Kinder und eigenes pferd

Hallo zusammen,

Bin bin seit knapp 8 Jahren stolze Besitzerin eines Pferdes. Damals hatte ich mir das ganze, auch in Bezug auf Kinder, doch etwas anders vorgestellt. Irgendwie einfacher (ich war jungen und naiv). Außerdem sind in letzter Zeit die Kosten unglaublich gestiegen. Kind Nummer 1 ist nun 14 Monate alt. Ich gehe derzeit wieder 2 Tage die Woche arbeiten, hier wird der kleine von den Omas betreut. Mein Mann arbeitet vollzeit. Kind 2 ist „in Planung“.
Ich muss sagen, im Moment stresst mich das Thema Pferd einfach. Ich habe konstant ein schlechtes Gewissen, nicht mehr siebter wie zuvor aufbringen zu können. Selbst wenn ich weis, dass mein kleiner gut betreut ist, kann ich die Zeit beim Pferd irgendwie nicht richtig genießen und bin doch stets irgendwie „gestresst“. Versuch schnell wieder da zu sein..
Eine Reitbeteiligung entlastet mich immerhin 2 Tage die Woche… das ist mir aber zu wenig… ich habe auch schon überlegt ihn umzustellen. In einen offenstall… aber dort gibt es eine lange warte Liste und vermutlich hätte ich dann trotzdem ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht jeden Tag hin fahre…
Mit Kind 2 wird das alles nicht einfacher werden und auch das Geld wird noch knapper werden…
Wie habt ihr das gemacht? Wie habt ihr alles unter einen Hut bekommen und die Zeit auch genießen können?
Wenn ich an Verkauf denke, habe ich auf der einen Seite ein schlechtes Gewissen.. auf der anderen Seite stelle ich es mir doch befreiend vor, nicht mehr jeden Tag überlegen zu müssen wann ich nach dem Pferd gucken/bewegen muss… :/

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Hi,
ich reite seit Kindesbeinen, hatte viele RB- und früher Pflegepferde, lebe in einer Region, in der Pferde teuer stehen und gute Ställe für eine pferdegerechte Haltung rar gesät sind. Durch meine langjährige Erfahrung weiß ich, dass man zwei Dinge braucht, die nicht verhandelbar sind: Geld und Zeit. Oder noch mehr Geld, um sich Zeit einzukaufen. Ich verdiene als Lehrerin gut, ohne Familie könnte ich mir locker ein Pferd leisten, vollzeitarbeitend. Mit Familie ist es schwierig, denn wegen der Kinder arbeite ich nicht Vollzeit, mittlerweile zwar fast, wegen der Kinder haben wir eine Immobilie, die muss bezahlt werden, mein Mann verdient ähnlich gut. Aber durch die ganzen familiären Belastungen habe ich mir den Traum (noch) nicht erfüllt. Und ich denke, das ist nur realistisch. Denn ich will mein Hobby genießen, das Pferd bestmöglich versorgen, als Familie nicht jeden Euro umdrehen müssen und für meine Kinder da sein können. Und ich kenne viele Reiter*innen, da sind die Kinder nicht in die Fußstapfen getreten.
Ich bin da knallhart eingestellt: Zeit- und Geldmangel passen nicht zur Pferdehaltung. Dazu ist die Verantwortung zu groß.
Diejenigen, die das gut hinbekommen sind entweder finanziell gut verheiratet, familiär vermögend oder verdienen selbst sehr gut. Auf Kante genäht funktioniert m.E. nicht.

vlg tina

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Liebe Tina,

Vielen Dank für deine Erfahrung. Prinzipiell würde mein heutiges ich dir recht geben…
Damals habe ich das Leben mit Kindern einfach völlig falsch eingeschätzt. Außerdem sind in den letzten Jahren die Kosten leider immens gestiegen (Unterbringung, Tierarzt, Hufschmied…). In dem Ausmaße konnte man das damals aber meines Erachtens macht nicht voraussehen…
Ich glaube, dass es vernünftiger wäre ihn abzugeben… aber es fällt mir einfach unglaublich schwer…

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Das kann ich mir vorstellen, auch dass man nur schwer abschätzen konnte, wie sich die Preise entwickeln.
Ist abzusehen, dass das nur eine vorübergehende Flaute bei euch ist?

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Ich kenne das sehr gut und dein Gefühl hat vermutlich auch viel mit dem jungen Alter deines Kindes zu tun.
Gerade 17 war ich, als ich mein erstes bekam, Stolz wie bolle. Das Pferd war nicht einfach und wir haben uns zusammen gerauft und viel gemeinsam durchgemacht. Dann kamen die Kinder... Verschiedenes hatten wir probiert: Reitbeteiligung und letztendlich Haltung zu Hause mit einem Pony als Gesellschaft. Und doch habe ich aufgeben müssen. Das Geld wurde damals immer knapper mit 3 Kindern und keine Festanstellung in Sicht. Wir hatten schließlich doch verkauft. Am Anfang war ich fein damit, die Entlastung war schon spürbar und wir hatten Kontakt mit der Käuferin. Doch irgendwann verlor sich dieser. In der Summe schmerzte der Verlust des Pferdes sehr. Ich fühlte mich schuldig, machte mir ständig Vorwürfe, besonders weil ich nicht mehr wusste, was aus ihr geworden ist.
Viele Jahre später haben wir uns wieder ein Pferd gekauft... Ohne funktioniert einfach nicht. Vorteil jetzt: Kinder sind groß, können aktiv mitmachen und ich möchte es nicht mehr missen.
Kurz: ich habe den Verkauf immer bereut, auch wenn ich wusste, dass es zu der Zeit vernünftig war.

Bearbeitet von suddenlyweekend
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Danke dass du deine Erfahrung mit mir teilst! Würdest du es denn im Nachhinein anders machen? Und dich vlt doch länger „durchkämpfen“?

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Ja, ich wünschte ich hätte es anders gemacht. Wenn ein Pferd in vernünftiger Haltung ist, braucht es nicht permanente Bespassung durch den Menschen. Die Kinder sind schnell älter und können dann auch mit in den Stall.
All meine Kinder haben den Pferde Faible und reiten.
Damals hatte ich ein halbes Jahr nach dem Verkauf beruflich Fuß gefasst und verdiene mittlerweile richtig gut. Also Durchhalten hätte sich für mich damals gelohnt.

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Hm eine Freundin von mir hatte das gleiche Problem. Es war finanziell und auch zeitlich kaum zu händeln mit Pferd und Kind. Bei Kind Nr. 2 hat sie das Pferd dann verkauft.

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Urbia hat wieder meine Antwort gefressen, daher in Kürze nochmal alles neu:

+ Weitere Reitbeteiligung suchen, sodass 4-5 Tage die Woche abgedeckt sind und noch ein wenig Geld reinkommt.
+ Auf Offenstall Liste schreiben lassen, ggf nach weiteren Offenställen suchen. Dort ist Bewegung und soziales Gruppenleben gewährleistet, sodass es nicht schlimm ist auch mal nicht zu kommen. (Bin gerade in einem, ist auch günstiger)
+ Im jetzigen Stall, falls es ein Verein mit Reitschule ist, das Pferd ggf. für den Unterricht zur Verfügung stellen. Kenne einige Reitschulen wo Besitzer ihre Pferde für Unterricht zur Verfügung stellen. Ich weiß allerdings nicht, ob man dafür Geld bekommt. Bewegung ist dann aber gewährleistet unter Aufsicht, dass die RB keine Döniken macht und das Pferd "verzieht".

Wie sieht dein weiterer beruflicher Werdegang aus? Geht's da nach oben? Wenn ja, auf keinen Fall verkaufen. Viele gehen ja "in Babypause". Dafür würde ich mir aber Unterstützung suchen.

Weil ich manchmal an Zufälle glaube: wo kommst du denn genau her?

Bearbeitet von Hellothere
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Ja, irgendwie habe ich es immer hinbekommen, auch wenn es ein ständiger Kompromiss war.

Meine Kinder waren sehr oft mit dabei im Stall, im MaxiCosi oder im Kinderwagen, im Tragesack, später haben sie im Sand gespielt, während ich geritten bin. Sie hatten sogar extra Spielzeug im Stall. Die Kinder waren viel an der frischen Luft, aber so was wie Spielplatz hat nur selten stattgefunden.
Tatsächlich hatten wir die Pferde schon vor den Kindern vernünftig untergebracht, also konnten sie notfalls auch mal einen Tag ohne mir auskommen. Außerdem hatte ich auch eine Reitbeteiligung, die 2 mal die Woche da war.
Ja, und last but not least, ich komme aus einer Reiterfamilie, Pferde sind bei uns nicht verhandelbar, mir wurde viel unter die Arme gegriffen, damit ich Zeit fürs Pferd hatte. Gerade in Notfällen, war immer jemand da, der die Kinder genommen hat.

Finanziell war es natürlich auch eine Herausforderung.
Durch den richtigen Stall konnte ich viel einsparen, musste aber vorallem auch meinen Komfort senken.
Heute ist unser Pferd richtig gut versichert und sollte es trotzdem plötzlich zu einer 5 stelligen Tierarztrechung kommen (oder anderen ähnlichen Schreckenszenarien), würde auch meine Familie untertützend hinter mir stehen, falls ich Schwierigkeiten hätte (was hoffentlich nie passiert). Das beruhigt sehr.

Insgesamt kann ich mir ein Leben ohne den zusätzlichen Stressfaktor Pferd gar nicht vorstellen. So anstrengend es ist, ich ziehe auch so viel Lebensqualität daraus. Das sind all die ungeputzen Fenster und ungebügelten Hemden tausendmal wert.

Und da meine Tochter mindestens genauso pferdedamisch ist wie ich, gehe ich mal davon aus, dass ihr die Kinderheit im Stall nicht wirklich geschadet hat. Heute entlasten wir uns gegenseitig.

Bearbeitet von njeri
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Danke für deine Antwort! Wie viele Kinder hast du, wenn ich fragen darf?

Ja, vermutlich habe ich das mit dem Thema Stallwechsel zu spät angegangen… ist eben irgendwann auch „wie eine 2te Familie“…

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Zwei, die inzwischen schon so gut wie erwachsen sind.
Das Mädl tritt in meine Fußstapfen, unser Sohn hat irgendwann mit dem Reiten aufgehört.

Das mit der 2ten Familie verstehe ich gut. Braucht man ja auch irgendwie mit kleinen Kindern im Stall.

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Ich persönlich höre raus, dass dein Herz und Bauch die Entscheidung schon getroffen haben.
Für das Pferd ist das traurig.
Es ist ja auch ein Familienmitglied.
Aber was nutzt es.

Suche ein neues zu Hause für das Pferd.

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Würde ich so nicht sagen nein.

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Meine Freundin nimmt nur Pferde von Rettungsstationen auf, die bekommen bei ihr medizinische Versorgung und das Recht auf einen schönen Lebensabend. Sie hat meist zwei Pferde, manchmal 3.

Eines Abends klingelt es bei ihr, eine fremde Frau fragt, ob sie die Besitzerin wäre und die Pferde ihr gehören.

Diese Frau, hatte das selbe Problem wie du, ein Kind da, ein weiteres in Planung, Kosten, die ihr über den Kopf wachsen, aber doch das geliebte Tier, dass sie nicht hergeben möchte.

Die beiden sind sich schnell einig geworden, jetzt steht die Stute bei ihr, führt die beiden Senioren an, hat das Sagen im Stall, allen geht es gut. Derzeit kommt die Reitbeteiligung 2/3 mal in der Woche, sonst ist sie einfach mit im Offenstall.
Eine perfekte, bezahlbare Lösung für alle.

Die Frau sagt selber, es war eine lange Suche, aber es hat sich gelohnt.

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Ich würde sagen, dein Problem steht und fällt mit der Haltungsform.
Mein Pferd steht mit einer kleinen Herde in einem Offenstall mit viel Weideland, sie braucht mich kaum und geniesst ihr Leben.
Ich gehe durchschnittlich 3x pro Woche hin und kann die Zeit geniessen ohne den Druck, sie bewegen zu müssen oder schlechtem Gewissen.

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Hallo,
kannst du dir eine zweite RB mit Kostenbeteiligung suchen? Wenn du mit deiner ersten zufrieden bist kann die evtl. jemanden empfehlen?
Woher kommst du?
Evtl. kannst du dein Pferd vorübergehend gegen Kostenbeteiligung zur Verfügung stellen? Wenn du an ihm hängst und ihn lieber behalten würdest findet sich bestimmt eine Möglichkeit.
Gruß