kann man nach dem Abstillen wieder stillen?

Hallo :-)

Die Frage klingt bestimmt komisch ;-) Aber ich hatte immer Schwierigkeiten mit meiner Milch.. erst zu wenig... dann richtig... dann wieder zu wenig... bis kaum noch was da war.. also hörte ich auf, da ich sowieso zufüttern musste.

Nun stille ich seit 3 Wochen nicht mehr, habe heute meine Tage das erste mal bekommen.. und nun kribbelt meine Brust wieder und es kam tröpfchenweise Milch aus der Brust.... mhmmm kann ich es nun wieder anregen??? Hat jemand Ahnung davon?

Danke

1

Kannst du.
Wenn du nun saugen lässt, oder pumpst und das auch regelmässig tust, läufts wieder.

3

Oh das ging aber schnell :-)

Vielen lieben Dank Euch

2

Kann man. Natürlich!
Ich empfehle dir schnell Kontakt zu einer Stillberaterin aufzunehmen.
Über http://www.lalecheliga.de oder http://www.afs-stillen.de

LG & Alles Gute!!! #klee
Jumarie

4

Ist manchmal möglich. Lasse Dir die Anwendung des Brusternährungssets von einer guten Hebamme oder einer neutralen Brusternährungsberaterin zeigen. Kann allerdings Wochen/Monate dauern, bis es evtl. mit der ausschließlichen Brusternährung klappt.

5

ja es geht.

lg

Ein zweiter Stillbeginn (Relaktation)

Nicht immer bekommen frisch gebackene Mütter die richtigen Informationen und Unterstützung, um die Stillbeziehung erfolgreich etablieren zu können. Auch Erkrankungen oder eine unvermeidbare Trennung von Mutter und Kind können einen gelungenen Stillstart verhindern oder eine bestehende Stillbeziehung unterbrechen. Zum Glück ist eine Relaktation bei jedem gesunden Mutter-Kind-Paar theoretisch möglich. Es ist wichtig, sich kompetente Unterstütztung zu organisieren und sich darauf einzustellen, dass sich die Milchmenge ganz langsam, über mehrere Wochen oder Monate, steigern lässt.
Wie die Erfolgsaussichten sind

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie hoch die Chance für eine Relaktation ist, sollen hier zwei Beobachtungsstudien aus Indien vorgestellt werden, die eine größere Anzahl von Frauen während der Relaktation begleitet haben. Hier sei angemerkt, dass in Indien 80% der Mütter zu Hause gebären und häufig keinen Kontakt zum medizinischen Personal haben. Auch dort bekommen Frauen nicht immer ausreichend Unterstützung zum Stillen. Nicht gestillte Babys haben in Indien jedoch das 10- bis 20-fach erhöhte Risiko zu sterben als gestillte. In Indien wird der Stillförderung daher ein ganz anderer Stellenwert zugeschrieben als bei uns. In entwickelten Ländern sind bislang keine größeren prospektiven Untersuchungen zur Relaktation durchgeführt worden.

In der ersten indischen Studie (Seema et al., 1997) wurde das Stillen bei 50 Mutter-Kind-Paaren (wieder) gestartet, die aufgrund einer Erkrankung des Kindes ins Krankenhaus aufgenommen wurden. In dieser Studie waren die Babys durchschnitlich 2 Monate (29–100 Tage) alt. Von den 50 Müttern konnte die Relaktation bei 49 erfolgreich initiert werden. Bei dem einzigen Fall, bei der die Relaktation nicht funktioniert hat, war die Mutter davon überzeugt, dass sie nicht stillen konnte und verweigerte die Mitwirkung. 46 Mütter konnten zum vollen Stillen übergehen. Hierfür benötigten sie durchschnittlich 32 Tage. Bei 5 Paaren gelang die volle Relaktation innerhalb von 2 Wochen, 5 Paare brauchten bis zum ausschließlichen Stillen zwischen 46 und 50 Tage.

Die Methode zur Relaktation wurde in dieser Studie folgenderweise beschrieben: Die Mütter wurden über die Vorteile des Stillens informiert, ihre falschen Vorstellungen über das Stillen wurden berichtigt. Erfolgreich relaktierte Mütter wurden ihnen als Rollenvorbilder vorgestellt. Die Mütter wurden ermutigt, ihre Brustwarzen durch Streicheln und Brustmassagen zu stimulieren und das Baby häufig, d.h. 8- bis 10-mal am Tag für 10 bis 15 Minuten pro Brust, anzulegen. Flaschen und Schnuller wurden abgesetzt. Wenn die Babys die Brust verweigerten, wurde die "Drop and Drip"-Methode (siehe unten) angewendet. Die Babys wurden immer zuerst an die Brust angelegt. Künstliche Säuglingsmilch wurde ihnen erst angeboten, wenn das Baby nach 15 Minuten Saugen pro Seite immer noch unzufrieden war. Es wurde täglich kontrolliert, ob keine Verletzungen der Brustwarzen auftraten.

Relaktation wurde definiert, wenn die Mütter beim Stillen einen Milchspendereflex verspürten, wenn Milch beim "Melken" der Brust erschien, wenn das Baby zunahm oder wenn die Menge der zugefütterten Milch abnahm. Wenn eine Relaktation beobachtet wurde, wurde die Menge der zugefütterten Milch langsam ausgeschlichen. Die Babys wurden täglich gewogen. Die Milchmenge der Mutter wurde als ausreichend betrachtet, wenn das Baby ausreichend zunahm, mindestens sechmal am Tag farblosen Urin ausschied und nach den Mahlzeiten ausreichend lange schlief.

In dieser Studie traten folgende Herausforderungen auf: Manche Mütter hatten wunde, kleine oder flache Brustwarzen. All diese Herausforderungen konnten durch richtiges Anlegen, Motivation und Unterstützung gemeistert werden. Am Anfang der Relaktation beklagten sich 20% der Mütter über schmerzende Brustwarzen. Auch dieses Problem wurde mit Zuspruch und Unterstützung gemeistert. 74% der Babys, die zuvor überhaupt nicht (mehr) gestillt wurden, verweigerten am Anfang aufgrund von Saugverwirrung oder Frustration die Brust. All diese Babys begannen das Saugen mithilfe der "Drop and Drip"-Methode (siehe weiter unten) und wurden später mit dem Brusternährungsset gefüttert. Die Autoren der Studie sahen folgende potenzielle Hindernisse: Ängstlichkeit oder Müdigkeit der Mutter, Saugverwirrung, falsches Anlegen, wunde Brustwarzen, fehlende Motivation. Die Autoren schlussfolgern, dass alle (gesunden) Mütter relaktieren können, unabhängig davon, wie viel Zeit seit dem Abstillen verging, ob die Mütter ihre älteren Kinder stillten usw. Hauptsache, die Mütter sind motiviert, das Baby häufig anzulegen, und sie bekommen qualifizierte Unterstützung. Das unterstützende Fachpersonal sollte die Frau ermutigen und mithilfe diverser Techniken unterstützen. Das Fachpersonal sollte über einen starken Willen, Geduld und Zuversicht verfügen.

In der zweiten Studie (Banapurmath et al., 2003) wurde das Thema Stillen bei Kinderarztbesuchen angesprochen und wenn die Babys nicht bzw. nicht ausschließlich gestillt wurden, wurden die Mütter zur Relaktation ermutigt und dabei unterstützt. Es wurden in den Jahren 1994–2002 insgesamt 1000 Fälle analysiert. Hier waren alle Babys jünger als 6 Wochen und 92,5% der Babys sogar jünger als ein Monat alt. Bei 871 Babys waren weniger als 15 Tage ohne Stillen vergangen. Alle Babys konnten innerhalb von 3 Tagen an der Brust richtig saugen. Und alle Babys jünger als 1 Woche lernten das richtige Saugen innerhalb von 24 Stunden. Innerhalb von 10 Tagen konnten 83,4% der Paare zum vollen Stillen und 8,2% zum Teilstillen übergehen.

Die unterschiedliche Dauer bis zur vollen Relaktation in den beiden Studien (Seema et al., 1997 und Banapurmath et al., 2003) wurde von den Autoren der jüngeren Studie auf das unterschiedliche Durchschnittsalter der Babys und die unterschiedliche Dauer des Zeitintervalls ohne Stillen zurückgeführt. Das heißt, je jünger das Kind und je weniger Zeit ohne Stillen vergangen ist, umso schneller scheint die Relaktation zu klappen.

Banapurmath und Mitarbeiter beschrieben ihre Vorgehensweise wie folgt: Die Mütter wurden über die Grundlagen des Stillens und der Relaktation aufgeklärt. Zum Beheben der Saugverwirrung wurde den Müttern und ihren Angehörigen die sog. "Drop and Drip"-Methode beigebracht. Den Müttern wurde das richtige Anlegen gezeigt. Es wurde dabei darauf geachtet, dass die untere Lippe gut unterhalb der Brustwarze lag. Die Mütter wurden beim richtigen Anlegen so lange angeleitet, bis es klappte. Bei Babys, die die Brust verweigerten, wurde die "Drop and Drip"-Methode (siehe unten) verwendet. Die Mütter wurden ermutigt, mit dem Baby sehr viel Hautkontakt zu haben und ihm immer die Brust anzubieten, wenn es Interesse zeigt. Das Baby sollte alle 2 Stunden für 10–15 Minuten pro Brust angelegt werden. Die Mütter wurden ermuntert, mit ihren Babys zusammenzuschlafen. Die Angehörigen wurden gebeten, die Mutter zu entlasten, damit sie mehr Zeit mit dem Baby verbringen konnte. Die Zufütterung erfolgte mittels Becher oder Löffel. Die Menge der zugefütterten Milch wurde langsam ausgeschlichen. Die Gewichtszunahme der Babys wurde verfolgt.
Empfehlungen zur erfolgreichen Relaktation

Über die beiden indischen Studien hinaus sollen hier ausführlichere Informationen dargestellt werden, um zahlreiche Fragen und Unsicherheiten zu beantworten, die bei einer Relaktation auftreten. Eine wichtige Quelle über Relaktation ist eine Publikation der WHO (Hormann und Savage, 1998), die das Wissen zum Thema aus der ganzen Welt – inklusive der beiden zitierten indischen Studien – zusammengestellt hat. Diese WHO-Publikation ist allerdings nicht mehr in jeder Hinsicht aktuell. Die La Leche Liga gibt ebenfalls Publikationen zum Thema für Mütter heraus, auch in deutscher Sprache. Weitere Quellen, die dieser Zusammenfassung zugrundelagen, können den Quellenangaben ganz unten entnommen werden.
Der Beginn der Relaktation

* Zuerst sollte herausgefunden werden, warum Stillen nicht initiiert bzw. abgebrochen wurde. Die zugrundeliegenden Ursachen sollten nach Möglichkeit beseitigt werden.
* Es ist sehr hilfreich, wenn die Mutter Unterstützung von einer in der Relaktation erfahrenen Stillberaterin bekommt. Denn die Relaktation ist ein langer Prozess, der in der Regel mehrere Wochen bzw. Monate dauert. Er ist von kaum bemerkbaren Fortschritten, gelegentlichen "Rückschritten" und vielen Unsicherheiten geprägt. Ohne professionelle Unterstützung geben viele Frauen auf. Auch die Unterstützung der Familie und des näheren Umfelds ist unerlässlich. Die Mutter soll von Aufgaben im Haushalt, Beruf oder von der Versorgung weiterer Familienangehöriger nach Möglichkeit entlastet werden, damit sie möglichst viel Zeit mit ihrem Baby verbringen kann. Vor allem braucht die Mutter Verständnis, emotionale Unterstützung und Zuspruch.
* Solange die Brust nicht genug Milch bildet, muss das Baby mit gespendeter Frauenmilch oder künstlicher Säuglingsmilch gefüttert werden. Die Milch soll in 8 oder mehr Mahlzeiten am Tag gegeben werden. Unter den Säuglingsnahrungen ist vermutlich die Pre-(Anfangs-)Nahrung am besten geeignet, da sie in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch am nächsten kommt. Die anderen Nahrungen (1-er, 2-er, 3-er) sind weniger natürlich und sättigen in der Regel zu lange. So meldet sich das Baby zu selten und saugt nicht oft genug an der Brust. Voll gestillte Säuglinge trinken am Tag durchschnittlich knapp 800 ml Muttermilch, allerdings gibt es hier beträchtliche individuelle Schwankungen.
* Saugflaschen und Schnuller sollten weggelassen werden. Das Baby soll sein Saugbedürfnis komplett an der Brust befriedigen. Es soll mittels alternativer Techniken, z.B. aus einem Becher oder mithilfe des Brusternährungssets gefüttert werden. Das Brusternährungsset ist insbesondere dann unerlässlich, wenn das Baby die "trockene" Brust ablehnt. Auch in anderen Fällen kann das Brusternährungsset die Handhabung oft erleichtern.
* Es ist wichtig, dass das Baby richtig angelegt wird. Sonst kann es nicht effektiv saugen und es besteht die Gefahr wunder Brustwarzen. Das richtige Anlegen soll durch eine erfahrene Hebamme oder Stillberaterin überprüft werden, in den ersten Tagen regelmäßig, bis es einwandfrei klappt.
* Falls das Baby bereit ist an der Brust zu saugen, soll es so oft es Interesse zeigt bzw. alle 1–2 Stunden, mindestens 8- bis 12-mal am Tag angelegt werden. Falls das Baby sich nicht von alleine meldet, muss es geweckt und anlegt werden, allerspätestens nach 3–4 Stunden oder auch häufiger.
* Das Baby sollte möglichst bei jeder Mahlzeit an beiden Brüsten saugen, so lange wie möglich, mind. 10–15 Minuten pro Brust. Die Mutter kann ihre Brüste auch mehrfach – abwechselnd – anbieten, wenn das Baby weiter Interesse zeigt. Dieses sog. Wechselstillen soll für die Steigerung der Milchbildung sehr förderlich sein. Wenn die Mutter schon voll stillt, ist es natürlich nicht mehr notwendig, das Baby immer an beiden Brüsten anzulegen.
* Eine plötzliche Umstellung auf häufiges Stillen kann die Haut der Brustwarzen strapazieren. Mit der Zeit passt sich die Haut an. Möglicherweise sind Lanolinsalben für die stillende Brust hilfreich. Darüber hinaus sollte natürlich darauf geachtet werden, dass das Baby richtig angelegt ist. Stillen sollte keine Schmerzen verursachen! Im Zweifelsfall soll man die Hebamme/Stillberaterin kommen lassen, damit sie das richtige Anlegen überprüft. Gegebenenfalls kann man erwägen, die Beanspruchung der Brust wieder etwas zurückzufahren und dann langsam wieder zu steigern.
* Viel Hautkontakt scheint die Milchbildung zu fördern.
* Mutter und Kind sollten zusammen schlafen, damit das Baby auch nachts einen einfachen Zugang zur Brust hat und damit der Schlaf der Mutter fürs Stillen möglichst wenig unterbrochen wird. Nächtliches Stillen erhöht außerdem die Prolaktin-Bildung (ein Hormon, das an der Milchbildung beteiligt ist) und der zusätzliche Kontakt erhöht das Interesse des Säuglings an der Brust.
* Erfolgsdruck vermeiden! Ausdauer, Geduld und Zuversicht sind für die Relaktation von zentraler Bedeutung. Keiner kann vorhersagen, wie lange ein individuelles Stillpaar brauchen wird, bis es zum vollen Stillen übergehen kann. Jeder Tropfen Muttermilch zählt. Außerdem ist auch die besondere Nähe und Zuneigung, die durch das Stillen enstehen, ein besonderer Vorteil jeglichen Stillens.

Wenn das Baby an der Brust nicht saugen kann oder will

Viele Babys, die bislang nicht gestillt wurden, zeigen kein Interesse an der Brust bzw. sind nicht in der Lage, an der Brust effektiv zu saugen. Wenn die Brust nur wenig Milch produziert, wird das Baby bei seinen Trinkversuchen möglicherweise frustriert und lehnt die Brust ab. Nach den Beobachtungen verschiedener Experten sind am ehesten kleine Babys bereit die Brust schnell zu akzeptieren, auch wenn diese nicht so viel Milch produziert, ältere Babys leisten eher Widerstand. Doch auch Kleinkinder konnten schon erfolgreich wieder an die Brust gewöhnt werden. Folgende Tipps gegen Saugverwirrung bzw. Brustverweigerung können der Literatur entnommen werden:

1. Wenn das Baby an der Brust nicht effektiv saugt, sollte es durch einen Kinderarzt und/oder eine Still- und Laktationsberaterin untersucht werden, um gesundheitliche oder anatomische Probleme auszuschließen. Es ist gar nicht so selten, dass Babys Saugschwierigkeiten haben. Diese werden manchmal zu spät erkannt.
2. Es sollte so viel Hautkontakt wie möglich hergestellt und die Brust immer angeboten werden, wenn das Baby Interesse zeigt. Auch Babys, die noch nie gestillt worden sind oder die Brust verweigern, fangen häufig mit dem Stillen an, wenn sie viel Zeit an der nackten Brust verbringen. Manche Mütter tragen ihre Babys in einem Tragetuch oder einer Tragehilfe bei sich und verbringen auch sonst viel Zeit mit ihnen in Körperkontakt, z.B. beim gemeinsamen Baden. Manche Mütter haben die Erfahrung gemacht, dass "brustscheue" Babys eher wieder an der Brust trinken, wenn sie im Halbschlaf sind.
3. Das Interesse des Babys an der Brust kann am Anfang der Relaktation durch die so genannte "Drop and Drip"-Methode oder ein Brusternährungsset gefördert werden, da die Babys an der Brust Milch riechen und schmecken können.
4. Wenn das Baby die Brust nicht effektiv leeren kann, sollte die Milchbildung durch die manuelle Entleerung der Brust oder durch Pumpen stimuliert werden.
5. Das Baby nicht hungern lassen! Bis die volle Milchbildung aufgebaut ist, muss das Baby zugefüttert werden.
6. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, ist die Hilfe einer Stillberaterin, die mit Relaktation und Saugverwirrung besonders erfahren ist, unvermeidlich.

Besondere Techniken und Hilfsmittel
Das Brusternährungsset

Durch das Brusternährungsset wird das Baby zugefüttert, während es an der Brust saugt. Dazu führt ein dünner Schlauch aus einem Beutel mit Milch, der um den Hals der Mutter gehängt wird, zur Brustwarze. Wenn das Baby an der Brust saugt, erhält es Milch aus dem Schlauch. Der Vorteil des Brusternährungssets ist, dass die Milchbildung während des Zufütterns durch die Stimulierung der Brustwarze angeregt wird. Das Brusternährungsset kann über Apotheken bestellt werden.

Der Milchfluss kann für ein optimales Ergebnis reguliert werden. Denn, wenn die Milch zu schnell fließt, wird das Baby zu schnell satt, ohne die Brust ausreichend zu stimulieren. Wenn die Milch zu langsam fließt, wird das Baby möglicherweise frustriert.
Die "Drop and Drip"-Methode

Diese Methode wurde von einer indischen Kinderärztin (Kesaree, 1993) erfunden und wurde in Indien sehr erfolgreich eingesetzt, um Babys zum Saugen an der noch "trockenen" Brust zu bewegen. Dazu lässt man aus einem Becher oder einer Pipette Milch tröpfchenweise über die Brust zur Brustwarze laufen, während das Baby an der Brust angelegt ist. Durch das Riechen und Schmecken der Milch wird das Babys zum Saugen animiert. Die Methode ist weniger effektiv, wenn das Baby richtig saugt, da die Milch dann nicht in den Mund des Babys gelangt. Der Nachteil der Methode ist außerdem, dass sie besser funktioniert, wenn eine weitere Person die Milch über die Brust laufen lässt. Sie ist schwieriger, wenn die Mutter keine Unterstützung bekommt. Sie kann eingesetzt werden, um das Interesse des Babys an der Brust zu wecken, um anschließend mit dem Brusternährungsset weiterzumachen.
Becherfütterung

Wenn das Baby die zugefütterte Milch statt Flasche per Becher bekommt, wird einerseits eine Saugverwirrung vermieden, andererseits wird die Bereitschaft des Babys, an der Brust der Mutter zu saugen, erhöht. Zur Becherfütterung eignet sich jeder Becher mit einem abgerundeten, biegsamen Rand. Führende Milchpumpenhersteller bieten Becher an, die extra für diesen Zweck entwickelt wurden. Das Baby sollte aufrecht gehalten werden, wach und aufmerksam sein und aktiv trinken. Wenn das Baby zum Trinken locker eingewickelt wird, kann es den Becher nicht mit seinen Händen umwerfen. Eine Alternative zum Becher ist der sog. Softcup. Der Softcup ähnelt einer Flasche, das Mundstück ist jedoch wie ein Löffel geformt. Das eingebaute Ventilsystem verhindert das Verschütten der Milch und erlaubt es dem Säugling, den Milchfluss zu kontrollieren.
Entleeren der Brust per Hand oder Pumpe

Wenn das Baby nicht trinken kann oder will, kann die Milchbildung durch mechanisches oder manuelles Entleeren stimuliert werden (siehe Abpumpen und Aufbewahren von Muttermilch). Die Milch sollte mindesten 8- bis 12-mal am Tag entleert werden. Am effektivsten dabei sind elektrische Kolbenpumpen mit Doppelpumpset, mit denen beide Brüste gleichzeitig geleert werden können. Um die Milchmenge zu steigern, soll man noch 2–5 Minuten weiterpumpen, nachdem der letzte Tropfen Milch entfernt worden ist. Je öfter die Brust entleert wird, umso schneller bildet sich Milch. Wenn die Brust nur durch Pumpen oder manuell entleert wird, scheint sich die Milchbildung bei einer Relaktation nach 1–6 Wochen in Gang zu setzen.

Die effektive Gewinnung von Muttermilch kann einen längeren Lernprozess benötigen. Manche Frauen schaffen es nie, Milch durch Pumpen oder manuell effektiv zu entleeren, auch wenn sie vollstillen können, da bei diesen künstlichen Methoden der Milchspendereflex nicht so effektiv ausgelöst wird wie beim Saugen des Babys. Das natürliche Saugen des Babys soll – wenn immer möglich – dem künstlichen Entleeren der Brust vorgezogen werden.
Woran man merkt, dass die Milchbildung eingesetzt hat

Wenn Mütter mit der Relaktation beginnen, fragen sie sich, ob und ab wann sich Milch bildet. Das Schlucken des Babys beim Stillen ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Baby beim Saugen Milch bekommt. Vielleicht merkt die Mutter auch, dass sich die Brust nach dem Stillen leerer anfühlt als vor dem Stillen, wobei sich dieser Effekt eher bei größeren Milchmengen bemerkbar macht. Vieleicht spürt die Mutter den Milchspendereflex beim Stillen. Beim sog. Milchspendereflex ziehen sich in der Brust zahlreiche winzige Muskeln zusammen, um die Milch Richtung "Ausgang" zu befördern. Der Milchspendereflex setzt nach den ersten Saugbewegungen des Babys ein und fühlt sich wie ein ganz leichter Schmerz an. Das spürt man eher an der Brust, die gerade nicht entleert wird. Es kann passieren, dass während des Saugens Milch an der zweiten Brust austritt. Oder die Mutter kann versuchen, Milch aus ihrer Brust herauszudrücken, während ihr Baby an der anderen Brust saugt. Dazu nimmt man den Brustwarzenhof zwischen Daumen und Zeigefinger und presst ihn wiederholt zusammen und nach vorne, Richtung Brustwarze. Manchmal lässt sich an der einen Brust Milch ausdrücken und an der anderen nicht, obwohl beide Brüste Milch bilden. Der Milchspendereflex wird während sexueller Aktivität, beim Orgasmus, ebenfalls aktiviert und es kann Milch aus den Brüsten spritzen.

Geübte Stillbabys saugen am Anfang relativ schnell an der Brust, bis der Milchspendereflex einsetzt und größere Milchmengen kommen. Dann saugen sie langsamer und schlucken regelmäßig.
Woher man weiß, dass das Baby genug Milch bekommt

Die Relaktation ist eine sehr schwierige Phase, die ständig mit der berechtigten Sorge verbunden ist, ob das Kind genug Milch erhält. Die Mutter kann ja nicht sehen, wie viel Milch aus ihrer Brust kommt. Folgende Zeichen werden als Hunger interpretiert: Das Baby fängt an die Lippen zu bewegen und die Fäustchen zu ballen, manchmal noch bei geschlossenen Augen. Es macht kleine maunzende Laute. Wenn das keinen Erfolg hat, fängt es schließlich an, laut zu schreien.

Um zuverlässig feststellen zu können, ob das Baby ausreichend mit Milch versorgt wird, ist man auf indirekte Hinweise angewiesen:

Die regelmäßige Kontrolle der Gewichtszunahme ist die zuverlässigste Methode, um festzstellen, ob das Baby ausreichend ernährt wird. Denn manchen Babys merkt man nicht an, dass sie hungern. Dabei hat sich das wöchentliche Wiegen sehr bewährt (Hornmann und Savage, 1998). Manche Autoren empfehlen Kontrollen zweimal die Woche (Walker, 2006). Häufigeres Wiegen kann die Mutter verunsichern. Für die Gewichtsmessung sollte man immer die gleiche Waage benutzen und das Baby sollte möglichst nackt sein und keine Windel tragen. Falls das Zimmer zu kalt sein sollte, kann das Baby eine frische Windel tragen (immer von der gleichen Sorte) und immer gleich viel anhaben. Die Waage muss vor dem Wiegen tariert werden (also auf Null stellen). Es empfiehlt sich, mehrmals zu messen, um Fehler zu reduzieren. Um die Gewichtszunahme zu beobachten, kann man die gemessenen Werte in eine Gewichtskurve eintragen. Die Somatogramme in den aktuellen gelben Vorsorgeuntersuchungsheften sind für diesen Zweck leider ungeeignet. Besser sind die aktualisierten WHO-Kurven von 2006, die übrigens anhand voll gestillter Säuglinge erfasst wurden (WHO-Gewichtskurve für Mädchen (0–6 Monate) und für Jungen (0–6 Monate)). Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass der Wachstumsverlauf gestillter Säuglinge anders ist als der von künstlich ernährten Säuglingen. Gestillte Säuglinge nehmen zunächst schneller zu und bleiben später schlanker (siehe auch die Stellungnahme der Nationalen Stillkommission: http://www.bfr.bund.de/cd/2404) und dann die Datei gewichtsentwicklung_gestillter_saeuglinge.pdf).

Auf der X-Achse sucht man das aktuelle Alter des Babys aus und trägt das aktuelle Gewicht anhand der Y-Achse in kg ein. Dabei kommt es weniger darauf an, auf welcher Perzentile sich das Baby befindet – denn Kinder sind von Natur aus pummeliger oder schlanker –, sondern auf den Verlauf. Ein Knick der Kurve nach unten ist ein Hinweis darauf, dass das Baby zu wenig Milch bekommt.

Idealerweise bekommt man für die Benutzung und Interpretation der Kurve Unterstützung von einem Kinderarzt, einer Hebamme oder einer Still- und Laktationsberaterin.

Wer mit diesen Kurven nicht zurechtkommt und keine Unterstützung erhält, kann sich an durchschnittlichen Gewichtszunahmen orientieren (siehe http://www.kellymom.com/babyconcerns/growth/weight-gain-metric.html). Demnach nimmt ein Baby in den ersten 4 Monaten 155–241 g/Woche und in dem 5. und dem 6. Monat 92–142 g/Woche zu. Wenn es weniger zunimmt, braucht es unbedingt mehr Nahrung.

Die Beobachtung der Ausscheidungen ermöglicht weitere Hinweise. Wenn das Baby täglich mindestens sechmal farblosen Urin ausscheidet, bekommt es genug Flüssigkeit. Der Stuhlgang liefert vor allem in der Neugeborenenperiode wertvolle Hinweise. Nach dem ersten Lebenstag sind täglich mindestens drei Darmentleerungen zu erwarten. Seltenere Darmentleerungen sind ein Hinweis auf eine zu geringe Milchaufnahme. Später ist die Beobachtung des Stuhlgang weniger gut geeignet, um Rückschlüsse auf die aufgenommene Milchmenge zu ziehen. Bei manchen Babys nimmt die Zahl der Darmentleerungen nach den ersten 4–6 Wochen deutlich ab. Manche Babys haben dann mehrmals täglich Stuhlgang, manch andere nur alle 7–10 Tage. Das alles gilt als normal. Allerdings sind trockene Stühle immer ein Hinweis auf eine zu geringe Milchmenge.

Auch die Aktivität des Babys gibt Auskunft darüber, ob es ausreichend ernährt wird. Ein Baby, das alle 2–3 Stunden gestillt werden möchte, kräftigt trinkt und auch für soziale Interaktionen noch genügend Energie übrig hat, bekommt wahrscheinlich genug Nahrung. Ein Baby, das unterernährt wird, ist eher ruhig und es fehlt ihm die Energie, um nach Nahrung zu verlangen.
Ausschleichen der zugefütterten Milch

Nachdem die Milchbildung in Gang gekommen ist, kann die zugefütterte Milchmenge langsam reduziert werden. Dabei ist die erste Priorität sicherzustellen, dass das Baby mit Nahrung ausreichend versorgt wird. Eine zu schnelle oder drastische Reduzierung der zugefütterten Milch soll vermieden werden. Manchmal zeigt das Baby, dass es weniger braucht, indem es die zugefütterte Milch oder die zweite Brust ablehnt. In anderen Fällen muss die Mutter die zugefütterte Milch aktiv reduzieren, damit das Baby mehr an der Brust trinkt. Das Baby darf dabei nicht zu ausgehungert oder sogar zu schwach bzw. zu unruhig sein, um effektiv trinken zu können.

Ein möglicher Weg, die zugefütterte Milch auszuschleichen, ist der folgende: Während der ganzen Relaktation wird Tagebuch über die zugefütterte Milchmenge geführt. Zunächst wird der aktuelle Ist-Zustand über etwa 3 Tage dokumentiert. Anschließend wird die Menge, die am Tag maximal zugefüttert wird, alle 2–3 Tage z.B. um 30 ml reduziert, indem z.B. 3 Mahlzeiten um 10 ml gekürzt werden. Pro Mahlzeit wird nicht mehr als die berechnete Maximalmenge gegeben. Wenn das Baby noch Hunger oder Unruhe zeigt, wird es wieder an die Brust gelegt. Wenn das Baby nicht genügend nasse Windeln hat bzw. nicht ausreichend zunimmt, verbleibt man längere Zeit bei einer Stufe oder man geht wieder eine Stufe höher und reduziert die Milchmenge langsamer. Gleichzeitig ist es möglich, dass die Relaktation von alleine schneller voranschreitet, indem das Baby von sich aus immer weniger von der zusätzlichen Milch trinkt.

Bei dieser Vorgehensweise wird also nicht ganz nach Bedarf zugefüttert, denn die Mutter setzt ein oberes Limit. Das Baby darf jedoch unbegrenzt an die Brust. Durch diese sehr systematische und vorsichtige Vorgehensweise wird das Hungern praktisch ausgeschlossen. Das Führen eines Tagebuchs erscheint zwar aufwendig, es gibt der Frau jedoch Sicherheit. Häufig gibt es beträchtliche Schwankungen in der konsumierten Milchmenge, sodass die feinen Verbesserungen nicht ins Auge fallen und die Mutter eventuell frustriert aufgibt. Der langfristige Trend lässt sich nur erkennen, wenn die zugefütterte Milchmenge genau protokolliert wird. Hierfür können die Werte in ein Koordinatensystem aufgetragen werden (z.B. die Tage auf der X-Achse und die getrunkene Milchmenge am Tag an der Y-Achse), der Trend lässt sich durch diese optische Hilfe leichter erkennen.

Wenn Vollstillen nie komplett erreicht wird, kann die zugefütterte Milch nach 6 Monaten allmählich gegen Beikost ausgetauscht werden, sodass das Baby irgendwann nur noch Muttermilch und Beikost bekommt, aber keine Säuglingsmilch mehr.
Woran man merkt, dass die Milchmenge ansteigt

Der zuverlässigste Hinweis auf die steigende Milchbildung ist die Abnahme der zugefütterten Nahrung bei stabiler Gewichtszunahme. Wenn die Mutter das Brusternährungsset benutzt oder zuerst stillt und dann zufüttert, ist es einfach festzustellen, wie viel Zusatznahrung das Baby getrunken hat. Die Menge der verzehrten Milch muss nicht täglich konstant abnehmen, es können durchaus Schwankungen auftreten. Das ist besonders ausgeprägt, wenn das Kind einen Wachstumsschub durchmacht. Dann braucht es plötzlich mehr Zusatznahrung über mehrere Tage. Über eine längere Zeit hin sollte aber ein klarer Trend zu beobachten sein.

Die Konsistenz des Stuhls ändert sich auch, wenn das Baby mehr Muttermilch bekommt. Der Stuhl wird loser, ungeformter und riecht milder.
Wie man bestimmt, wie viel Muttermilch gebildet wird

Hornmann und Savage empfehlen folgende Vorgehensweise: Man berechnet die Gesamtmilchmenge, die das Baby braucht (etwa 150 ml/kg Körpergewicht, d.h. 750 g bei einem 5-kg-Baby). Von dieser Gesamtmenge substrahiert man die zugefütterte Milchmenge. Das heißt, wenn täglich 500 ml Milch zugefüttert wird, bildet die Mutter nach dieser Rechenweise etwa 250 ml Milch am Tag.

Allerdings handelt es sich hierbei um eine sehr theoretische Herangehensweise, deren Wert zweifelhaft ist. Kent und Mitarbeiter stellten 2006 in einer groß angelegten Studie mit über 70 vollstillenden Müttern fest, dass es unter normalen Säuglingen eine große individuelle Variation in der konsumierten Milchmenge gibt: Sie variierte zwischen 488 und 1356 g/Tag. Außerdem stellten sie fest, dass die täglich konsumierte Milchmenge zwischen dem ersten und dem sechten Monat etwa gleich blieb. Das heißt, kleine Babys tranken pro kg Körpergewicht mehr als große. Kent und Mitarbeiter erklären dies unter anderem damit, dass kleine Babys (1–3 Monate alt) schneller wachsen als ältere (4–6 Monate alt).

Vermutlich gibt es keine zuverlässige Methode um festzustellen, wie viel Muttermilch gebildet wird.

Die Milchmenge, die man durch Pumpen oder manuelles Entleeren der Brust gewinnt, ist kein sicheres Maß für die gebildete Milchmenge – es sei denn, man gewinnt die gesamte Muttermilch über diese künstlichen Methoden. Man geht davon aus, dass ein effektiv saugendes Baby die Brust besser leert als die beste Pumpe. Die gewonnene Milchmenge hängt also nicht nur von der vorhandenen Milchmenge ab, sondern davon, wie effektiv der Milchspendereflex ausgelöst wird.
Medikamente und pflanzliche Präparate

Es gibt verschiedene Medikamente und pflanzliche Präparate, die die Milchbildung möglicherweise beeinflussen. Von den Medikamenten wurden zur Steigerung der Milchmenge am häufigsten Metoclopramid und Domperidon eingesetzt, von den pflanzlichen Präparaten Bockshornklee. Weitere Pflanzenbestandteile, die verwendet werden, sind Fenchel-, Geißrauten- und Silber-(Mariendistel-)samen. Auch Bier (bitte alkoholfrei!) soll die Milchmenge steigern. Eine aktuelle Stellungnahme der "Academy of Breastfeeding Medicine" zu diesen so genannten Galactogoga findet man im Internet auf Deutsch (http://www.bfmed.org/Resources/Protocols.aspx; 9. Galactogogues, German). Allerdings sind Galactogoga für die Unterstützung der Milchbildung nicht zugelassen und werden von den Ärzten daher nicht unbedingt gerne verschrieben. Hinzukommt, dass es kaum Ärzte gibt, die sich mit diesem Thema auskennen. Eventuell ist es hilfreich, das klinische Protokoll Nr. 9 von der "Academy of Breastfeeding Medicine" aus dem Internet auszudrucken und dem Arzt mitzubringen, damit er sich über das Thema informieren kann. Der Arzt kann auch in einem Referenzwerk zur Arzneiverordnung in der Stillzeit die verschiedenen Wirkstoffe nachschauen. Für den Fall, dass der Arzt das nicht weiß oder sich die Zeit nicht nimmt, kann die Mutter die Informationen aus dem Internet (www.embryotox.de) ausdrucken und dem Arzt mitbringen.

Wenn pflanzliche Präparate verwendet werden (div. Tees oder Kapseln), muss unbedingt auf die Herkunft geachtet werden! Präparate aus Asien enthalten häufig giftige Verunreinigungen und sind oft Fälschungen! Produkte aus der Apotheke und von renommierten Herstellern sind unbekannten Anbietern aus dem Internet unbedingt vorzuziehen. Das klinische Protokoll Nr. 9 enthält auch Anleitungen zur Vorbereitung verschiedener Tees.

Hormann und Savage empfehlen in der WHO-Publikation von 1998 vom generellen Einsatz von Medikamenten zur Relaktation abzusehen. Denn eine Relaktation ist auch ohne Medikamente möglich, wenn die Mutter qualifizierte Unterstützung bekommt. Der Einsatz dieser Substanzen würde nach Hormann und Savage den Eindruck wecken, dass sie für die Relaktation erforderlich sind. Mütter und medizinisches Personal würden das richtige Stillmanagement vernachlässigen und sich auf Medikamente verlassen. Wenn das Medikament dann abgesetzt wird und die Mutter keine ausreichende Unterstützung bekommt, geht die Milchmenge wieder zurück. Diese Medikamente sollen laut Hormann und Savage daher nur eingesetzt werden, wenn das richtige Stillmanagement innerhalb von 2 Wochen keine Ergebnisse bringt.

In Deutschland hat sich in erster Linie Domperidon (www.embryotox.de/domperidon.html) durchgesetzt. Denn es hat weniger Nebenwirkungen als Metoclopramid und geht kaum in die Muttermilch über. Eine praktische Anleitung zur Einnahme findet sich unter www.uebersstillen.org/jndomperidoned.htm. Domperidon scheint bei einigen Müttern die Relaktation zu beschleunigen. In einer aktuellen Studie (Wan et al., 2008) war Domperidon bei 2 von 6 Müttern wirkungslos, bei 4 Müttern jedoch effektiv. Frauen, die mit Domperidon relaktiert haben, haben die Erfahrung gemacht, dass dieses Medikament nach der erfolgreichen Etablierung der vollen Milchbildung nur ganz langsam ausgeschlichen werden sollte. So sollte z.B. nur eine halbe Tablette auf einmal weggelassen und es sollte etwa 3 Tage beobachtet werden, ob die Milchmenge stabil bleibt. Wenn ja, kann die Tablettenmenge vorsichtig weiter reduziert werden. Wenn die Milchbildung nachlässt, muss man vor jeder weiteren Reduktion abwarten, bis sich das Vollstillen unter der reduzierten Medikamentengabe durch "Stillen nach Bedarf" stabilisiert.

Auch die Einnahme weiterer Medikamente sollte ggf. überdacht werden. Wenn die Frau andere Medikamente nimmt, sollte mithilfe des Frauenarztes oder ggf. der Hebamme oder eines Apothekers überprüft werden, ob die genommenen Medikamente die Milchbildung beeinflussen und ob sie in der Stillzeit genommen werden dürfen (siehe auch http://www.embryotox.de). Östrogene in höheren Dosierungen hemmen z.B. die Milchbildung. Daher soll auch die Empfängnisverhütung (siehe Verhütung und Sexualität in der Stillzeit) ggf. überdacht werden. Der Genuss von Nikotin und Alkohol sollte selbstverständlich auch eingeschränkt werden. Diese Substanzen hemmen in größeren Mengen die Milchbildung und schädigen die Gesundheit des Babys.
Ein paar Grundlagen über die Milchbildung

Frauen, die relaktieren wollen, brauchen mehr theoretisches Wissen über die Milchbildung als problemlos stillende Frauen, die sich einfach darauf verlassen können, dass sie so viel Milch haben wie das Baby braucht. Daher seien hier ein paar Grundsätze vorgestellt.

Die Menge des vorhandenen aktiven Brustdrüsengewebes bestimmt die maximal mögliche Milchbildung. Das Brustdrüsengewebe differenziert sich normalerweise während der Schwangerschaft. Es sezerniert Colostrum und fängt nach der Geburt an, reife Muttermilch zu bilden. Die Menge des aktiven Brustdrüsengewebes wird in den ersten Wochen nach der Geburt anhand der Nachfrage durch das Baby "justiert". Neues Brustdrüsengewebe wird aktiviert, wenn die Nachfrage steigt – z.B. bei der Relaktation. Wenn das Kind abgestillt wird, bildet sich das Brustdrüsengewebe allmählich zurück.

Die Rate der Milchbildung im vorhandenen Brustdrüsengewebe hängt davon ab, wie viel Milch aus der Brust entleert wird – das heißt, die Nachfrage bestimmt das Angebot. Ist noch viel Milch in der Brust übrig, wird nur langsam Milch produziert. Wurde die Brust zu einem großen Maße entleert, wird in großem Tempo Milch nachproduziert. Vor allem direkt nach dem Entleeren der Brust wird schnell Milch produziert, die Geschwindigkeit der Produktion nimmt dann allmählich ab.

Also: am meisten Milch bekommt das Baby, wenn es die Brust häufig und stark entleert.

Wenn die Brust plötzlich stärker entleert wird als bisher, fühlt sie sich wie ein leerer Sack an. In diesen "leer gesaugten" Brüsten (dabei ist die Brust in Wirklichkeit nie "leer") ist die Milchsynthese am schnellsten. Wenn die Brust regelmäßig "leer gesaugt" wird, baut sich mit der Zeit neues aktives Brustdrüsengewebe auf. Im umgekehrten Fall, wenn das Baby plötzlich weniger trinkt als bisher (z.B. bei Erkrankungen oder beim Abstillen), wird die Brust durch zu viel Milch groß und prall. Die Milchsynthese wird gedrosselt, Brustdrüsengewebe wird abgebaut – allerdings nicht von heute auf morgen, sondern über Tage, Wochen und Monate. Um Schmerzen und andere Komplikationen durch übervolle Brüste zu vermeiden, kann es daher nötig sein, die Brust manuell oder per Pumpe ein bisschen zu entleeren.

Wie oft gestillt wird, hängt einerseits von der individuell unterschiedlichen Speicherkapazität der mütterlichen Brust und andererseits vom Trinkverhalten des Babys ab. Manche Babys trinken öfter, dafür nicht so viel am Stück, andere trinken seltener, dafür aber mehr auf einmal. Manche Kinder haben einen kleineren Magen oder verstoffwechseln die Nahrung schneller und müssen daher öfter trinken als andere Babys. Das Bedürfnis nach Geborgenheit bestimmt auch die Stillhäufigkeit. In einer großen australischen Studie von Kent und Mitarbeitern mit 71 erfolgreich vollstillenden Müttern wurde festgestellt, dass die Babys zwischen 6- und 18-Mal am Tag an der Brust getrunken haben. Pro Mahlzeit wurden durchschnittlich 76 ml Milch getrunken (Spannweite: 0–240 ml). Manchmal reichen dem Kind ein paar Züge, beim nächsten Mal trinkt es ausgiebiger. Der gleichmäßige Stillrhythmus ist wahrscheinlich eine Erfindung der Industrialisierung. Es spielt keine Rolle, ob das Baby vor 10 Minuten, einer Stunde oder längerer Zeit zuletzt an der Brust war. Es kann jederzeit wieder angelegt werden.

Interessant ist auch, dass die Babys in der Studie die Brust nie vollständig geleert haben. Durchschnittlich haben sie nur 67,3% der vorhandenen Milch getrunken. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass die beiden Brüste der Frauen unterschiedlich viel Milch produzieren. Bei den meisten Frauen bildet die rechte Brust mehr Milch als die linke. Anders als wir vermuten würden, war die Trinkmenge außerdem unabhängig davon, wie lang die letzte Stillmahlzeit zurücklag und wie viel Milch dabei getrunken wurde. Zu beachten ist noch, dass die Milch umso fett- und kalorienreicher ist, je stärker die Brust entleert wurde. Daher sollte die Brust nur dann gewechselt werden, wenn das Baby die erste Brust von alleine losgelassen hat, damit es auch die kalorienreiche Hintermilch bekommt und eher satt wird. Wenn der Flüssigkeitsbedarf des Babys steigt – z.B. an heißen Sommertagen – trinkt es in der Regel öfter für kürzere Zeit, damit es mehr von der wässrigen Vordermilch bekommt.

Babys trinken keineswegs jeden Tag gleich viel. Sie brauchen an manchen Tagen mehr als an anderen. Das ist insbesondere bei Wachstumsschüben ausgeprägt, oder wenn ein Baby an manchen Tagen mehr Geborgenheit braucht als an anderen. Auch Erkrankungen, wie z.B. eine Erkältung oder eine Magen-Darm-Erkrankung beeinflussen die getrunkene Milchmenge. In der Regel trinken Babys bei Erkrankungen weniger, um wieder ordentlich aufzutanken, wenn sie über dem Berg sind. Die Brust einer gesunden Frau passt sich in der Regel problemlos an solche Schwankungen an.
Weitere Hinweise zur Relaktation

Es gibt eine Diskussionsplattform im Internet (www.stillclub.org) mit einem eigenen Forum für Relaktation. Da können sich Betroffene und Interessierte austauschen.

Mütter mit Relaktationswunsch können sich außerdem sicher sein, dass es viele ehrenamtliche und professionelle Stillberaterinnen gibt, die sie emotional und praktisch gerne unterstützen! Also, man braucht sich nicht zu genieren, Stillberaterinnen um Unterstützung zu bitten (siehe Wo bekommt man Unterstützung und Kontaktadressen)! Vielleicht dauert es länger, bis man eine erfahrene und erreichbare Stillberaterin findet, aber die Suche lohnt sich! Sehr erfahrene Expertinnen für Relaktation und induzierte Laktation sind in Deutschland Márta Guóth-Gumberger und Elisabeth Hormann.