Hallo zusammen,
es steht schon oben: mich interessieren eure Erfahrungen mit Seelenfreunden (im Sinne von "platonischer Zweitbeziehung" - den Begriff habe ich in einem anderen Thread gelesen und greife ihn auf. Ich will nicht werten, sondern gerne eure Erfahrungen und Geschichten lesen!))
Habt ihr eine Seelenfreundschaft, obwohl ihr in Beziehung lebt? Heimlich, offiziell?
Warum ggf. heimlich?
Was gibt euch diese Freundschaft /Zweitbeziehung?
Was teilt ihr? Was nicht? Gibt es Regeln?
Fühlt sich das nach Betrügen an? Warum? Warum nicht?
Wie soll das weiter gehen? Wie ging eure frühere Geschichte aus? Ist euch solch ein Konstrukt einmal aus den Fugen geraten?
Wie geht / ging es allen Beteiligten?
Fehlt euch etwas innerer Erstbeziehung?
Wie hat sich euer Leben verändert? Eure Erstbeziehung?
Fragen über Fragen. Ich glaube, eure Geschichten können mir weiter helfen. Ich freue mich über Antworten! Danke!
Seelenfreunde trotz Beziehung -oder wegen?
Mich würde deine Geschichte interessieren...
Das kann ich gut verstehen. Ich werde die euch auch nicht vor enthalten, möchte aber das Feld zunächst weit und offen lassen.
Als Einladung zur Diskussion.
Das ist für mich keine Diskussionsgrundlage 🙂
Ich habe eine solche platonische Zweitbeziehung mit meinem Ex Freund ohne das wissen meines Mannes. Ich hatte viele Jahre nur zu Weihnachten und Geburtstagen Kontakt zu ihm, irgendwann haben wir mal über das aktuelle Leben gesprochen und sind so wieder ins Gespräch gekommen. Ab und zu treffen wir uns mal zu einem Spaziergang und zum reden. Es tut unglaublich gut sich auszutauschen, ohne das der andere direkt am Leben beteiligt ist und doch gibt es durch die gemeinsame Vergangenheit eine gewisse Verbundenheit.
Danke für deine Geschichte!
"Darfst" du das nicht offen legen? Oder ist es so "wertvoller"?
Ich habe auch so einen Freund.
Ich vertraue ihm, er weiß Dinge von mir, die sonst keiner weiß, ich bin so gerne mit ihm zusammen, weil ich bei ihm total entspannen kann. Bei ihm fühle ich mich sicher und gut aufgehoben.
Danke für deine Offenheit!
Fehlt dir das alles in deiner Beziehung?
Viele Grüße
Nicht alles, aber vieles.
Ich übernachte auch ab und zu bei ihm und ich kann da einfach sehr gut schlafen, weil ich mich so sicher fühle.
Ich kann dieses Gefühl nur sehr schwer beschreiben.
Es fühlt sich in jedem Fall sehr gut an
Habt ihr eine Seelenfreundschaft, obwohl ihr in Beziehung lebt? Heimlich, offiziell?
Ja, heimlich.
Warum ggf. heimlich?
Hm, zum einen habe ich da irgendwie den Zeitpunkt verpasst reinen Wein einzuschenken, zum anderen hat sich diese Seelenfreundschaft ja auch erst entwickelt, d.h. am Anfang war gar nicht absehbar, dass es eine so innige Freundschaft wird. Heute wäre es einfach verdammt schwer zu erklären, was das für eine Freundschaft ist und ich habe Angst, meinen Mann zu verunsichern, obwohl es keinen Anlass für Verunsicherung gibt. (Ich weiß, ich weiß, ich "entmündige" ihn damit, zu entscheiden, wie er die Angelegenheit bewerten will).
Was gibt euch diese Freundschaft /Zweitbeziehung?
Sie gibt mir das, was eine innige Freundschaft einem halt so gibt. Ich weiß nicht, wie es bei anderen Menschen so ist, aber ich stecke gerade in einer Lebensphase, in der meine Best friends alle in der Kinderaufzucht-Phase stecken. Wir wohnen über ganz Deutschland verstreut und es ist nur selten möglich, dass wir lange in Ruhe reden. Ich bin aber ein Mensch, der den Austausch über das, was ihn wirklich bewegt, sehr braucht, weil mir eine Außensicht beim reflektieren hilft. Mein Mann ist nun jemand, der nicht gerne über Gefühle spricht und Problemgespräche hasst. Er fällt also als Gesprächspartner für solche Themen weg. Mein "Seelenfreund" hat da einen sehr langen Atem und viel Geduld und ich schätze seine männliche Sicht auf meine oft weiblichen Probleme (Rollenverteilung in der Beziehung, Gefühle zum Partner, eher weibliche Ansprüche an Beziehung, meine "weibliche" Sicht auf Erziehung etc.) sehr.
Sie helfen mir häufig, "sachlichere" Entscheidungen zu treffen und nicht im Eifer des Gefechts viel Porzellan zu zerschlagen.
Außerdem kann ich mit diesem Seelenfreund auch über all meine Abgründe sprechen. Ob ich nun manchmal an meiner Beziehung zweifle, ob ich mich mal "verguckt" habe etc.. Er verurteilt mich nicht und als neutrale Person, die nicht in mein normales Beziehungsgeflecht eingebunden ist (der Kontakt ist rein schriftlich) fühlt sie sich auch nicht bedroht durch meine emotionalen Achterbahnfahrten.
Ich ziehe den Hut vor all den Menschen, die auch ihre Ängste, Zweifel und Nöte in und an der Beziehung mit ihrem Partner teilen können, ich kann das nicht. Ich habe mit meinem Mann oft und lange darüber gesprochen, wie viel Intimität wir in unser Beziehung wollen und mein Mann ist der Meinung, dass der Partner nur mit den Dingen konfrontiert werden sollte, wo man sich selbst sicher ist, welchen Standpunkt man vertritt. An dem Weg dahin ist er wenig interessiert und hält es für kontraproduktiv für die Beziehung, Zweifel und Ängste zu äußern, wenn daraus keine Handlungsabsicht erwächst. ICH benötige aber den Austausch über diese Zweifel und Ängste, ich will auch über meine Abgründe sprechen, respektiere aber, dass mein Partner das nicht hören will. Ich finde auch nicht, dass wir eine schlechte Beziehung führen. Nur teilt mein Mann halt nicht meine Leidenschaft dafür, alles zu zerdenken und zu zerreden.
Was teilt ihr? Was nicht? Gibt es Regeln?
Alles. Regeln gibt es nicht. Gab es mal (man darf nur so oft schreiben, dass der Partner keine Einbußen hat und/oder Familienzeit dafür drauf ist), aber das hat sich mittlerweile alles eingespielt. Man schreibt, wann man will und Zeit hat und man schreibt über alles. Auch über Sachen, für die man sich z.B. zutiefst schämt.
Fühlt sich das nach Betrügen an? Warum? Warum nicht?
Anfangs ja, weil es neu war und man anfangs diese "Gut gegen Nordwind-Anziehung" gespürt hat. Mein Seelenfreund ist nun einmal ein heterosexueller Mann und ich bin eine heterosexuelle Frau. Aber ich bin in der Hinsicht sehr pragmatisch: M.E. ist Verliebtheit sowieso nur Projektion. Kein Mann dieser Welt ist mein "Seelenfreund" in dem Sinne, dass er zu mir passt wie Arsch auf Eimer. Probleme würde es in jeder Beziehung geben, egal mit wem. Mittlerweile frage ich mich häufig, warum es so wahnsinnig dramatisch sein sollte, dass mein Seelenfreund ein Mann ist. Kein Mensch würde sich aufregen, wenn es eine Seelenfreundin wäre. Und ich sehe den Mehrwert für meine Beziehung: Die Seelenfreundschaft entlastet die Beziehung und macht mich ruhiger. Ich habe viele Muster, durch die mein Mann und ich aneinandergeraten, durch das Schreiben darüber erkannt und konnte sie durchbrechen. Insofern ist die Seelenfreundschaft auch Paartherapie.
Wie soll das weiter gehen? Wie ging eure frühere Geschichte aus? Ist euch solch ein Konstrukt einmal aus den Fugen geraten?
So wie jetzt. Möglichst für immer. Ich sehe da keine Gefahr, dass hier irgendetwas aus den Fugen gerät.
Wie geht / ging es allen Beteiligten?
Gut. Ich denke, mein Mann würde es sogar verkraften, wenn ich ihm erzählen würde, was ich so treibe. Vielleicht erzähle ich es ihm eines Tages.
Fehlt euch etwas innerer Erstbeziehung?
Ja. Mein Mann und ich sind sehr unterschiedliche Menschen. Ich bin eher introvertiert, eher ist maximal extrovertiert. Mir fehlt Paarzeit, mein Mann braucht oft Menschen um sich herum. Und er ist eher so der Typ, der seine Liebe durch pragmatische Taten zeigt. Mir fehlt da manchmal mehr Leidenschaft und etwas mehr "Crazyness". Mein Seelenfreund neigt aber nun überhaupt gar nicht zu "Crazyness", insofern kompensiere ich da nix, sondern im Gegenteil: Häufig erklärt er mir, warum mein Mann so ist wie er ist und warum das ok ist.
Wie hat sich euer Leben verändert? Eure Erstbeziehung?
Ich finde, dass ich wahnsinnig viel über mich gelernt habe durch das Schreiben mit dem Seelenfreund. Ich denke viel mehr eine "männliche" Perspektive mit und kann daher Probleme mittlerweile gut aus unterschiedlichen Richtungen betrachten. Und dann kriege ich durch den Soulbuddy ganz viel Inspiration in Sachen Literatur, Musik etc..
Meine Erstbeziehung ist durch die Seelenfreundschaft ruhiger geworden. Flogen hier früher Tassen, weil ich mich manchmal so über meinen Mann aufregen musste, kann ich ihn mittlerweile viel besser so stehen lassen, wie er ist. Man ändert Menschen eh nicht. Man will selbst ja auch nicht verändert werden.
So, da haste einen langen Sermon bekommen. Du hast halt gefragt....
Wow! Habe erstmal ganz lieben Dank für deine lange Geschichte und deine Offenheit!
Du gibst mir sehr viel zum Nachdenken mit!
Insgesamt klingt das alles sehr reflektiert, sehr klar, geordnet. Ich konnte es in einem Fluss lesen und nicken.
Geht es deinem "Soulbuddy" (nettes Wort) genauso wie dir? Ist er auch in Beziehung, gefestigt und mit seinem "Status" bei dir zufrieden?
Wie war das im Stadium der "Nordwind-Anziehung"? Hätte es euch da entgleiten können? Musstet ihr viel dafür tun, auf der "richtigen Ebene" zu bleiben? War das steuerbar oder Glücksache, dass das so gelaufen ist?
Jetzt hast du mir so viel Zeit und deine Geschichte geschenkt u nd ich bohre weiter...
Hier flog einfach vor ein paar Tagen eine Seelenfreundschaft auf - und ich glaube/spüre, dass mein Mann und "diese Frau" nicht so strukturiert aus der "Nordwind-Phase" raus gekommen sind.
Ich bin noch mehr als ratlos, wie ich mit allem umgehen soll!
Viele Grüße
Geht es deinem "Soulbuddy" (nettes Wort) genauso wie dir? Ist er auch in Beziehung, gefestigt und mit seinem "Status" bei dir zufrieden?
Ich denke, er hängt an unserer Freundschaft so wie ich das tue. Seine Beziehung ist deutlich unglücklicher als meine. Mit seinem Status in unserer Beziehung ist er aber sicher zufrieden. Wir würden als Paar auch gar nicht so besonders gut funktionieren, denke ich. Dafür sind wir uns in einigen Punkten zu ähnlich und in anderen wieder gar nicht das, was wir bräuchten.
Wie war das im Stadium der "Nordwind-Anziehung"?
Weißt du, ich bin ein sehr begeisterungsfähiger Mensch und war, egal in welcher Beziehung, immer auch mal in andere Personen verliebt. Ich habe also ganz viel Übung darin, Projektion (wofür ich wie gesagt Verliebtheit halte) und Realität auseinanderzuhalten. Außerdem wohnen wir weit entfernt zueinander UND ich liebe meinen Mann. Trotzdem, wäre mein Soulbuddy, mehr crazy, ich hätte meine Hand nicht für mich ins Feuer gelegt. Allerdings hätte ich nie in Erwägung gezogen, mich von meinem Mann zu trennen. Es wäre dann eine Affäre oder so geworden, bis ich wieder bei Verstand gewesen wäre.
Im Nachhinein würde ich sagen: Wir hatten Glück, dass wir so aus der Anfangszeit herausgekommen sind.
An deiner Stelle würde ich vermutlich die Zeit für mich spielen lassen: Wie in jeder Beziehung wird sich auch die Beziehung beruhigen, sofern die beiden nicht miteinander ins Bett hüpfen und einer von euch beiden deswegen eure Beziehung hinschmeißt.
Ich würde im Übrigen die Beziehung zu meinem Mann nicht wegen einer Affäre seinerseits hinschmeißen. Ich glaube an uns und habe Verständnis dafür, wenn ich nicht immer “the one and only“ bin, so lange ich das Gefühl habe, dass ich the one bin, mit der mein Mann trotz aller Probleme/Unterschiede sein Leben verbringen will. Und das Gefühl habe ich. Und das Gefühl darf auch mein Mann haben.
Hier mal eine Perspektive von einem Mann.
Ich habe eine solche Seelenfreundschaft zu einer Frau. Wir leben beide in Beziehungen, sie glücklich, ich unglücklich. Die Partner wissen nichts davon, ein bisschen aus Feigheit, ein bisschen, weil sie es nicht verstehen würden.
Der Austausch mit dieser virtuellen Seelenfreundin ist so etwas wie ein Tagebuch (ich war auch lange Tagebuchschreiber) -- nur dass das Tagebuch zurückschreibt, kommentiert und von sich selbst erzählt, was man dann selbst kommentiert. Harry-Potter-Lesern fällt dazu bestimmt Tom Riddles Tagebuch ein und genauso magisch ist das.
Wer selbst gerne liest und selbst einmal Tagebuch geschrieben hat, dem ist klar, was für ein Schatz das ist. Man kann sich selbst den Frust von der Seele schreiben, bekommt dafür meist Verständnis, manchmal einen Rat und bei Bedarf auch mal einen Tritt in den Arsch. Und zugleich kann man von Ferne in ein bisschen in ein anderes Leben hineinschauen, in dem es immer Fortsetzungen gibt, wiederkehrende Charaktere, eine unendliche Geschichte, auf die man manchmal sogar einwirken kann.
Und tatsächlich kann wirklich fast alles teilen bis hin zu peinlichsten Erlebnissen und Ängsten und ja, auch sexuelle Phantasien. Der Kontakt ist so vertrauensvoll, dass man viel mehr von sich preisgeben kann als im realen Leben.
Natürlich würde ich auch sagen, dass das eigentlich in die Beziehung gehört, aber dummerweise haben wir das in meiner Realbeziehung nur ganz am Anfang gemacht, irgendwann immer weniger, weil reale Menschen damit leider oft nicht so gut umgehen können oder vielleicht auch, weil ich mit meiner realen Frau in manchen Bereichen nicht gut zusammenpasse.
Einerseits ist es ein Betrug, weil meine Frau natürlich an die Decke ginge, dass ich meine Lebensgeschichte, die ja auch ihre ist, mit einen anderen Menschen teile, und dann noch mit einer Frau. Vermutlich käme sie sich so vor, als hätte die ganze Zeit die Stasi mitgehört. Andererseits nehme ich ihr eigentlich nichts weg, weil sie diese Gedanken von mir gar nicht interessieren bzw. mit ihnen nicht so behutsam umgeht, dass man solche Gedanken weiter mit ihr teilen möchte. Und bei manchen Gedanken wie z.B. zur Trennung ist es auch logisch, dass der betroffene Menschen mit diesen Gedanken überfordert sein muss. Wenn ich in einer glücklichen Beziehung wäre, hätte ich sicher ein viel, viel schlechteres Gewissen.
Hallo Tom!
Ein guter Vergleich mit dem Tagebuch! (Allerdings hoffe ich, dass es nicht so von dir Besitz ergreift, wie das Echte...)
Nein, im Ernst: danke für deine Einblicke! Sie haben mir einen Riesenkloß im Hals und feuchte Augen beschert, denn deine letzten Absätze treffen bei mir voll ins Schwarze. Ganz anders, als du vielleicht gemeint hast, aber sie helfen mir, meine Gedanken besser zu greifen und in Worte zu fassen:
"Natürlich würde ich auch sagen, dass das eigentlich in die Beziehung gehört, aber dummerweise haben wir das in meiner Realbeziehung nur ganz am Anfang gemacht, irgendwann immer weniger, weil reale Menschen damit leider oft nicht so gut umgehen können oder vielleicht auch, weil ich mit meiner realen Frau in manchen Bereichen nicht gut zusammenpasse."
Weißt du, zwei Menschen in unserer Beziehung haben wohl solches Teilen vermisst und (nicht schön von mir, aber so fühlt es sich gerade an) ein Teil des Paares hat es immer wieder versucht, der andere Teil hat es sich woanders gesucht.
"Wenn ich in einer glücklichen Beziehung wäre, hätte ich sicher ein viel, viel schlechteres Gewissen."
Magst du so ehrlich sein und mir sagen, ob du diese Seelenfreundschaft dann anders gelebt hättest? Sie überhaupt so gebraucht hättest? Wärst du anders mit ihr umgegangen? ...???...
Ich frage mich halt für mich:
Was ist (m)eine Beziehung unter dem Strich denn noch wert, wenn sie vordergründig nicht als besonders schlecht gilt, aber von einer langen, innigen Seelenfreundschaft untergraben wird? Und noch schwieriger: wie finde ich darauf die Antwort?
Dir trotzdem ein "Danke" und viele Grüße
"Weißt du, zwei Menschen in unserer Beziehung haben wohl solches Teilen vermisst und (nicht schön von mir, aber so fühlt es sich gerade an) ein Teil des Paares hat es immer wieder versucht, der andere Teil hat es sich woanders gesucht."
Erste Erkenntnis einer Seelenfreundschaft zwischen Mann und Frau: Aus der anderen Perspektive sehen die Dinge immer anders aus und so eindeutig liegen die Dinge nie.
Wenn Du z.B. meine Frau fragen würdest, dann würde sie vielleicht sagen, ja ich, ich wollte ja immer über Gefühle reden, ich habe es immer wieder versucht, aber der Tom... Sie will aber nur so darüber reden, wie sie es möchte, es darf nicht zu theoretisch sein, nicht zu viel Gelaber und schon gar nicht z.B. über Sex etc. Sie wollte schon Offenheit, aber es war mit ihr nicht auf einen Nenner kommen und meine Art war dabei wenig willkommen.
Mit der Seelenfreundin ist das leichter, gerade wenn es ans eingemachte geht, weil es schriftlich passiert. Und dann passen unsere Denkweisen auch besser zueinander oder sie ist einfach offenbar und lässt sich mehr auf meine Art ein.
"Magst du so ehrlich sein und mir sagen, ob du diese Seelenfreundschaft dann anders gelebt hättest? Sie überhaupt so gebraucht hättest? Wärst du anders mit ihr umgegangen? ...???..."
Es ist ein bisschen wie mit fremder Haut: Sie ist grundsätzlich reizvoll, gewissermaßen ein Wert an sich, aber man setzt es viel eher in die Tat um, wenn es in der eigenen Beziehung ein Defizit gibt. Übrigens wäre mir ohne das Defizit die Seelenfreundin sicher nie über den Weg gelaufen, weil ich nie in die Foren geraten wäre, in denen sie sich herumtreibt. Wenn man dann noch Stress daheim hat, dann ist es umso genialer, wenn man einen Menschen trifft, dessen Kopf vom selben Architekten eingerichtet worden ist. Trotzdem gibt es ja auch im echten Leben viele Menschen, die einem nichts sagen und ein paar, bei denen es sofort passt.
"Was ist (m)eine Beziehung unter dem Strich denn noch wert, wenn sie vordergründig nicht als besonders schlecht gilt, aber von einer langen, innigen Seelenfreundschaft untergraben wird? "
"Untergraben" ist hartes Wort. Der Partner gehört einem nicht, schon gar nicht ganz. Manche sagen, eigentlich ist das doch nichts anderes als z.B. zusammen angeln zu gehen: Wenn die Partnerin keine Lust hat, dann geht man halt mit einem Kumpel, damit nimmt man der Partnerin nichts weg, sie hat ja eh keinen Bock darauf.
Aber natürlich ist ein Austausch wie dieser doch auch etwas anderes.
Ich würde mal fragen, ob Du und Dein Mann denn früher einen besseren Draht zueinander hattet und falls ja, an welcher Stelle durch welche Gründe das verlorengegangen ist - und zwar unter der Anerkennung, dass immer beide dazu beigetragen haben. Und dann kann man schauen, ob man den Draht wieder reaktivieren kann und was wiederum beide dazu beitragen können, wenn sie es denn wollen.
Ja, ich habe diesen Seelenfreund. Wir sind seit unserer Jugend tief miteinander verbunden. Kennen uns nun seit 24 Jahren. Ich war 16, er 18. Und sind so total unterschiedlich… Keiner, der uns beide kannte, konnte verstehen, warum ausgerechnet wir so einen Draht zueinander hatten. Dass da schon immer mehr zwischen uns war, hat irgendwie keiner von uns gemerkt, oder auch merken wollen…
Also bei uns ist es total aus den Fugen geraten. Wir haben beide Beziehungen geführt, Familie gegründet, jeder hat sein Leben gelebt. All die Jahre haben wir uns gegenseitig begleitet, zur Seite gestanden, mal heimlich, mal wissentlich. Und sind unabhängig voneinander durch sämtliche Höhen und Tiefen gegangen. Ich war in all der Zeit 21 Jahre in einer Beziehung, 15 davon verheiratet. Und unsere Freundschaft hat hier zu einigen Auseinandersetzungen geführt...
Vor knapp zwei Jahren haben wir festgestellt (oder haben es endlich zugelassen), dass wir nicht nur Seelenfreunde, sondern Seelenpartner sind. Wenn ich hier ins Detail gehen würde, könnte ich vermutlich ein Buch schreiben.
Auf jeden Fall hatten wir den ein oder anderem emotionalen Moment mit tiefsinnigen Gesprächen.
Seither leben wir zusammen und unsere Liebe und unser Miteinander toppt alles, was wir bisher kennengelernt haben. Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Aber der Weg dorthin war steinig und voller Angst und Schmerz. Denn wenn man dann plötzlich sein halbes Leben aufarbeitet, wird einem so vieles bewusst, was man immer verdrängt oder nicht wahr haben wollte. Aber es hat sich gelohnt Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr heiraten…
> Seither leben wir zusammen und unsere Liebe und unser Miteinander toppt alles,
> was wir bisher kennengelernt haben.
Ist das eine schöne Geschichte - ich freue mich so für euch!
Und ich kann es so gut nachempfinden, dieses Gefühl, wenn sich die Liebe nach langem, steinigen Weg endlich Bahn brechen kann und die Träume von der Realität sogar noch übertroffen werden.
Vielen Dank für deine Geschichte.
Vielleicht kann ich daraus ja mitnehmen, dass Liebe mehr Kraft hat, als man manchmal denkt...
Alles Gute!
Hallo,
Ich kann hier getrost mit meinem richtigen nick schreiben.
Ja ich habe so jemanden sogar 2.
Den ersten kenne ich seit ich 2 Tage alt bin.
Wir sind im selben 25 Einwohner Dorf aufgewachsen und kennen uns unser ganzes Leben. Uns verbindet so unglaublich viel da wir alles zusammen durch gemacht haben. Kindheit, Pubertät Erwachsen werden.
Wir waren NIE ein Paar und wollten nie eins sein.
Jetzt wohnen wir in der selben großen Stadt haben jeweils 2 Kinder und sind verheiratet.
Den 2. Habe ich vor 11 jahren kennen gelernt. Er ist seit 4 Jahren wieder in Berlin. Ich besuche ihn 2x im Jahr und er mich 2x pro Jahr.
Er hat Samstag die Rede auf unserer Hochzeit gehalten und es war sehr schön.
Mit meinem Mann bin ich seit 15 Jahren zusammen und seit 1 Woche verheiratet.
Ich weiß aus Erfahrung das jeder seine Beziehung für eine besondere hält. Aber bei uns ist wirklich vieles anders.
Eifersucht gab es bei uns so gut wie nie.
Er weiß um die Freundschaften und ist froh darüber denn sie können mir etwas geben was er nicht kann. Ich komme immer sehr gelöst von diesen Treffen und bin entspannter als Mutter und Partnerin.
Viele Grüße
Anja
Ich bin glücklich verheiratet und habe daneben zwei Seelenfreundinnen. Beide habe ich aus einer sehr schweren und komplizierten Lebenssituation heraus kennengelernt - vor meiner Ehe.
Eine Seelenfreundschaft begann als Beziehung und wurde danach erst platonisch und ist heute etwas was weit darüber hinausgeht. So als hätten sich Schloss und Schlüssel auf körperlicher und seelischer Ebene getroffen. Trotzdem haben wir beide als Seelenfreunde Andere geheiratet. Mit ihr hab ich - neben meiner heutigen Frau - eine große Liebe meines Lebens gefunden ohne es im ersten Moment zu erkennen. Du kannst dir vorstellen dass Moral und gesunder Menschenverstand es trotzdem zu einer Sache machen die wir beide vermutlich mit ins Grab nehmen werden - heimlich.
Die andere Seelenfreundin hab ich lustigerweise im Austausch über diese erste Seelenfreundschaft kennengelernt. Es ist komplett anders, wir entsprechen nicht unserem wechselseitigen Beuteschema, fühlen aber sehr ähnlich und verstehen uns fast blind. Meine Frau weiß davon, es gibt kein schlechtes Gewissen.
Mein Fazit: Seelenfreundschaften bereichern das Leben und können es manchmal total aus den Fugen heben. Es ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, wenn es aber funktioniert dann ist es weder Konkurrenz für die Erstbeziehung noch muss es zwingend etwas kompensieren das einem daheim fehlt.
Vielen Dank für deine interessante Geschichte!
Darf ich fragen, warum du deine 1. Seelenfreundin denn verheimlichst?
Du scheinst doch eine starke, offene Frau zu haben!?
Viele Grüße!
Weil das was wir füreinander empfinden und wie wir es leben weit über das hinaus geht was eine Ehe - offen oder nicht - tolerieren kann. Du hast gefragt ob eine Seelenverwandtschaft aus den Fugen geraten kann? Definitiv ja!