Ich gehöre nun zu den Frauen die es bereuen. Gleich vorweg: Ich wurde zu der Entscheidung gedrängt. Es gab tatsächlich "gute" Gründe dagegen - wobei für mich im Nachhinein kein Gut in dem Zusammenhang mehr existiert. Ich kenne meinen Freund zwar schon länger, allerdings trafen wir uns "als Paar" erst ein paar Monate als es passierte. Wir beide wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, ob wir tatsächlich eine feste Beziehung führen sollen und wollen. Es passierte quasi in der Kennenlernphase und trotz Verhütung. Ich war selbst überrumpelt, aber nach dem ersten Schock war für mich klar, dass ich dieses Kind behalten möchte. Leider war mein Partner absolut dagegen. Alle Gespräche liefen darauf hinaus, dass es nicht geht...
Er ist nicht bereit dazu Vater zu werden.
Er kann das nicht.
Er will das nicht.
Ich würde mir selbst keinen Gefallen damit tun.
Ich solle doch mal "realistisch" denken.
usw.
Ich war bereits mit einem Kind aus einer vergangenen Beziehung ü10 Jahre alleinerziehend und hatte Angst davor, dass sich alles wiederholt und ein weiteres Kind ohne Vater groß werden muss. Es war eine sehr schwere Zeit. Bis heute bereitet der Kindsvater hin und wieder "Probleme".
Er versprach für mich da zu sein und mir nach dem Eingriff mit allem was nötig wäre beizustehen. "Es würde uns näher zusammen bringen" und und und. Dann habe ich einfach funktioniert. Ich habe wie fremdgesteuert alle erforderlichen Termine wahrgenommen und sass am Ende in der Klinik. Ich habe von Anfang bis Ende geweint. Unter Tränen habe ich meinen Partner noch aus der Klinik angerufen, in der Hoffnung er würde mich zurück pfeifen. Aber seine letzten Worte waren: Tu mir das jetzt nicht an! Ich habe so sehr geweint, dass ich kein Wort heraus bekam und habe aufgelegt. Dann kam die Anästhesistin...
Bereits eine Woche nach dem Eingriff, als ich nochmal darüber redete, meinte er: WIE LANGE SOLL SO EINE TRAUER GEHEN? Nach diesem Satz bin ich verstummt. Seit dem rede ich nicht mehr darüber. Er auch nicht. Es kam nie die Frage, ob ich über "etwas" reden möchte oä. Es ist als wäre nie etwas passiert. Und genau davor hatte ich Angst. Ich wollte dieses Kind nicht tot schweigen, im wahrsten Sinne. Ich dachte wir treffen diese Entscheidung zu Gunsten dieses Kindes, einfach (nur) weil es zu früh gewesen wäre, und nicht um es einfach auszuradieren. Seine versprochene, ach so aufopfernde Unterstützung blieb aus. (Ich habe über eine Trennung nachgedacht, aber "sonst" passt alles. "Davon abgesehen" ist er liebevoll und wir verstehen uns gut.)
Leider ist man immer erst im Nachhinein schlauer😔 Ich würde so gerne meine Angst davor nochmal ein Kind ohne Vater groß zu ziehen gegen die Reue und Schuldgefühle austauschen. Aber das geht leider nicht😔
Ich habe lange überlegt ob ich schreiben soll, denn ich weiß gar nicht was ich mir erhoffe. Vielleicht einfach nur ein gutes Wort und gerne Erfahrungen anderer die den selben Weg gegangen sind. Ich gehöre nun nicht nur zu den Frauen die es bereuen, sondern auch zu denen die von einer Abtreibung abraten wenn man nicht wirklich und VON SELBST dahinter steht. Es wird nicht mehr wie davor... Es rettet keine Beziehung... Es rettet auch nicht einen selbst... wenn man es nicht wirklich will. Im Gegenteil.
Was hat euch "geholfen"?💔
2 Monate post-Abtreibung
Ich muss noch dazu sagen, dass ich bei der Beratung leider das Gefühl bekam, dass ich nach Schilderung meiner Situation in Richtung Abtreibung geleitet wurde. Wir hatten einen 2. Termin vereinbart zu dem ich meinen Partner mitnehmen dürfte. Aber von diesem Angebot habe ich meinem Partner nicht erzählt und diesen Termin auch nicht mehr genommen, da ich Angst hatte, dass das Gespräch mit dieser Dame ihn nur noch mehr pro Abtreibung stimmen würde. Ich Nachhinein bin ich sehr enttäuscht von der Beraterin. Sowas sollte nicht passieren dürfen. Am Ende sind "finanzielle Probleme" oder eine "frische Beziehung" Dinge die jeden treffen können und änderbar(!) sind. Ein ausgelöschtes Leben nicht. Aus dem Grund tue ich mich schwer dort nochmal zum "Nachgespräch" hinzugehen. Vielleicht suche ich eine andere Anlaufstelle. Ich weiß nur nicht was es ändern sollte. Das Thema tut weh und am Ende lässt sich diese Entscheidung sowieso nicht rückgängig machen.
Vielleicht gibt es hier ja Frauen, die solch Nachgespräche bei Beratungsstellen wahrgenommen haben, und erzählen können wie es war, worüber gesprochen wurde und wie die Hilfen genau aussahen.
Es tut mir sehr leid, was du durchlebt hast.
Wie gut, dass du schreibst. Für dich selbst. Und ich glaub auch für andere Frauen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du geschrieben hast. Und weiß auch von anderen Frauen, dass sie es nicht wirklich wollten ... und die verschiedenen Momente, wo man hätte abbiegen können, aber es irgendwie doch nicht geschafft hat. Da ist so viel Druck, von innen, aus einem selbst, und von außen.
Es gibt tatsächlich Beratungsstellen nach Abbruch. Ich verstehe, dass du nicht da hin gehen willst, wo du davor warst.
Eine ansprechende Seite finde ich deborah e.V. Gesundheit nach Abbruch.
Vielleicht findest du da, was du jetzt brauchst.
Alles Liebe für dich! 🥰
Erstmal tut es mir sehr leid dass es dir so schlecht geht und du die Entscheidung bereust.
Nicht jedes Kind steckt es gut weg vom Vater nicht gewollt zu sein und nur bei einem Elternteil auf zu wachsen, es gibt genug Menschen die in so eine Situation hineingeboren wurden und darunter leiden. Vl hilft dir dieser Gedanke. Besser ein Kind nicht bekommen anstatt es unter nicht so tollen Bedingungen zu bekommen und nachher leidet es unter der Situation.
Es tut mir leid, dass du mit deiner Entscheidung haderst und noch immer so sehr darunter leidest. Ich finde es traurig, dass dein Partner deine Not nicht sehen konnte oder wollte, weder vor dem Abbruch noch danach. Du hast dich von ihm drängen lassen - weiss er das denn? Ich finde es falsch, deine Trauer und deinen Schmerz in dich hineinzufressen, ihm zuliebe. Du hast doch schon soviel für ihn aufgegeben. Deine seelischen Wunden müssen heilen können, das geht nur, wenn du mit deinem Partner im Gespräch darüber bleibst.
Ja, wohl kein Mann kann sich in eine Schwangerschaft ganz und gar hineinfühlen, schon gar nicht in einen Schwangerschaftskonflikt. Aber ein gewisses Maß an Empathie darfst du von deinem Partner erwarten. Er will nicht mehr über das Thema sprechen? Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen und leidet selbst. Ich denke, da hilft nur reden, reden, reden. Lass dich nicht mundtot machen. Wenn er das nächste mal fragt, ob es nicht langsam gut ist, steh für dich ein, sag nein. Soviel Ehrlichkeit muss erlaubt sein.
Man sagt allgemein, dass Trauer über einen nahestehenden Menschen nach einem Jahr! langsam nachlässt. Es ist sicher ein Unterschied, ein ungeborenes Kind oder einen geliebten Menschen zu verlieren, aber nach einer Woche kann keine Trauer endgültig vorüber sein, das darfst du dir und ihm klarmachen. Ich denke, wenn ihr das Thema nicht vollständig bereinigt, wird es euch immer wieder einholen. Vielleicht leidest du so sehr, weil er deinen Schmerz nicht teilen will? Er soll dir bitte einen Teil deiner Last abnehmen und Verantwortung übernehmen.
Zuletzt möchte ich dir noch raten, dich auch deiner Verantwortung zu stellen. Ich habe gelesen, dass der Abbruch nicht deine Idee war. Letzten Endes hast aber du ihn durchführen lassen. Nicht die Ärzte im Krankenhaus und nicht die Mitarbeiter der Krankenkasse sind verantwortlich (letztere dürfen überhaupt keinen Kommentar dazu abgeben!). Das ist auch keinesfalls als Vorwurf an dich gemeint sondern als Ermutigung, dich nochmal ausführlich mit deinen Beweggründen auseinanderzusetzen. Du schreibst selbst, dass es gute Gründe für den Abbruch gab, hauptsächlich wollte dein Freund dem Kind kein Vater sein und du hättest es alleine großziehen müssen - wer könnte dich dafür verurteilen, dass du das nicht nochmal gewollt hast? Versuche dich darauf zu fokussieren und nicht auf dein Bereuen. Ich wünsche dir von Herzen, dass es gelingt!
LG
Vorab: Es tut mir natürlich ebenfalls für dich leid, dass du das jetzt durchmachen musst. Ich wünsche dir, dass du den Verlust für dich verarbeiten kannst.
Aber, gedrängt hat dich keiner. Die Entscheidung hast du allein getroffen. Du hast dich der Abtreibung unterzogen. Du hättest nein sagen können. Niemand hat dir übertrieben gesagt, die Pistole vor die Brust gehalten und gesagt, treib ab. Das tut mir leid, aber die Verantwortung hast du als erwachsene und mündige Frau selbst zu tragen.
Ich hoffe, du findest ggf. einen Therapeuten, der dich bei deiner Trauer begleiten kann.
Man kann auch ohne Pistole auf der Brust gedrängt werden bzw sich gedrängt fühlen, das macht keinen Unterschied.
Der Partner, der am Telefon vor dem Abbruch seiner weinenden Frau sagt, sie solle "ihm das nicht antun" ist für mich schon in gewisser Weise ein Drängen, gerade das subtil- psychologische Drängen ist mitunter schwerer abzuwehren als die verbale oder physische Pistole.
Man kann den Mitarbeitern in Beratungsstelle und Klinik keinen Vorwurf machen, weil sie nur mit dem arbeiten können, was die Frau konkret sagt. Aber dass es für eine Frau drängend rüberkommt, wenn sie den Schein in die Hand gedrückt bekommt oder die Anästhesie ihr Weinen nicht als Hilferuf auffasst, sondern als "normal", ist doch sehr einleuchtend.
Ich finde, du urteilt sehr hart hier.
Nein, das hat nichts mit hart urteilen zu tun. Das ist schlicht die Realität und man muss eben zu seinen Entscheidungen stehen und dafür die Verantwortung tragen. Das mag nicht immer leicht sein, aber die TE allein hat das Ja zur Abtreibung gegeben, niemand anderes. Es ist eben nicht verantwortungsvoll, später zu sagen, ich wurde gedrängt. Man sein und das verstehe ich auch, dass man sich gedrängt gefühlt hat, aber die letztendliche Entscheidung hat sie getroffen, kein anderer.