Ich habe mich schweren Herzens vor einer Woche gegen mein Baby in der 7. SSW entschieden und es medikamentös abtreiben lassen. Es war das schlimmste was ich je tun konnte. Ich bereue es so sehr und hasse mich dafür! Dieses Gefühl schnürt mir den Hals zu. Ja es ist alles noch frisch aber ich habe so Angst dass ich nicht darüber hinweg komme. Meine Welt steht still und um mich herum geht alles normal weiter... Soll es ja auch. Aber ich bin gefangen in meiner Trauer und meinen Schuldgefühlen. Mit jemand Außenstehenden reden kann ich auch nicht. Zu groß mein Scham. Und dann stell ich mir vor, wie es wäre wenn wir einfach nochmal versuchen schwanger zu werden. Es klingt so absurd und ja ich kann diesen Fehler nicht gutmachen. Das will ich auch nicht. Aber ich sehne mich so danach schwanger zu sein und im Nachhinein mal ich mir unsere Zukunft aus, wie es wäre mir noch einem Kind. Eigentlich hätte alles so schön sein können. Wenn ich nicht so dumm und feige gewesen wäre. Es ist so ein Ohnmachtsgefühl. Es tut so weh. Wie krieg ich das nur in den Griff. Mein Partner ist für mich da aber er kann mir ja auch nicht helfen. Niemand kann helfen und diesen Fehler rückgängig machen. Ich bin einfach nur traurig....
Ich bereue meine Abtreibung so sehr
Guten Abend Nici,
du hattest sicherlich gute persönliche Gründe, dich für eine Abtreibung zu entscheiden. Aber die kannst du jetzt nicht mehr sehen, da dich Trauer und Scham völlig überwältigen.
Du fragst, wie kann ich das verarbeiten, "wie krieg ich das nur in den Griff?".
Ein Teil der Antwort liegt schon in deinem Gefühl der Gefangenheit in deinen Schuldgefühlen, die du nicht aus dir rauslassen kannst, weil du dich zu sehr schämst, dein Herz anderen Menschen auszuschütten.
Hier ahnst du für mich schon einen Weg, dir wenigstens etwas Erleichterung in deinen Qualen zu verschaffen.
Bitte suche dir vertrauenswürdige, mitfühlende Menschen, denen du dein Herz ausschütten kannst und das nicht nur einmal.
Wenn du keine beste Freundin hast oder nicht mit einem Psychologen oder Seelsorger sprechen willst oder kannst.
Dann würde ich dir Anrufe bei der Telefonseelsorge empfehlen. Diese Anrufe sind völlig anonym, du redest dort mit Ehrenamtlichen, dich dir zuhören, dich verstehen und dich trösten können.
Ja ihr habt sicherlich Recht. Das sind die Hormone. Aber ich weiß nun mittlerweile dass es einen Weg für das Kind gegeben hätte. Ich war einfach zu feige mich der Situation zu stellen und habe viele Gründe gesucht, das Kind nicht zu bekommen. Es war ein Schnellschuss. Und dafür hasse ich mich. Ich fühle mich leer. Es fehlt etwas. Leider waren wir nicht stark genug, mein Partner und ich. Er hätte mich unterstützt. Und ich war wie in Trance und hab nur rot gesehen. Aber es fühlt sich auch nicht richtig an wenn ich jetzt schwanger werden würde. Das bringt mir mein Kind nicht zurück.... Ach ich finde es wird einem auch alles zu einfach gemacht. Was sind schon 3 Tage Bedenkzeit?! Ich hatte 3 Wochen und selbst die haben mir nicht zur richtigen Entscheidung verholfen...
Der Vorschlag mit der Telefonseelsorge ist ein guter, denke ich. Da hat der Christoph schon Recht. Du musst darüber sprechen.
Du schreibst, du hast erst zu spät gemerkt, dass es einen Weg gegeben hätte.
Bedenke aber auch, dass du das Beste für dein Kind wolltest. Du hast in dem Moment keinen Weg gesehen, dem Kind gerecht zu werden. Also hast du für das Kind entschieden, dass es besser ist, nicht zu sein, als unwillkommen. Bedenke, dass du dem Kind nichts Böses wolltest. Du hattest ja keinen Hass auf das Kind, sondern warst überfordert mit der Situation.
Wir treffen alle jeden Tag Entscheidungen, und manchmal sind sie eben falsch. Du kannst es nicht mehr ändern, aber du kannst aus Fehlern lernen und dann wieder nach vorne schauen.
Ich hatte "nur" ne Fehlgeburt, keine Abtreibung, nach jahrelanger Kinderwunschbehandlung. Und obwohl mittlerweile alles fein ist, und ich mittlerweile einen fast 2-jährigen Sohn habe, mein Sternchen ist unvergessen. Man vergisst das nicht, und das wär auch falsch. Mein Sternchen war da und hat es auch verdient, dass ich es nicht vergesse.
Ich selber gehe damit um, indem ich hier meine Erfahrung teile... Und darüber berichte, wie tief dieses Hormon-Loch ist, in das man stürzt. Ein Loch ohne Boden. Hormone sind kleine Biester.
Du wirst auch einen Weg finden, damit umzugehen. Gib dir Zeit.
Vielleicht könntest du auch einen Brief an dein Sternchen schreiben? In dem du erklärst, warum du so entschieden hast, warum dir das zu dem Zeitpunkt richtig erschien und wie es vielleicht hätte anders laufen können. Vielleicht kannst du auch irgendwo eine kleine Gedenk-Ecke einrichten und da jeden Tag eine Kerze anzünden.
Es tut gut zu lesen, dass es auch anderen so geht.