Sinneskrise oder Auseinandergelebt?

Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier... weil ich irgendwie das Gefühl habe ich muss mir mal meinen ganzen Frust von der Seele schreiben ohne damit Freunde oder Verwandte zu "belasten"...

Ich bin 36, verheiratet seit 4 Jahren (7 insgesamt zusammen), 2 Kinder (4+2), Haus, guter Job, finanziell alles in bester Ordnung. Also eigentlich ein sehr zufriedenstellendes Leben... Eigentlich :(

Mein Mann ist schon immer ein sehr ruhiger Zeitgenosse, hatte noch nie sehr viele soziale Kontakte aber zu der Zeit als wir uns kennengelernt haben war er zumindest sehr aktiv in verschiedenen Sportarten. Nach der Geburt des ersten Kindes hat er sein erstes Hobby aufgegeben, kurz vor dem zweiten Kind sein 2. Hobby. Mittlerweile ist er an dem Punkt, dass er das Haus nur noch zum arbeiten verlässt oder wenn ich uns beide verabrede. Dann geht er mit, hat aber keinen Drang selbst etwas aktiv zu unternehmen. Weder alleine noch mit uns als Familie. Es kommt keine Eigeninitiative.
Würde ich ihn lassen, würde er nach der Arbeit und am Wochenende im Jogging auf der Couch verbringen. Beschäftigung mit den Kindern eher Fehlanzeige - außer ich sage ihm dass er sich mit Ihnen beschäftigen soll, weil ich etwas zu tun habe.
Auch im Haus bleiben viele Dinge oft über Monate/Jahre halb fertig liegen. z. B. fehlen Wandregale schon seit Jahren, ich wünsche mir eine Vorhangstange im Kinderzimmer, Fußleisten am Boden sind teils nicht angebracht, eine Rollladen im Schlafzimmer ist schon seit längerem kaputt. Alles Dinge, die notfalls auch ich oder ein Handwerker machen könnten, klar.. aber ich hoffe ihr versteht was ich meine. Es geht mir einfach um den Antrieb.
Ich habe auch nicht immer Lust auf Haushalt, aber deshalb kann ich mich trotzdem nicht auf die Couch legen und auf kleine Haushaltselfen warten.

Oder noch eine eigentlich Kleinigkeit, die mich aber immer wieder wahnsinnig macht... Mein Mann lässt mich immer Autofahren. Immer immer... Egal was ansteht, er setzt sich auf den Beifahrersitz und lässt sich kutschieren. Ich fühle mich manchmal wie der Mann in unserer Ehe :(

Ich habe mir, da unsere Kinder nun langsam nebenher laufen :) also der Alltag hat sich echt super eingespielt nun wieder Hobbys gesucht. Bin viel mit Freunden unterwegs und fühle mich dann auch immer sehr wohl.
Oft merke ich, dass ich meinen Mann nicht vermisse wenn er nicht da ist. Oder hoffe, dass er abends beim Kinder ins Bett bringen einschläft damit ich meinen Abend auf der Couch alleine genießen kann. Ich habe auch keinen Drang mehr mit ihm essen zu gehen, Urlaub zu planen, ein Wellness-Wochenende ohne Kinder zu verbringen, Zärtlichkeiten auszutauschen.. All das ist bei mir irgendwo auf der Strecke geblieben.

Ich gehe aber sehr gerne mit Freunden auf genau solche kleinen Auszeiten.

Mein Mann weiß, dass ich gerade nicht sehr glücklich bin und auch keine körperliche Anziehung mehr verspüre und akzeptiert das gerade auch, ich weiß aber dass er damit nicht glücklich ist. Zudem ist mir oft aufgefallen, dass ich meinen Mann nicht mehr gut riechen kann (trotz Körperpflege) und daher Zärtlichkeiten auch oft aus dem Weg gehe. Schlussendlich habe ich aber das Gefühl er würde alles tun, damit ich zufrieden bin. Egal was ich ihm sage was mich stört - Er antwortet mit "ok, kommt nicht mehr vor, ich werde mich ändern"

Ich könnte noch ewig weiterschreiben...aber es dreht sich immer nur um das gleiche.

Es ist wirklich nicht alles schlecht. Ich weiß zu hundert prozent, dass mein Mann immer hinter mir steht, ich kann mich immer auf ihn verlassen und er würde alles für mein und das Glück der Kinder tun. Der Alltag ist auch organisiert (von mir) und läuft prima. Wir können über Kinder und Job und alltägliches reden.
Und trotzdem ist so vieles verloren gegangen und ich weiß gar nicht ob ich die Nähe zu ihm wieder finden möchte oder ob ich lieber ausbrechen möchte, weil ich mir nicht sicher bin ob das jetzt wirklich schon alles war in meinem Leben .
Ich habe Angst irgendwann zurück zu schauen und zu denken, dass ich irgendwo im Leben hätte abbiegen sollen und es der Kinder zuliebe nicht getan hab.
Im nächsten Moment bekomme ich wieder Panik, dass es eine Phase ist und ich vielleicht einfach durch muss und einen falschen Schritt in eine Trennung bitterlich bereuen würde.

Puhh das ist jetzt lang geworden und ist auch etwas wirr. Ich hoffe die Message dahinter kommt trotzdem an.

Vielleicht will ja jemand etwas dazu sagen oder mir mal meinen Kopf gerade rücken #schein
Ich musste jetzt einfach mal Schreiben um meine ganzen Gedanken mal in Worte zu fassen.

Liebe Grüße

1

Ich denke, niemand kann jemand anderen glücklich machen. Jeder Mensch ist für sein eigenes Glück und Leben verantwortlich.

Vielleicht ist es gut, wenn du dich glücklich machst.

Bei ihm hört es sich für mich nach einer depressiven Verstimmung an. Diesbezüglich kannst du ihm den Tipp geben, zum Beispiel zum Arzt zu gehen und sich zu öffnen. Dann kann er einen guten Weg finden.

Ansonsten würde ich empfehlen, dass du dich auf dich konzentrierst und die Beziehung beobachtest.

Alles Gute für dich 🙂

2

Danke dir :)
Ich bin gerade dabei mich selbst glücklich zu machen, habe aber das Gefühl dass dabei jemand auf der Strecke bleibt...

Aber danke für deine Anregung. Die depressiven Verstimmungen sind meiner Meinung nach in der Familie kein Einzelfall. Werden aber leider verleugnet.

3

Naja, man kann schlecht jemanden lieben, der nicht da ist und dein Mann scheint sehr wenig da zu sein: physisch ja, inorganisatorischen Dingen vielleicht auch noch, aber jemand, der auf jede Kritik mit "okay, mach ich anders" reagiert und das Wissen darum, dass der andere nicht glücklich ist, einfach so hinnimmt und allenfalls versucht, noch weniger aufzufallen, ist ja gar kein Gegenüber und da würde ich mich irgendwie auch nicht gesehen und geliebt fühlen...

Da hilft wohl nur Tacheles zu reden und zu versuchen, den Pudding an die Wand zu nageln, in der Hoffnung, dass er dadurch ein Rückgrat entwickelt...

4

Hallo! ☺️

Ich fühle grad echt mit...
Bei uns ist es zum Teil ähnlich. Schon lange zusammen, drei wunderbare Kinder. Mein Mann geht arbeiten oder werkelt zu Hause dahin.
Gemeinsame Aktivitäten gibt es so gut wie nicht mehr. Grade jetzt, wo die Kinder langsam größer werden und auch gerne mal bei oma und Opa bleiben, ginge es ja nach vielen Jahren wieder.
Mein Mann mag nicht. Deshalb unternehme ich gerade ganz viel mit Freunden.

Ich war die letzten Jahre entweder schwanger, habe gestillt, oder die Kinder waren zu klein, haben nicht durchgeschlafen... Das geht jetzt alles wieder. Und ich genieße es!!

Mein Mann ist für sich selbst verantwortlich. Wenn er nicht möchte, ist das so.
Ich habe für mich beschlossen, dass ich mich nicht mehr nach ihm richte.

Ich habe jetzt nicht den Drang, mir einen anderen Partner zu suchen. Ich liebe meinen Mann, unser Alltag läuft gut. Mein Mann liebt uns und tut alles für uns. Aber er genießt seine Zeit zu Hause. Ich genieße es manchmal, NICHT immer zu Hause zu sein.

Wahrscheinlich sind das auch noch Nachwirkungen von den Lockdowns... Wo ist ich einfach IMMER zu Hause war. Mein Mann war all die Zeit normal in der Arbeit.

Vielleicht (hoffentlich) ist das jetzt eine Phase, die wir durchleben müssen. Etwas Abstand, um uns wieder näher zu kommen.
Den Rest wird die Zeit bringen...

Alles Gute euch!

5

Das hört sich tatsächlich recht ähnlich an :) was meint denn dein Mann dazu, dass du so viel ohne ihn planst?

Vielleicht liegt es wirklich an den doch recht schwierigen letzten zwei Jahren... Ich weiß es nicht :)

Nur in einem unterscheiden wir uns... Ich bin mir tatsächlich nicht sicher wieviel Liebe noch übrig ist und was davon nur noch die Gewohnheit ist weil ich es eben nicht mehr anders kenne.
Ein "ich liebe dich" würde mir jedenfalls nicht über die Lippen kommen.
Ich könnte mich aber auch nicht daran erinnern, wann diese Worte in unserer Beziehung überhaupt jemals wirklich gefallen sind. Außer in der "jaja, ich lieb dich auch" - Variante wenn wir uns mal übereinander lustig gemacht haben - aber das ist ja auch schon sehr lange her.

Liebe Grüße und euch auch alles gute

6

Hallo,
bei mir ist es ähnlich.
Ich habe mich damit abgefunden. Zumindest solange, wie mein Kind noch nicht "erwachsen" ist. Ich denke, wenn unser Sohn ausgezogen ist, werde ich das Ganze nochmal überdenken.
Bei uns ist auch schon lange nicht mehr von "Ich liebe Dich" die Rede. Ich denke, wir wissen beide, dass die wohl aus verschiedensten Gründen eingeschlafen ist, aber es wird tot geschwiegen. Früher habe ich mir den Mund fusselig geredet um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, aber mittlerweile schweige ich und lasse es laufen. Es könnte schöner sein, aber es könnte auch schlechter sein...........
Der ausschlaggebende Punkt warum ich mich nicht trenne ist der, dass er ein toller Papa für unser Kind ist. Und sollte ich mich trennen, würde er keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn haben wollen. Das möchte ich nicht riskieren.
Also, was ich sagen will ist: deinem Mann scheint es egal zu sein und wenn du mit der Situation für dich klarkommst, dann würde ich erstmal so weitermachen :-)

7

Huhu,
Kann ich auch nachvollziehen, wenn der Kontakt abbrechen würde. Dann verstehe ich die Entscheidung zu bleiben irgendwo.
Kinder gehen vor.

Nichts desto trotz ist man selbst irgendwo auch noch ein Mensch, der ein Recht auf ein erfülltes glückliches Leben hat.

Die Frage ist eben, ob ich damit leben will die nächsten Jahre so nebeneinander her zu leben. Oder ob ich mir eben für die nächsten Jahre etwas anderes vorstelle.

8

Ein toller Papa? Würde aber keinen Kontakt mehr zum Kind haben wollen im Falle einer Trennung? Das ist Erpressung und macht ihn zu einem schlechten Menschen in meinen Augen.
Da hätte ich mich schon längst getrennt, wenn es in der Beziehung sowieso schlecht läuft. Ich lass mich doch nicht erpressen und führe ein unglückliches Leben...

weiteren Kommentar laden
10

So ihr lieben, kurzes Update... Falls sich jemand mal in der situation befindet und sich fragt wie es weiter geht :D (mir geht es oft so dass ich nach Jahren gerne mal von den te's erfahren würde wie es ihnen eigentlich ergangen ist)

Mal schauen wo es bei uns so noch hinführt die nächste zeit.

Ich habe mir meinen Mann heute mal wieder zur Brust genommen.
Nachdem ich ihm vor ein paar Wochen gesagt habe, dass ich unzufrieden bin mit seiner Lethargie. Und sich leider seit her noch nicht mal annähernd irgendwas geändert hat.

Ich will mir aber nicht irgendwann vorwerfen oder vorwerfen lassen es nicht deutlich genug gesagt zu haben was sache ist.

Also heute früh, Kinder bei der Oma verstaut und an den Tisch gesetzt.
Ich hab ihm alles aufgezählt was mich stört. Ihm gesagt, dass ich gerade sehr unglücklich bin und er sich jetzt endlich wieder einbringen muss und seinen Hintern in Bewegung setzen muss wenn er das Ruder noch rum reißen will.
Ich hab ihm klipp und klar gesagt dass wenn es so weiter geht er in nem Jahr nicht Jammern soll, dass er es nicht hat kommen sehen, dass ihm seine Frau davon läuft.

Deutlicher kann ich es nicht mehr sagen dass es mehr als allerhöchste Eisenbahn ist.
Ich hab ihn auch gesagt was ich mir von unserer Ehe wünsche und erhoffe. Unser Leben ist jetzt nachdem wir job, Haus, Kinder haben ja nicht vorbei. Eigentlich fängt es für mich gerade erst wieder so richtig an ;)

Jetzt bin ich einfach nur gespannt was sich so die nächsten Monate tun wird.

Ich habe mir selbst mal bis ca. Ende des Jahres eine "Deadline" gesetzt. Spätestens dann wird ein Resümee gezogen wie die letzten Monate gelaufen sind und was das fürs kommende Jahr für uns bedeutet.

Liebe Grüße
Jojo

11

Dein Text könnte von mir kommen. Ich bin so ratlos. Bin ich „schuld“, dass ich so fühle? Könnte alles gut sein, wenn ich mich einfach zusammenreißen würde?
Aber dann merke ich, dass ich die Liebe verloren habe, den Respekt und mittlerweile auch schon fast den Willen etwas zu ändern. Macht eine Paarberatung noch Sinn?

Warum ich mich nicht trenne? Die Kinder, das Haus… und eigentlich „funktionieren“ wir ganz gut. Und dann frage ich mich, ob ich mich nicht genau der Kinder wegen trennen sollte. Ist es wirklich gut für sie in einer lieblosen Beziehung aufzuwachsen? Wäre ich nicht weniger frustriert alleine, entspannter?

Wie siehst du das? Geht es dir gut in der Beziehung oder könnte es dir besser gehen ohne sie?