Weiß nicht weiter

Hallo zusammen,

ich muss mir etwas von der Seele schreiben. Ich bin seit 8 Jahren mit meinem Mann zusammen, davon 5 verheiratet und vor 3 Jahren sind wir Eltern geworden.

Ich hatte relativ am Anfang unserer Beziehung eine Depression, die aber arbeitsmäßig herrührte. Er hat mir sehr gut da wieder rausgeholfen. Letztes Jahr um diese Zeit hatten wir dann unsere erste richtige Krise. Ich bin jemand, die gerne sofort anspricht, wenn mir was nicht passt. Mein Mann hingegen sagt meistens nichts, bis es zu spät ist. Auf jeden Fall waren wir letztes Jahr an dem Punkt, dass mein Mann nicht wusste, ob er noch tatsächlich Gefühle für mich hat. Bumm, das hat gesessen. Er meinte damals schon zu mir, dass ich sicher wieder in einer Depression stecke. Ich selbst wollte es nicht wahrhaben oder habe es schön geredet. Dann habe ich mich wirklich ins Zeug geworfen, dass die Ehe wieder in Schwung kommt. Das hat eigentlich gut geklappt, auch wenn es richtig harte Monate für mich waren. Ich musste den Schein waren, obwohl er hier immer mit einem langen Gesicht und schlechter Laune saß. Irgendwann schien die Krise überwunden. Vor 3 Wochen fing es wieder von vorne an. Er meint, ich solle mir mal professionelle Hilfe suchen, er schafft es nicht noch mal, mich da raus zu holen, zumal er auch einen Job hat und wir schließlich noch die Kleine haben. Er hat da vollkommen recht und ich habe bald einen Termin bei einem Therapeuten, weil ich mir selbst eingestehen musste, dass da wohl doch wieder eine Depression ist. Auf jeden Fall habe ich ihn gestern gefragt, wo wir im Moment stehen. Und er meinte dann, dass er nicht weiß, ob da noch etwas ist und ob es sich noch lohnt zu kämpfen. Das hat richtig gesessen. Ich denke schon, dass er mich insgeheim noch liebt, aber dass da so viel Groll und Frust ist, was alles überschattet. Natürlich will ich um unsere Ehe kämpfen, denn ich will ihn wirklich nicht verlieren. Ich habe auch echt Angst, alleine zu sein und wir denken natürlich auch beide an die Kleine. Ich bin im Moment echt wichtig nervös, weil ich panische Angst vor Tag x habe. Ich glaube nicht, dass ich jetzt mit der Depression eine Trennung verkraften würde. Manchmal haben mir allerdings auch diese Gedanken, ob es nicht besser wäre, wir gehen getrennte Wege. Es ist einfach ganz ganz schwierig gerade und ich komme mir vor wie in einem Hamsterrad. Für einen schönen Abend zu zweit oder einen Ausflug ist er irgendwie auch nicht bereit. Ich habe das Gefühl, er schiebt die ganze Schuld auf mich und es hängt jetzt an mir alleine, das alles wieder gerade zu biegen. Aber er hat auch einige Macken, die mich seit Jahren stören und die er nicht ändert. Und wenn ich ihn dann darauf anspreche, dann biegt er es immer so, dass es im Endeffekt meine Schuld ist, dass er diese Macken hat.

Vielleicht habt ihr gute Tipps für mich, was ich machen kann, damit wir wieder zueinander finden. Er ist ein sehr guter Papa und eigentlich auch ein guter Ehemann, wenn da nicht dieses Problem wäre.

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Vorab: tut mir echt leid mit deiner Depression. So etwas sucht man sich nicht aus und es ist echt eine furchtbare Krankheit - für alle Beteiligten.

Ich hatte schon öfters mit depressiven Menschen zu tun gehabt und mir ist dabei aufgefallen, dass sie oft nicht gesehen haben wie sehr ihr Umfeld auch unter der Depression gelitten hat. Es ist deswegen gut, dass du dir Hilfe suchst. Es kann natürlich sein, dass es zu spät für deine Beziehung zu deinem Mann sein wird, denn eine Depression kann ja echt viel kaputt machen. Aber alleine für deine Tochter und dein zukünftiges Leben ist es so wichtig, dass du diese scheiß Krankheit überwindest.

Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute und viel Kraft.

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Hallo,

ich habe Deinen Beitrag jetzt bestimmt 2x gelesen und habe überlegt ob ich überhaupt etwas antworten soll. Ich schildere Dir mal die andere Seite aus meiner Sicht.

Mein Partner hatte Depressionen. Und das ist echt ein richtiger Sch... , nicht nur für ihn. Es belastetete unser ganzes Familienleben. Und zwar so, dass wir zT froh waren, wenn er nicht zuhause war...
Man traut sich nicht, so etwas öffentlich zu sagen, heißt es ja immer primär "die arme depressive Person ist ja krank", aber dass das Umfeld darunter leidet will niemand recht hören. Irgendwann hat man einfach kein Verständnis mehr, irgendwann nervt es nur noch. Man kann sich auf die Person manchmal nicht verlassen, man muss aber ständig Verständnis haben, sich kümmern, alle Aufgaben bleiben an einem selbst hängen. Und wenn man selbst mal keine Energie mehr hat oder es einem schlecht geht, bekommt man nur ein müdes Lächeln. Man muss trotzdem weitermachen. Der Partner ist keine Hilfe.

Es steht zwar überall auf den Hilfeseiten, dass es die Krankheit ist und nicht der Mensch, aber man kann irgendwann nicht mehr unterscheiden und entwickelt eine Wut auf den Menschen. Denn man selbst geht neben der depressiven Person mit der depressiven Schwerfälligkeit unter.

Und es liest sich so, als hätte Dein Mann keine Kraft mehr. Er klingt müde und ausgelaugt.
Hat er denn eine Erfolgsaussicht was Deine Erkrankung anbelangt? Er hat Dich jetzt 3x mit Depressionen erlebt, ich verstehe, dass er das nicht nochmal möchte. Mir hat 1x gereicht.
Welche Perspektive gibst Du ihm denn? Du musst doch zusehen, dass Du dauerhaft gesund bleibst?

Alles Gute und vor allem Gute Besserung!