Fehlende Intimität in Langzeitbeziehung

Hallo,

ich bin in einer Langzeitbeziehung (25 Jahre) mit zwei Kindern im Pflichtschulalter. Der Familienalltag ist sehr fordernd. Die Paarzeit kommt schon lange mehr als zu kurz. Vor 9 Jahren, also nach der Geburt des zweiten Kindes, hat sich unser Liebesleben stark verändert. Zwei kleine Kinder, Haushalt, Arbeit, mein Mann beruflich oft unterwegs. Ich war oft erschöpft und hatte keine Lust auf Intimitäten. Sobald ich meinen Mann umarmt oder geküsst habe, dachte er sofort, ich würde Sex wollen. Das hat dazu geführt, dass ich mich immer mehr zurückgezogen habe. Darauf hat er nur mit noch mehr drängen reagiert. Ich habe damals oft "mitgemacht", damit er für ein paar Tage entspannt ist. Wir haben aber darüber gesprochen, die Lage hat sich entspannt, die Lust ist zum Teil wiedergekommen. Heute, nach einer durchgestandenen heftigen Beziehungskrise, stecken wir wieder in der selben Situation. Er will oft Sex, ich nicht. Die vielen Konflikte der letzten Monate wirken bei mir noch nach, es fällt mir schwer, mich zu öffnen und Zärtlichkeiten zuzulassen. Meinen Mann frustriert das verständlicherweise. Er fühlt sich sofort gekränkt und ungeliebt, wenn ich nicht auf seine Annäherungsversuche eingehe. Er greift mir oft auf die Brust, er sagt, das entspannt ihn. Frühmorgens werde ich oft davon wach, dass er sich an mir reibt. Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, dass mir das unangenehm ist. Dann ist er sofort wieder beleidigt. Er meint, ich hätte ihn nicht mehr gern, denn wenn man sich liebt, kommt das Verlangen von selbst. Ich bin anderer Meinung. Jede Beziehung muss gepflegt werden. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend oft Sachen gemacht, um dazuzugehören, um anderen zu gefallen. Jetzt bin ich knapp über 40 und ich finde, mir steht das recht zu, nein zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte. Ich bin kein Selbstbedienungsladen, wo mein einfach hinlangen kann, wenn einem danach ist. Es belastet mich aber, dass ich seine Lust nicht erwidern kann, wie er es gerne hätte. Und vor allem belastet es unsere Ehe.

Hat jemand einen Rat für mich?

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Wir sind 24 Jahre zusammen, haben drei Teenager, ich bin Anfang 40. Ja, ich finde auch, dass eine Beziehung gepflegt werden muss. Ab Tag 1. Das ging oder geht aber auch mit Kindern! Wieso habt ihr das nie getan?

Wollt ihr denn beide an euch arbeiten? Und was soll er deiner Meinung nach tun, um wieder „die Alte“ zu sein?

Als wir mal ein (für mich) größeres Problem hatten, hab ich folgendes gemacht;
Wir sind super schick essen gegangen, und ich habe mich darauf vorbereitet. Also alles gesagt was mir auf der Seele brennt. Was ich mir wünsche, wie ich mich fühle. Hab gefragt, was für ihn richtig oder falsch läuft. Was er sich wünscht. Hab gefragt, wie er glaubt unsere Zukunft aussieht usw. Es war ein Mega tolles Gespräch. Seither wird sofort angesprochen, wenn einem was auf der Seele brennt.

Also ich finde wichtig, dass man nicht nur Eltern ist, sondern auch Paar. Das vergessen sooooo viele (vor allem die Mütter) und wundern sich dann. Und im Gespräch bleiben, ohne vorwürfe. Das finde ich auch wichtig.

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Wir haben beide aufeinander vergessen, keine Freundschaften gepflegt, uns wenig Zeit für uns genommen. Das war kein bewusster Vorgang, es ist im Alltagstrott einfach alles untergegangen. Wir haben die Kinder, den Hausbau, einfach alles andere vorangestellt. Da müssen wir uns beide an der Nase nehmen. Was ich mir Wünsche? Dass ich das Recht habe, nein zu sagen, ohne dass mein Gegenüber beleidigt reagiert. Dass nicht jede Zurückweisung persönlich genommen wird. Sex gehört zu einer Partnerschaft, aber es ist kein Liebesbeweis.

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Für mich ist das schon auch irgendwie ein Liebesbeweis. Ich bin aber hier auch der Part, der mehr Sex will, als er. Und mit Zurückweisungen komme ich auch sehr schlecht parat.
Auch darüber kann man reden. Von selber wird das nichts. Von selber weiß er nicht was dein Problem ist. Von selber weiß er nicht, was du dir wünschst.

Ihr müsst reden. Und auch du musst „aus den Pötten“ kommen.

Das Recht nein zu sagen hast du natürlich. Die Frage ist, wie oft. Sagst du immer nein? Kommst du auch mal auf ihn zu? Eine unterschiedliche Libido zu haben ist hart. Für beide Seiten.

Was sind denn für dich Liebesbeweise? Weiß er davon? Was könntest du tun um ihm deine Liebe zu zeigen außerhalb von Sex? Weißt du das?

Meiner Meinung nach kann man eine Menge tun. Man muss nur wollen, offen und ehrlich sein, im Gespräch sein. Und selber was tun wollen. Klingt hier nicht so. Ideen kamen ja. Aber du gehst nur darauf ein, keine Lust auf Sex zu haben. Eine Ehe ist ja nun deutlich mehr.

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Wie habt ihr denn eure Ehe gepflegt? Vor den Kindern, und aktuell? Da gebe ich dir recht, die muss gepflegt werden.

Was tut er dafür? Was tust du?

Weiß er wie du dich fühlst? Dass es dich auch belastet?

Was muss er deiner Meinung nach denn tun, damit du wieder Lust bekommst? Was für Konflikte gab es denn und sind diese behoben?

Wir haben drei Kinder (11,13,15), ich bin 40. Zusammen sind wir seit 2002. Mir war schon vor den Kinder klar, dass ich nicht nur Mutter sein will, sondern weiterhin Ehefrau. Somit haben wir von Anfang an sehr darauf geachtet als Paar nicht zu kurz zu kommen. Das ging auch ohne Babysitter oder sonstige Hilfe.

Eure Kinder sind ja nun alt genug, um euch als Paar wieder entdecken zu können. Erstmal nur als Paar und nicht zwingend sexuell. Schickt die Kinder ins Bett und bestellt euch ein Steak. Macht eine Flasche Wein auf und genießt euch. Specht doch über eure Wünsche und Bedürfnisse. Über das was ihr aneinander toll fandet und findet. Was ihr vermisst und was ihr besser findet. Guckt einen Film, durchwühlt alte Fotos. Macht einfach irgendwas zu zweit. Oder, wenn ihr Babysitter habt geht raus!

Wichtig finde ich ist es, immer im Gespräch zu bleiben. Zu wissen was den anderen bedrückt und was der Partner braucht um glücklich zu sein.

Wollt ihr denn beide was ändern und was tun?

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Natürlich reden wir darüber. Mir ist wichtig, dass er weiß, dass es nicht an seiner Person liegt. Es ist nicht so, dass er für mich nicht mehr attraktiv wäre. Was er tun kann? Den Druck aus der Sache nehmen. Ein nein akzeptieren ohne zu schmollen.
Danke für deine Tipps, es wäre schön, mehr Zeit so miteinander zu verbringen. Klar muss ich dafür selbst aktiv werden.

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Was hindert euch denn daran mehr Zeit zu verbringen?

Oben schriebst du, dass ihr aufeinandergehockt habt (ist mein Ding), und hier davon, dass es schön wäre mehr Zeit zu verbringen?!

Alles reden, dass es nicht an seiner Person liegt hilft ja nicht zwingend um zu fühlen, dass man geliebt wird. Da ist (für mich) Sex schon ein gutes Werkzeug für. Aber es gibt ja noch eine Menge anderes.

Wirkt so, als seid ihr beide unglücklich. Packt das in Worte und tut was. Bevor es zu spät ist.

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"Ich bin kein Selbstbedienungsladen, wo mein einfach hinlangen kann, wenn einem danach ist"

Selbstverständlich bist du das nicht. Das klingt auch echt unangenehm wie es bei euch ist.
Vielleicht solltet ihr was daran ändern wie der Sex bei euch zustande kommt.

Ich kann ja mal von mir erzählen:
Die ersten Jahre war es bei meiner Frau und mir so, dass wir ganz oft spontanen Sex hatten. Der Sex ist einfach immer automatisch entstanden. Aber wie es halt so ist, bin ich mit der Zeit des Öfteren bei ihr abgeblitzt, "jetzt nicht, grad nicht" usw.
Das war für mich nicht so doll, und für sie auch nicht. Meine Frau war immer der Meinung, dass der Sex spontan passieren muss und dass ich sie verführen müsse.

Irgendwann hatte ich aber keine Lust mehr darauf der erfolglose Verführer zu sein. War ja nicht immer so, aber zu oft für meinen Geschmack. Und ich bin auch sehr ungern der böse Mann der Druck ausübt, da steh ich gar nicht drauf.

Ich habe dann mit ihr darüber geredet und wir haben das Problem für uns dann so gelöst: Kuscheln, Umarmenm Küssen gerne und jederzeit, aber den Startschuss zum Sex muss sie geben. Das ist natürlich kein Dogma und ich merke ja auch gelegentlich wenn sie bock hat. Ab und zu will sie ja dann doch noch verführt werden.

Aber in der Regel läuft der Anfang dann so ab:
Wir unterhalten uns nett, oder kuscheln und sie fragt mich ob wir uns mal wieder hübsch machen sollen(eigentlich nur n Codewort das wir uns kurz duschen) und wir treffen uns dann im Schlafzimmer wieder.
Für uns war das ne sehr gute Lösung. Sie hat ja schon ziemlich oft bock auf Sex, aber ich bin nun mal n Dulli und ich kann das manchmal echt nicht so gut abschätzen "will sie/will sie nicht". Dadurch läuft unser Intimleben viel viel entspannter. Ich rechne es meiner Frau sehr hoch an, dass sie damals bereit war über ihren Schatten zu springen und dass sie auch bereit war ein wenig auf Spontanität zu verzichten.

Kleiner Denkanstoß...

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"Die ersten Jahre war es bei meiner Frau und mir so, dass wir ganz oft spontanen Sex hatten. Der Sex ist einfach immer automatisch entstanden. "

Ja, viele Jahre lang war es bei uns auch so. Ich erwarte echt keine tollen Verführungsversuche. Und ich bin nicht der Meinung, dass es immer spontan sein muss. Ich hab schon den Eindruck, dass bei uns ich den Großteil der Beziehungspflege übernehme, Probleme anspreche etc. Es gibt ja im Moment auch sonst kein Problem, es ist immer nur der Sex. Und wenn dieses Thema mal so belastet ist mit Erwartungen, Druck usw., das macht es find ich echt schwierig, da wieder Leichtigkeit reinzubringen.

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Dann versucht das doch mal so. Er soll sich zurück halten und wenn du bock hast gibst du den Startschuss. Er muss halt eben nur lernen keinen Stress zu machen und du solltest ihn im Gegenzug nicht verhungern lassen. Einfach n gesunden Mittelweg finden.
Ich glaube schon, dass das was für euch sein könnte, es sei denn du sagst du willst generell keinen Sex mehr, aber das lese ich aus deinem Text nicht raus.....

Bearbeitet von HerrToto
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Hast du überhaupt noch Lust auf regelmäßigen Sex? Hab mir jetzt deine Texte durchgelesen und für mich liest es sich so, als ob du eher nur alle paar Wochen oder vielleicht einmal die Woche Lust auf Sex hättest, aber nicht mehr. Könnte das sein? Also ich hab eher den Eindruck, dass ihr grundsätzlich einen unterschiedlichen sex drive habt. Du schreibst ja, dass es nicht an der Persönlichkeit deines Partners liegt und er immer noch attraktiv aussieht. Aber was kann er denn dann noch machen? Verführst du ihn mal bzw machst den ersten Schritt? Das hätte ich jetzt nämlich auch nicht rausgelesen. Und wie lange "muss" er warten, damit es kein Bedrängen mehr ist? Eine Woche, zwei, einen ganzen Monat? Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Lösung gibt, wenn ein Partner nicht gerne und regelmäßig Sex möchte, der andere aber mit einmal pro Monat schon bedient ist.

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Natürlich steht dir es zu, "nein" zu sagen.
Deinem Mann steht es auch zu, zu eurer Beziehung "nein" zu sagen, wenn er wüsste, dass du kein Interesse mehr an Intimität hast. Das willst du aber auch nicht.


Was du machst: Du hältst ihm die Karotte vor die Nase, ab und zu darf er mal, gerade so dass er es aushält. Er macht sich wahrscheinlich total die Hoffnung, dass es sich jetzt gerade ändert. Endlich mehr, weil endlich die Kinder in der Schule sind und du Gedanken in die Beziehung (= auch mal vögeln) steckst... Nein! Aber gar nicht!

Ändern wird es sich sowieso nicht. Du willst es nicht. DU willst an eurer Intimität nichts ändern. Da hilft keine Beratung.