Hallo zusammen,
vor 6 Wochen ist in unsere Familie ein Hund ein gezogen, Mischling, geschätzt 4 Jahre alt, ein unkastrierter Rüde. Er ist aus dem Tierschutz und kam erst im Oktober nach Deutschland. Er ist aber kein Straßenhund, sondern hat bei einer Frau mit 10 anderen Hunden gelebt.
Soweit läuft mit ihm alles gut. Er lernt schnell, schläft gut, ist stubenrein, geht auch gut spazieren, ist "eigentlich" zufrieden. (denken wir ) Er LIEBT die Kinder, tobt und kuschelt gern und ist grundsätzlich immer gern dort, wo wir sind. Die ersten Kommandos (Sitz, Platz, Fuß, Komm her, Geh auf die Decke) hat er sehr schnell gelernt und hört auch sehr gut auf NEIN. Er hat in der Regel einen ruhigen Tagesablauf, da ich im Home-Office bin. Er ist auch nicht oft alleine. Morgens und nachmittags, maximal 1 Stunde.
Allerdings macht er oft (noch) einen unsicheren Eindruck bzw. will irgendwie alles kontrollieren. Wir vermuten, dass da Verlustangst dahinterstecken könnte, weil er in 5 Monaten 5 verschiedene Zuhause/Bezugspersonen hatte und evtl. einfach Angst hat, dass auch wir wieder "verschwinden". Zudem haben wir keine anderen Hunde, was er aber gewöhnt war.
Er muss also insgesamt lernen, zur Ruhe zu kommen und dass es Situationen gibt, wo es nicht seine Aufgabe ist, die zu kontrollieren. Noch springt er häufig hektisch auf, wenn wir aufstehen. Er liegt auch gern an der Tür und will dort überwachen, wer kommt und geht. Dort schicken wir ihn weg auf seinen Platz. Er bleibt ungern alleine, aber es wird besser. Wenn wir wiederkommen, ist er aber immer super aufgeregt und kommt kaum zur Ruhe. Wir schicken ihn dann immer ruhig auf seine Decke, streicheln ihn dort, sobald er ruhig wird. Beim Spazierengehen bellt und knurrt er einige fremde Hunde an, bei anderen bleibt er ruhig, spielt sogar mit ihnen.
Wir haben ihm jetzt auch eine große Box gekauft, in der er liegen kann. Darin fühlt er sich total wohl, und das soll jetzt auch sein Rückzugsort werden, wenn wir weggehen. (er kackt ab und an ins Haus, wenn er alleine ist, auch wenn wir vorher draußen waren, daher wollen wir das für ihn begrenzen)
Das war jetzt eine lange "Vorgeschichte", aber ich denke, Hundekenner werden daraus vielleicht seinen Charakter ganz gut abschätzen können und haben Tipps für uns.
Unser Problem ist Folgendes: Er markiert im Haus. In der Regel an Stellen, die "neu" sind, also noch nicht nach ihm riechen. Eine neue Tasche, eine Kiste oder Tüte, die sonst nicht dort stehen. EIn auf den Boden gefallenes Handtuch. Der Wäschekorb mit frischer Wäsche. Auch mal die Bettdecken der Kinder, sobald sie gewaschen sind.
Allerdings haben wir ihn dabei noch nie erwischt. Also "NEIN" im Sinne vorn "sofort unterbinden und mit ihm rausgehen" funktioniert nicht, obwohl wir schon versuchen, ihn immer im Blick zu haben.
Draußen lassen wir ihn an EINER Stelle außerhalb des Wohngebietes urinieren und loben ihn dafür. Den Rest des Spaziergangs unterbinden wir das Markieren konsequent. Das klappt auch gut. Nur drinnen eben nicht, weil wir nie dabei sind, wenn er es macht. Er trägt eine Rüdenwindel, wenn wir ihn nicht im Blick haben können, aber davon wird es ja nciht besser. Die Windel hat auch immer Flecken nach kurzer Zeit.
Wir würden also gern von der Windel wegkommen und von dem Markieren natürlich auch. Kastrieren ist laut Tierarzt ziemlich sicher nur wenig Erfolg versprechend. Dafür ist er zu "alt" und das Markieren schon zu sehr angewöhnt.
Habt Ihr Tipps und Ratschläge, wie wir hier trotzdem erfolgreich sein können? Vielleicht auch im Hinblick auf seinen Charakter, den ich oben versucht habe zu beschreiben? Wir sind ziemlich ratlos, haben auch schon viel gegoogelt, aber die meisten Tipps sind halt fürs Welpenalter zum Stubenreinwerden oder lauten "unterbinden und den Hund rausbringen".
Danke Euch! 🙏
Hund markiert in der Wohnung - habt Ihr Tipps?
Erst einmal Respekt, dass ihr euch für einen bereits älteren Tierschutzhund entschieden habt!
Zu eurem Problem:
Einen Rüden beim Gassigehen nur ein einziges Mal urinieren lassen? Das finde ich eine ungewöhnliche Maßnahme. Wozu soll das dienen? Ich kenne die Theorie, dass nur der Rudelboss zu markieren hat, aber wenn ich überlege, wie oft unser Hund beim Spazieren Pipi machte, ohne sich zu Hause als Boss aufzuspielen, denke ich, lasst ihn draußen gewähren so oft er will. Vielleicht lässt er es drinnen daraufhin bald mal bleiben. Ein Rüde entleert sich nicht gleich beim ersten Mal sondern hebt sich immer etwas für später auf.
Vielleicht solltet ihr auch häufiger mit ihn rausgehen, wenn es eure Zeit erlaubt?
Euer Hund ist ansonsten brav und anpassungsfähig, er will euch ja wohl gefallen. Die Box ist schon mal eine gute Idee - die wird er sicherlich nicht beschmutzen.
Ansonsten ist der Knackpunkt, dass er meint, alles und jeden kontrollieren zu müssen. Er muss lernen, dass er das nicht braucht, dass ihr die Verantwortung tragt, dass ihr die Tür "bewacht" und entscheidet, wer rein darf. Und dass ihr kommen und gehen dürft, wie ihr wollt. Wenn er das begriffen hat, wird er entspannter sein. Also wenn es klingelt, immer erst den Hund auf seinen Platz schicken (loben und dort belohnen), dann öffnen.Das kann dauern, das müssen eure Gäste und die eurer Kinder (vorübegehend) akezeptieren lernen.
Lasst ihn euch nicht ständig auf Schritt und Tritt folgen, auch wenn es euch schmeichelt. Das macht er nicht aus Zuneigung, sondern aus Unsicherheit und auch weil er euch kontrollieren will. Also auch dann immer mal auf den Platz schicken, belohnen, loben. Ihr entscheidet, wann gespielt oder gekuschelt wird, nicht er. Fordert er ein Spiel oder Streicheleinheiten ein, wenn es grade nicht passt, auf den Platz schicken. Natürlich immer möglichst ruhig und freundlich. "Jetzt nicht, geh Decke... so ist es feiiiiiiiin."
Ihr habt einen noch ziemlich jungen Hund, der muss auch körperlich und geistig ausgelastet werden. Ich gehe davon aus, dass ihr ihn (noch) nicht von der Leine lasst? Daher gönnt ihm Schnüffel- und Suchspiele oder so etwas wie Agilty. Nur vom Spazieren wird er nicht müde genug.
Aufgrund seiner Herkunft gehe ich davon aus, dass er garantiert auch schon mindestens einmal erfolgreich gedeckt hat. Daher wird ihn jede läufige Hündin in weitem Umkreis aufregen und auch wieder zum Markieren anregen. Schaut mal, wie er damit klarkommt, und wenn es ihn stresst, gönnt ihm (und euch!) die Kastration. Man kann auch zunächst einmal eine chemische Krastration auf Probe versuchen, um zu sehen, ob sie etwas bewirkt oder nicht.
Wenn sich aber trotz all eurer Bemühungen gar nichts ändert, zögert nicht, eine/n seriöse/n Hundetrainer/in anzufragen.
Alles Gute und viel Freude wünsche ich euch.
6 Wochen ist jetzt noch nicht so lange. Er lebte mit anderen Hunden, kommt aus dem Ausland, ich nehme an, er kennt Routinen, wie wir sie hier in D speziell bezogen auf Hunde haben gar nicht: regelmäßige Gassigänge, rationalisiertes Futter, Erziehung . Er hatte nonstop Kontakt zu Artgenossen, konnte vermutlich wann immer er musste pullern, hatte Futterkonkurrenz.
Dass ihr Struktur reinbringt und konsequent seid, finde ich schon mal richtig und wichtig, das gibt ihm Sicherheit.
Laste ihn körperlich, aber auch geistig aus, aber zwinge ihn zu ausgedehnten Ruhepausen. Wenn ihr draußen seid, dann lass ihn bitte wann immer er möchte, pullern. Das ist rüdengerecht und würde sich auch nicht sonderlich im Falle einer (chemischen) Kastration ändern. Rüden haben immer Saft auf dem Füller, um eine Nachricht zu hinterlassen. bitte führt ihn daher artgerecht. Auch in der Interaktion mit anderen Hunden. Schaut, dass er weiterhin ausreichen Kontakt zu Artgenossen hat und zwar im Freispiel ohne Leine. Er wurde erst vor kurzem von seinen Geschwistern getrennt und es ist verständlicherweise absolut ungewohnt und auch angsteinflößend, wenn alle weg sind, nur er noch übrig, bei komplett neuen Menschen, neues Umfeld, andere Sprache.
Gib ihm bitte Zeit und geh in der Zeit wann immer es euch möglich ist mit ihm nach draußen, Er muss erst einmal einen Rhythmus haben. Dann wird er vermutlich auch einhalten, bis ihr mit ihm geht, denn normalerweise beschmutzen Hunde ihr Zuhause nicht.
Begrenzt seinen Raum, bringt ihm bei, dass seine Box auch mal (kurzzeitig) geschlossen wird, lasst ihn etwas positives damit verbinden, ritualisiert es z.B., indem er NUR seinen Kauknochen in der geschlossenen Box bekommt . Türen der anderen Zimmer konsequent geschlossen halten.
Aber arbeitet auch an euch: es darf einfach nichts rumliegen, dass er anpullern kann. Das musste ich bei meinem Hund auch erstmal lernen, er ist 6 Jahre. Ich darf absolut nichts fressbares in Reichweite liegen lassen, er lässt nichts unversucht. Bekommt er es doch, war es definitiv mein Fehler. Der Hund ist Futteropportunist, es ist quasi sein Job, es zu erlangen.
Ich konnte eine Menge durch meine Hundetrainerin lernen und ich brauchte nur 3 Sitzungen. Sie hat mir bei vielen Sachen echt die Augen geöffnet, auch rassespezifische Dinge erklärt. Gönnt euch ein paar Sitzungen.
Liest sich nach "klassischer" Auslandshaltung...? 100% draußen, freilaufend auf großem Grundstück, im großen Rudel?
Falls ja: das IST ein Straßenhund, auch wenn er ne "Besitzerin" hatte.
Lasst ihn draußen doch markieren. Mein Rüde würde sich niemals leer pinkeln auf einmal. Egal wie dringend er muss.
Außer konsequent beobachten und nein sagen, wenn ihr ihn erwischt fällt mir allerdings auch nix ein. Daher noch ne Stimme für Hundetrainer...
Es gibt doch so Klingelunterhosen für Kinder... Vielleicht gibts sowas auch für Hunde...? Damit ihr Bescheid kriegt, wenn Wuffi pieselt...