Ungeplant schwanger mit Kind Nr. 3

Hallo,

Ich schreibe hier in dieses Forum und weiß eigentlich nicht was ich mir verspreche. Vielleicht ein paar aufmunternde Worte, vielleicht Erfahrungsberichte..Ich weiß es nicht…

Ich bin schwanger und habe bereits 2 wundervolle Kinder. Das jüngste ist erst 1 Jahr alt geworden und jetzt habe ich wieder positiv getestet.
Mein Mann und ich haben früher immer gesagt, dass wir 3 Kinder schön finden aber uns vermutlich nicht bewusst dafür entschieden werden, sollte es dennoch passieren dann bekommen wir das irgendwie hin.

Ja was soll ich sagen..jetzt ist der Fall eingetreten, ich bin schwanger mit Nummer 3 und es fühlt sich nicht gut an. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig. Ich bin noch in Elternzeit, die kleiner wäre 21 Monate wenn das Baby kommen würde, mein Mann hat seinen Job frisch gekündigt und muss sich nun erstmal etwas neues aufbauen. Wir leben in einer 4 Zimmer Wohnung zur Miete. Unsere Eltern unterstützen uns glücklicherweise aber wir merken auch, dass es jetzt schon mit zwei Kindern für sie nicht so einfach ist uns unter die Arme zu greifen.

Ich weiß nicht was ich denken soll. Nächste Woche haben wir einen Termin zur Beratung.
Aktuell denke ich mehr darüber nach einen Abbruch vorzunehmen da ich auch eine Verantwortung für meine Familie habe und weiß dass ich mit 3 Kindern in der aktuellen ungewissen finanziellen und allgemeinen Situation nicht klar käme. Ich bin ein Mensch der Sicherheit und immer einen Plan B benötigt. Zudem würde es unser Leben komplett verändern. Wir sind eine sehr unternehmungslustige Familie. Schon mit 2 Kindern ist das aber nicht immer einfach und mit 3 Kindern müssten wir uns sehr einschränken. Das sollte aber nicht der Grund für oder dagegen sein. Ich möchte nicht so egoistisch denken zumal wir uns ja selber in diese Situation gebracht haben und nun dafür verantwortlich sind. Vor einem Abbruch habe ich aber auch Angst. Vor dem Abbruch selbst aber auch davon dass mich die Entscheidung dazu irgendwann einholen wird.
Mein Mann steht glücklicherweise hinter mir, egal für welchen Weg wir uns entschieden.

Sorry für den lange Beitrag aber ich bin einfach total neben der Spur gerade.

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Warte erstmal das Beratungsgespräch ab. Vielleicht siehst du danach schon klarer und zumindest stehen dir dann alle Optionen offen. Ich habe auch zwei Kinder und habe immer mal wieder über ein drittes nachgedacht. Aber ich denke, es wird nochmal ein gutes Stück anstrengender werden und kein Kind läuft da einfach so mit. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich Teilzeit und es ist jetzt schon eine Planerei mit bringen und abholen. Und es ist ja auch eine finanzielle Frage. Ein Kinderzimmer könnten wir noch herrichten, aber ich sehe bei meinem Bruder, der zwei Teenager hat, wie die Ansprüche steigen und alles teurer wird. Kleidung, Technik, Hobbys, Vereine, Klassenfahrten usw.

Ich will jetzt gar nicht schwarz malen, aber ich finde es schon wichtig, sich zusammenzusetzen und durchzugehen, wie kann die Zukunft wirklich aussehen. Wollt ihr das und wie könnt ihr es hinkriegen. Wie lange wird dein Mann arbeitslos sein, wer kann euch konkret unterstützen, wenn eure zwei schon anstrengend für die Großeltern sind. Braucht ihr mal eine größere Wohnung, ein größeres Auto, was noch?

Ich würde jedenfalls verstehen, wenn ihr euch dagegen entscheidet und finde es sehr wichtig und richtig, dass Frauen diese Wahlmöglichkeit haben. Auch wenn es wahrscheinlich eine der schwersten Entscheidungen überhaupt ist. Ich glaube auch nicht, dass man zu 100% hinter so einer Entscheidung stehen muss und kann. Man sollte sicher sein, dass es aktuell die bessere von beiden ist.

Fühl dich gedrückt!
LG Melli

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Vielen Dank für deine aufmunternden Worte 🙏 es tut gut auch solche Sichtweisen zu hören. Im Internet findet man überwiegend von Frauen die es bereuen oder von Leuten die dagegen sind. Und dann fühlt man sich noch schlimmer..wie eine Verbrecherin :(

In unserer aktuellen Situation wäre es sicherlich die bessere Entscheidung wenngleich Wind diese nicht leicht fällt. Wir planen gar nicht damit, dass mein Mann arbeitslos sein wird. Sein Vertrag läuft noch paar Monate in dieser Zeit wird er etwas finden müssen bzw. sich selber etwas aufbauen. Aber natürlich wissen wir nicht ob und wie das alles klappt und in diese Unsicherheit ein Kind zur Welt zu bringen ist aus meiner Sicht einfach unverantwortlich- auch meinen anderen beiden Kindern gegenüber. Wir bräuchten auf jeden Fall ein neues Auto und langfristig auch eine andere Wohnung da wir nur 4 Zimmer haben und die Kinderzimmer sehr klein sind. Ein Zimmer teilen klappt da nicht. In unserer Gegend ist es sehr schwer eine bezahlbare Wohnung zu finden und wir möchten hier auch nicht weg weil wir eben unsere Familie hier haben. Die beiden kleinen Kinder wären dann 2 unter zwei….

Ich denke unsere Entscheidung steht. Es schmerzt, es fühlt sich ungerecht dem Kind gegenüber an und ich habe nach wie vor Angst, dass mich das irgendwann einholt…Aber es ist aktuell die richtige Entscheidungen.

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Deine Gedanken zum Kind kann ich gut nachvollziehen. Warum waren die ersten zwei willkommen und dieses nun nicht. Darüber habe ich seit gestern auch nachgedacht, was ich wohl in deiner Situation tun würde. Nenn mich Feigling, aber ich finde die Welt sieht heute wesentlich schlimmer aus als zu der Zeit, als ich meine Kinder bekommen habe. Da war das große Ganze für mich noch in Ordnung. Allein deswegen würde ich mich wahrscheinlich heute dagegen entscheiden. Auch wenn ich nicht weiss, ob ein besserer Zeitpunkt nochmal kommt. Es fehlt mir grade einfach die Leichtigkeit und Zuversicht.

Du wirkst schon sehr klar und bist dir mit deinem Mann einig, das ist so viel wert. Wenn ihr eure Entscheidung als richtig anschaut, werdet ihr höchstwahrscheinlich auch alles gut verarbeiten können. Dein Mann womöglich etwas leichter als du, das liegt wohl in der Natur der Sache. Vielleicht kommt auch irgendwann mal der Moment, wo ihr regelrecht froh und erleichtert seid, so gehandelt zu haben. Frauen, die bereuen, wurden oft gedrängt oder haben unerfüllbare Erwartungen an die Beziehung mit dem Abbruch verknüpft. Das ist, was ich wahrnehme.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe 🩷

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Hallo

Vor einem Abbruch musst Du nicht Angst haben. Es ist ein Routineeingriff. Bereuen wirst Du ihn nicht, wenn Du ihn als richtig in Deiner Situation anschaust.
Ich denke, Du hast ja etliche Gründe aufgeführt. Hat denn Dein Mann schon einen neuen Job? Oder macht er sich selbstständig?
Eure Eltern kommen auch an ihre Grenzen. Vielleicht haben sie nicht mehr so Zeit oder sind schon älter?
Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich richtigen Weg finden kannst.

Freundliche Grüsse

tm

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Danke 🙏

Vor dem Eingriff selbst, habe ich keine Angst. Es ist tatsächlich viel mehr vor der Zeit danach. Ich habe zwei Kinder und werde nicht in Ruhe verarbeiten können. Der Alltag muss weitergehen. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einer Situation bin und mir immer wieder durch den Kopf geht wie wäre das jetzt wenn wir zu 5. wären? Wäre es ein Junge oder ein Mädchen geworden usw. Einfach, dass ich nicht loslassen können werde.
Auch meinen Eltern gegenüberzutreten und zu wissen sie hätten eigentlich noch ein weiteres Enkelkind und wir haben es ihnen genommen…der Gedanke tut mir weh. Ich habe ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Eltern. Ich werde diese Entscheidung allerdings nur mit meinem Mann fällen und auch meinen Eltern nichts davon sagen, es würde emotional genauso schwer für sie sein wie für mich und das würde ich ihnen nicht antuen wollen.

Das sind die Sorgen die mich plagen, sollten wir uns gegen das Kind entscheiden.

Umgekehrt gibt es mindestens genau so viele Ängste. Platz, finanzielle Situation, Stress, unseren Lebensstil müssten wir auch definitiv verändern…

Eigentlich wollte ich wieder anfangen zu arbeiten um meinem Mann den Rücken frei zu halten damit er sich sein eigenes Ding aufbauen kann..das kann ich dann nicht. Elterngeld würde auch gering ausfallen da ich ja nun schon 1 Jahr in Elternzeit bin und nun auch kein Elterngeld mehr bekomme…

Ich fühl mich einfach leer und müde und bin so wütend auf mich selbst, darüber, dass wir nun in dieser Situation sind..selbstverschuldet

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Hallo

Danke für Deine ausführlichen Zeilen.

Vielleicht ist es gut, wenn der Alltag gleich weitergehen muss. Oder wäre es möglich, dass Dir Dein Mann den Rücken freihalten kann und Du z. B. das Wochenende für die Verarbeitung hast?
Klar könntest Du irgendeinmal denken wie es denn wäre zu fünft oder welches Geschlecht es hätte. Aber normalerweise denkt man oft, die Entscheidung dazumals war in der Situation richtig.
Für Deine Eltern ist es jetzt schon nicht einfach, Euch bei zwei Kindern unter die Arme zu greifen. Wie wäre es für sie denn erst mit drei? Rein von dorther könnten sie es ja auch verstehen. Schlussendlich seid Ihr es, welche mit 3 Kindern leben müsstet.
Ist es denn schwierig für Deinen Mann, einen neuen Job zu finden? Selbstständig zu machen wäre sicher nicht einfach, das braucht Zeit, bis man schwarze Zahlen schreibt.
Die Situation ist selbstverschuldet? Nun, auch wenn Ihr alles getan hättet, wäre das auch keine Garantie gewesen, dass Du nicht schwanger würdest.
Ich wünsche Dir, dass Du selbst milde zu Dir sein kannst und Dir vielleicht die Beratung bei der Entscheidungsfindung hilft.

Freundliche Grüsse

tm

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Erfahrungsbericht? Also, ich habe mir für die Zeit nach dem zweiten so nach und nach immer ein „Plus“ für einen guten Tag, wo es denkbar wäre, und ein „minus“, wo es mich stressen würde, in den Kalender gemacht. Dann wurden es immer mehr „plus-Tage“. Und es war dann bewusst. Also anders als bei euch jetzt.
Plus scheint es bei euch auch zu geben. Die Offenheit für ein drittes Kind ist bei euch beiden da. Und es ist auch echt schön! Nur grade jetzt ist es nicht das, was ihr euch erträumt habt. Du hättest vielleicht doch gern einen größeren Abstand zum Jüngsten gehabt?
Das mit der beruflichen Situation von deinem Mann spürst du vielleicht als Last auf dir. Möglichst wieder was zu verdienen, bis dein Mann sich was aufgebaut hat.

Natürlich wird mit dreien alles mehr. Einschränkungen auf der einen Seite (nicht der Grund dafür oder dagegen). Andrerseits auch eine Bereicherung. Und immerhin habt ihr Großeltern. Da seid ihr in einer glücklichen Lage.

Wie meinst du das mit egoistisch? Das kann man ja so oder so sehen.
Und wäre es für dich o.k., zu sagen, jetzt nicht, aber dann später bewusst? Oder steht und fällt für dich mit dieser Schwangerschaft das Projekt „drittes Kind“?

Dein Beitrag ist übrigens nicht besonders lang. Es lässt sich gut lesen. Für den Moment eben genau das, was dir auf dem Herzen liegt. Du hast gleich nach dem positiven Test geschrieben oder bald danach. Beratung hilft dir sicher weiter. Und umso besser, je mehr du selbst die Themen einbringst, die dir wichtig sind. Dann merkst du auch, wo die Beraterin ihre Stärken hat und wo du anderweitig noch Infos möchtest.
Dass es gedanklich und emotional rund geht, ist glaub normal in dieser Situation.
Alles Liebe für dich!

Bearbeitet von -erfahrung-
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Danke dir für deine Antwort. Du hast das wirklich bewusst und gut angegangen ich wünschte mir, wir hätten es auch so getan. Im Nachhinein kommt mir alles so unüberlegt und leichtfertig vor. Es war einfach zu sagen: wenn es passiert dann passiert es. Und jetzt? Jetzt ist gar nichts einfach und ich fühle mich einfach nur schlecht und schuldig und das sicherlich auch zu recht.
Die Offenheit für ein drittes Kind war/ist da…oder auch nicht? Ich weiß es nicht mehr…das wir uns so früh und in unserer aktuellen Lage ausgerechnet diese Frage stellen müssen ist schwer.

Was ich aber sicher weiß, dass es dann zu einem anderen Zeitpunkt für mich dann nicht ok wäre. Wenn wir uns gegen das Kind entscheiden, dann wird es auch eine endgültige Entscheidung grundsätzlich gegen ein drittes Kind sein.

Ich hoffe wirklich, dass uns die Beratung Klarheit bringen wird und nicht noch mehr verwirrt.

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Gerne. 😊 Und ich habe dir das geschrieben, nicht, weil ich es "besser" gemacht habe, sondern eher so: Du könntest es auch jetzt so machen. Einen Tag betrachten und abends abwägen: Wie wäre es heute? Und euer Plan "wenn es passiert, dann passiert es" hat auch seinen Grund. Seinen guten Grund. Ich meine, ein Ausdruck eurer Grundeinstellungen. Heißt ja auch: Wenn es nicht einfach wird, stehen wir es gemeinsam durch. Ich finde diese Einstellung hat ihr gutes Recht. Und das bist auch ganz du. Und für die Schwangerschaft kannst du im Letzten nichts. Es gibt keine 100%ige Verhütung.
Du hast weiter oben geschrieben, welche Ängste du jeweils hast. Und zwar sehr nachvollziehbar, was du schreibst. Es ist dir alles sehr bewusst. Die Arbeitssituation deines Mannes ist noch gar nicht "eingebrochen" und ihr müsst sie sowieso bewältigen. Ein Kind dann als Abschluss einer bewältigten Zeit ist natürlich ein schöner Gedanke.
Und auch hier könnte es sogar gleichzeitig laufen. Ihr könntet bis zur Geburt schon wieder ganz anders da stehen. Auto und Platz wäre für ein späteres Kind auch dran gewesen.
So ein bisschen in Teil-Ängste aufteilen, die für sich genommen zu überwinden sind.
Auch im anderen Fall: Was sind da die Teil-Ängste und wie würdest du diese überwinden?
Was gibt dir jeweils Kraft und Motivation?
Ich finde immer bessern, wenn man vom "das mag ich schaffen" her denkt.
Eben auch was die Beratung angeht: Das will ich da rausholen.
Du warst gestern schon ziemlich klar entschieden. Das würde was anderes für die Beratung bedeuten als wenn du in der Beratung Unterstützung und Beratung (Beruf, Finanzen ...) abklapperst.
Ich find immer diesen Gedanken gut: ein bisschen zurücktreten und die Situation, in der man steckt, mit bisschen Abstand ansehen.
Und natürlich immer, was man Gutes sieht und hat. Was dir grade Kraft gibt und wo du ein gutes Lebensgefühl spürst. Grade in einer Krisensituation ist DAS wichtig. (Die Angst kommt ja von alleine. 😅)
Bist du jemand, der gern aufschreibt oder aufzeichnet? So ein Blatt kann helfen für´s Beratungsgespräch. Naja, auch für euch beide schon. Erstmal ein ruhiges Wochenende!

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es ist gut, dass Du all Deine Gedanken und Gefühle hier nieder schreibst, denn schon durchs aufschreiben löst sich vielleicht das ganze Gedankenwirrwarrr ein bißchen auf.
Die momentane finanzielle Lage macht es Dir schwer, Dich auf das 3. Kind zu freuen. Was für ein Ziel strebt Dein Mann beruflich an? Wie lange wird er zum Aufbau der neuen Zukunft benötigen? Denn nichts ändert sich im Leben schneller als eine momentane Situation. Die momentane Situation für eine Entscheidung zu verwenden ist von daher kein tragfähiges Fundament. Super, dass Euch Eure Eltern helfen, sie kommen jedoch an ihre Grenzen. Gibt es noch jemand im Freundeskreis oder in der Verwandtschaft, dem ihr es zutrauen würdet, dass er Euch unter die Arme greifen kann? Auch da, Kinder werden älter und mit jedem Monat der geschafft ist, bekommen die Kinder mehr Selbständigkeit. Die ersten Jahre sind zweifellos Kampfjahre. Man muss um jede Minute Schlaf und Ruhe kämpfen. Welche Einschränkung macht Dir mit dem 3. Kind die meisten Sorgen?
Du stellst Dir die Frage, ob Dich der Abbruch mal einholt. Dies kann tatsächlich eine wichtige Frage sein. Denn Dir ist nicht geholfen, wenn Du 2 Kinder hast und all Deine Kraft brauchst, um eine Abtreibung aufzuarbeiten.
Schreibt Euch vor dem Beratungsgespräch gut alles auf, was ihr wissen wollt, damit Ihr dort auch konkret nach der Hilfe fragen könnt, die Euch weiterhelfen würde.
Alles Gute
Pusteblume Tirza

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Hallo,

vielleicht hilft es dir, gedanklich beide Entscheidungen schon einmal durchzuspielen und dir vorzustellen, wie du dich einige Tage danach fühlst.

Was würde dich im Nachhinein beschäftigen? Welche Fragen tauchen auf? Vielleicht magst du diese Fragen aufschreiben und schauen, welche Gefühle sie bei dir auslösen.

Vielleicht hilft es, auf diese Weise mehr Klarheit zu finden.

Alles Gute!