mehr alleine mit diesem Thema bin.
Vor fast genau einem Jahr (im Dezember 2023) wurde ich schwanger. Ich hatte eine "Beziehung", die noch nicht offiziell war. Mein Partner war sehr untreu, manipulativ und ich war schnell abhängig von ihm. Er konnte gut einschüchtern und ich lief ständig auf Eierschalen.
Damals verhütete ich immer mit Kondom, und an meinen Unfruchtbaren Tagen auch mal ohne. Ich kannte meinen Zyklus sehr gut und in meiner vorherigen langjährigen Beziehung hat das sehr gut funktioniert. Mein Partner danach allerdings, nahm das alles mit der Verhütung und meinem Zyklus nicht so ernst. Eines Abends sagte ich ihm das er ein Kondom nutzen solle und bloß nicht in mir kommen darf. Er tat es, ohne meine Erlaubnis und hinter meinem Rücken. Ich ging innerhalb weniger Stunden in die Apotheke und nahm die Pille danach.
Wenige Wochen später hielt ich den positiven Test in der Hand. Freude und Angst überkam mich. Mein Freund allerdings, war nicht begeistert. Am selben Abend fuhr er noch zu einer anderen Frau und betrog mich nochmals.
Die Umstände waren zudem schlecht. Ich war erst 20, ich ging auf die Abschlussprüfung meiner Ausbildung zu, ich war in Therapie, suizidal und verschuldet.
Sein Verhalten zeigte mir schnell, das er nicht Vater meines Kindes sein darf. Selbst seine eigene Familie riet mir von diesem Kind ab. Es war ihm nicht zuzutrauen Vater zu sein. Ich sorgte mich um das Wohlergehen meines Kindes und das erlaubte meinen Umfeld, Druck auszuüben. Zudem drängte mein Freund auf die Abtreibung.
Also ging ich alleine zum ersten Ultraschall, alleine zu dem Beratungsgespräch und im Endeffekt alleine zur Abtreibung. Zum Ende hin wollte ich es nur hinter mir haben.
Naja, zumindest holte er mich danach ab...das war ja schließlich Pflicht, nach einer OP eine Begleitperson zu haben.
Ich war erst erleichtert aber immer wieder kamen Schuldgefühle auf.
Schließlich, jetzt ein Jahr später, bin ich von ihm getrennt und in einer frischen Beziehung. Aber das Gewissen nagt immernoch an mir. Ich weiß das meine Entscheidung richtig war...aber trotzdem kommt immer wieder der Gedanke auf, wie es jetzt mit einem Baby wäre. Immer wieder wenn ich die Mütter mit ihren Kids sehe, werde ich traurig...was kann ich tun um endlich damit abzuschließen?
Ich habe abgetrieben und die Trauer überrennt mich
Hey,
Ersteinmal danke für deine Ehrlichkeit.
Ich weiß nicht genau wie du dich fühlst, da mein Abbruch erst etwa eine Woche her ist. Dennoch hatte ich auch in dieser Zeit schon öfter die Frage in mir ob es das richtige war. Ich selbst habe dabei eine pro und contra Liste wo ich immer Sachen eintrage wie es wäre wenn ich schwanger geblieben wäre und lese mir diese dann auch durch. Dadurch merke ich immer wieder das meine contra Argumente einfach mehr und fundierter sind und das hilft mir. Gleichzeitig habe ich eine kleine Kiste mit Erinnerungen und diesen Anfang eines Kindes trotzdem nicht zu „löschen“
Ich hoffe es geht dir bald besser und liebe Grüße
Zunächst einmal habe ich volles Verständnis dafür, dass du dich damals für den Abbruch entschieden hast. Deine Lebensumstände waren wirklich schlecht und du hattest schwerwiegende Gründe für diese Entscheidung. Ich bin mir daher sicher, dass du das Richtige getan hast. Vielleicht würde es dir helfen, wenn du dir vorstellst, wie dein Leben zum damaligen Zeitpunkt mit Kind verlaufen wäre. Du hättest dich entweder jahrelang mit dem Erzeuger herumschlagen müssen oder er hätte dich höchstwahrscheinlich überhaupt nicht unterstützt. Es wäre also alles an dir hängen geblieben. Aufgrund des Abbruchs war es auch möglich, den Kontakt zu ihm vollständig abzubrechen, was aufgrund des toxischen Verhaltens sicherlich wichtig war. Außerdem warst du noch sehr jung damals und hattest deine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Es wäre sicherlich viel schwieriger gewesen, die Abschlussprüfung trotz vorhandenem Kind zu machen. Eventuell würde es dir auch helfen, deinem ungeborenen Kind einen Abschiedsbrief zu schreiben, in dem du ihm deine Beweggründe schilderst.
Ansonsten denke ich, dass du aufgrund deines Alters ja noch viel Zeit hast, mit dem richtigen Partner Kinder zu bekommen. Ich würde diesbezüglich aber nichts überstürzen, da ihr ja noch nicht lange zusammen seid und du erst schauen solltest, wie eure Beziehung so läuft.
Du möchtest etwas tun, um abzuschließen.
Vielleicht braucht es noch Zeit. Manche Dinge im Leben holt man immer wieder aus dem Regal und ordnet sie neu ein.
Du hast dich vor einem Jahr nicht gleich von deinem Freund getrennt? Du hattest erkannt, dass er als Vater nicht gut für dein Kind sein würde.
Es ist vieles mit vielem verknüpft.
Auch er trägt Schuld, indem er dich zum Abbruch gedrängt hat.
Vielleicht hilft es dir, das zu sortieren: Was ist nicht deine Schuld und du empfindest sie trotzdem? Und was ist vielleicht tatsächlich eine Schuld, die du bereust, weil du etwas hättest anders machen können und es nicht gemacht hast.
Da, wo du nicht anders konntest, ist es nicht Schuld. Nur da, wo du einen Spielraum hattest.
Wo du keinen Spielraum hattest, - ist es die Schuld anderer Menschen, wenn man von Schuld sprechen kann oder will.
Vielleicht von Verantwortung?
Und - jeder Mensch hat ein anderes Gewissen. Gewissen kann manipuliert sein. Du schreibst ja auch davon, dass er manipuliert hat.
Es tut mir sehr leid, dass du immer noch leidest. Noch mehr, weil du wirklich eine Sehnsucht nach dem Kind hast. Abgesehen von ihm, hättest du das Kind wohl gerne behalten. Es war ja Freude da bei dir. Und Angst - von Anfang an wegen ihm?
Über den Schmerz sprechen, das hilft dir hoffentlich!
Kannst du mit deinem aktuellen Partner darüber sprechen? Vielleicht meldet sich sogar Kinderwunsch bei dir. Und deshalb nun diese Gedanken?
Gib dir für jeden Schritt, den du gehst, die Zeit die brauchst.
Ich fühle mit dir. Du könntest ggf einen Therapeuten aufsuchen um es zu verarbeiten. Ich bin sehr ambivalent meiner Entscheidung gegenüber, es überwiegt meistens die Traurigkeit. Letztlich muss man einen Weg finden sich damit auseinander zu setzen und Frieden zu finden..hast du denn einen Kinderwunsch?
Liebe Marisa, Danke für deine Ehrlichkeit.
Ich hoffe dir geht es soweit gut. Über eine Therapie habe ich auch schon nachgedacht, aber aus Angst und Scham schiebe ich es schon lange auf.
Mein Kinderwunsch hat sich paradoxerweise seit dem Abbruch sehr gesteigert. Wie sieht es bei dir aus?
Liebe Minnzitrone,
das Schreiben tut dir schon mal gut. Zu spüren, da sind noch andere.
Vielleicht seid ihr privat in Kontakt. Das wäre ja schön.
Das mit Angst und Scham.
Was fürchtest du in einer Therapie? Und auch die Frage: Was erhoffst du?
Denn wenn deine Hoffnung groß genug ist, kannst du die Angst überwinden.
Und bist mit deiner Scham in einer Therapie ganz sicher aufgehoben.
Eine Therapie bietet den Schutz, den man braucht um aussprechen zu können, wofür man sich schämt.
Dann kommst du weiter und kannst dein Leben wieder in der Freiheit leben, die du dir wünschst.
Wie geht dein jetziger Partner mit dir um? Überhaupt und mit der Frage Kinderwunsch?
Viel Mut für dich und deine eigenen Schritte! 🍀
Ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten im Nachhinein.
Meine Schwester hatte Anfang ihrer 20er auch eine sehr schnelle, sehr intensive und ebenso toxische Beziehung. Sie wurde in der Zeit schwanger aber nach längerem überlegen war ihr klar das es einfach nicht der richtige Mann und nicht die richtige Zeit ist….sie war nebenbei am studieren.
Nun über 10 Jahre später, ist sie verheiratet und hat 2 kleine Kinder und 1-2 mal hat sie erwähnt das es für sie genau die richtige Entscheidung war,
Nun zu mir, ich habe wie du vor meinem jetzigen Mann eine langjährige Beziehung-Ehe geführt aus denen 2 Wunschkinder entstanden, ich habe nie hormonell verhütet und es hat mit App alles immer funktioniert.
Vor 3 Jahren habe ich mich scheiden lassen und habe 1 Jahr darauf meinen heutigen Mann kennengelernt, leider bin ich ausversehen und sehr schockierend Februar 22 schwanger geworden, damals war aber für mich absolut klar das es nicht der geeignete Zeitpunkt ist, da wir nicht verheiratet sind, zu kurz unsere Beziehung ist, meine Kinder ihn noch nicht kennengelernt und auch gewöhnt haben etc. Etc. Ich habe es ganz bewusst abgetrieben, was nicht heißt das es mir nicht in dem Moment leid tat.
Nun 2 Jahre später sind wir mittlerweile seit 1 Jahr verheiratet, meine Kinder kennen und haben ihn gern und wir ziehen nach 1 Jahr Probe zusammen und ich bin von uns beiden gewünscht schwanger. Ich fühle mich absolut bereit, wohl und geschützt. Über das hätte , wäre, würde mache ich mir keine Gedanken. Es hat sich damals richtig angefühlt und dabei bleibe ich.
Dir einen guten Lebensweg und eine Partnerschaft , in der du sicher und behütet deine Schwangerschaft genießen kannst.