Hund abgeben? Ich bin verzweifelt!

Hey ihr Lieben.

Ich bin momentan echt am verzweifeln und weiß nicht, was ich tun soll. Deshalb wende ich mich mal an euch.
Ich bin schon seit einigen Jahren psychisch ziemlich angeschlagen. Bin auch in Behandlung deswegen. Ich hatte auch bis vor ein paar Jahren (da ging es mir auch schon nicht mehr gut) einen Hund, der mir aber sehr geholfen hat. Deshalb habe ich mir vor einem Jahr nach reichlicher Überlegung wieder einen Hund zugelegt. Ich habe mich wirklich gründlich vorbereitet und mir auch die Unterstützung meiner Familie absichern lassen. Der Hund, den ich mir ausgesucht habe, ist eine Mischung aus vielen verschiedenen Rassen (Malteser, Zwergspitz etc) und war als Welpe (ich habe ihn von Geburt an regelmäßig besucht) extrem tiefenentspannt und für Welpen Verhältnisse auch relativ ruhig. Die ersten Wochen/Monate ging es auch eigentlich noch. Er war halt typisch Welpe sehr verspielt und hat ab und an was kaputt gemacht. Das hat mich aber nicht gestört, ich hab es halt aufs Alter geschoben. Nun ist es aber so, dass der Hund, je älter er wird, immer wilder, hektischer, aufgedrehter und penetranter wird. Er fordert ständig (eigentlich immer) Aufmerksamkeit. Ignoriere ich ihn, beginnt er zu fiepen. Ich habe es versucht zu ignorieren (bringt nichts, er hält das stundenlang durch), aber da ich auch noch hypersensibel bin und jedes Geräusch extrem wahrnehme und auch nicht ausblenden kann, ist das für mich psychische Folter. Wenn ich ihn zu viel beschäftige, ist er überfordert und überdreht. Wenn ich zu wenig mache, ist er nicht ausgelastet und überdreht. Die goldene Mitte zu finden ist kaum möglich. Sobald man ihm in irgendeiner Form Aufmerksamkeit schenkt, will er immer mehr, wie ein Junkie. Er akzeptiert dann auch kein Nein. Verfolgt einen, wenn man ihn lässt überall hin, stellt sich direkt vor einen und starrt einen ohne Unterbrechung mit weit aufgerissenen Augen an und vieles mehr. Dieser Hund strahlt auch so eine extreme Unruhe und Hektik aus, damit komme ich einfach nicht klar. Ich fühle mich durch ihn in meiner eigenen Wohnung nicht mehr wohl, weil er mich einfach nie in Ruhe lässt, außer wenn ich ihn mal wegsperre, aber das ist ja auch nicht schön für ihn. Ich weiß eigentlich jetzt schon, während ich diesen Text schreibe, dass es das einzig richtige für mich und auch für ihn wäre, ihn in gute Hände abzugeben, wo er für seinen Charakter geliebt wird. Ich hänge zwar auch sehr an ihm, was auch der Grund ist, wieso ich mich noch nicht klar für eine Abgabe entscheiden konnte, da es mir das Herz brechen würde, doch ich kann ihm einfach nicht so gerecht werden, wie er es braucht. Anders würde es wahrscheinlich aussehen, wenn er einer von diesen Hunden wäre, mit denen du dich eine gewisse Zeit beschäftigst und spazieren gehst, die dann einfach glücklich in ihr Körbchen gehen und froh sind, wenn sie bei dir sein dürfen. Kuscheln will er übrigens auch nicht. War neben dem nicht alleine sein einer der Hauptgründe für mich, mir wieder einen kleinen Hund anzuschaffen. Mein Hund damals war am glücklichsten, wenn er bei mir liegen und kuscheln durfte. Mein jetziger Hund ist selbst dafür zu aufgedreht...
Sorry, falls mein Text etwas durcheinander und wirr geschrieben sein sollte. Ich bin einfach ganz schön fertig mit den Nerven. Das geht nicht spurlos an mir vorbei.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinungen, Ratschläge und Erfahrungen schreiben würdet.

Ganz liebe Grüße,
Autumnlover

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Hast du denn schon einmal mit einem Hundetrainer oder, noch besser, einem Tierarzt mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie gesprochen? Wäre ja erstmal gut zu wissen, woher das Verhalten kommt, um abschätzen zu können, ob/wie/mit welchem Aufwand daran gearbeitet werden könnte.

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Nein, das habe ich noch nicht gemacht. Wäre aber auf jeden Fall eine gute Idee, bevor ich ihn aufgebe. Ich mache mir da allerdings nicht allzu große Hoffnungen, denn die Elterntiere (insbesondere der Vater) ist genauso überdreht wie meiner. Ich weiß nicht, ob das durch Training in den Griff zu kriegen ist. Es gibt ja wie bei uns Menschen auch, auch bei Hunden mehr und weniger aktive Exemplare.

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Auch ein Hundetrainer wird aus einem quirligen, überdrehten Hund keinen chilligen, Kuschelbär zaubern können. Charakter ist Charakter.

Deswegen holt man sich auch keinen Welpen, wenn einem bestimmte Verhaltensmerkmale wichtig sind. Ist halt immer ne Wundertüte.

Bearbeitet von miemmel
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Was sagt denn dein Hundetrainer dazu?

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Ich habe bisher keinen Hundetrainer kontaktiert, da ich das Problem eher in meiner psychischen Störung und seinem aufgedrehten Charakter sehe. Aber ich werde mich auf jeden Fall mal umhören. So weiß ich zumindest, dass ich nichts unversucht gelassen habe.

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Den "aufgedrehten Charakter" kann man aber durchaus in geordnete Bahnen lenken. Unser Tierschutzhund kam hier an, völlig überdreht, hektisch, aufgeregt, rannte bei der kleinsten Aufregung nur noch im Kreis oder in Affenzahn von einem zum anderen, wollte alles kontrollieren und überwachen. Er hat mich WAHNSINNIG gemacht!! Spazierengehen war ein Kampf, weil er ständig nur von links nach rechts stürmte, andere Hunde "überfiel" usw.

Jetzt, 5 Monate später und mit viel Üben, Geduld, tausendfacher Wiederholung, wird es wirklich besser. Er hat gelernt, dass es seine einzige "Aufgabe" hier im Haus ist, ruhig und entspannt auf seiner Decke zu liegen und einfach NICHTS zu tun. Fällt ihm immer noch sehr schwer und er will immer noch aufspringen und hinterherrennen, wenn ich zB vom Sofa aufstehe und in die Küche gehe. Da hilft nur, ganz konsequent immer wieder in sein Körbchen/Box/Decke zu schicken, belohnen, gut zureden usw.

Am Anfang war eine große Hundebox für uns auch wirklich die beste Hilfe beim Training. Da fand er besser zur Ruhe als im Körbchen.

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Ich rate auch dringend zu einem Trainer, nicht nur wegen dem Hund, sondern auch wegen dir. Der Hund spiegelt häufig das Verhalten des Besitzers wieder.

Er merkt, wie extrem angespannt du mittlerweile bist und weiß wahrscheinlich auch einfach nicht (zusätzlich zu seinem Charakter), wie er sich und dich beruhigen kann. Er steht ebenso unter Dauerstrom wie du.

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Dafür würde ihn keiner lieben, hat auch nichts mit Charakter zu tun sondern Erziehung.
Auch im Korb sitzen und ruhig sein ist eine Aufgabe und Beschäftigung. Musst ihn das nur auch als diese Verkaufen. Ihn verdeutlichen was er überhaupt tun soll. Funktioniert mit Sicherheit nicht über ignorieren.
Auslasten, ablegen lassen, und wenn das tut was er soll konditionieren und wenns beim ersten Mal poplige 2 Sekunden sind. Wiederholen bis es 3 sind, dann 5 und am 10 kriegt er eine Ahnung was du willst von ihn.

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Unsere Hundetrainerin hat gesagt "Ignorieren ist erlauben" für den Hund. Er muss ein deutliches NEIN hören um zu wissen "Ah, DAS darf ich also nicht", und direkt im Anschluss gezeigt bekommen, WAS er eigentlich tun soll und wofür er gelobt wird.

Ich sehe das auch so, der arme Hund weiß überhaupt nicht, was von ihm erwartet wird. Aber solange sein Verhalten ignoriert wird, scheint es für den Besitzer okay, denkt er sich, und dann wird er plötzlich weggegeben. Armer Kerl.

Im Internet gibt es so viele Tipps zu den klassischen Problemen beim Hund, es gibt zig Bücher zu kaufen und in der Bibliothek (sogar unsere kleine Dorfbibliothekt hatte 6!), es gibt diverse Sendungen zu Hundeerziehung, auch in den Mediatheken. Wir haben schon einige geschaut, wo genau unsere "Baustellen" Thema waren.

Und ich frage mich, warum man sich einen Hund zulegt, auch noch einen Welpen, wenn man keine Ahnung hat, ihn zu erziehen, sich offenbar null informiert und auch nciht vorhat, mit ihm in die Hundeschule zu gehen. Das kann ja nur schief gehen.

Bearbeitet von lime15
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Bevor du den Kleinen abgibst, würde ich einen Trainer nach Hause holen. Wir haben auch so ein kleines aufgedrehtes Etwas namens Hund hier zuhause, die erst lernen musste Zuhause zu Ruhe zu kommen. Das geht in erster Linie damit ganz gut, wenn du ihn konsequent ignorierst und räumlich begrenzt. (Box, Laufstall für Hunde, an einer Stelle anleinen o.ä.) in dieser Zeit, wo er begrenzt ist, solltest du ihn tatsächlich einfach ausblenden (nicht mit ihm sprechen, nicht in reine Richtung schauen- einfach gar nichts). Du schreibst, du hältst das fiepen dann nicht aus. Aber vielleicht wäre es etwas für dich dir Kopfhörer mit Mediations Musik o.ä. Anzumachen und dabei ein Buch zu lesen. Sobald der Hund dann mal Ruhe gibt, bekommt er von dir Beachtung. Das ist ein längerer Prozess, der bei uns Wunder bewirkt hat.
Grundsätzlich möchte ich dir noch sagen, dass ein Hund nie etwas tut, um dir gezielt eins auszuwischen. Sie wissen es meist einfach nicht besser und haben vielleicht auch schon viel durch falsches Verhalten inklusive Bestätigung falsch „erlernt“ und abgespeichert. Und da spielt dann auch mit rein, dass er sich auch mit negativer Aufmerksamkeit zufrieden gibt, weil die immer noch besser ist als gar keine.
Gutes Durchhalten.

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Du schreibst von der "Unterstützung deiner Familie". Mich würde interessieren, wie verhält sich dein Hund im Beisein anderer Menschen? Oder was, wenn er mal für ein paar Stunden oder auch Tage bei deiner Familie unterkommt? Wie verhält er sich in deiner Abwesenheit bei anderen Menschen, bei deiner Familie? Ist er dort auch so fordernd und überdreht? Oder kommt er dort mal ein bisschen zur Ruhe?
Meine Theorie: Er spürt, wie labil du bist und glaubt, die Verantwortung für dich zu haben. Daher möchte er dich erziehen und eingrenzen (indem er sich vor dich stellt und dich anstarrt).
Ich rate zu einem Hundetrainer oder -trainerin, der/die dir zeigt, wie du dem Hund mit mehr Selbstbewusstsein gegenübertrittst und ihn zu mehr Ruhe bringst. Gute Trainer sind leider nicht ganz billig, aber es könnte sich lohnen, wenn ihr es schafft, das Zusammenleben mit dem Hund wieder in harmonische Bahnen zu lenken.
Alles Gute!

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Hundeschule oder Welpenschule kann ich sehr empfehlen.

Unser vierjähriger Tierschutzhund durfte ein paarmal an der "Welpenstunde" teilnehmen, damit er und auch wir ein paar Grundregeln lernen. Das war so hilfreich!! Durch die Tipps, die man natürlich dann konsequent umsetzen muss, versteht man erstmal, was der Hund braucht und wie der Hund denkt.

Das hat MIR enorm geholfen, erstmal zu sehen, welche "Baustelle" wir mit welcher Lösung angehen können.

Zusätzlich hatte die Trainerin einen guten Blick auf den Hund und wir haben Einzelstunden mit ihr vereinbart, in denen wir an seinen speziellen Bedürfnissen arbeiten können. Wir haben halt zwei Baustellen, die nicht Teil der Welpenstunde sind, aber für uns wichtig.

Ich fand, gerade wenn man von Hundeerziehung wenig Ahnung hat, und so klingst Du halt auch, hilft das beim Lösungenfinden. Man lernt selbst dort mehr als der Hund ;-) Aber du weißt dann, wie Du deinem Hund grundsätzlich Dinge vermitteln kannst und warum er vielleicht manche Dinge machen soll oder eben nicht machen soll.

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Manche Hunde muss man einfach zur Ruhe zwingen. Dein Hund scheint eher ein Kontrollfreak und unsicher zu sein. Ich glaube nicht an den Mythos ADHS-Hund. Wir haben unseren Hund von Anfang an daran gewöhnt, dass wir bestimmen, wann Ruhe ist. Wir haben ihn von Anfang an in der Box gehabt, wenn Ruhezeit war. Dann war die Box offen und mittlerweile reicht es zu 99,9% wenn wir ihn auf die Decke schicken. Nur ab und an müssen wir ihn noch zwingen. Ich kann dir nur raten, besorg dir eine Box. Trainiere mit ihm ein passendes Signal. Er kommt immer in die Box, wenn du es sagst und er kommt immer raus, wenn du es erlaubst. Keine Bettelei. Die Box ist keine Strafe, also trainiere das positiv. Mit Kauartikel oder was er gerne mag. Zeitspannen verlängern. ER kommt nur raus, wenn er entspannt liegt. Lass dich nicht auf seine Hartnäckigkeit ein. Beende die Situation SOFORT. DU allein bestimmst, wann Action ist. Beende auch von dir einberaumte Spielsituationen nach einer kurzen Zeit, damit er lernt, dass du über diese Ressource bestimmst und nicht er.