Beikostberatung Hebamme - soll ich ihr glauben?

Hallo ihr Lieben,

mein Kleiner ist jetzt 5,5 Monate und wir haben gestern mit Beikost angefangen.

Zuvor hatte ich vergangenen Freitag noch einen Termin zur Beikostberatung mit meiner Hebamme. Ich hatte mich vorher schon belesen und dachte eigentlich, ich wüsste so ungefähr, wie man vorgeht: erst ein Gemüse für ein paar Tage, gucken wie es vertragen wird, dann das nächste, irgendwann Kartoffeln, dann Fleisch etc.
Ich hatte mir eine Mischung aus BLW und Brei vorgestellt.

Nun sagte meine Hebamme aber, dass man nach neuesten Erkenntnissen von Anfang an alles geben kann, auch gemischt miteinander, natürlich nur mild gewürzt. Auch gleich morgens, mittags, abends. Meine Frage, ob ich dann für uns alle einfach eine Kürbissuppe mit Kartoffeln und Zwiebeln kochen kann, bejahte sie o_O.

Mir kommt das ein bisschen komisch vor, denn wenn er dann irgendetwas nicht verträgt, weiß ich ja gar nicht, was es war...
Ist das dann der BLW-Ansatz, von dem sie gesprochen hat?

Da ich ein bisschen skeptisch bin, haben wir gestern erstmal mit nur Kürbisbrei begonnen. Hat ihm auch gut geschmeckt :-)

Mich würden eure Meinungen und auch Erfahrungen zu dem Thema interessieren. Habt ihr euren Babies auch von Anfang an alles gegeben, ohne die “klassische“ Reihenfolge einzuhalten?

Danke und lieben Gruß
bluejanuar mit Arni

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Wir haben von Beginn an alles gegeben, was auch auf unseren Tellern war, zu jeder Mahlzeit. Was und wie viel davon gegessen wurde haben wir den Kindern überlassen. Und alle 5 Kinder haben immer alles vertragen.

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Danke dir für deinen Erfahrungsbericht!

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Ich glaube bei dir sind ein paar Dinge durcheinander geraten.

BLW heißt erst mal nur, dass das Baby den aktiven Part einnimmt beim Essen. In der Regel wird es so umgesetzt, dass man dem Baby Dinge anbietet, die es selbst in die Hand nehmen kann.

Dass man nur eine Sache zur Zeit einführt, ist wichtig bei Allergenen oder generell Allergiegefährdeten Kindern und wenn man (zu) früh mit der Beikost startet, da man den Darm eh überfordert und da viele Sachen evtl nicht vertragen werden oder, wenn man zu schnell einführt. Beides passiert bei BLW eigentlich automatisch nicht, denn das Kind braucht gewisse motorische Fähigkeiten, die es erst ab einem bestimmten Alter hat (meist frühestens 6 Monate) und es isst in seinem Tempo, in der Regel also erst mal wenig.
Es werden eher Lebensmittel "pur" angeboten, damit das Kind den Geschmack aller einzelnen Dinge und die Lebensmittel selbst erforschen kann. Das ist durch Brei ja sowieso nicht gegeben. Ob nun Brei oder Kürbissuppe ist also relativ egal, solang es nicht zu früh (empfohlen ist ja ab 6 Monate) und nicht zu viel ist.
Sollte dann Kind dann eine Unverträglichkeit zeigen, weißt du natürlich nicht, welche Zutat dafür verantwortlich ist, da hast du recht. Aber die meisten Unverträglichkeiten legen sich eh nach einer Zeit wieder. Wenn du das genau erforschen willst, müsstest du dann noch mal jede Sache einzeln anbieten.
Einzelne Lebensmittel anzubieten hat noch den Vorteil, dass der Körper des Kindes erforschen kann, wo welche Nährstoffe drin stecken, was viel Energie enthält, was viel Kohlenhydrate etc. Bei BLW kann das Kind sich dann nach einiger Zeit ganz nach seinen Bedürfnissen eben eher die Kartoffeln rauspicken oder das Fleisch ... diese Chance hat es bei Brei aber ja gar nicht, es kann nur alles essen oder nichts.
Zu welcher Tageszeit ist theoretisch auch egal. Der einzige Nachteil, wenn du abends viel zu essen gibst, wird es nachts verdaut. Wenn dein Kind damit noch Probleme hat, ist das natürlich nachts besonders doof! Insbesondere bei Brei kann es außerdem vorkommen, dass der den Magen deines Kindes nur füllt, aber noch kaum verdaut wird und nicht satt macht und dein Kind dann nachts Hunger bekommt.
Würde also eher tagsüber mit der Beikost starten. Wenn dein Kind abends aber noch an einem Stück Brokkoli lutscht ist das nicht schlimm!

Also meine Erfahrung: Ich habe nach kurzer Zeit den Brei aufgegeben und BLW für mich und meinen Sohn entdeckt. Ich sehe darin viele Vorteile (noch anderen neben den hier genannten). Weder BLW noch Brei zwingen dich aber, eine feste Reihenfolge einzuhalten. Es ist nicht per se schädlich für dein Kind, nur eben was du sagst mit der Unverträglichkeit. Bei einem gesunden Kind schätze ich das allerdings nicht als sonderlich großes Risiko ein.
Abends keine großen Mengen geben ist sicher eine gute Idee!

Achja bei klassicher Breieinführung wird noch oft davon gesprochen, Mahlzeiten zu ersetzen. Das ist inzwischen überholt und wird nicht empfohlen. (Mutter-)Milch sollte Hauptnahrungsmittel im ersten Lebensjahr bleiben.

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Achja noch wegen der Kürbissuppe: Unbedingt auf den Salzgehalt achten. Dein Kind braucht KEIN zusätzliches Salz (in der Milch und den einzelnen Lebensmitteln ist ja auch schon Salz auf natürliche Weise enthalten). Die maximale Dosis für ein Baby ist 1g Salz bzw 0,4g Natrium, das ist schon etwa mit einer halben Scheibe Brot abgedeckt. Bis dahin ist es zwar unnütz, aber nicht schädlich, darüber hinaus kann es aber schnell die Nieren angreifen. Ich habe im ersten Jahr keine Speisen für mein Kind gesalzen. An fertigen Sachen, die Salz enthalten gab es nur Brot.

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Hallo mimimika,

Lieben Dank für deine sehr ausführliche Antwort! Dann werde ich wohl doch etwas “mutiger“ sein und meinem kleinen Mops nicht tagelang nur Kürbis geben ;-)
Allergiegefährded ist er eigentlich nicht. Weder ich noch sein Vater haben Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Die Idee mit der Kürbissuppe habe ich erstmal wieder aufgegeben. Mir gefällt die Idee, wie du es auch schreibst, ihn die Nahrungsmittel erstmal einzeln erforschen zu lassen.

Auf das Salz werde ich achten. Mein Mann und ich können ja unser Essen nachsalzen, wenn ich einen Teil für den Kleinen weggenommen habe.

Lieben Gruss
bluejanuar

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Kind 2 und Kind 3 bekamen seit Beikostbeginn (mit 8 bzw 6 Monaten) Familientisch....würde ich immer wieder so machen.

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Dieses strenge tagelang nur eine Sorte haben wir nie gemacht, bei uns wurde aber auch immer alles vertragen. Aber mehrere Mahlzeiten würde ich über einen längeren Zeitraum ersetzen bzw einführen, sonst überfordert man den Magen...