essgestörte Mütter - Bulimie in Schwangerschaft und Stillzeit

Liebe Leserinnen,
ich schreibe in der Hoffnung, etwas Verständnis zu finden und vielleicht Gleichgesinnte, die mir von ihren Erfahrungen berichten können bzw. irgendwie helfen können... Wir leben nämlich zur Zeit als Expats in Asien und ich sehe keine Möglichkeit, hier eine professionelle Hilfe zu bekommen.
Ich habe seit nunmehr 20 Jahren Magersucht und Bulimie. Es gab natürlich Zeiten, in denen es besser war, wie die ersten 3 Monate der Schwangerschaft... Unsere Tochter ist ein absolutes Wunschkind und ich bin jeden Tag überglücklich, sie zu haben.
Leider haben sich meine Essstörungen seit der Schwangerschaft extrem verschlechtert. Seit dem zweiten Drittel habe ich wieder Ess-Brech-Anfälle und seit dem Ende der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten unserer Tochter habe ich mich nach jeder Mahlzeit übergeben. Trotzdem ist unsere Tochter ein Prachtkind, geboren mit 3,7 kg, erfolgreich gestillt (ich habe sogar eher zu viel Milch als zu wenig) allerdings das Gefühl, dass ich selbst überhaupt nichts in den Griff bekomme. Mich quälen so sehr meine Schuldgefühle. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Kind und meinen Mann ständig nur betrüge. Mein Mann weiss von meinem Problem auch wenn ich es erfolgreich verstecke. Er glaubt aber, allein mit meiner Willenskraft könnte ich es schaffen, es sein zu lassen und normal zu essen, und er wirft mir eher sogar vor, ich würde meine Tochter nicht genug lieben und ihr Leben zerstören... was ja eher auch wahr ist. Manchmal schreit sie wie am Spiess und ich hänge noch über dem Klo, weil es mir unmöglich ist sie vorher zu stillen. Ich verachte mich selbst so sehr dafür und finde ich bin einfach die schlechteste Mutter überhaupt. Mein Mann fordert, dass ich zunehme, aber ich schaffe es einfach nicht, das Brechen sein zu lassen, auch wenn es zur Zeit nur 1 Mal am Tag ist.

Ich bin eigentlich nur leicht untergewichtig, 56kg bei 1,78, also keine schwere Gefahr aus körperlicher Sicht, aber ich fühle mich einfach total als Versagerin...
Wer kennt das und kann mir irgendwie Mut machen, Tipps geben oder selbst aus Erfahrungen berichten? Danke

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Guten Morgen!

Bitte suche dir professionelle Hilfe. Mache eine Therapie. Quäle dich nicht mit Schuldgefühlen. Befreie dich davon. Dir kann aber geholfen werden. Hab nur den Mut dich in helfende Hände zu begeben.

Alles Gute!

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Hallo

DU BIST NICHTS SCHULD!

Ich kenne diese furchtbare Krankheit nur aus Sicht einer nahen Angehörigen. Es ist schwer zu greifen für jemand anderen. Ich habe viel dazu gelesen, mich intensiv damit befasst. Aber trotzdem ist es für mich kaum zu fassen.

Ich denke schon mit professioneller Hilfe ist der Weg aus dieser Sucht extrem schwer. Essen kann man nicht meiden wie Alkohol oder Drogen. Sehr schlanke Körper gelten als Modeideal.

Ich glaube das eine Verschlechterung sicherlich mit dieser enormen Umstellung zu tun hat. Kaum etwas verändert das Leben stärker als ein Kind.
Führe dir vor Augen was du wunderbares leistest. Du hast ein Kind geboren und nährst es. Versuche deinem Körper den Respekt zu erweisen den er verdient. Denke in kleinen Schritten. Meine Verwandte schafft so immer mal wieder Tage ohne erbrechen. Tage mir mehreren Aussetzern versucht sie sich nicht übel zu nehmen und den nächsten Tag einfach besser zu starten.

Vermutlich ist das Kind für dich nicht die einzige Umstellung. Was ist sonst noch los? Ich kann mir gut vorstellen das du ehrgeizig bist. Vielleicht sogar perfektionistisch? Die meisten mir diesem Krankheitsbild sind zudem noch recht intelligent, das betrifft selten die ganz einfachen Gemüter. Kannst du dich ausleben? Job? Hobby? Schaffst du es deine Ansprüche an die neue Situationanzupassen?

LG

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Danke für Euer Verständnis.
Das Problem ist, wie ich schon sagte, dass wir nicht in Deutschland leben, sondern in Asien als Expats. Mit professioneller Hilfe sieht es also schwer aus.
Und ja, in meinem Leben gibt es ausser der Geburt unserer Tochter ständig schwere Veränderungen wie die Anpassung an das neue Leben hier, neues Umfeld ständig... aufgrund des Berufs meines Mannes haben wir leider keine andere Wahl.
Es tut gut zu hören, dass es jemanden gibt, der versteht wie schwer es ist, diesen Widerspruch täglich in sich selbst zu spüren. Jeden Morgen glaube ich, ich könnte es schaffen, wenigstens einen Tag. Und dann schaffe ich es doch nicht. Ich glaube es gab in den letzten 6 Monaten vielleicht einen oder zwei Tage, an denen ich nicht gekotzt habe, und ich fühlte mich natürlich elend, weil mein Magen so voll war. Es gibt immer wieder Momente der Vernunft, des Verstehens, aber dann ist es halt doch so einfach, eine Gewohnheit. Und natürlich fühle ich mich erstmal gut hinterher, und dann wieder so schrecklich. Wenn mein Mäuschen weint... ich denke immer, es ist, weil ihre Mutter so gestört ist...
Nichts wünsche ich mir mehr, als dass sie nie so wird wie ich. Ich glaube, dahinter stehen einfach ganz viele ungeklärte Konflikte mit meiner eigenen Mutter. Meine Mutter ist extrem perfektionistisch, streng, kritisch und autoritär. Ich selbst hingegen leben nach aussen vor das Gegenteil zu sein. Mit anderen bin ich immer super nachsichtig und verständnisvoll, mit mir selbst aber so hart... ich kann einfach nicht anders. Und ja, zu deiner Vermutung, auch ich bin perfektionistisch, beherrsche 5 Sprachen nahezu perfekt, darunter Chinesisch und Russisch, und trotzdem halte ich mich immer für schlecht (weil sich das gut und schlecht fühlen nunmal leider durch die Leistungen nicht ausgleichen lässt).

Was tun also...? Vielleicht bin ich ja doch auf dem Wege...