Beziehung öffnen statt betrogen zu werden

Grüße zum Freitag ihr Urbinis,

ich bin schon sehr lange Mitglied in diesem Forum und eine Sache lese ich immer wieder "Ich wurde betrogen".
Ich fühle mit jedem einzelnen Schicksal irgendwie immer wieder mit und stelle mir nun eine entscheidende Frage.

Wäre es in einer Beziehung nicht ratsamer diese zu öffnen und dem Partner die Möglichkeit zu geben, sich sexuell umzuschauen, statt Angst davor haben zu müssen, dass man betrogen wird?
Ich weiß, dass das nicht jedermanns Sache ist, aber es gibt ja durchaus auch Personen, die Sex und Liebe trennen können.

Mir z.B. ist Ehrlichkeit und Vertrauen sehr wichtig und mittlerweile sogar viel wichtiger als dieser selbst auferlegte Treueschwur.
Ich habe nicht Sex mit jemand anders zu haben, außer meinem Partner, falls sich diese Frage hier gerade jemand stellen sollte.
Ich denke nur, dass ich meinem Partner die Möglichkeit geben sollte offen darüber reden zu dürfen, wenn er dieses Bedürfnis der sexuellen Nähe mit jemand anders verspüren sollte.
Ich frage mich, ob man mit dieser Offenheit und Ehrlichkeit nicht am Ende des Tages weiter kommt...

Wie ist eure Meinung dazu?

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Hallo,
ich kann deine Gedankengänge nachvollziehen, dieses Modell wäre für mich allerdings überhaupt nichts. Ich bin von meinem Mann betrogen worden und ja, mit am schlimmsten war für mich der Vertrauensbruch. Aber die Vorstellung, zu WISSEN, er hat mit einer anderen Sex, ist für mich auch nicht angenehmer als zu BEFÜRCHTEN, er könnte es wieder tun. Ich könnte mir nicht vorstellen, ihm aus vollem Herzen die "Erlaubnis" zu geben, es würde mich zu sehr belasten. Und nach der von dir geschilderten Logik öffnet man die Beziehung dann ja eigentlich nur, weil der Partner es sonst wahrscheinlich sowieso heimlich macht- man versucht also eher, ein gewisses Gefühl der Kontrolle zu behalten, als dass man die Beziehung aus einem beiderseitigen ehrlichen Bedürfnis öffnet. Ich finde offene Beziehungen ok, wenn beide Partner wirklich voll dahinter stehen. Es sollte aber niemals für einen der Partner nur das kleinere Übel sein (nach dem Motto "lieber weiß ich Bescheid, als dass er es heimlich macht).
Für mich gilt: Mir ist bewusst, dass ich allgemein und mit meinem Mann im Speziellen sehr wohl das Risiko eingehe, wieder betrogen und enttäuscht zu werden. Aber sollte mein Mann in Zukunft wieder der Meinung sein, außer mir noch eine andere Frau haben zu wollen, käme für mich eher Trennung als Beziehungsöffnung in Frage (um so mehr, als ich selbst auch gar nichts von so einer Öffnung hätte- mir reicht mein Mann und ich möchte gar keinen anderen). Die bittere Erfahrung des Betrugs hat mich also noch nicht von meiner Vorstellung von Treue und Ehrlichkeit geheilt...
LG

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Hallo.
Ich denke, dass kommt immer auf die Personen an.
Man kann nie sagen , dass man zu 100% treu sein wird. Man kann nie wissen was passiert und wie man reagiert. Trotzdem würde ich sagen, dass es zum Beispiel für mich und meinen Mann keine Option wäre die Beziehung zu öffnen. Wir sind beide sehr zufrieden mit unserem Sexleben und uns fehlt es beiden an nichts. Bis jetzt...
Mein Mann wurde von seiner Exfrau mehrfach betrogen. Deshalb weiß er wie es sich anfühlt. Insgesamt sind wir alle beide eher konservativ was das betrifft. Das heißt für uns, wer eine Beziehung eingeht, hat in anderen Betten nichts verloren. Für uns beide gehört zu Sex auch Liebe.
Aber natürlich gibt es auch sexuell offenere Menschen, die Sex und Liebe trennen. Wenn beide Partner dann damit einverstanden sind, dass man auch mal Sex mit einem anderen haben kann, finde ich das auch in Ordnung. So lange beide immer ehrlich zueinander sind und wirklich offen darüber reden, ist das ein guter Kompromiss zwischen Beziehung und ausgelebten Sexleben.
Ich hätte dabei nur etwas Angst, dass sich mein Partner vielleicht doch mal verlieben könnte, was natürlich auch so ohne Sex immer passieren kann.

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Ich bin da voll und ganz bei dir.... Ich finde, es sollte jedem Menschen freistehen, mit wem er Sex haben möchte. Ich finde diese auferlegte Treue furchtbar und ich bin durchaus in der Lage, den einen Menschen vom anderen zu trennen.

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Natürlich sollte es jedem freistehen, mit wem er Sex hat (und im Prinzip steht es ja auch jedem frei). Aber genauso sollte man es nicht abwerten, wenn es Menschen gibt, die ihren Partner nicht mit anderen teilen wollen. Wie oben gesagt, mir reicht EIN Mann, und ich möchte mein Leben gerne mit jemandem teilen, dem das umgekehrt genauso geht (und zwar freiwillig, ohne dass er sich aus irgendeinem moralischen Druck heraus zur Monogamie zwingt). Dass sich das leider oft nicht deckt, ist Grund für viel Beziehungsschmerz- aber deshalb muss ich mich ja nicht zu einer offenen Beziehung zwingen. Ich kann aber (auch wenn ich es selbst nicht möchte) sehr gut verstehen, wenn Menschen eine offene Beziehung führen wollen.

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Wer Sex und Liebe trennen kann, der schreibt hier sicher auch nicht vom Betrügen...das wäre ja für denjenigen kein Fremdgehen. Für diejenigen ist eine offene Ehe sicher auch kein Problem.

Ich glaube der Großteil der Beziehungen können es nicht trennen! Ich auch nicht.

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Da ich eine intakte Ehe mit Sex führe brauche ich darüber nicht nachzudenken; denn es käme nie in Betracht meinen Mann zu teilen. In unsere sexuellen Welt stimmt es, aber wenn zb eine Frau oder Mann partout keinen oder nur wenigen/seltenen Sex will und der Partner leidet, muss man das ansprechen.

Diese Ungleichheit belastet auf Dauer jede Ehe.
Daher sollte man nicht alles konsequent ablehnen. In erster Linie bin ich aber für Trennung und neuer Partnerschaft und nicht für eine offene Beziehung.

Dieses jahrelange Leiden nur wegen der Kinder, Haus usw ist nicht gut. Lieber einen ordentlichen Cut und der leidende Part hat die Möglichkeit auf eine neue sexuelle Beziehung ohne eine offene Sache zu führen.

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Hallo,

ich sehe das wie du. Habe das auch in meiner Ehe von Anfang an so besprochen, dass uns Loyalität und Ehrlichkeit wichtiger sind als sexuelle Treue. Wir waren 28 Jahre zusammen, Sex mit anderen hatte ich allerdings erst in den letzten drei Jahren. Da war unsere Beziehung schon völlig eingeschlafen und wir haben uns letztlich getrennt. Es war eine friedliche Trennung, was m.E. auch daran lag, dass Eifersucht und Besitzdenken keine Rolle mehr spielten. Wobei ich Eifersucht normal finde, auch in einer offenen Beziehung. Aber es ist ein Unterschied, ob man sich selbst damit auseinandersetzt oder ob man dem Partner die Schuld gibt und sich nicht mehr geliebt fühlt, wenn er andere sexuelle Bedürfnisse hat.

Also aus meiner Sicht (und ich habe ähnliche Geschichten auch bei anderen verfolgt): Offenheit und Verzicht auf den Treueschwur sind keine Erfolgsgarantie für die Beziehung, aber verursachen weniger Leid und Drama als die streng monogame Variante. Vorausgesetzt, man will es. Wer sich absolut nicht vorstellen kann, seinen Partner zu "teilen", wird damit sicher unglücklich.

Ich bin mit steigendem Alter übrigens zu dem Schluss gekommen, dass absolute Ehrlichkeit in allen Details auch nicht mehr so ganz mein Ding ist. Sollte ich nochmal eine Beziehung haben, würde ich zwar keinen Treueschwur leisten und erwarten, aber ich würde auch nicht wissen wollen, wann und mit wem mein Partner "fremdgeht", solange das keinen Einfluss auf unsere Partnerschaft hat.

LG

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Ein nettes Hallo,
Deine Zeilen;
Sollte ich nochmal eine Beziehung haben, würde ich zwar keinen Treueschwur leisten und erwarten, aber ich würde auch nicht wissen wollen, wann und mit wem mein Partner "fremdgeht", solange das keinen Einfluss auf unsere Partnerschaft hat.
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Mein Gedanke als Mann ( wenn ich das fragen darf) . Warum dann eine Partnerschaft eingehen ? Lieber Single bleiben und wenn es um Sex geht dann wird ausgewählt! Oder ?
LG

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Hallo,

das ist eine gute Frage. In der Tat lebe ich als Single genau so und es geht mir gut damit. Ich brauche auch keinen Partner für gemeinsame Unternehmungen, Gespräche o.ä., dafür habe ich Freunde und bin auch gern allein. Nur manchmal fehlt mir ein gewisses Gefühl von Nähe und Intimität, das man, so glaube ich, nur in einer Partnerschaft erleben kann. Andererseits frage ich mich aber, ob das nicht nur eine Illusion ist bzw. ob das nicht eher das Gefühl von Verliebtsein ist, das ich da vermisse. Und das könnte man ja möglicherweise auch ohne Partnerschaft haben.

LG

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Ich glaube nicht, dass das zwei Alternativen sind.
Wenn ich solche Angst habe, betrogen zu werden, dann ist das für mich ganz was Schlimmes, wenn der Partner mit jemand anderem Sex hat, dann sag ich nicht, komm, lass uns stattdessen die Beziehung öffnen.

Wenn ich mir grundsätzlich vorstellen kann, die Beziehung zu öffnen, dann wird mich Sex meines Partners mit jemand anderem nicht so zum emotionalen Wrack machen, dass ich deswegen gleich die Beziehung beende.

Ich hätte es schon gern exklusiv. Aber ich weiß, dass Menschen nicht unfehlbar sind, und es einfach mal passieren kann. Undarüber würde ich dann gern reden können und Lösungen finden statt gleich alles hinzuwerfen.

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Ich verstehe deine Gedanken total! Und Stimme in vielen Dingen überein. Nur stehe ich auf der anderen Seite. Mein Mann und ich sind 11 Jahre zusammen, lieben uns und sind glücklich. Unteranderem durch dieses Forum bin ich auf eine sexuelle Seite von mir gestoßen oder eher ein Bedürfnis, das ich mit meinem Mann nicht teilen kann. Wir haben einige versuche gestartet, aber in dieser Richtung harmoniert es nicht! Nun wird bei mir das Bedürfnis es Auszuleben immer größer und ich Frage mich wie es weiter gehen soll. Unterdrücken? Beziehung öffnen? Fremdgehen?

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Eine pauschale Lösung ist das sicher nicht. Nur eine mögliche Option.

Mein Mann hatte eine Affäre und in den darauf folgenden Gesprächen habe ich angesprochen, ob es für ihn eine Option sei. Er verneinte mit Nachdruck.
Ende vom Lied: ein paar Jahre später wurde ich wieder betrogen und zog die Konsequenzen.
Ehrlichkeit und Offenheit gehörten für meinen Ex nicht zur Ehe.

Genauso habe ich schon gehört, dass eine Partei ganz gern diese Freiheit genießen wollen würde ohne dem anderen Part diese zugestehen zu wollen.

Die Angst vor dem Betrug und eine offene Beziehung ist m. M. n. nicht das Allheilmittel für eine intakte Partnerschaft.
Wenn einer ein Elend in Kauf nimmt und darunter leidet, um ein mögliches anderes Elend zu verhindern, macht auf Dauer nicht glücklicher.