Ich mache mir schreckliche Vorwürfe - war beim Einschläfern meines Pferdes nicht bis zum Ende dabei!

Hallo,

ich musste nach langem Kampf um mein Pferd ihn am letzten Montag einschläfern lassen.
Es war der bisher schrecklichste Tag in meinem Leben, er war 28 Jahre an meiner Seite!!!!!
Ich musste 2 Stunden warten bis die Tierärztin da war!!! Nach 1,5 Stunden, in denen ich bei meinem liegenden Pferd saß und mich von ihm verabschiedete, stand das Pferd plötzlich auf! Mich plagten Zweifel ob es wirklich richtig sei, da er ja doch aufstehen kann etc etc, es war so schlimm. Ich bin dann weg von ihm gegangen und dann habe ich ihm noch Futter angeboten - er wollte es nicht mehr fressen. Ich habe nicht mehr geweint - wie in Trance war ich, und voller Panik. Ich habe mein Pferd so unendlich geliebt.
Und in dieser Situation habe ich einfach auf die Tierärztin gehört, es klang so als wäre das Einschläfern so total schlimm, und dass ich wenn sie sagt "jetzt" ich zum Auto gehen soll (was weit von dem Einschläferungsplatz weg war). Von weitem habe ich kurz geguckt und gesehen, wie er am Schwanken war.
Nach dem Einschläfern meinte sie, es ist besser dass ich das nicht gesehen habe für mich.
Sie ist dann mit mir zusammen zu ihm gegangen als er tot war und es war schlimm, er lag da mit offenen Maul.
Als sie weg war, bin ich nochmals zu ihm gegangen. Ich war nicht mehr ich selbst, wie in Trance.
Ich hatte so um ihn gekämpft, dass er wieder gesund wird, aber ich habe den Kampf verloren, und mein Schatz wollte nicht mehr kämpfen.

Nun, nachdem 5 Tage vergangen sind, mache ich mir immer mehr schlimme Vorwürfe!!!! Der grösste Vorwurf ist, nicht bis zum Ende bei ihm geblieben zu sein, nach all den Jahren, und dass ich auf die Tierärztin gehört habe.
Ich war bevor sie da war davon ausgegangen, dass ich bis zum Ende dabei bleibe, das war für mich völlig selbstverständlich! Aber als sie dann da war und ich eh nicht mehr ich war hat sie mich so verunsichert und mir solch eine Angst gemacht, dass ich weggegangen bin und ihn im Stich gelassen habe.
Ich habe mein Pferd an seinen Lieblingsplatz auf der Weide geführt, an dem er so gern lag.
Alles wie in Trance, ohne zu weinen.... Dort stand ich vor seinem Kopf und habe ihn gestreichelt. Dann hat die Tierärztin ihm eine Spritze gegeben, und hektisch gesagt, "jetzt, gehen sie". Ichhabe gesagt " er hat aber doch die Augen noch auf", sie meinte er spürt jetzt nichts mehr oder so ähnlich, dass er das nicht mehr wahr nimmt, und entweder ich gehe jetzt oder bleibe zum Ende... Dann bin ich die Ohren zuhaltend weinend weggerannt, es war so schlimm!!!!! Sie hat mir so eine Angst gemacht! Und hatte hatte mir extra diese Tierärztin ausgesucht.
Es sah schlimm aus wie er da tot mit offenem Maul lag und ich weiss auch nun, warum das Maul offen war.
Ich habe heute gelesen, dass man nicht mit T61 oder wie es heisst einschläfern lassen soll, denn es löst Atemlähmung aus. Daher war dann wohl das Maul nach dem Tod offen.
Diese Atemlähmung hat er hoffentlich nicht mitbekommen, denn sie hat ihn vorher sediert und dann noch in Narkose gesetzt, 3 Spritzen hatte sie auf dem Tablettt.

Es sind 5 Tage vergangen, und es wird nicht besser, mir geht es von Tag zu Tag schlechter. Mich plagen die Vorwürfe, dass ich allein gelassen habe, und auch ob wirklich alles richtig gemacht habe, dass ich doch noch einen anderen Tierarzt hinzuziehen hätte sollen.

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde bei ihm bleiben bis zum Schluss.

Ich hatte dieses Pferd 28 Jahre an meiner Seite, und ich war fest davon überzeugt, dass er wieder gesund wird, und obwohl er schon über 30 Jahre alt war, er noch ein paar Jahre auf der Weide geniessen darf.

Ich habe ihn so geliebt, und es ist die schlimmste Zeit die ich je hatte, er hinterlässt ein tiefes Loch.

Nun werde ich wenn noch ein paar Tage Zeit vergangen sind, mich um seinen Freund kümmern, der die ganze Zeit für mein Pferd da war.

Es gibt nur eines, was mich kurz neben den ganzen Vorwürfen die mich zerfressen, ruhig werden lässt: er hat keine Schmerzen mehr.

Traurige Grüsse...

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Es tut mir sehr leid.

Einschläfern wird mit der Größe des Tieres schlimmer. Bei einem Meerschweinchen ist es nicht wild, bei einem großen Hund schon ziemlich schlimm, und bei einem Pferd... würde ich lieber den Schlachter holen. Einfach weil es wesentlich schneller geht.

Ja, es wäre sehr schlimm für Dich geworden. Ich habe es erst vor 4 Wochen bei meinem Hund durchmachen müssen, der mit 30 Kilo wesentlich kleiner war als ein Pferd, trotzdem dauert es lange bis die Medikamente wirken. Er war vorher auch in tiefer Narkose, trotzdem hat es lange gedauert bis er nicht mehr nach Luft gerungen hat, und er hatte schon vorher ein ganz massives Lungenödem mit dem er kaum atmen konnte. Es kommen Zuckungen, Reflexe... es ist wirklich belastend.

Dass Mund und Augen offen bleiben ist normal, das sind nur die erschlafften Muskeln. Das heißt also gar nichts, und wenn Dein Pferd vorher in Narkose war hat es sowieso gar nichts gemerkt. Also mach Dir keine Vorwürfe, in der Situation kannst Du nicht wirklich helfen.

Fühl Dich einfach gedrückt. Es ist immer scheiße diese Entscheidung treffen zu müssen, aber es ist der größte Dienst den man einem schwer kranken Tier tun kann.

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Danke#liebdrueck

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Hallo,

ich denke Du solltest Dir keine Vorwürfe machen das nützt nicht s mehr. Wie schon geschrieben Pferde einschläfern ist nicht lustig auch ich würde da immer auf den Schlachter zurück greifen.

Ich habe einmal ein Pferd mit zum Schlachter begleitet und die haben das wirklich so nett wie möglich gemacht.

Ich kann Dich aber auch verstehen wir mussten letzten Freitag unsren Hund einschläfern lassen und obwohl ich all unsre Tiere bis dahin begleitet habe konnte ich bei diesem Hund nicht dabei sein. Es ging einfach nicht.

Mein Mann war dabei und sagt es ging ganz schnell. Sie war auch wirklich sehr krank.

Du bist also nicht die einzige die es nicht geschafft hat eine solche Situation zu überstehen. Sowas ist menschlich #liebdrueck

LG dore

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Hallo,

fühl Dich gedrückt, ich kann dich verstehen.

Musste meine Stute vor ein paar Jahren auch einschläfern lassen, sie konnte nicht mehr aufstehen.

Das war das schlimmste, was ich bis jetzt erlebt habe. Details erspare ich Dir. Ich habe es nicht bis zum Schluss ausgehalten und bin weggegangen. Habe mir auch Vorwürfe gemacht. Sie lag noch zwei Tage am Hof. In der Zeit saß ich noch stundenlang bei ihr und hab mich verabschiedet.

Tröste Dich, er steht jetzt mit anderen Kumpels auf einer saftigen Wiese und hat keine Schmerzen mehr.#liebdrueck

LG

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Du solltest Dir keine Vorwürfe machen.

Ich weiß, dass das Einschläfern von Pferden bei Tierärzten und Pferdebesitzern sehr umstritten ist. Nicht alle Tierärzte sind bereit, ein Pferd zu erlösen, da der "Todeskampf" oft sehr lange dauern kann und man dann nicht von einer "Erlösung" im eigentlichen Sinne sprechen kann.

Es gab doch mal die Sendung "Menschen, Tiere und Doktoren" bei Vox. Hast Du vielleicht mal von gehört. Dort wurde ja sehr viel Heileweltfaktor gedreht und es gab oft Vorwürfe, man würde die harte Realität in einer Tierarztpraxis verharmlosen. Unter anderem war es auch verboten, die Tierärzte beim Einschläfern von Pferden zu filmen. Das wäre für den Zuschauer unzumutbar und grausam.

Ihr habt Euch für den Weg der Einschläferns entschieden. Im Nachhinein zu grübeln, ob man richtig gehandelt hat, bringt Dich nicht weiter. Du hast die Entscheidung getroffen, die Du und die Tierärztin für richtig erachtet habt. Vielleicht wäre die Entscheidung bei einem zukünftigem Pferd anders?

Große Pferdehöfe lassen Ihre Tiere in der Regel mit einem Bolzenschuss erschießen. Das klingt für uns im ersten Moment zwar noch unmenschlicher, ist aber i.d.R. für das Tier die schnellste und sanfteste Methode. Nur für den Besitzer klingt es schlimmer, wenn man sagt, das Tier kommt zum Schlachter.

Eigene Tiere gehen zu lassen ist immer sehr schlimm. Ich kann Dir sagen, dass ich da keinen Unterschied gemacht haben, als unser Hamster eingeschläfert wurde oder einer der vielen Hunde. Aber jetzt kannst Du Dir sagen, dass Dein Tier keine Schmerzen mehr hat und alles überstanden hat. Und nur das zählt.

LG

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Hallo,

es ist schwer für einen Pferdebesitzer dabei zu sein.
Es ist auch nicht so einfach wie bei einem Hund, denn selten liegt ein Pferd beim Einschläfern auf dem Boden.
Genau genommen kann es sogar gefährlich sein, denn man liebt sein Pferd, möchte ihm beistehen und kann es nicht, weil die Gefahr besteht, dass Tier verletzt den Menschen.

Bitte mach dir keine Vorwürfe, es war besser so!

Im Prinzip warst du ja in der Nähe, hast ihn schwanken sehen und weißt, er ist nicht minutenlang wirr umher gerannt, gefallen, wieder aufgestanden ......
Er musste nicht leiden, wenn er vorher sediert wurde und eine Narkose bekam, die Tierärztin hat das Richtige getan!

Meine Güte, 28 Jahre lang mit einem Tier zusammen zu sein, dass ist eine Ewigkeit und nicht leicht, Abschied zu nehmen.
Die Bilder werden dir nie aus dem Kopf gehen, aber es wird eine Zeit kommen, dann schmerzt es nicht mehr so sehr und die schönen Bilder aus der Vergangenheit drängen sich in den Vordergrund! Und das ist es doch, was zählt: die schönen Tage mit deinem Tier!
Es gibt ein schönes Sprichwort:
"Schöne Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen"

LG Pechawa

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Hey,

es tut mir sehr sehr leid, dass der Kampf verloren ist. 28 gemeinsame Jahre sind eine wahnsinnig lange Zeit, da wirst du länger trauern- und du musst auch trauern, das gehört dazu! #liebdrueck Tut mir dennoch wahnsinnig leid...

Ich selbst war bisher nur bei der Erlösung von kleinen Tieren dabei. Hamster und Meerschweinchen. Und das fand ich schon jedes Mal grausig. Ich hasse es, solche Entscheidungen treffen zu müssen, andererseits haben wir das Glück, dass wir den Tieren somit einiges ersparen können.

Bei unserem Hund war ich nicht bei, ich wäre auch nicht mitgegangen. Mir hat es gereicht, als ich einmal vor der Tierarztpraxis gewartet habe und ein Pärchen mit einem Hund kam... Und wie die Frau reagiert hat... Da hab ich sofort mitgeheult.

Eine Freundin hat auch Ponys und Pferde. Und vor 3 Jahren musste sie eines gehen lassen. Auch sie war nicht dabei. Die Gründe wurden ja genannt, einmal die Gefahrenzone, aber auch der Anblick selbst. Sie hat es nur gehört (war auch mit Narkose), nichts gesehen. Das war auch dort der Wunsch vom Tierarzt, dass sie weg geht, wo sie nichts sieht. Auch als das Tier abgeholt wurde, war sie nicht dabei (hören tut man das ja trotzdem, höre ich hier auch, wenn ein Kalb oder eine Kuh gegenüber vom Hof geholt wird).

Es war richtig von dir. Du hast die richtige Entscheidung, ganz im Sinne deines Pferdes getroffen. Er muss nicht mehr leiden, aber du hast alles für ihn getan.

Ich wünsche dir für die bevorstehende Zeit noch ganz viel Kraft. Und lass auch die Tränen raus. Nur bitte, bitte mach dir keine Vorwürfe. Es war alles richtig. #liebdrueck

#kerze

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Hi,

erst ein Mal wünsche ich Dir viel Kraft! Mir tut es Leid für Dich! 28 Jahre sind eine sehr lange Zeit.

Und zum Anderen: Mach Dich nicht verrückt! Zuerst dachte ich, dass es eine schlechte TA gewesen ist, die Dir das Ganze vermiesen musste. War sie aber nicht! Ich habe mich jetzt schlau gemacht. Es ist tatsächlich ganz anders wie mit "Kleintieren".

Du hast die Entscheidung getroffen und sie war Richtig! Im Anschluss daran warst Du ja auch wieder bei Deinem Pferd - alles Gut! Man muss nicht immer alles aushalten können im Leben! Möglicherweise hättest Du - wenn Du geblieben wärst - einen totalen Knacks für die nächsten Jahre davongetragen. Auch das kommt leider vor.

Ich war jetzt schon oft genug bei "Kleintieren" wie Meeschweinchen und Katzen dabei. Das langt mir. Bei unserer letzten Katze an Ostern hat es mir fast das Herz zerrissen. Ich hab das Zittern angefangen und geheult wie ein Schlosshund - was mir aber vollkommen egal war ob die Tierklinik voll gewesen ist oder nicht :-p. Bei unseren Hunden gehe ich niemals im Leben mit - es sei denn, es kommt urplötzlich und mein Mann ist nicht da. #schwitz #schwitz

Hey, Du hast das Richtig gemacht! Dein Pferd kennt Dich genauso wie Du es! Niemals würde er Dir Vorwürfe machen! Denke immer daran!

Alles Liebe Dir!

Caro

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Danke für Eure lieben, aufbauenden Worte #herzlich

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Deine Tierärztin hat eine große Macke. Die soll Pferde behandeln und nicht Besitzer erschrecken.

Ich war schon bestimmt zehnmal beim Einschläfern von Pferden dabei. Eigene, Fremde, Unfälle, Altersschwäche, das ganze Programm.
Mit einem fähigen Tierarzt, der fachlich sattelfest ist und mit Menschen umgehen kann, ist das wirklich unspektakulär, ganz egal wie beschissen die Situation gerade ist.
Das Pferd legt sich hin, wenn die Reflexe weg sind kommt die letzte Spritze und dann ist es noch eine Sache von Sekunden.

Das Maul ist bei Pferden in Narkose übrigens meistens etwas offen, deswegen brauchst Du Dir keine Gedanken machen. Außerdem fasst man gern ans Maul um die Farbe der Schleimhäute zu sehen.

Deine Tierärztin hat Dir die letzten Momente mit Deinem Pferd versaut und ich hätte da da einen riesen Hals auf sie. Das war völlig unnötig und unverschämt. Meiner Erfahrung nach sind Pferdetierärzte mit längerer Klinikerfahrung in diesen Bereichen die besten und verlässlichsten.
Such Dir auf jeden Fall einen anderen Tierarzt bevor Du nochmal in so eine Situation kommst.

Lg,
fina

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Danke für Deine tollen aufbauenden Worte. Die Tierärztin ist aus der Pferdeklinik mit langjähriger Erfahrung.

Leider hast Du nicht besonders viel Ahnung wie man mit Menschen umgeht denn hättest Du diese, hättest Du Dir Deine extremst unpassende email gespart!