Hallo Ihr lieben,
mein Mann und ich sind seit 16 Jahren ein Paar, und haben mittlerweile 2 Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren. Ich hatte die letzten 4 Jahre starke Depressionen und extrem Probleme mit meiner Libido.. mein Mann hat sehr darunter gelitten und es war oft ein Thema bei uns.... Ich habe irgendwann alles mögliche versucht um dass zu ändern... Habe mehrere Anti-Depressiva versucht und wir waren in paar Therapie. Der Kampf hat sich gelohnt und wir haben wieder regelmäßiger Sex den wir beide genießen, so ca. 1-2 mal die Woche.
Wo und jetzt dass Problem.
Ich schlafe gerne mit meinem Mann, und für mich sind 1-2 mal die Woche absolut ausreichend. In der Häufigkeit hatten wir es eigentlich schon immer. Mal mehr und auch mal weniger. Seit einiger Zeit möchte Mein Mann sehr viel öfter Sex, so alle 2 Tage meinte er. Ich muss sagen da tu ich mir sehr schwer. Er macht jeden Tag anzügliche Kommentare, in jedem Gespräch geht es für ihn irgendwie um Sex. Er hängt an mir wie ein sabbernder Teenager in der Pubertät. Ich als Person interessiere ihn immer weniger, wie es mir geht, was mich beschäftigt oder wie unser Alltag so ist interessiert ihn nicht... Und wenn, dann nur mit dem Gedanken dass es im Sex enden könnte.
Wir haben letztens darüber gesprochen, er hat sich beschwert es wäre für ihn zu wenig und er will dass ich die Initiative ergreife.
Ich habe Ihm erklärt dass mir jeden 2. Tag einfach zu viel ist und es mich innerlich blockiert und abturnt es tun zu MÜSSEN. Daraufhin meinte er ob ich denn wolle dass wir irgendwann eine offene Ehe führen.
Ich fühl mich echt scheiße und hab keine Ahnung wie ich damit umgehen soll.... Es war so ein Kampf wieder dahin zu kommen wo wir jetzt sind, und trotzdem ist es für ihn nicht genug.
Unterschiedliche Vorstellungen, was tun?
Ich lasse das Thema Depression beiseite, weil es für Kristina überwunden zu sein scheint. Denn zwischen Libidoverlust wegen Depressionen und einer Einschränkung der Libido bzw. einer wachsenden Abneigung gegen Sex wegen zu starken Drucks durch den Partner besteht ein erheblicher Unterschied.
Für Kristina fühlt sich die Situation nur sehr unangenehm an, weil nach einer Lösung für das Depressionsproblem (mit der unvermeidlichen Libidoeinschränkung) ein anderes Problem in den Vordergrund tritt. Es handelt sich um das berühmt-berüchtigte "Frequenzproblem". Schließlich sind Menschen in dieser Hinsicht nicht einfach von Natur aus "gleichgetaktet".
Bei Frequenzproblemen ist es vor allem nicht immer so, dass ein Partner überhaupt kein sexuelles Verlangen mehr hat. Sexualität kann immer noch wichtig, manchmal auch erfüllend und schön für die betreffende Person sein. Aber nur nicht in der von dem anderen Partner oder Partnerin begehrten Häufigkeit
Die Person, die sich da weniger wünscht, wird oftmals unter Druck gesetzt. Nichts ist aber weniger förderlich für die Libido einer Person als Druck (von außen, aber auch eigener Druck ist nicht gut).
Nach meiner Meinung gibt es Lösungswege - allerdings nur wenn die partnerschaftliche Kommunikation klar und immer noch wertschätzend ist.
Dazu gehören u.a. folgende Elemente (nicht mit Anspruch auf Vollständigkeit):
1. Es ist klar, dass der Partner mit dem größeren Bedürfnis wegen des Bedürfnisses an sich jedenfalls nicht verurteilt werden sollte. Ich denke aber, dass Kristina das sicher weiß und berücksichtigt.
2. Andererseits muss aber dieser Partner oder die Partnerin wissen, dass Druck für die Libido absolut nicht förderlich ist und die partnerschaftliche (und natürlich zuerst die individuelle) Sexualität auf Dauer sogar zerstören kann.
Ich halte auch eine "offene Beziehung" für eine schlechte Idee. - Es sollte möglich sein, einem einigermaßen verständnisvollen Partner klarzumachen, dass auch er eine solche Entwicklung unmöglich wollen kann.
3. In einem nächsten Schritt ist ebenfalls darzulegen, dass man immer noch ein "sexuelles Wesen" ist, dass man begehrt und es auch liebt, begehrt zu werden, dass man immer noch partnerschaftliche Sexualität wertschätzt und für wichtig hält! Dies verhindert falsche Überlegungen bei dem Partner mit der höheren "Frequenz". Er/sie sollte sich nicht grundsätzlich abgewiesen fühlen, weil er/sie auch nicht grundsätzlich abgewiesen ist. Jedenfalls in Kristinas Situation. - Ich halte so ein emotionales Statement (sozusagen eine Art "Lustbekenntnis") für sehr wichtig, auch wenn es in der Situation vielleicht schwerfällt.
4. Das Wichtigste ist aber, dass man gemeinsam eine andere Einstellung zur Paarsexualität gewinnt. Hierzu ist es wichtig, von dem Gedanken wegzukommen, dass das Vorbild sexueller Spontaneität aus den Verliebheitsjahren in Paarbeziehungen dauerhaft funktionieren könnte.
An die Stelle dieses Modells darf daher ohne weiteres die Idee "definierter Paarauszeiten" treten. Das sind gemeinsame "Termine", die außer in Fällen von Krankheit und richtiggehenden Problemen möglichst einzuhalten sind, auf die man sich emotional vorbereiten kann und für die man so etwas wie Freude entwickeln sollte. Ebenfalls ist klar, dass solche Termine eben nicht alle 2 Tage stattfinden können.
5. Die Paarsexualität wird auf diese Weise auf ein anderes Niveau gehoben. Ein solches der gemeinsamen Vorfreude (keine Freude ist größer als die Vorfreude). Auch das Niveau der Achtsamkeit, was Stressmomente oder eventuell Krankheit betrifft, und die dazu erforderliche Kommunikation sind hier wichtig. Nicht jeder Termin wird "eingehalten" werden können, aber dann sollten beide Verständnis dafür entwickeln, warum es so ist. Dass sich solche Auszeiten ggf. auch besonders gestalten lassen, ist natürlich noch anspruchsvoller. Ich will es jetzt aber nicht "unmenschlich" überfrachten.
6. Warum sollte dieses Modell für den "hochfrequenten" Partner attraktiv sein? Ganz einfach deshalb, weil die größte Freude bei der Paarsexualität immer noch in der Empathie liegt. Weil nichts lustvoller ist als die Lust des anderen. - Außerdem darf man natürlich auch mal gemeinsam spontan von einem so anspruchsvollen Modell "abweichen". Es wird dadurch ja nicht grundsätzlich in Frage gestellt.
7. Ich denke, dass der "hochfrequente" Partner eigene Wege für seine Bedürfnisse auch ohne "offene Beziehung" finden kann. Die gemeinsame Paarsexualität mit dem Schwerpunkt auf dem Wort "GEMEINSAM" ist die Belohnung für diese scheinbare "Beschränkung".
8. Natürlich muss der Partner sowas auch verstehen können. Manchmal hilft nur eine Paartherapie.
Wow, ich glaube ich habe noch niemals so eine ausführliche, faire und respektvolle Antwort gelesen!
Ich habe wie gesagt spaß am Sex mit meinem Mann... Wir hatten in dieser Hinsicht bis zu meiner Depression nie Probleme... Es war stets eine gemeinsame und spontane Entscheidung. Für uns waren auch früher 1-2 mal die Woche völlig ausreichen.... Mal war es mehr, manchmal weniger.... Es war nie ein Problem.
Mir bereitet es am meisten Lust wenn ich keinen Druck habe mit Forderungen und Terminen. Ich habe dass Gefühl für Ihn geht es gar nicht mehr um UNS, sondern um eine reine Bedürfnissbefriedigung seinerseits.
Wir haben uns nochmals darüber unterhalten heute, seine Forderung war mindestens 2x die Woche an festgelegten Tagen. Wenn ich dass mitmachen würde er mir wiederum mehr Unterstützung im Haushalt geben. Ich solle mir etwas schönes zum Anziehen kaufen dann würde er auch meinem Wunsch nach einem neuen Tattoo nachkommen. Für mich fühlt es sich nach Erpressung an... Befriedige mein Bedürfniss dann bekommst du dass und dass.... Es fühlt sich wie eine Pflicht an und zerstört für mich jegliche Lust die ich sonst habe.
Zwischen dem, was ich unter einer vereinbarten Paarauszeit (zu der natürlich auch "Termine" gehören) und dem, was er darunter versteht, gibt es gravierende Unterschiede. Mir geht es eher darum, eine partnerschaftliche Basis für Sexualität zu finden. Das geht zwar nicht völlig "unverbindlich", aber es funktioniert schon gar nicht mit Druck.
Seine Art, mit "Belohnungen" zu winken oder zu erpressen, ist für mich ziemlich schwer verständlich. (Aus Gründen des Respekts verzichte ich auf das Wort "unerträglich", das mir allerdings in den Sinn kam). Wenn meine Frau an einem Tattoo interessiert wäre, würde sie mich sicher nicht um Erlaubnis bitten (müssen).
Damit in einer Paarbeziehung die erotische Komponente auf Dauer bestehenbleiben kann, müssen Zärtlichkeit, Wertschätzung, ja auch die Unterstützung der Partnerin und des Partners selbstverständlich sein. (Haushaltsunterstützung als "Gegenleistung"? Das ist ein vorsintflutlicher Gedanke). Zumindest hat man sich das Interesse an den Bedürfnissen des anderen immer wieder wachzurufen, so schwer es im Alltag auch manchmal ist. (Gilt natürlich wechselseitig).
Nur wenn Du Dich angenommen und in Deinen Bedürfnissen verstanden fühlen kannst, wirst Du Dich auch weiterhin erotisch und sexuell öffnen können. Die menschliche Sexualität ist sogar eher ein "scheues Pflänzchen" (was gegen alle Vorurteile auch für viele Männer gilt), das besondere Pflege verdient. Die beginnt in einer Paarbeziehung lange vor dem eigentlichen Sexualakt.
Du schreibst, ihm gehe es nur um seine "Bedürfnisbefriedigung." Das ist sehr schade.
Außerhalb einer Paarbeziehung kann man sozusagen "treiben", was man will. Ich denke an die berüchtigten ONS, die einige Leute bevorzugen. Aus meiner Sicht ist das der typische Linseneintopf oder der Gulasch aus der Gulaschkanone. Ausnahmsweise mal eine nette Sache. Für einige aber auf Dauer kaum zu ertragen, weil einseitig und wenig empathisch.
In einer Partnerschaft gewinnt Sexualität eher durch wechselseitige Lust und Zufriedenheit. Da kann es eben nicht mehr nur um die eigene Bedürfnisbefriedigung gehen . - Ich las mal von einer Frau "Deine Lust ist meine Lust ist Deine Lust u.s.w.". Sonst könnte es ja bei ONS oder Solo-Sex bleiben.
Ob er bereit wäre, so etwas nach einem entsprechenden Lernprozess anzunehmen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass eine Paartherapie auch Deinem Partner eventuell zugemutet werden könnte. Zumindest wüsstet ihr dann beide, was ihr eigentlich wollt und von dem anderen zu erwarten habt.
Ich habe keinen guten Rat für dich, aber lass dir gesagt sein: du bist mit diesem „Problem“ nicht alleine. Es geht ganz vielen Frauen so, unter anderem auch mir. Wir haben lang und breit über das Thema gesprochen, hatten dann wieder häufiger Sex (auch 1-2 mal Pro Woche, evtl. auch 3mal) und ich fand es super und absolut ausreichend. Aber ihm war es immernoch zu wenig. Oft ist es mir viel zu viel Druck und ich hab schon schlechte Laune, wenn ich nur an Sex denke. Es ist bei uns auch sehr verzwickt. Offene Ehe war auch Thema bei uns, aber keiner von uns möchte mit „Fremden“ schlafen. Wie gesagt, ich habe auch keinen Rat
Mir geht es anders herum. Und ich bin die Frau.
Es ist für beide Seiten nicht schön. Und nein, es ist nicht „typisch Mann“.
Ich kann dir leider keinen Rat geben, nur sagen, dass auch die andere Seite leidet.
Genau das wollte ich auch schreiben...
An die TE: Ich bin eine Frau, die wegen der Depressionen ihres Mannes kaum Sex bekommt und leidet. Ich habe Verständnis (war selbst auch lange depressiv), aber ständig abgelehnt zu werden mit der eigenen Lust zehrt auf die Dauer an einem.
Ja da hast du vollkommen Recht, und ich sehe auch seine Seite. Ich verstehe dass er so lange verzichten musste.
Auch ich war vor der ganzen Geschichte ein Mensch der gerne Sex hatte und kann verstehen dass es schlimm ist immer verzichten zu müssen..... Aber wir haben ja Sex... Jede Woche. Es ist nicht so dass er wochenlang verzichten muss... Und vor allem haben wir dann auch beide Lust. Nur eben nicht alle zwei Tage...
Schwierig und für beide schlimm.
Bekannte von mir haben dasselbe Problem und sie haben keine offene Ehe, aber er hat immer wieder Affären, die aber er aber heimlich führt.
Sie weiß das und ignoriert es, so dass sie weiter zusammen sind.
Hört sich vielleicht etwas komisch an, aber bei den beiden funktioniert es.
Für mich persönlich wäre es auch keine Lösung.
Wie oft hattet ihr denn vor den Kindern Sex? Wenn es da auch mehr als 1 bis 2x die Woche war, dann kann ich ihn verstehen und dann wird die Lösung wohl leider Trennung sein, denn auf Dauer passt ihr leider nicht.
Ich glaube für mich wäre es sehr schlimm wenn es so kommen würde. Ich liebe meinen Mann, ich schlafe gerne mit Ihm. Wenn ich jetzt wüsste er teilt dass auch noch mit anderen Frauen.... Dass könnte ich nicht.
Also die ersten paar Monate als wir als Teenager frisch zusammen waren hatten wir ständig Sex..... Und die ganzen anderen 11 Jahre waren es immer nur durchschnittlich so 1-2 mal die woche.
Liebe Kristina,
ich bin in Deinem Beitrag an folgendem Satz hängen geblieben:
"Daraufhin meinte er ob ich denn wolle dass wir irgendwann eine offene Ehe führen."
Dein Mann erpresst Dich mit so einer Aussage emotional. Daraufhin kannst Du Dich nur schlecht fühlen.
Klar, kann man sagen, er sagte dies aus Frust. Ok ist es nicht, eine Partnerschaft besteht aus geben und nehmen, aus permanenten Kompromissen.
Natürlich geht es ihm auch nicht gut, er scheint von jedem Tag länger als 2 Tage wie besessen von dem Gedanken zu sein, dass ihr wieder Sex haben müsstet. In der selben Weise reagierst Du auch, nur in die entgegengesetzte Richtung.
So klappt das nicht.
Ihr müsst Euren Kompromiss neu ausloten. Was ist er bereit zurück zu stecken und was bist Du bereit zu geben?
Da müsst ihr Euch finden. Von aussen kann das keiner sagen wie oft es für Euch als Paar passt.
Alles Liebe für Euch.
Und bitte: lass Dich nicht erpressen, das blockst Du bitte ab! Geben und Nehmen, Kompromiss finden. Nicht der eine macht was der andere will oder nicht will!
shealove