Keine Lust - Psyche?

Hey,
Ich habe das Problem nun schon seit vielen Jahren und auch in bisher allen Partnerschaften. Ich bräuchte definitiv keinen Sex. Ich blocke sogar innerlich sofort ab, wenn ein Mann die Inititive ergreift. Mein Mann hat zum Glück verständnis, aber trotz allem hat auch er Bedürfnisse, die ich gerne erfüllen würde. Wenn es mich dann mal überkommt und wir miteinander schlafen ist es meistens auch wirklich schön.
Ich wollte das ganze auch von schon von einem Arzt abklären lassen, der Hausarzt sagt da muss ich zum Gyn, der Gyn sagt ist halt so und der Endokrinologe sagt auch kann man nichts machen. Untersucht wurde bisher NICHTS.
Vom Frauenarzt habe ich dann LibiLoges verschrieben bekommen (privat). Das ist ein pflanzliches Mittel, dass die Libido anregen soll. Es funktioniert bei mir auch, aber ich habe Nebenwirkungen davon, die das Ergebnis nicht rechtfertigen.

Das Problem was ich seit einigen Monten habe: je mehr ich mich selbst mit dem Thema beschäftige umso mehr habe ich das Gefühl es liegt daran, dass ich in meiner Kindheit gegen meinen Willen "benutzt" wurde, dass sich ein anderes Familienmitglied an mir selbst befriedigen konnte. (Dieses Thema hatte ich tatsächlich über Jahre verdrängt, es war vor einigen Monaten in einer ganz anderen Situation plötzich wieder präsent)

Es kam nie zum eigentlichen Sex! Aber ich war deutlich kleiner, er hat mich auf sich gelegt und so lange an mir gerieben bis er kam, manchmal hat er auch einen Finger eingeführt... Bisher dachte ich immer ich habe das gut weggesteckt, aber je mehr ich darüber nachdenke weiß ich nicht, ob ich nicht aus genau diesem Grund unbewusst immer alle Männer abblocke, wenn von deren Seite ein Annäherungsversuch kommt...

Nur was kann ich jetzt machen? Meine Ärzte interessiert das nicht. Einen Psychologen aufsuchen? Da gibt es Wartezeiten von 12 Monaten und mehr, wobei auch die Frage ist ob die mir überhaupt helfen können? Und kann das wirklich der Auslöser sein, oder rede ich mir das vielleicht auch nur als "Trauma" ein um endlich einen Grund für die fehlende Libido zu haben?
Ich bin zur Zeit einfach mit der Situation überfordert muss ich sagen...

1

Also für mich klingt es ziemlich plausibel, dass der sexuelle Missbrauch sich negativ auf dein Sexualleben auswirkt, insbesondere wenn er nie (therapeutisch) aufgearbeitet wurde.
Ich würde dir dringend zu einer Therapie bei einem Psychiater oder Psychologen raten. Klar, Wartezeiten sind oft lang, aber irgendwo muss man ja anfangen.

5

Vielen Dank für die netten Worte. Ich werde mal versuchen ein paar Therapeuten zu erreichen und auf deren Warteliste zu kommen.

Jetzt muss ich mir nur noch klar darüber werden ob ich meinem Mann davon berichte(n kann), oder ob ich besser abwarte was da auf mich zukommt.
Eventuell würde er mein Verhalten dadurch besser verstehen, aber ich weiß nicht ob ich darüber so offen reden kann/will.
Ich sitze auch jetzt gerade hier und habe Tränen in den Augen obwohl ja im Grunde gar nichts passiert ist, außer dass ich ein wenig Bestätigung meiner Befürchtungen bekommen habe.

2

Meine Liebe! Das was dir passiert ist, tut mir unfassbar Leid. Fühl dich bitte feste in den Arm genommen.

Ich denke, es ist wichtig, dass du dich diesbezüglich nicht unter Druck setzt. Leider weiß ich (auch aus meiner eigenen Therapie) dass es bei Missbrauchsopfern nicht unüblich ist, dass sie sich im späteren Leben im sexuellen Kontext nicht oder nur schlecht mitteilen können. Das gilt einerseits für "Ich möchte gerade eigentlich nicht" aber auch für Wünsche und Ängste. Viele "machen dann einfach" und ignorieren das Gefühl. Sexualität ist etwas, dass man ausleben darf und sollte, wenn man selbst und das Gegenüber das gerade wirklich möchten. Hör auf deinen Körper und mach dir nicht zu viel Stress. Es ist ok, keinen Sex zu haben, wenn man keinen haben möchte, keine Lust hat oder ähnliches. Egal wie lang der Zeitraum ist.

Bevor ich dir daher ein gutes Präparat für eine Libidostabilisierung empfehle, würde ich mich erst einmal meiner Vorrednerin anschließen und dir empfehlen zu einem guten Traumatherapeuten zu gehen, um das unbewusst Erlebte aufzuarbeiten. Das ist keine Freude, sogar alles andere als das. Aber es hilft, manche Kapitel zu schließen und in die Zukunft zu blicken. Meine Therapeutin hat das mal so beschrieben, dass selbst wenn der Geist sich nicht an alles erinnert, der Körper dies tut. Sexuelle Siuationen können dann sehr verwirrend und unschön sein, auch wenn einem das gar nicht bewusst ist. Die Therapie bringt Körper und Geist wieder in dieselbe Schiene und auf denselben Wissensstand. Und es würde mich nicht wundern, wenn du danach die Libido Stimulation nicht mehr benötigen würdest.

So oder so - von ganzem Herzen schicke ich dir Liebe und Wertschätzung und wünsche dir alles alles Gute!

4

Vielen Dank für die netten Worte. Irgendwie will ich es einfach nicht wahr haben, dass mich soetwas wirklich so sehr belasten könnte. Und ich habe etwas Angst vor dem Ergebnis.
Besagte Person ist immer noch sehr präsent in meinem Leben und das wird sich auch nicht ändern. Andernfalls müsste ich einen ziemlichen Skandal innerhalb der Familie auslösen...

Aber du hast mir Mut gemacht, ich werde morgen mal versuchen bei ein paar Therapeuten auf die Warteliste zu kommen... Irgendwie muss ich das Thema ja mal angehen 🙁

7

Je nachdem wo du wohnst, kann das schneller gehen als du denkst. Such dir auf jeden Fall einen geeigneten Therapeuten - ein Verhaltenstherapeut z.b. wird bei deinem Problem keine große Hilfe sein. Ein Traumatherapeut kann unbewusstes ins Bewusstsein holen. Das ist schmerzhaft aber erforderlich wenn man wieder normal leben will.

Der mögliche Skandal in der Familie wäre mir erstmal egal. Du bist das Opfer, nicht der Täter. Und du musst für dich selbst einstehen, da dazu sonst niemand in der Lage ist.

Du wirst die notwendige Stärke entwickeln. Magst du erzählen, in welcher Situation es dir wieder präsent geworden ist? Der Körper ist da in Triggersituationen sehr deutlich mit seinen Signalen und wenn du es dir bildlich vorgestellt hast, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es dir einbildest wohl sehr gering.

weitere Kommentare laden
3

Guten Morgen,

Das Problem habe ich auch, genau der gleiche (wahrscheinlich) Auslöser

Ich hatte eine therapie (aus anderen Gründen) da hatte ich das Thema mit dem Kerl in meiner Kindheit, der mein groß Onkel war angesprochen. Es war fast wie bei dir was da passiert war.
Die Therapeutin meinte (ist 2 Jahre her) dass das durchaus ein Grund dafür sein kann, da man unterbewusst das dann immer in Verbindung bringt mit den schlechten Erinnerungen.

Geholfen hat es mir leider nicht viel aber vielleicht ist das bei dir ja anders. Zu mal das Thema nur angeschnitten worden war bei mir.

Ich habe auch sehr wenig Lust auf Sex
Es kommt auch manchmal nicht zum Höhepunkt egal was mein Mann macht
und fühle mich manchmal schlecht wenn ich erregt bin...


Nimm die langen Warte Zeiten doch in Kauf und versuche es mit einem Therapeuten.
Lieber klärst du es spät als nie.
Meine Therapeutin hatte ich damals innerhalb weniger Wochen, das lief aber über den Neurologen. War damals wegen Angstzuständen und Panikattacken.

Ich wünsche dir das beste! Und dass du es in den Griff kriegen kannst egal wie ❤️

6

Danke, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst.
Ich war letztes Jahr im Sommer tatsächlich auf der Suche nach einem Psychologen aufgrund von Panikattacken. Auch da hatte ich bereits das Problem der langen Wartezeit und habe daraufhin die Suche aufgegeben und umgehe jetzt alle Situationen die mir Panik machen (lange Autofahrten wenn ich selbst fahren muss z.B.) die Vermeidungstaktik klappt bisher halbwegs gut 😅

Ich werde dann aber wohl nochmal auf die Suche gehen und von vornherein beide Themen ansprechen. Vielleicht kann man dann eine ganz andere Therapie aufbauen...

11

Hallo, ich kann dir zwar nicht helfen. Aber deine Geschichte könnte meine sein.
Ich mache mir auch seit langen Gedanken drüber wieso ich keine Lust auf Sex habe.
Seit ich vor 4 Jahren Mutter geworden bin, ist meine Vergangenheit täglich präsent in meinem Kopf.
Bei mir war es mein Onkel und Stiefvater, ich denke auch oft drüber nach mit meinem Mann drüber zu sprechen.
Mein Stiefvater weiß nicht, dass ich weiß was er getan hat.
Er ist was viele vielleicht nicht verstehen können trotzdem ein großer Teil meines leben.
Ich denke mir jedes Mal, dass es besser ist wenn dieses Wissen nur bei mir bleibt, weil ich zu große Angst davor habe die komplette Familie zu zerstören damit.
Das kann ich meinen Geschwistern auch nicht antun