Unterschiedliche Bedürfnisse, Beziehung öffnen?

Hey, ich brauche mal euren Rat.

Mein Partner und ich lieben uns sehr, haben ein gemeinsames Kind (gerade zwei geworden), gemeinsame Träume für die Zukunft, sind verlobt und eigentlich wäre alles schon kitschig idyllisch, wenn unsere Unterschiedlichen Bedürfnisse beim Sex nicht wären.

Ganz grob: Er will viel häufiger als ich und hat ein paar eher außergewöhnliche Kinks/Wünsche, die ich nicht teile. Diese Vorlieben haben wir auf seinen Wunsch hin ausprobiert, aber ich habe mich damit zunehmend unwohl gefühlt und ihm deshalb gesagt, dass ich nicht mehr möchte, er hat das natürlich akzeptiert. Auch was die Häufigkeit angeht, versucht er ganz viel Rücksicht zu nehmen und ich ihm entgegen zu kommen, aber auch da treffen wir uns nicht mal ansatzweise in der Mitte (ich fände so zwei bis dreimal im Monat am angenehmsten, er mindestens einmal am Tag). Als wir uns kennen gelernt haben, war meine Libido auch sehr viel höher und kaum merklich weniger als seine.

Der Effekt von dem Ganzen ist, dass es uns beiden nicht gut geht. Er leidet sehr darunter und ich fühle mich damit sehr unter Druck gesetzt und als wäre ich nicht genug, was meine Lust leider noch geschmälert hat. Das geht nun leider schon sehr lange so und wir beide haben recht naiv gehofft, dass sich einfach so was ändert. Z.B. dass meine Libido wieder zurück kommt oder er einen Weg findet, seine sexuellen Triebe alleine zu befriedigen. Beides hat nicht geklappt, ich glaube vor allem, weil wir einfach so sind, wie wir sind. Beides ist ok, nur eben unterschiedlich.

Letztens hat er mir gestanden, dass seine Kinks einen Großteil seiner Sexualität ausmachen. Er hatte gehofft, dass ich irgendwann wieder bereit dafür bin. Das liegt auch daran, dass ich vorher weder mir noch ihm wirklich klar gemacht habe, dass ich diese Art von Sex nicht mehr möchte. Das habe ich ihm auch erzählt. Für ihn war das dann ein Schock. In dem Moment ist uns unsere verfahrene Situation wieder sehr deutlich geworden und wir haben festgestellt, so kann es nicht weiter gehen.

Wir können sehr gut miteinander reden und einander verstehen, aber reden hilft in dem Fall halt nur bis zu einem Punkt.

Die Beziehung zu öffnen stand schon ein paar Mal als Lösungsvorschlag im Raum, aber ich hatte dabei immer Bauchschmerzen, einfach weil ich nicht der Typ dafür bin. Wir hatten die Beziehung schonmal kurz offen (damals eher für mich) und mir wird heute noch mulmig bei dem Gedanken, dass er da mit einer anderen Frau geschlafen hat, am liebsten würde ich es gar nicht wissen.

Aber jetzt erscheint es mir fast alternativlos, denn was sind denn die Alternativen? Er passt sich weiterhin mir an, fühlt sich ständig von seiner unerfüllten Sexualität so getrieben, dass er richtig leidet und wird den Rest seines Lebens nie ganz sexuell erfüllt sein? Oder ich passe mich ihm an und fühle mich, als würde ich mich für ihn prostituieren? Trennung? All das ist für uns beide absolut keine Option.

Habe ich vielleicht nen blinden Fleck, fällt euch was ein, was wir als Lösungsmöglichkeit übersehen haben?

Oder hat jemand Erfahrung mit einer ähnlichen Öffnung der Beziehung? Ich bin für jede Hilfe dankbar. :)

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Hallo,

ihr seid 6uell leider nicht kompatibel. Weder von der Libido her, noch von euren Vorlieben. Ich persönlich sehe da keine weiteren Lösungsansätze als die von dir genannten. Eine offene Beziehung kann nur dann funktionieren, wenn sich beide Partner darüber zu 100% einig sind und mit gutem Gefühl leben können. Das ist schon mal nicht bei euch der Fall.

Und Anpassung bedeutet in eurem Fall, dass entweder dein Partner seine Sexualität nicht ausleben kann oder du dich überwinden müsstest. Auch keine Lösung, denn dauerhaft wird das nicht funktionieren. Trennen wollt ihr euch aber auch nicht.

Ihr könntet höchstens versuchen, zu einem Sexualtherapeuten Kontakt aufzunehmen; ggf. kann dieser mögliche Ansätze für euch finden, wir ihr dennoch auch auf lange Sicht ein Paar bleiben könnt.

Alles Gute für euch
Deichbrise

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Hey.
Also erstmal finde ich es bemerkenswert und echt toll, dass ihr euch das gegenseitig so offen und wie es wirkt wertschätzend kommuniziert.

Ich sehe tatsächlich auch nur die Lösung eines Sexualtherapeuten oder ein Öffnen der Beziehung unter klaren Voraussetzungen und ehrlichem kommunizieren.
Regeln dafür können sein, dass keine Details genannt werden, ihr nicht wissen wollt, wer, wann, mit wem unterwegs ist, SCHUTZ sprich Kondome sind ein Muss! Und jeder darf soroft sagen, wenn er das nicht mehr aushält, Bedenken hat oder oder...

Eine offene Beziehung bedeutet viel Kommunikation, Respekt und reflektieren. Kann aber auch eine
Chance sein, sich wieder (sexuell, denn vom Herzen her scheint ihr mir nahe) anzunähern.

Alles liebe

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Vielen Dank für deine lieben Worte!

Was du über offene Beziehungen schreibst, kann ich unterschreiben und auch die Regeln, die du vorschlägst passen gut zu unserer Situation.

Wir haben tatsächlich vorhin nochmal miteinander gesprochen und entschieden, dass wir es mal mit einer offenen Beziehung versuchen. Wir haben unser Grundgerüst für die offene Beziehung von damals nochmal etwas verändert. Witziger Weise fühlt es sich für uns beide wie ein Befreiungsschlag an, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Wir sind beide ziemlich aufgeregt und haben schon auch Unsicherheiten und Ängste, aber die Grundstimmung ist gut. Mal sehen, was die Zeit so bringt. :) Du schreibst ja unten, dass ich dir Nachricht schicken kann, wenn es für dich in Ordnung wäre, würde ich in Zukunft sehr gerne darauf zurück greifen. Offene Beziehungen bringen ja doch ganz neue Situationen und Gefühle mit sich, dass da sicher noch ein paar Situationen auf uns zukommen wo ein guter Rat Gold wert ist. :)

An alle: Danke fürs Zuhören, es hat mir sehr beim Ordnen meiner Gedanken geholfen. :)

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Das freut mich für euch! Eure beziehu g hört sich wirklich toll an, sehr respektvoll und auf Augenhöhe.
Ich wünsche euch, dass es euch gelingt und ihr immer ehrlich miteinander sein könnt.
Und natürlich kannst du dich gern melden.

Alles Liebe für die aufregende Zeit

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Hi,

vielleicht kannst Du mal kurz schildern, warum Ihr eure Beziehung damals schon mal öffnen wolltet und vor allem, warum dies in erster Linie für Dich geöffnet wurde und ob Du es auch genutzt hast?

Deine Bauchschmerzen wegen einer Öffnung für ihn kann ich auch ohne Wissen um seine "Kinks" gut verstehen. Denn wenn er eine Frau trifft, die ihm diese Wünsche und auch Häufigkeit erfüllt, ist er vermutlich schneller weg, als Du gucken kannst. Aber leider seid Ihr so weit auseinander, dass ausser einer Öffnung aus meiner Sicht nur noch die Trennung in Frage kommt, wenns nicht irgendwann auf Fremdgehen rauslaufen soll.

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Ich glaube nicht, dass es immer darauf hinausläuft, dass der Mann geht, wenn er woanders die sexuelle wünsche erfüllt bekommt.
Für mich sind das 2 paar Schuhe. Man kann mit seinem Traummann zusammen sein und eine wirklich starke Herzverbindung haben und es kann trotzdem sexuell nicht ganz passen. Ich empfinde es immer als etwas too much, wenn ein Mensch allein einem alle Bedürfnisse erfüllen soll. Aber ich weiß auch dass unsere Gesellschaft noch sehr monogram geprägt ist. Und jeder muss das für sich entscheiden, womit er sich wohl fühlt.

An die TE: falls du mehr wissen willst, kannst du mich auch anschreiben

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Hey, ja klar, ich hab ein paar Sachen rausgelassen, weil der Text dann einfach zu lang geworden wäre. :)
Damals war es vor allem wegen einem anderen Mann, den ich sehr anziehend fand. Das war noch dazu eine alte Liebschaft, aus der nie was geworden ist, da war viel unabgeschlossenes, was mich mit voller Breitseite erwischt hat. Ich war nicht unbedingt verliebt, aber sehr verknallt und habe mich in der Beziehung ziemlich eingeengt gefühlt. Ich wollte meinen Freund nicht betrügen, konnte aber auch nicht loslassen. Wir haben dann drüber geredet und dann gemeinsam beschlossen, es einfach mit einer offenen Beziehung zu probieren. Wir hatten auch ein gutes Grundgerüst für uns gefunden, was Wünsche und Grenzen angeht. Ich hab es damals auch einmal genutzt, mit dem anderen zu schlafen hat mir jetzt nicht soo viel gegeben. Schön war aber das Gefühl von Freiheit und sich nicht eingeschränkt zu fühlen, nach wochenlangem schlechten Gewissen.

Dass mein Freund sich verliebt, wenn eine Frau ihm geben kann, was ich nicht geben kann, davor habe ich natürlich schon Angst, aber das fällt zumindest bei uns glaube ich eher in die Kathegorie Urangst, mein Partner ist ein sehr loyaler Mensch und außer dem sexuellen hatten wir beide vorher noch nie eine so gute Beziehung. Ich glaube also nicht, dass er sofort weg wäre, aber ja, ein bisschen Angst davor hab ich schon.

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Mein Mann hat ebenfalls eine sexuelle Vorliebe, die einen sehr großen Teil seiner Sexualität ausmacht und die er mit mir in der Form, die er da gerne möchte, nicht ausleben kann. Wir haben nach einem langem Gespräch vereinbart, dass er sich diese eine Sache außerhalb unserer Ehe erfüllen kann. Zu 100% wohl fühle ich mich nicht dabei, aber ich finde es so sinnvoller und fairer beiden Parteien gegenüber. Ich glaube, wenn jemand über eine sehr lange Zeit nicht ausleben kann, was er im Sexuellen möchte, dass diese Person irgendwann sowieso fremdgeht. Da ist es mir lieber, man hat vorweg darüber gesprochen und gemeinsam die Grenzen definiert. Wenn sonst alles passt kommt eine Trennung ja wohl nicht in Frage, also scheint das dir beste und fairste Option.

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Welche Vorliebe ist das?
Finde es schon spannend, was du selbst nicht gerne ausleben möchtest, was aber so exklusiv ist, dass in dem Punkt die Beziehung geöffnet werden darf.
Liebe Grüße

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Bin auch neugierig. Deswegen mein Outing. Weiß gar nicht, ob das eh normal, harmlos ist.

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Da es ja hier so schön anonym ist, bei welchen kinks sind denn eure Grenzen erreicht?

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Würde mein Freund sich in Latex und Bondage oder in Straße und Kleider schmeißen oder mit Exkrementen rumtun wollen würd ich aussteigen. Das ist nicht nein Fall.

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*strapse

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Unter vorher festgelegten Regeln kann eine offene Beziehung das Leben durchaus bereichern.