Hallo zusammen,
ich diskutiere gerade mit meinem Freund über ein etwas unkonventionelles Thema und wollte mal in die Runde fragen, was ihr dazu denkt - vor allem, weil es hier "erprobte Familienmenschen" gibt und wir noch keine Kinder haben.
Coparenting wird ja immer mehr eine beliebte Alternative zu klassischen Beziehungen, also "zwei Leute verlieben sich und kriegen Kinder". Ein Vorteil daran soll sein, Paarthemen als Konfliktherd auszuschließen.
Andererseits hat man natürlich auch keine verbindende emotionale Beziehung zueinander, das, was zusammenhält, ist die gemeinsame Aufgabe ein Kind großzuziehen.
An die unter euch, die Kinder haben: Würdet ihr sagen, eure Beziehung zu eurem Partner*in verbessert oder verkompliziert das ganze? Und wie genau? Meint ihr, Elternschaft ohne Romantik ist schwieriger oder besser?
Ich bin ganz gespannt!
Viele Grüße :)
Kinder und romantische Partnerschaft - Gutes oder nicht optimales Konzept?
Hallo,‘für mich persönlich gibt es nichts intimeres als ein gemeinsames Kind. Die Kinder haben sicher nichts leichter gemacht was unsere (romantische) Beziehung angeht aber uns doch so unglaublich bereichert in allem. WENN es als Paar funktioniert und beide gleichermaßen darin aufgehen kann es die Beziehung viel mehr vertiefen als alles andere.
Ich hatte mal einen Bericht darüber gesehen und fand das sehr interessant.
Es gibt ja tatsächlich auch Plattformen im Netz, wo man ein Gegenstück für Coparenting suchen und finden kann.
Heutzutage lassen sich immer mehr Frauen per Samenspende befruchten um sich den Traum vom Muttersein zu erfüllen, weil sich einfach kein passender Partner gefunden hat. Allerdings finde ich dies für das Kind schade, weil es keine männliche Bezugsperson hat (Vater).
Und Männer, die keine Partnerin finden, haben natürlich gar keine Möglichkeit trotzdem Vater zu werden.
Von daher finde ich diese Idee gar nicht verkehrt. Aber auch hier muss man natürlich jemanden finden zu dem man quasi wenigstens eine freundschaftliches Verhältnis aufbauen kann.
Man will ja schließlich ein harmonisches
Elternpaar werden.
Und selbstverständlich müsste man nah beisammen wohnen um dies zufriedenstellend realisieren zu können.
Ein weiteres Pro für dieses Modell ist, dass leider oft bei herkömmlicher Familienkonstellation die romantische Beziehung zwischen Mann und Frau kaputt geht nach der Geburt der Kinder.
Dann wachsen die Kinder mit streitenden und unglücklichen Eltern auf, welche nur noch wegen den Kindern zusammen sind und nicht mehr weil sie sich noch lieben…
Zur Erklärung: ich bin eine Frau, wo das klassische Modell nicht funktioniert hat… geschieden.
Was natürlich für die Kinder auch nicht schön war… heute 6 Jahre nach der Trennung habe ich ein recht gutes Verhältnis zum Vater.
Davor die Jahre waren aber teilweise schrecklich, wo ich z.B. nur die Kinder allein zu ihm raus geschickt habe, weil wir kein normales Wort mehr miteinander wechseln konnten ohne uns an die Gurgel zu gehen…😩
Ich stelle mir das organisatorisch unheimlich aufwendig vor. Wann ist das Kind bei wem? Wer macht was usw. Was ist wenn einer der co parenting beteiligten einen neuen Partner hat und der oder die sich einmischen will?
Also nee ich glaube nicht dass man dadurch weniger Konflikte hat. Eher von vornherein mehr Abstimmungsbedarf.
Mmh, ich weiß nicht!
Höre tatsächlich auch zum ersten Mal davon.
Ich hätte wohl Angst ob sich der "Partner" nicht dich rauszieht!
Bei uns spielt sich gerade das Familienleben Abends und morgens im Bett ab. Und am WE zusammen frühstücken etc.
Da hätte das Kind dann ja nie Mama und Papa zusammen!
Am Ende lebt es doch wie kn einer geschiedenen Ehe, oder? In einer wo such Eltern gut verstehen...
Bevor man alleinerziehend wird, oder komplett auf Kinder verzichtet ist das vll. Eine Idee... 🤷♀️ meins wäre es jetzt nicht unbedingt.
Dass das klappen kann steht außer Frage, aber einfacher ist es ganz sicher nicht. Die Probleme können doch die gleichen sein, wie die einer geschiedenen Ehe. Die Kinder werden aufgeteilt, die Eltern kennen sich wesentlich weniger als die mit einer romantischen Beziehung,…was wenn der neue Partner dazwischen funkt, usw. Alltag mit Mama und Papa zusammen gibt es von vorneherein nicht.
Mein Mann und ich sind 20 Jahre zusammen und führen durchaus eine romantische Beziehung zueinander, trotz der drei Kinder. Die Kinder lieben es, wenn wir witzeln oder uns in den Arm nehmen und sehen das wir glücklich sind. Wir kennen einander in und auswendig, Absprachen sind so wesentlich einfacher. Es ist einfach immer jemand da.
Klar kann CoParenting klappen. Es ist aber nicht zwingend einfacher Und schöner!
Ich finde folgende Punkte problematisch:
- Lebt das Kind da im Wechselmodell? Das wäre nichts, was ich meinem Kind geplant zumuten würde. Ausnahmslos alle Freunde, die im Wechselmodell aufgewachsen sind, haben es gehasst. Ständig der Stress, wann sie wo sind, wann sie sich mit wem verabreden können, wann sie welche Sachen (Spielzeug, Schulkram etc.) wo haben ... Eine gute Freundin meinte mal: Irgendwie bin ich immer unterwegs und nirgends so ganz zu Hause.
- Lebt das Kind im Nestmodell? Teuer für die Eltern. Und ich glaube, dass das schnell zu Konflikten führen kann, wenn die Elternteile sich jeweils verlieben und neue Partner in die Konstellation kommen. Vor allem dann, wenn eines der Paare zusammenziehen möchte. Und für die Eltern ist es ähnlich stressig wie fürs Kind, dauernd hin und her zu ziehen.
- Lebt man wie eine Familie zusammen? Das könnte ich mir nicht vorstellen. Auf Zeit finde ich eine WG okay. Aber nicht auf Dauer. Entweder müsste ich anonym mit jemandem zusammenleben - was ich nicht möchte, ich will ein Zuhause haben. Oder ich müsste mein Leben mit jemandem teilen, den ich nicht liebe. Ich habe auch schon mit meiner engsten Freundin in einer WG zusammengelebt. Und nein, ich kann mir das nicht auf Dauer vorstellen, obwohl wir von Sauberkeitsvorstellung etc. ähnlich ticken.
- und die ersten beiden Modelle würde ich dehalb nicht geplant eingehen, weil ich das ganze Leben meines Kindes mitbekommen möchte und nicht nur einzelne Tage. Sowohl im Alltag als auch an Weihnachten, Geburtstag ...
- Außerdem: Man ist verpflichtet, beieinander zu wohnen. Kann nicht mehr so frei umziehen. Und ich finde es leichter, für den Menschen umzuziehen, den man liebt, als für einen, den man nicht liebt.
- Wie erzieht man das Kind? Das sind so viele Themen, die da immer wieder besprochen werden müssen. Ganz viel dabei auch einfach im Alltag. Und es gibt so viele Kleinigkeiten, bei denen man auch bei gleicher Grundeinstellung unterschiedlich denkt. Für mich ist dabei essentiell, dass mein Mann und ich uns lieben. Weil man dadurch ganz anders aufeinander eingeht, Rücksicht nimmt.
Bei uns haben die Kinder die Beziehung intensiviert, verbessert. Selbstverständlich auch mit Herausforderungen, aber mit keiner Herausforderung, die nicht nicht immer hätte, wenn ich in einer Beziehung bin und ein Kind habe.
Von dem, was ich in den Patchworkfamilien meiner Freunde mitbekommen habe, ist die Beziehung zwischen Stiefelternteil und Stiefkind auch sehr kompliziert (Grenzen und Rechte).
Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, ein Kind ohne meinen Mann zu haben und großzuziehen. Ich liebe ihn und wir wollten Kinder, anders geht das für mich (persönlich!) Irgendwie nicht, also ohne Liebe und Partnerschaft (anders wenn es sein muss bei Tod oder Scheidung). Ich wollte auch mit niemandem zusammenleben, der nicht mein Partner ist. WG hatte ich im Studium, danke das reicht 😄
Nach der Geburt unseren 1. Kindes (wir waren sechs Jahre zusammen und vier verheiratet), war es nicht leicht. Es ändert sich eben alles. Man muss sich neu finden, als Mensch und als Paar, als Familie. Es gab mehr Streit. Ich war Zuhause mit dem Baby, er arbeiten. Ich war unterschwellig wütend, weil mir sein Leben unverändert und leichter vorkam. Er fand, dass ich es besser hätte, zuhause ohne Job und mit dem süßen Baby. Ich habe mich aber gelangweilt, war einsam und überfordert zugleich. Missverständnisse, Vorwürfe, fehlende Paarzeit. Geholfen hat es, viel zu reden und auch zu streiten. Paarzeit zu haben, Zeit für (körperliche) Nähe. Nicht den Kopf in den Sand stecken. Nach 10 Monaten war das Schlimmste überstanden und es wurde stetig besser. Kurz vor der Trennung standen wir nie, es war eben anstrengend und eine Belastung für die Beziehung. Jetzt beim 2. Kind ist es viel, viel einfacher. Wir kennen das schon, bleiben immer im Gespräch und sind beide sehr glücklich.
Ich bin zufrieden und glücklich mit meiner Familie, die wir als Liebespaar gegründet haben. Ich würde es nicht anders wollen, vielmehr ist es das, was ich immer wollte.
Würdet ihr sagen, eure Beziehung zu eurem Partner*in verbessert oder verkompliziert das ganze?
Beides.
Es verkompliziert die Elternschaft, weil man weiterreichende Erwartungen an den Partner hat, die über die geteilte Elternschaft hinausgehen. ZB. könnte man ein gutes Elternteam sein, aber emotional oder sexuell nicht auf die Kosten kommen.
Es vereinfacht sie, weil man vielleicht auch mal 5 grade sein lässt, wenn es in der Beziehung stimmt.
Gesellschaftlich ist das Familienmodell natürlich akzeptierter. Dadurch, dass dabei aber so viel unausgesprochene Rollenbilder und Erwartungen mitschwingen, diskutieren Paare vieles gar nicht aus. Das gibt dann wiederum Konflikte, weil ein Grossteil des Mental Lords oft bei den Frauen landet.
Ich denke, eine langjährige, stabile Freundschaft ist eine gute Basis für Elternschaft. Dann braucht es noch viel, viel Kommunikation, klare Aufgabenaufteilung, Kompromissbereitschaft etc. Das gilt für romantische Paare und für solche, die nur "Projektpartner" sind.
Alles Gute, Ks