Wie Abneigung überwinden?

Ich habe eine Abneigung gegen das Stillen. Nicht bei anderen, aber wenn ich es selber muss.

Meinen Großen bekam ich mit 18 Jahren. Relativ jung und unerfahren, wollte ich dennoch unbedingt stillen. Das KH, in welchem ich damals entbunden hatte, erlaubte das Stillen nur im Stillraum - da, wo auch die Wickelkommode stand.
So saß ich also in diesem Stillraum, entblößt weil wir noch am üben waren und die Tür ging auf und eine Mutter kam mit ihrem Baby rein, um es zu wickeln. So weit, so gut. Anbei aber auch gleich die ganze Familie.
Und während die Mutter seelenruhig ihr Kind wickelte, starrten mir der Vater, Oma, Opa und die Kinder voll auf die Brust. Ich war damals zu scheu, um etwas zu sagen. Eine Krankenschwester schickte die Familie dann empört raus, doch bei mir hat es etwas ausgelöst.
Ich habe mich ab dann so unwohl gefühlt dabei, eine regelrechte Blockade entwickelt und nach einer Woche abgestillt.

9 Jahre später wurde ich mit unserer Tochter Schwanger. Von Anfang an trat der Gedanke in mir hoch - ich will nicht stillen! Trotzdem habe ich versucht mir Hilfe zu holen. Habe mich mit meiner FA und meiner Hebamme darüber unterhalten, aber die Abneigung wurde immer schlimmer. Leider akzeptierten mein Mann und meine Schwiegermutter meine Entscheidung nicht und nach Wochenlangem Terror (vor allem Seitens meiner Schwiegermutter), habe ich mich überreden lassen, doch zu stillen.
Es war eine Katastrophe. Ich habe es von der ersten Sekunde an gehasst und mich unwohl gefühlt. Musste sogar weinen, wenn ich wusste - "jetzt musst du wieder!"
Am Stillen selber wäre es nicht gescheitert, ich hatte genug Milch. Ich hätte gekonnt, aber es war wie eine Blockade. Selbst eine Stillberaterin konnte mir nicht helfen und so habe ich wieder abgestillt und es war die pure Befreiung.

Nun ist Kind 3 unterwegs und das Theater geht von vorne los, als ich wieder klar sagte, dass ich diesmal nicht stillen will. Ich soll doch unbedingt stillen, aber allein der Gedanke versetzt mich in Panik und ich entwickle eine regelrechte Abneigung. Ich habe es versucht, mir vieles durchzulesen, mir selber einzureden wie schön und praktisch es doch ist - es hilft nichts. Allein bei dem Gedanken bekomme ich Gänsehaut und verfalle sofort in eine Abwehrhaltung.

Gibt es irgendeine Möglichkeit diese starke Abneigung zu überwinden, damit ich es vlt. doch zumindest probieren kann? Vielleicht gefällt es mir ja doch, ich weiß es nicht.

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Also ich hab zwar nie gern gestillt und stillen dennoch, aber ich glaube wenn du so eine starke Abneigung in Kombination mit dieser echt blöden, unangenehmen Erfahrung hast ist es wirklich schwierig.

Evt. Im Vorfeld zu einer Psychologin gehen oder dann immer nur im gewohnten Umfeld mit Sichtschutz stillen?

Ansonsten - ganz ehrlich - ich würde eher an den Mann und die Schwiegermutter appellieren deiner Entscheidung zu respektieren! Es ist nun mal deine Entscheidung.
Und stillen kann am Anfang ja zusätzlich noch echt hart und schmerzhaft sein. Ich glaube gepaart mit dieser Abneigung ist es da sicher schwierig eine gute Still beziehung aufzubauen und vermutlich würde Flasche geben es euch dann strrssfreier machen.
Und Stillen ist zwar toll, aber am Wichtigsten ist eine glückliche, zufriedene Mutter. Viel wichtiger als das Stillen.

Vielleicht wäre auch abpumpen und pumpstillen eine Möglichkeit?
LG

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Der Gedanke an Abpumpen ist leider nicht besser bei mir.
Ich habe jetzt bei einer Freundin erleben müssen, wie fertig sie das Abpumpen gemacht hat. Mehrmals täglich, saß sie mit der Milchpumpe da. Sie hatte teils Schmerzen, Brustentzündung, war fix und fertig, absolut genervt und kam zu nichts. Aber, die Kleine hat Muttermilch bekommen.
Das mit anzusehen, hat mir nicht wirklich geholfen, meine Abneigung zu überwinden. Eher im Gegenteil.

Bei meiner Kleinen habe ich im Krankenhaus auch wieder schlechte Erfahrungen gesammelt. Ich hatte um Hilfe beim anlegen gebeten - wie gesagt, ich wollte es ja dann probieren. Die Schwester war so genervt, nahm meine Brust und rammte sie dem Kind in die Brust (und anders kann ich das nicht bezeichnen). Ich kam mir so herabgesetzt und gedemütigt dabei vor ... wie eine Milchkuh. Was das noch zusätzlich in mir ausgelöst hat, kann man sich denken.
Die Stillberaterin war total lieb, aber konnte mir auch nicht mehr helfen.

Psychologe klingt gut, vielleicht brauche ich das wirklich mal. Aber ob ich jetzt noch einen Termin während der Schwangerschaft bekomme? Versuchen werde ich es.

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*in den Mund #klatsch

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Wenn du nicht stillen willst, dann musst du nicht stillen! ich hoffe, du kannst deinen Mann davon überzeugen, an deiner Seite zu stehen. Es bringt niemandem etwas wenn du unter diesen Umständen stillst.
Falls du stillen möchtest, könntest du zum Beispiel einen Stillvorbereitungskurs (online) machen z.B. https://www.stillberatung-fbf.de/product-page/onlinekurs-zur-stillvorbereitung (ich kenne das Abstill-ebook von ihr)

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Leider stehe ich relativ alleine da. Mein Mann ist der Meinung, es ist das gesündeste und eben auch kostenlos. Er kann absolut nicht verstehen warum ich mich so "ziere", in seinen Augen und unserem Kind das verweigere. Und meine Schwiegermutter ist eh ein Fall für sich. Sie hat mich schon verurteilt als ich die Kurze abgestillt hatte und konnte das auch nicht nachvollziehen.
Nun will mein Mann zumindest, dass ich den Kleinen die ersten Tage nach der Geburt stille, damit er das Kolostrum erhält. Ich will aber gar nicht stillen, wenn ich ehrlich bin und allein der Gedanke an die ersten Tage versetzt mich in Panik.

Ich weiß nicht, was los mit mir ist. Ich freue mich auf den Kurzen und ich liebe meine Kinder. Aber zum stillen kann mich nicht überwinden, absolut nicht.

Die Stillberatung schaue ich mir mal an.

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Dann würde ich es auch nicht tun. Wenn dann höchstens dass du etwas Kolostrum ausstreichen würdest und dies dann gefüttert wird. Ich hoffe sehr für dich, dass du Unterstützung findest!

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Niemand MUSS stillen! Natürlich gibt es Argumente die dafür sprechen, keine Frage die kennst du ja zu genüge. Aber es ist dein Körper, deine Entscheidung! Da hat keine Hebamme, keine Krankenschwester und keine Schwiegermama mitzureden! So viele Frauen stillen aus diversen Gründen nicht...ich habe beide Kinder gern gestillt, aber irgendwann kam bei mir auch ein Punkt, wo ich halt einfach nicht mehr wollte! Babys haben feine Antennen, dein Kind wird also spüren wenn du es nur mit größtem Widerwillen anlegst. Füttern (egal ob Stillen oder Flasche) ist ja auch nicht nur Nahrungsaufnahme sondern auch ganz viel Bindungsaufbau, Körperkontakt, Liebe, Zeit zum kuscheln...da ist es doch für euch beide viel schöner, wenn ihr diese Zeit genießen könnt und du dem Kind die Flasche gibst, wenn Stillen dir so großen Stress bereitet! Dem Kind diese Liebe und Geborgenheit mitgeben zu können finde ich genauso wichtig (wenn nicht wichtiger), als irgendwelche Antikörper die halt nur in der Muttermilch enthalten sind. Lass dir nicht reinreden, ist doch ok die Flasche zu geben wenn du dich damit wohler fühlst!

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ein Stück weit kann ich dich verstehen, ich habe verschiedene Angststörungen und weiß, wie schlecht man aus dieser Spirale wieder raus kommt ... als ich schwanger wurde wusste ich auch nicht, ob ich stillen werde, da ich zusätzlich ein extrem schlechtes Körpergefühl habe und nicht wusste, ob ich es ertragen kann, wenn mein kleiner da an meiner Brust hängt und selbst wenn ich Stillen kann, wollte ich es niemals in der Öffentlichkeit oder woanders aus zu Hause, auch nicht vor Eltern, Schwiegereltern oder Geschwistern ... ok, bei mir ist nun inzwischen alles anders gekommen, ich hatte mir einige schlachtpläne zurecht gelegt, abpumpen und draußen/unterwegs pre Nahrung ... letztendlich ist es eine Mischung aus allem geworden und letztendlich musste ich schon vor der Familie und auch unterwegs stillen ...

gut, das hilft dir jetzt nicht direkt weiter, vielleicht nur insoweit, dass du doch nicht allein fühlen musst mit dem Gefühl des Unwohlseins bzw weiter ich es lese, ist es bei dir ja auch schon eher sowas wie Angst... und, dass es Lösungen gibt ...

vielleicht ist jetzt abpumpen, wie du sagst, wirklich nicht gut, evtl, nur für die ersten Tage und das kolostrum, könntest du es mit ausstreichen versuchen ... bei mir hat das gar nicht geklappt, aber ich hatte auch erst nach 4 Tagen überhaupt Milch, aber dann wäre das Thema erstmal erledigt, das kannst du ja versuchen im stillen kämmerlein zu machen und einzufrieren, so hast du für die ersten Tage vielleicht einen kleinen Vorrat ... sprich doch Mal mit einem Stilberaterin wie du es evtl mit pre kombinieren kannst

kommt auch das nicht in Frage, solltest du dich, wie hier schon gesagt wurde, durchsetzen ... es ist DEIN Körper, Punkt und es gibt Frauen die gar nicht stillen können, die meisten Kinder sind trotzdem gesund und munter. ha, Muttermilch ist das beste und gesündeste und billigste, aber heutzutage ist die pre auch gut mit vielen Nährstoffen und möglichst an die Muttermilch angepasst, da brauchst du dir kein schlechtes Gewissen einreden lassen und auch mit Flasche kannst du eine gute Bindung zu deinem Kind aufbauen, aber das weißt du sicher, hast ja schon zwei süße Racker

allerdings würde ich dir auch dazu raten Mal ein paar Therapiestunden zu nehmen, muss ja keine Langzeit Therapie sein und Ziel muss es auch nicht zwingend sein, dass du hinterher stillst oder pumpst, vielleicht reicht es schon, wenn du dort so gestärkt wirst, dass du dich gegen deinen Mann und Schwiegermutter durchsetzen kannst, oder es einfach an dir vorbei geht und du deins machst ... es kann ja nicht sein, dass jedes Füttern in Stress ausartet, weil diskutiert wird oder du ein schlechtes Gewissen hast

im Übrigen muss inzwischen jeder Therapeut innerhalb von 14 Tagen einen Termin anbieten, ist zwar erstmal nur für das erste Gespräch und Folgetermine können dauern, aber es geht schnell und du hast schon Mal eine Idee ob es was für dich ist ... du kannst auch bei mehreren Therapeuten Erstgespräche machen und dich dann entscheiden, wie viele das genau sind weiß ich Grad nicht, früher waren es 5, die die Kasse ohne zu fragen übernimmt, entweder 5x beim gleichen oder 5 unterschiedliche, da geht es ja auch darum sich kennenzulernen und zu sehen ob man miteinander kann ... aber in den letzten Jahren hat sich viel geändert ... trotzdem, nur keine Scheu

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Kennst das Thema dysphorischer Milchspendereflex? Dabei wird in den ersten Wochen oder Monaten beim Auslösen des Milchspendereflexes von Frauen kurzzeitig ein sehr verstimmtes Gefühl wahrgenommen.

https://www.vonguteneltern.de/dysphorischer-milchspendereflex-wie-d-mer-das-stillen-beeinflusst/

Ich kann aus deinem Text nicht rauslesen ob du denn Stillen willst und Angst hast, dass es unangenehm ist oder ob du absolut nicht Stillen willst.

Wenn es das erste ist, dann würde ich einen Stillvorbereitungskurs besuchen oder dich mit einer Stillberatung vorbereiten. Wenn du nicht willst, dann musst du für deine Wünsche einstehen. Da kann dir keiner helfen und es liegt an dir deine Interessen durchzusetzen. Niemand hier kann deinen Mann oder deine Familie überzeugen.

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Ich rate dir dich mit einem Psychologen zu unterhalten. Hebamme/Stillberaterin/Frauenarzt sind da die falschen Ansprechpartner. Es geht um ein psychisches Problem.
Ich wünsche dir, dass du wenn dein Kind da ist dann unproblematisch stillen kannst und dich dabei wohl fühlst!
NewMami mit 15 Monate altem Stillkind

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Also du möchtest es ja gerne probieren, daher würde ich allen klar machen, dass NIEMAND dabei zusehen darf. Trag am besten ein Stilloberteil, da machst du nur die Seite der Brust frei, der Rest ist bedeckt. Vllt probierst du es mit Stillhütchen aus. Und vllt ist eine Stillschürze was für dich.

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Danke an alle für eure aufbauenden Worte.
Nein, ich möchte eigentlich wirklich nicht stillen. Sicher, es wäre vielleicht toll diese Erfahrung mal zu machen, ohne diese Abneigung dahinter, aber ich bezweifle das ich sie überwinden kann.
Ich habe auch nochmal mit meinen Mann gesprochen und ihn meine Ansichten erklärt. Verstehen? Tut er es nicht wirklich, aber er scheint es zu akzeptieren. Zumindest meinte er, dass die anderen Beiden ja auch mit Flasche groß geworden sind und er kann sich noch gut an die Anfangszeit mit der Kleinen erinnern (damals war er es, der nach zwei Wochen eingeschritten ist und der Kleinen eine Flasche gemacht hatte, weil ich fix und fertig und nervlich am Ende war). Ihm wäre es immer noch lieber, wenn ich wenigstens abpumpe, aber er hat gesagt, dass er Letztendes meine Entscheidung ist und er diese akzeptiert. Das Thema mit seiner Mutter haben wir erst einmal außen vor gelassen. Da wird es eh wieder an mir sein, sie dann doch endlich in ihre Schranken zu weisen, zumindest bei dem Thema.
Ich habe ja noch ein paar Wochen Zeit, in ruhe darüber nachzudenken und zu schauen, wie ich es Handhaben möchte. Ich habe eine superliebe neue FA, vielleicht spreche ich mit ihr auch nochmal über dieses Thema. Aber jetzt mache ich erst einmal einen Haken an die Sache und schaue, was ich letzendes will.

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Wenn du nicht stillen willst, dann lass es doch einfach!

Ich hab mich auch überreden lassen obwohl ich es gehasst habe und nach 2,5 Monaten abgestillt, weil ich psychisch komplett am Ende und nur noch Haut und Knochen war. Meine Brüste waren ein hässlicher, großer Fremdkörper für mich, wie schmerzende Geschwüre. Mein Mann durfte mich nicht mehr anfassen, ich habe mich davor geekelt, dass mein Sohn daran saugt. Ständig waren die Dinger im Weg und Abpumpen hat sich jedes Mal angefühlt wie eine Vergewaltigung.

Der Kleine hat gespürt, dass ich es gehasst habe, hat schlecht getrunken, immer geheult, sehr schlecht zugenommen, hatte Koliken.

Nach dem Abstillen wurde alles besser. Endlich gingen die Koliken weg, er hat zugenommen und ist richtig aufgeblüht. Sicher auch, weil seine Mama nicht mehr den ganzen Tag geheult hat!

Es ist ALLEIN deine Entscheidung und es gibt in Deutschland sehr hochwertige, gut geprüfte Säuglingsnahrung.

Ich finde es so zum kotzen, dass um dieses Thema so ein Wirbel gemach wird.

Gerade mal um die 30 Prozent der deutschen Frauen stillen über den 6. Monat hinaus und dann so ein Theater.

Lass es einfach bleiben, das ist es nicht wert!

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Es stillen unter anderem viele Frauen so früh ab, weil es zu wenig Unterstützung gibt. Stillen ist nichts für dich, ok. Les den Rest des Forums quer wie sehr manche Frauen sich das Stillen wünschen. Du willst dir das Stillen nicht aufdrängen lassen. Dann sprich bitte nicht die Bedeutung für andere Mütter und Kinder ab.

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