Egoistisch die Lust auf Sex und Erotik über die Beziehung zu stellen?

Hallo zusammen,

ich bin seit annähernd acht Jahren in einer Beziehung. Meine Freundin und ich kommen gut miteinander klar. Wir streiten so gut wie nie, geben uns Zeit für andere Dinge, haben unser Auskommen und zweimal im Jahr gehts für uns gemeinsam in den Urlaub. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Aber auch nur eigentlich. Was zum Glück fehlt, ist erfüllender und guter Sex. Das letzte mal war vor ca. einem Jahr und davor war sogar in noch größerem Abstand absolute Flaute im Bett, Couch oder sonst wo.
So etwas wie Erotik oder Zweisamkeit findet einfach nicht statt. Es gibt morgens und Abends einen hingehauchten Kuss und wenn ich mal alle paar Wochen ein Andeutung mache, dann rollt sie mit den Augen und sagt sowas wie "Du und dein Sex".

Rückblickend betrachtet hatt es im Bett bei uns noch nie wirklich gematched. Das soll jetzt nicht komisch klingen, aber ich hatte genug Sexpartnerinnen um zu wissen was guter Sex ist und was weniger. Ich denke ihr könnt mir folgen. Ich hatte auch immer das Gefühl bei ihr, dass sie nicht so recht wusste, was sie beim Sex als nächstes tun soll. Zudem ist sie nie feucht geworden. Dass das mal bei Frauen vorkommt (z. B. durch Stress o. ä.) das ist mir bewusst, aber bei ihr ist das permanent so. Das kratzt schon etwas am Ego. Aber sie tat das damit ab, dass es schon immer bei ihr so war. Wir haben nie wirklich offen darüber geredet. Das Thema Sex ist, wie soll ich sagen, irgendwie Tabu bei uns. Ich dränge sie nicht. Versuche eher subtil bei einen Kuss den Mund etwas länger hinzuhalten, sie zu streicheln. Aber auch auf der Couch sagt sie dann gern schon mal, dass es ihr zu eng und damit zu warm wird.

Ich selber stecke meine Energie mittlerweile immer mehr in verschiedene Hobbys, gehe regelmäßig ins Fitnessstudio um mit Mitte 40 weiterhin gut auszusehen. Auch für meine Freundin möchte ich einfach attraktiv sein. Das kostet natürlich seine Zeit. Was dann wiederum dazu führt, dass meine Freundin sich beschwert, dass ich häufig nicht da bin und wir Diskussionen darüber führen, was ich via social media alles so poste. Sie hat ständig Angst das ich fremd gehe. Ich gebe zu, das kommt nicht von ungefähr. Ich gehe gern auf Leute zu, bin offen, humorvoll. Es gab in der Vergangenheit sicher Situationen die nicht cool waren aber ich bin nicht wirklich fremd gegangen. In den aktuellen Diskussionen teil ich ihr dann auch mit, dass es mich stört, dass wir keinen Sex haben und das ich darüber reden möchte. Ich möchte Lösungen finden, möchte Offenheit. Aber auch da wird dann nicht weiter auf das Thema eingegangen sondern eher ihre Probleme angesprochen, die sie mit mir hat. Und wieder habe ich das Gefühl, das Thema Sex ist ein Tabu bei uns.

Ich bin innerlich irgendwie zerrisen. Ich frage mich seit Wochen, ob ich zu egoistisch bin, wenn ich mein Lust auf Sex und Erotik über die Beziehung stelle. Ich spiele immer wider mit dem Gedanken mich zu trennen. Ich liege Nachts wach, denke nach und sage mir du hast noch, überspitzt dargestellt, 20 gute Jahre. Wie möchtest du diese verbringen? Wie lange und worauf sollte man warten? Was muss passieren? Ich würde mich freuen, wenn jemand in ähnlicher Situation war oder ist und man seine Erfahrungen austauschen kann. Danke für euer Feedback.

Beste Grüße
Ferris

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Sie hat keine Lust auf dich/Sex, hat aber zeitgleich Angst, dass du fremd gehst und das Thema Sex ist ein Tabu in eurer Beziehung? Ääähhh.... Häh!?

Vor einem Jahr das letzte mal Sex und davor ist es noch länger her? Ich als Frau kann da nur sagen, ich wäre laaaaange weg! Ohne Sex, Nähe, Zuneigung, Zärtlichkeit... geht nicht! 1x Sex in 2 Jahren... Nein, Danke! Da würde ich mich null begehrt, geliebt, gewollt fühlen!

Nein, du bist absolut nicht egoistisch! Das ist ein realisischer, nachvollziehbarer Trennungsgrund.

Und mal ehrlich: Du musst sie sehr lieben, das Ganze so lange durchzuhalten!

Ist sie eventuell asexuell, eventuell sogar aromatisch, wenn ihr selbst kuscheln zu viel wird?

Bearbeitet von blackfox
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Ich als Frau kann dich sehr gut verstehen.
Sag deiner Partnerin , dass sie mit ihrer permanenten Verweigerungshaltung die Beziehung ernsthaft gefährdet.
Du schreibst, es hätte von Anfang an nicht so recht gepasst in dem Punkt.
Hat sie denn mal gesagt, woran es bei ihr liegt, dass sie so gar keine Lust hat? Asexuell vielleicht?Oder hast du ihr etwa zu verstehen gegeben, dass alle deine vorigen Partnerinnen "besser" waren?
Dann könnte ich verstehen, wenn sie da gehemmt ist. Wer wird schon gern verglichen?

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Ich würde schon von mir behaupten, dass ich eine gute Portion Empathie habe und schon spüre, das etwas nicht passt. Ich habe das schon öfter Mal angesprochen, aber ehrlich gesagt, immer nicht mit dem wohl notwendigen "Druck" das mal wirklich aufzudröseln. Vergleiche zu anderen Partnern habe ich vor ihr nie gezogen oder thematisiert. Würde ich auch nicht machen. Komm generell nicht so gut an ;)
Das mit Asexuell habe ich im letzten Gespräch auch angebracht. Darauf ging sie nicht weiter ein. Auf die Frage wie es denn vorher mit anderen Partnern war, kam die Antwort, dass sie sich daran nicht einnern könnte. Sind wir mal ehrlich, Frauen merken sich einfach alles und präsentieren es uns Männern noch Jahre später. Ich fand die Aussage komisch.

Bearbeitet von Ferris
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Sie kann sich nicht erinnern... Wirklich eine seltsame Aussage.
Du musst dich halt entscheiden.,ob du noch ewig so weiter leben kannst bzw. willst.
Ganz ehrlich, für mich wäre das nichts.

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Dein Beitrag erinnert mich indirekt an meine eigene Situation.

Meine Sexualleben in meiner Ehe ist seit vielen Jahren zum Erliegen gekommen, was aber an mehreren chronischen Erkrankungen meiner Frau liegt. Der Verzicht auf Sex fiel und fällt mir nicht leicht, ich nehme Zuflucht zu Pornokonsums und bin meiner Frau trotz der schwierigen Situation nie untreu geworden.
Aber ich akzeptiere das Erlöschen der ehelichen Sexualität, weil ich einen triftigen Grund sehe, der nicht in einem schuldhaften Verhalten meiner Frau liegt.

Wenn ich an diese mittlerweile vielen Jahre ohne Sex in der Partnerschaft zurückdenke und deine sehr ehrliche Schilderung in Betracht ziehe, dann möchte ich dir folgende Frage stellen:

Kannst du dir vorstellen, dass sich deine Sex-Situation noch 20 Jahre so fortsetzt? Wärst du bereit das zu akzeptieren? Welche Gefühle steigen bei dieser Vorstellung in deinem Inneren hoch?

Wenn die Antwort aus der Tiefe deines Herzens aufsteigt wirst du wissen, was du zu tun hast.

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Ich sehe es wie die beiden anderen. Ihr matched (wie man heute so schön sagt 🙂) überhaupt nicht und das ist langfristig auf jeden Fall schädlich für eine Beziehung.

Und auch ich finde Dein Verhalten nicht egoistisch, denn Sex gehört für mich ganz klar zu einer guten, erfüllten Beziehung und auch ich kann und möchte mir nicht vorstellen, darauf zu verzichten.

Liebe Grüße
Malba

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Ich schätze, deine Frau ist massiv verklemmt, hat vielleicht vom Elternhaus ganz viel Scham in diesem Bereich mitbekommen oder irgendwas ist früher passiert. Ich bin nicht der Meinung, dass ihr nicht matched sondern dass sie zu diesem Thema gar keinen Zugang hat.
Vielleicht weiß sie auch gar nicht, wie man darüber redet oder was sie dazu für Gefühle hat.
Es könnte ein langwieriger Prozess werden, ihr da Zugang zu verschaffen, dann könntet ihr sogar ein erfülltes Sexleben bekommen in ein paar Monaten oder Jahren. Aber dazu bräuchtet ihr Hilfe von außen, da sie ja total blockiert ist.
Wenn die Liebe ansonsten da ist, was ich bei dir spüre, würde ich ihr da Druck machen.
Dir geht es glaube ich nicht nur um sex sondern liebe und Zweisamkeit, wenn ich das so lese

Bearbeitet von Talullah
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Daran das sie verdammt verklemmt ist, habe ich auch schon gedacht. Über einen schlüpfigen Witzt kann sie nämlich genau so wenig lachen. Ob früher mal was passiert hab ich mich auch gefragt. Aber in diese Richtung möchte ich nicht wirklich Fragen stellen so aus dem nichts heraus.
Wenn ich sie z. B. von hinten liebevoll umarmen möchte um sie liebevoll am Hals zu küssen, wenn sie bspw. am Fenster oder so steht, dann hab ich das Gefühl, dass sie mit absicht ihre Arme an den Körper legt, so dass ich nicht richtig weiter komme. Das hatte ich mal erwähnt und sie sagt ich bilde mir das nur ein.

Bearbeitet von Ferris
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Glaube mir, du spürst den Unterschied zwischen einer liebevollen Antwort auf deine Umarmung und eine distanzierte Reaktion, du bildest dir gar nichts ein.
Bei so einer Reaktion schon nur bei einer Umarmung glaube ich tatsächlich, dass ihr schlimmes wiederfahren ist.

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Also ich finde das überhaupt nicht egoistisch.
Zu einer guten Partnerschaft gehört guter Sex. Und das so oft wie beide Partner es gerne haben - manchmal braucht man Kompromisse aber ich bin ganz klar der Meinung, wer weniger als 1x die Woche Sex hat entfernt sich voneinander.
Aktuell bin ich SS und wir haben auch weniger - aber schon so 1x alle 2 Wochen?
Und es fehlt mir richtig, weil man in einer Schwangerschaft schon anders Sex hat. Gerade jetzt im 3. Trimester.

Also irgendwie frag ich mich wieso deine Partnerin da absolut gar kein Interesse daran hat,
Klar, es gibt Asexuelle Menschen - kann ja sein - aber dann deinen Wunsch nach Nähe mit ,du und dein Sex‘ abzutun find ich nicht ok.
Du willst ja nicht jeden Tag mit ihr, das würde sich viele überfordern. Aber 1 Jahr her? Nee ginge für mich gar nicht.
Es gibt doch nichts schöneres als guten erfüllenden Sex mit dem Menschen den man liebt.

Ich würde da ganz Straight das Gespräch suchen - und wenn sonst alles passt - die Beziehung ggf sogar öffnen für dieses Thema.
Du kannst doch nicht jahrelang zurückstecken. Das ist auf jeden Fall kein Kompromiss den ihr da habt.

Bearbeitet von MrsSasch
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Hallo,

Ich lese hier super häufig wie unglücklich ein Teil in der Beziehung super unglücklich mit der sexuellen Beziehung zum Partner ist. Und auch oft, dass es häufig schon immer so oder so in der Richtung war.

Das verstehe ich nicht. Für mich hatte das körperliche immer einen hohen Stellenwert und wenn du es so nennen möchtest: ja, ich stelle Sex, Nähe und Leidenschaft egoistisch über die Beziehung. Aber das von Anfang an. Und ja, es ist für mich in Ordnung, denn ich möchte in dem Punkt einfach keine so großen Kompromisse ( wie in deinem Fall) eingehen.

Ich finde du klingst sehr sympathisch und deiner Freundin trotzdem sehr zugewandt, ich würde es ihr nochmals klar machen, dass sie euch ernsthaft gefährdet, wenn sie dir da gar nicht entgegenkommt. Denn darüber nachdenken ist doch um ehrlich zu sein schon der erste Schritt.. aber Wunder erwarten darfst du nun nicht, denn sie war nie anders und vermutlich wird sie dir nie genau das geben können, was du wirklich vermisst, wie du schreibst, kennst du es eben ja auch anders…

Alles Gute dir!

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Ich verstehs auch nicht. Aber ich glaub, viele gehen mit ner "das wird schon" - Einstellung ran (ist ja auch oft genug so, dass man sich erst aufeinander einspielen muss)...aber oft genug "wirds" eben nicht und dann schiebt man alles Mögliche vor dieses Thema, um sich nicht damit befassen zu müssen und je länger man "aussetzt", desto schwieriger wird es. Bei vielen kommen dann noch Kind(er) und andere Verbindlichkeiten und dann erträgt mans eben...bis es womöglich knallt.
Ich würde das Liebesleben nicht über die Beziehung stellen, aber das ist in meinen Augen ein unverzichtbarer Teil des Ganzen. Eine Beziehung ohne Sex ist für mich keine Beziehung, sondern Freundschaft.
Daher @TE: Für mich wäre das ein Trennungsgrund. Deine Freundin scheint ja auch nicht an einer Lösung des Problems interessiert zu sein.

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Da hast du recht, man muss sich häufig wirklich erst etwas aufeinander einspielen und sich kennenlernen, das dauert etwas aber trotzdem habe ich eigentlich immer nach den ersten drei malen gemerkt ob es denn in die für mich „richtige“ Richtung läuft, das merke ich nicht erst nach langen Monaten oder gar Jahren. Deswegen bin ich da in dem Thema vielleicht wirklich ehedem Verständnislos. 🤷🏼‍♀️

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Es ist jetzt etwas schwierig da den Grund rauszulesen. Erst dachte ich, dass ihr im Bett einfach nicht zueinander passt. Aber dann hast du von deiner Art berichtet… könnte sein, dass sie sich innerlich einfach total zurückgezogen hat. Aus Unsicherheit, vielleicht auch Wut auf Grund von Lügen oder Vernachlässigung etc.

So oder so, ihr müsst offen miteinander reden. Ein Gespräch über das „wieso“ fand also nie statt?

Wie wäre es mit einer Paartherapie?

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„Aber auch da wird dann nicht weiter auf das Thema eingegangen sondern eher ihre Probleme angesprochen, die sie mit mir hat. Und wieder habe ich das Gefühl, das Thema Sex ist ein Tabu bei uns.“
- als ich den Teil las , dachte ich mir nur , das ich sie verstehen kann.
Ich weiß ja nicht um welche Probleme es sich handelt, aber wenn es welche sind die immer gleichbleibend und schon lange bestehend sind. Ist wohl da der Haken.

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Das kann einfach eine Abwehrreaktion sein. Wann muss sie sich nicht kritisch mit dem Thema Sex auseinandersetzen? Wenn sie ihm einfach irgendeine partnerschaftliche Verfehlung zuweist, die ausgebügelt werden müsse. Sie spielt den schwarzen Peter einfach zurück.

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Vielleicht kommt der schwarze Peter aber tatsächlich von ihm und sie zeigt ihm den nur immer und immer wieder auf und wird nicht gehört weil er genauso denkt wie du.

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