Wertschätzung nur über Intimität?

Hallo ihr Lieben,

mein Partner und ich sind seit knapp 7,5 Jahren zusammen. Wir hatten nie sehr regelmäßig oder oft Sex, aber seit wir Eltern sind (drei Jahre) bemängelt mein Partner oft, dass ich "gar keine Lust mehr auf Sex" habe.

Für mich hat Intimität in einer Beziehung noch nie einen hohen Stellenwert gehabt - was aber nicht bedeutet, dass ich meinen Partner nicht liebe oder körperlich nicht anziehend finde. Dies habe ich ihm auch schon mehrfach gesagt. Dennoch fühlt er sich von mir abgewiesen und schmollt, wenn ich sein Bedürfnis nach Sex nicht befriedige.
Genau so eine Situation hatten wir gerade eben auch. Und nun ist er quasi regelrecht aus der Wohnung "geflüchtet" und zu seinem Nebenjob gefahren. Er sagte zwar, er könne nicht schlafen bzw sei nicht müde und würde deshalb fahren, aber offensichtlich fühlt er sich wieder mal zurückgewiesen und kann meine Nähe darum nicht ertragen.

Er redet auch ständig davon, dass er das Gefühl hätte, ich würde ihm etwas verschweigen und lässt mehr oder weniger regelmäßig Sätze fallen wie "Ich weiß ja gar nicht, ob du bis dahin noch mit mir zusammen sein willst.". Das bringt mich tierisch auf die Palme, weil ich - wie gesagt - eine Partnerschaft nicht über die Häufigkeit der Intimität definiere. Für ihn hingegen scheint eine Wertschätzung seiner Person oder der Ausdruck von Liebe ausschließlich hierüber definiert zu werden.

Ich hab keine Ahnung, wie wir da einen Weg finden können/sollen, mit dem wir beide leben können. Denn ich möchte nicht "die Beine breit machen" müssen, um ihm irgend eine Bestätigung zu geben und er wiederum scheint sich nicht damit abfinden zu können/wollen, dass ich eben genau das nicht tue.

Ich habe nicht vor, mich zu trennen, denn ich liebe meinen Partner nach wie vor...aber eben anders als am Anfang unserer Beziehung. Und dass sich eine Beziehung verändert, sobald man Eltern ist, scheint mir bewusster zu sein als ihm. Er bemängelt, dass wir "nur noch Eltern" sind und gar keine Zeit mehr für uns haben. Wir haben aber auch niemanden, wo wir den Kleinen mal hin abgeben könnten, um eben mal wieder genau diese gemeinsame, ungestörte Zeit zu haben.

Ich weiß nicht, was er sich vorgestellt hat, wie eine Beziehung nach einer Zeit von über 7 Jahren läuft, aber offensichtlich scheint unsere zumindest für ihn nicht nach seinen Erwartungen zu laufen.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt, wo ich auch nicht mehr weiß, was ich ihm noch sagen soll, um ihm begreiflich zu machen, dass seine Zweifel unbegründet sind. Ich bin dieses Thema ehrlich gesagt auch echt leid...einfach, weil ich sagen kann, was ich will...solange wir keinen (regelmäßigen) Sex haben, scheint für ihn in unserer Beziehung irgendwas nicht (mehr) zu stimmen.

Vielleicht hat irgend jemand ein paar nette Worte oder vielleicht eine ähnliche Situation selbst mal gehabt...vielleicht kann ein Außenstehender die ganze Situation auch anders betrachten und sieht möglicherweise etwas, das ich bisher nicht gesehen habe...keine Ahnung...ich musste mir das Ganze jedenfalls mal von der Seele schreiben...

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Für mich definiert sich eine Liebesbeziehung tatsächlich zu einem sehr großen Teil über Intimität. Denn diese ist es ja, die eine Beziehung von einer tiefen Freundschaft unterscheidet.

Für mich wäre deine Einstellung zu den Thema ein Trennungsgrund, wäre ich an Stelle deines Mannes.

LG Claudi

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Wow, echt cool, exakt das war mein Gedanke beim Lesen. Der Unterschied zwischen Freundschaft und Paar Beziehungen ist ja nun mal die Intimität. Da muss man schon echt aufpassen, dass man sich mit jemandem zusammen tut, der eine ähnliche Libido hat. Und ich finde Elternschaft ist da kein Argument für Veränderung. Mein Mann und ich haben noch sehr regelmäßig Sex, trotz drei kleiner Kinder.

@TE: Die Wertschätzungskiste deines Mannes ist nur ein emotionales Druckmittel. Er möchte einfach mehr Sex. Nicht die feine Art, irgendwie müsst ihr da mal reden ohne Vorwürfe.Von wie häufig oder selten reden wir denn hier bei euch?

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Für mich kommt es da auf die Häufigkeit an.
Will er täglich mehrfach das du Ihm über Sex zeigst wie sehr du ihn Liebst?
Dann wäre es mir evtl. auch zu viel!
Oder ist es eher so das du dich nur einmal im Monat dazu hinreißen lässt?
Dies würde mir anstelle des Mannes ebenfalls zu denken geben.

Du bist in meinen Augen absolut in der Muttifalle gefangen und solltest dringend auf passen, das Du nicht deswegen in den Augen deines Mannes an Attraktivität verlierst und er dich am Ende deswegen austauscht.
Du solltest dir bewusst machen das du nicht ausschließlich nur Mutti bist!


Sex gehört bei mir definitiv zu einer funktionierenden Partnerschaft dazu auch nach 21 Jahren Beziehung und 2 Kindern.
Wenn mein Mann kein Interesse mehr an Sex mit mir hätte würde ich unsere Beziehung auch hinterfragen, denn ich würde mich fragen ob ich nicht mehr Anziehend auf Ihn wirke etc.

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Wir sind beide Vollzeit berufstätig. Jeweils in entgegengesetzten Schichten, damit das mit dem bringen und abholen des Kleinen zur/aus der Kita klappt. Ich bin also nicht ausschließlich Mutter.

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Ich könnte mir vorstellen, dass genau das mit Schuld ist. Vollzeit arbeiten UND das Kind ist einfach verdammt viel. Dass die Lust da noch mehr nachlässt ist fast schon vorhersehbar. Dann interessiert dich Intimität in der Form eh nicht so (bei mir übrigens total ähnlich!!!) und du streichst den „zusätzlichen Job von deiner riesen Tagesliste an to dos“ …

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Jup, da wäre ich der Stelle deines Mannes raus - allerdings hätte ich mich garnicht erst dauerhaft eingelassen und ein Kind bekommen, denn ihr habt euch diesbezüglich wohl noch nie auf demselben "Level" bewegt. Vermutlich ist es auch das, was deinen Partner gerade vornehmlich hält, wenn er sich schon in die Arbeit flüchtet. Wie clautsches bereits schrieb - innige Verbundenheit gibts auch ohne körperliche Nähe - allerdings wäe das dann auch für mich keine Beziehung, sondern Freundschaft.

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Wie alt ist euer Kind denn überhaupt? Reden wir von einem Säugling? Ist die Geburt erst kürzlich gewesen?


Ansonsten, also falls nicht - für viele Menschen bringt Sex mit dem Partner, den sie lieben, eine Art der Intimität, auf die sie nun mal nicht verzichten wollen.

Ich kann deinen Mann auch verstehen.
Was natürlich nicht heißt, dass du dich selbst zum Sex zwingen sollst.

Wenn du also wirklich generell so wenig Lust hast, dann passt es nicht zwischen euch. Ich bin gnadenlos ehrlich - Sex und körperliche Intimität in einer Beziehung halte ich für eine der Säulen der Beziehung. Mmn kann man nicht dauerhaft glücklich sein, wenn das nicht passt.


"Ich habe nicht vor, mich zu trennen, denn ich liebe meinen Partner nach wie vor...aber eben anders als am Anfang unserer Beziehung."
Vielleicht magst du das mal ausführen. Was meinst du damit? Inwiefern liebst du deinen Partner anders?

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Hallo an dich,

du hast schon super Antworten bekommen.

Ich gehöre auch in die Kategorie, dass Sex den Unterschied in einer Beziehung ausmacht.
Natürlich sollst du dich nicht zwingen, aber dein Partner ist auch nicht dazu verdonnert, damit zu leben.
Du sitzt in dem Moment am längeren Hebel, du willst nicht und zack, er muss die Lage akzeptieren.
Das ist auch nicht fair.

Auf lange Sicht gesehen muss ich sagen, werdet ihr es schwer haben, ein Paar zu bleiben. Ich verstehe deinen Mann so gut, es gibt nichts schöneres, als Intimität zu leben und zu spüren.
Du bringst dich da um sehr viel. Vielleicht ist Partnerschaft für dich eher eine sehr gute Freundschaft, ok, wenn es für dich so passt.

Aber dann bleibt man auf Dauer lieber alleine und sucht sich keinen Partner, den man dann verhungern lässt, der aber schön brav und treu sein muss und all seine Bedürfnisse nicht wichtig sind.
Sorry, aber das ist absolut nicht in Ordnung.

Ich wünsche in erster Linie deinem Mann, dass er eine Entscheidung trifft, mit der ihr leben könnt.
Gute Eltern bleibt ihr immer, mehr seid ihr eigentlich eh schon nicht, daran darf sich nichts ändern.
Aber das WG Dasein würde ich auch nicht aushalten, bzw. dass man auf der wichtigen Ebene gar nicht harmoniert.

Redet offen und ehrlich miteinander, auch im Sinne des Kindes.
Alles Gute!

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Wir hatten genau eure Situation mal umgekehrt. Ich habe gedacht, mein Mann liebt mich nicht mehr, weil er so selten Lust auf Sex hatte. Er hat immer Stress, Arbeit und Kinder vorgeschoben. Und ich bin immer unzufriedener geworden. Für mich war klar, wenn es keinen Sex mehr gibt, stimmt etwas in der Beziehung nicht.

Mir hat das Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ geholfen. Dabei geht es darum, das jedem Menschen etwas anderes am Wichtigsten ist. (Zeit zusammen, Lob und Anerkennung, Zärtlichkeit/ Nähe, Gescheke oder Hilfsbereitschaft)
Mir ist dabei klar geworden, dass nicht nur mir etwas fehlt, sondern auch ihm.
Leider hat er nur nie richtig mit mir gesprochen.
Also geh mal in dich hinein. Was wünscht du dir anders in eurer Beziehung? Was fehlt dir?
Wie zeigst du ihm deine Liebe und er sieht es einfach nicht?

Ich habe damals dann mal aufgeschrieben, was ich alles an meinem Mann liebe und ihm vorgelesen und plötzlich hat er sich wieder wertgeschätzt gefühlt. Denn ihm ist Lob und Anerkennung anscheinend am Wichtigsten. Durch meine Meckerei darüber, dass er nie Lust hat, ist die Lust immer weniger geworden.
Aber mir ist halt Zärtlichkeit/ Nähe am Wichtigsten. Aber beim Liste schreiben, habe ich gemerkt, wie er mir seine Liebe zeigt.
Und nach dem Vorlesen fühlte er sich plötzlich wohl auch wieder geliebt und hatte endlich wieder auch mal Lust auf mich und Nähe und Sex.

Es war ein ganz schwierige Zeit und 100 % glücklich bin ich immer noch nicht, denn wenn ein Partner ein viel größeres Bedürfnis hat, als der andere ihm geben kann oder will, pssst es manchmal halt einfach nicht (mehr).

Ich wünsche euch alles Gute!

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Wie zeigst du ihm denn deine Liebe und Wertschätzung?

"Er bemängelt, dass wir "nur noch Eltern" sind und gar keine Zeit mehr für uns haben. Wir haben aber auch niemanden, wo wir den Kleinen mal hin abgeben könnten, um eben mal wieder genau diese gemeinsame, ungestörte Zeit zu haben. "

Das ist schon ein sehr wichtiger Punkt.
Denn das beinhaltet ja nicht automatisch Sex. Es ist die Zeit zu zweit, miteinander sprechen, sich mental nahe sein.

Intimität ist für mich viel mehr als die Beine breit machen.

Ich kann mit jemandem Sex haben, ohne Intimität zu fühlen.
Und ich kann mit jemandem intim sein, ohne dass es zum Sex kommt. Es sind Blicke, Gesten, Wertschätzung, Küsse, Tonfall, Vertrautheit, Umarmung, Kopf an der Schulter anlehnen und vieles mehr.

In einer Beziehung ist mir wichtig, dass ich meinen müden Kopf auch einfach mal anlehnen darf. Völlig ohne sexuelle Handlungen. Umgekehrt, dass ich jemandem so sehr vertraue, dass ich es schön finde, wenn der Kopf auch mal bei mir ausgeruht werden kann.

Fehlt mir dieses Gefühl von Vertrauen, fehlen mir solche Gesten im Alltag, dann können keine Worte und kein Sex der Welt das wieder herstellen.

Dass er anspricht, dass ihr keine Zeit mehr zu zweit habt, zeigt durchaus, dass ihm Intimität (auch ohne Sex) fehlt.

Wie ist es, wenn euer Kind schläft?

Überlässt er alles mit Kind dir und erwartet dann, dass du abends noch fit bist? Da gäbe es eine Ansage.

Ist er als Vater präsent, ihr macht beide euren Haushalt und dann schläft das Kind.... wie läuft es dann?
Candle light Dinner zu Hause?
Intimes Gespräch auf dem Sofa?

Welche Intimitäten sind bei beiden möglich? Welche Nähe kannst du ertragen? Würdest du dir wünschen?

Welche Nähe (außer Sex) geben ihm das Gefühl, dass noch Liebe da ist?

Zu sagen, dass man jemanden noch liebt, ist ein kleiner Baustein. Wenn ich es nicht fühle, reicht das nicht aus.

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Ich hab das einige Jahre selbst auch erlebt.

Als Mann fühlt man sich da elend mies und will da seiner Frau einfach nur aus dem Weg gehen.

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Warum fühlst du dich mies? Und warum möchtest du ihr aus dem Weg gehen? Willst du das ausführen, damit man das versteht als Frau?

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Das ist irgendwie schwer zu beschreiben. Es fehlt einem halt irgendwas und dass man sich dann dadurch nicht wertgeschätzt fühlt, könnte eine Konsequenz daraus sein.

Momentan bin ich in einer anderen Lebensphase und brauche offenbar nicht mehr soviel Sex wie früher.

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Liebe tippie963,

du hast einige Antworten bekommen, die tendenziell alle in die gleiche Richtung gehen.

Natürlich entwickelt und verändert sich eine Beziehung im Laufe der Jahre. Wenn ihr nie oft oder regelmäßig am Anfang Sex hattet, kann er das natürlich jetzt auch nicht erwarten, dass du vor sexueller Energie jetzt nur so strotzt.

Aber er bemängelt ja das „gar kein“ Sex mehr stattfindet!!! Vermutlich auch, dass er weniger Aufmerksamkeit bekommt als vorher.

Da es für dich aber nicht so wichtig ist, weil du es nicht so oft oder nur noch ganz ganz wenig („gar nicht mehr“ will ich jetzt mal nicht schreiben, wäre aber für dich vermutlich auch kein Problem) brauchst, ist für ihn ein wichtiges Grundbedürfnis, dass zumindest hin und wieder mal erfüllt werden sollte. Ansonsten kommt Frust auf, der auf längere Sicht auch größer wird. Das ist natürlich für eure Beziehung gar nicht gut.

Ich glaube dir, dass du deinen Partner liebst und wenn du das tust, solltest du dich ernsthaft mit diesem Thema nochmal intensiver beschäftigen. Deine Aussage „Du liebst ihn jetzt anders…“ u. vllt. weil das Kind jetzt noch da ist, ist für mich nicht ausreichend.

Ich gehe einfach davon aus, dass er gar nicht so oft mit dem Thema ankommt, aber wenn er mal Lust hat, zeigst du kein Interesse an seinem sexuellen Bedürfnis.

Versuche dich jetzt mal in seine Lage zu versetzen. Es ist schwierig für ihn sich weiter normal dir ggü. zu verhalten, wenn du oft sein Verlangen ablehnst. Ich verstehe und kenne diese Reaktion.

Mach du nicht den Fehler und reagiere auf seine Reaktion noch mit Unverständnis. Dann wird das Ganze schlimmer.

Es ist doch garnicht so schwer ab und zu mal Sex zu haben. Ergreife du mal die Initiative und mach den 1. Schritt. Such du mal die Zeit für Zweisamkeit. Ganz wichtig: Du musst es aber auch wollen und dann wird es auch wieder besser zwischen euch. Bin ich mir sicher.


Teile ihm deinen Standpunkt mit und arbeitet gemeinsam an dem Thema, dass es für beide Seiten passt. Dann rückt ihr als Paar noch intimer zusammen sowohl nach deinem als auch nach seinem Verständnis.

Wünsche euch alles Gute und viele Grüße

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" Es ist doch garnicht so schwer ab und zu mal Sex zu haben" ... was ist denn das für ein Bulls***? Und das passt auch nicht mit "Du musst es aber auch wollen" zusammen, das merkst Du selbst, oder?

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@ Xenotaph: Nein merke ich nicht. Aber versuche doch mal konstruktiv auf den Beitrag einzugehen anstatt den Inhalt von Beiträgen zu analysieren und Teile davon zu bewerten.

Ich freue mich schon auf deinen Beitrag zum Thema! Bin sehr gespannt, was du Intelligentes preisgibst oder behältst du lieber deine schlaue Meinung zu dem Thema für dich?#kratz#augen

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