Hallo ihr Lieben,
ich muss ein bisschen ausholen. Mein Partner und ich sind seit fast 18 Jahren zusammen, haben ein Kind (9) und sind soweit glücklich.
Wie das so ist hatten wir am Anfang sehr häufig Sex, uns aber natürlich auch nicht täglich gesehen. Mit der Schwangerschaft hatte mein Mann ÜBERHAUPT keine Lust auf Sex. Das ging dann bestimmt bis das Kind ein Jahr war. Ab dann hatten wir wieder regelmäßiger Sex. Aber im Durchschnitt "nur" 4 mal im Monat. Das ist ihm viel zu wenig (er würde jeden Tag). Zwischendurch gab es eine Phase wo es zwischen uns kriselte wegen Mental Load und Durststrecken, die von mir ausgingen, weil ich mich nicht gesehen gefühlt habe und Sex und fallen lassen bei mir viel mit emotionaler Sicherheit zu tun hat. Da ist unser erstes Streitthema. Er versteht das nicht und meint das ist krankhaft und ich sollte das psychologisch abklären lassen. Versteht mich nicht falsch, ich fühle mich nicht in Gefahr bei ihm aber wenn wir uns streiten oder er blöd zu mir oder dem Kind ist oder auch, wenn wir viel Stress haben, habe ich einfach keinen Nerv auf Sex und fühle mich dabei eher gestresst und hinterher nicht entspannt, sondern eher ausgenutzt.
Jetzt verstehen wir uns viel besser und haben die Probleme der ersten Elternjahre aufgearbeitet. Mit Vollzeitarbeit bei uns beiden, Haus und Hund ist aber bei mir der Kopf nicht immer frei genug für Sex und sind mir mal ehrlich, oft habe ich Job- UND Haushaltechnisch gar keine Zeit dafür. Ich habe auserdem Adhs und gefühlt ist mein Hirn im Alltag selten still oder lässt mich zur Ruhe kommen. Ich nehme aber auch keine Medikamente.
Jetzt kommt das Problem. Für ihn ist Sex Verbindung. Mir ist aber emotionale Nähe, Gespräche und Quality time deutlich wichtiger. An 6 von 7 Abenden gibt es aber nur Fernsehen. Er fragt eigentlich JEDEN Tag nach Sex. Um meinen Eisprung rum mehrfach am Tag (er will kein Kind mehr, darum geht es also nicht) und es nervt mich SO! Ich fühle mich dann unter Druck gesetzt und er findet das albern. Jedes Mal sage ich, dass ich nicht dauernd gefragt werden will, weil mich das unter Druck setzt und ich dann noch weniger will aber auch da wieder kommt, dass ich das mal psychologisch aufarbeiten soll. Ich hatte zwar keine traumhafte Kindheit aber keine Vergangenheit mit Missbrauch oä. Ich sehe also keinen Grund dafür in Therapie zu gehen. Meines Erachtens muss er mir nur mehr emotionale Nähe geben damit ich die körperliche Nähe "ertragen" kann.
Wir wissen dass wir unterschiedliche Sprachen der Liebe sprechen aber wir lieben uns und wollen diese Beziehung. Große Probleme oder gar Gedanken an Trennung gibt es bei uns nicht. Muss ich mehr auf ihn zugehen? Muss er mich auf mich zugehen? Was können wir tun?
Ich fühle mich unter Druck gesetzt
Boah … also ich finde das klingt irgendwie richtig stressig. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht verstehen, dass er dich so unter Druck setzt. Und das, obwohl in meiner Beziehung die Rollen umgekehrt verteilt sind und ICH diejenige bin, die gerne öfter hätte und da gelegentlich in die Bittstellung kommt. Ich käme aber niemals auf die Idee meinem Freund deswegen psychotherapeutische Hilfe zu raten, nur weil es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Klar kann es für denjenigen mit dem größeren Bedürfnis frustrierend sein, aber wenn man sich liebt, dann möchte man doch auch, dass der andere es genauso genießt und nicht einfach „durchzieht“ und sich quasi überreden lässt. Also mir würde da total die Lust vergehen. Deswegen gibt bei uns auch mein Freund die Häufigkeit vor (was dann auch etwa 1x pro Woche ist und ich glaube wenn es komplett nach ihm ginge wäre auch noch seltener möglich, aber da versucht er dann wiederum auf mich zuzugehen).
Ich weiß gar nicht, was ich dir raten kann. Ich gehe davon aus, dass du ihm deine Gefühlslage schon mehrfach geschildert hast. Ansonsten kannst du ja nur weiter versuchen ihm deine Position ruhig zu erklären. Und vielleicht auch sowas vorschlagen, wie dass er mal so einen Hotelabend etc. organisiert und sich dann eben auch um alles kümmert.
Und sag ihm, er soll aufhören nach Sex zu fragen 🙈 Das ist ja sogar abturnend wenn man selber Lust hat. Er soll dich lieber mit Taten verführen. Vielleicht könnt ihr ja auch feste Tage einführen, an denen ihr euch zum Sex verabredet und an den anderen lässt er dich dann aber auch in Ruhe. Achso und an den anderen Abenden gibt es dann natürlich kuscheln, reden und alles was du dir wünscht.
Wir führen häufig Gespräche über genau das Thema. Er findet es albern, wenn ich sage, dass mich das Fragen stört. Tatsächlich sage ich auch zu 99% nein. Wenn er aber überraschenderweise mal nicht fragt, weil er erkältet ist oä DANN habe ich überhaupt mal die Möglichkeit auf meine Lust zu hören und initiiere auch mal. Aber würde halt in der Regel trotzdem nicht über 1-2 mal die Woche herausgehen und das reicht ihm trotzdem nicht und er "beschwert sich"
"damit ich die körperliche Nähe "ertragen" kann"
Also wäre ich dein Mann und würde das lesen, wäre ich sehr verletzt und würde an der Beziehung zweifeln. Du musst ihn ertragen? Das hört sich nicht nach Liebe und Leidenschaft für einander an.
Wir haben auch Jobs und Kinder. Aber das würden wir nie als Ausrede nehmen, dass man keine Zeit für einander findet. Meine Ältesten sind jetzt auch 10 und 9 Jahre und sie sind so einfach zu Handeln. Kein Geschreih, man kann durchschlafen, sie ziehen sich allein an, sie können sogar allein auf den Spielplatz und können sich allein auch Brote schmieren etc. Ich versteh nicht wie du so überfordert mit allem bist und deinen Mann nur noch erträgst.
Man kann immer Zeit für einander finden, wenn man es möchte. Und dazu muss man nicht extra in ein Hotel gehen.
Mein Mann und ich haben trotzdem mehrmals die Woche Sex und wir nehmen uns Zeit für einander sei es für Gespräche oder körperliche Nähe etc trotz der Kinder.
Denn eine Beziehung/ Ehe bedeutet Pflege. Pflegt man sie nicht, geht sie ein.
Nehmt euch Zeit. Und dazu musst du nicht extra was buchen, wenn das zu anstrengend ist. Wie gesagt man kann auch zu Hause sich als Paar finden und nicht immer nur wenn man außerhalb der eigenen 4 Wände ist
Aber genau das ist es ja. Wir hätten die Zeit. Er verbringt sie aber eben mit Playstation, Handy und TV oder eben Sex. Gespräche, gemeinsam Spiele oder auch nur mal gemeinsam Spazieren gehen GI es halt nicht. Und in Kombi mit dem externen Stress (das ist schon mehr als ein "normaler Job" aber nichts was man ändern könnte) habe ich in der Theorie schon alle paar Tage Lust, die vergeht jedoch sofort, wenn ich dann mehrfach am Tag gefragt werde. Und ja, mir fällt es schwer (sexuelle) Nähe zu ertragen, wenn ich keine emotionale Nähe oder Verständnis finde. Weil ich mich dann ausgenutzt fühle. Als ob er sich dafür Zeit nimmt, weil er was davon hat, für Gespräche und gemeinsame Quality Zeit aber nicht. Ist das so merkwürdig?
Für mich 100% nachvollziehbar. Würde mir genauso gehen.
... Durststrecken, die von mir ausgingen, weil ich mich nicht gesehen gefühlt habe und Sex und fallen lassen bei mir viel mit emotionaler Sicherheit zu tun hat.
,,, Jetzt kommt das Problem. Für ihn ist Sex Verbindung. Mir ist aber emotionale Nähe, Gespräche und Quality time deutlich wichtiger. An 6 von 7 Abenden gibt es aber nur Fernsehen. Er fragt eigentlich JEDEN Tag nach Sex. Um meinen Eisprung rum mehrfach am Tag (er will kein Kind mehr, darum geht es also nicht) und es nervt mich SO!
Klingt doch fair.
Es ist wohl so, dass Männer sich tatsächlich beim Sex besonders verbunden, gesehen und geleibt fühlen.
Das rationierst du auf ein mal pro Woche. Ist doch nur fair, wenn er dir nur einen Abend pro Woche zuhört?
Klingt böse, aber warum ist dein Bedürfnis über den Tag zu reden wertvoller als seines nach körperlicher Nähe?
... Wir wissen dass wir unterschiedliche Sprachen der Liebe sprechen
Offenbar spricht er deine Sprache der Liebe weitaus besser als du seine? Sicher wird er dir weitaus mehr Aufmerksamkeit, Zuhören und gemeinsame Zeit beisammen (und sei es vor dem Fernseher) gewähren als du ihm Nähe.
.... Muss ich mehr auf ihn zugehen? Muss er mich auf mich zugehen? Was können wir tun?
Wie kannst du diese Frage nach dem Verfassen deines Beitrags eigentlich überhaupt noch stellen? Dein ganzer Beitrag schriet förmlich danach, wie sehr du selbst Distanz schaffst und die Beziehung einseitig auf deine Bedürfnisse ausrichtest. Natürlich bist du es, die sich hier bewegen muss. Am besten indem du dir selbst wieder Lust und Freude an Sex machst. Beschäftige dich damit über Tag, lese erotische Literatur, und vor allem hab Sex mit deinem Mann, denn mit regelmäßigem Verkehr entsteht auch wieder mehr Lust und Selbstverständlichkteit fürs nächste Mal. Ob das die Aufmerksamkeit deines Gatten am Abendbrottisch schon in 2 Wochen oder erst in einigen Monaten wieder beflügelt, kann dir keiner sagen, aber es wird sicher auch für deine Bedürfnisse ein Plus sein, wenn du mehr auf ihn zugehst.
Deine Antwort empfinde ich als wenig empathisch. Woraus hast du gelesen, dass ich Distanz schaffe. Das tue ich, wie oben beschrieben nicht, ich brauche halt nur mehr als ein (bzw mehrfache) "lass uns ****". Da geht es gar nicht darum welches Bedürfnis überwiegt, sondern wie man eine gemeinsame Lösung findet mit der beide Parteien leben können. Ich soll deines Erachtens nach also Sex haben, wenn ich das nicht möchte und mich hinterher schlecht fühle? Ich glaube nicht, dass sich jemand schlecht fühlt nachdem er ein Spiel gespielt oder gemeinsam einen Spaziergang gemacht hat, sehr wohl aber, dass man sich schlecht fühlt nachdem man zum Sex überredet wurde und es aus schlechtem Gewissen dann doch gemacht hat. Ich fühle mich nicht gut Sex zu haben, wenn ich weiß, dass ich es nur tue damit es keinen Streit gibt und damit er am nächsten Tag keine schlechte Laune hat und schon brastig den Tag beginnt. Da zu sagen "hab Sex mit deinem Mann" um "die Aufmerksamkeit deines Gatten am Abendbrottisch" zu bekommen finde ich schon sehr stark vereinfacht und hilft mir überhaupt nicht weiter.
Hallo Mialaralu,
... Deine Antwort empfinde ich als wenig empathisch. Woraus hast du gelesen, dass ich Distanz schaffe.
Aus deinem Frage-Beitrag. Die anderen Antworten kamen später, heben aber nicht auf, dass du diejenige bist, die ihn immer wieder ablehnt und zurückweist. Das mag sich für dich korrekt anfühlen, weil du dich bedrängt fühlst. Es bleibt eine Zurückweisung. Nun geht er auch auf Distanz.
Ich selbst war in ähnlicher Situation nach Kind 2. Stress und nach der Entbindung stellte sich die Lust nicht wieder ein. Sein Nachfragen und Betteln waren für mich Lustkiller. Dass er dann auch zunehmend auf Distanz ging merkte ich, als ich eifersüchtig auf die Kinder wurde. Er nahm sich viel Zeit mit den Kindern zum Spielen, Vorlesen, Toben und er machte viele Unternehmungen an den Wochenenden allein mit den Kindern. In meinem Fall war etwas klarer als bei dir, dass es kein Mann-Problem ist.
Ich las in Foren und Beratungsbüchern. Auch den Klassiker mit den 5 Sprachen der Liebe und vor allem eine sehr klare Darstellung, wieso Männer so auf Sex fixiert sind. Nicht wegen der Triebabfuhr, das ging schon damals bequem mit Pornos, sondern, um sich der Partnerin nah und verbunden und sich selbst geliebt zu fühlen. Dein Mann wünscht sich daher auch nicht den Sex, sondern dass du darauf Lust hast. Mein Vorschlag war auch keineswegs, ihn "mal ran zu lassen", sondern - und auf den Utnerschied lege ich großen Wert - dass du dir wieder Lust machst. Als Frau kannst du doch selbst entscheiden, und Lust zu haben ist nur eine Einstellungssache. Glaubst du, er hatte immer Freude daran, dir zuzuhören und nichts besseres zu tun? Garantiert ist sicher eines seiner Konsolenspiele weit interessanter als so manches Gespräch mit dir gewesen. Er war aber da, weil er es wollte und er wollte es, weil es dir wichtig war.
In Gesprächen mit meinem Mann habe ich lernen müssen, dass meine dauernden Ablehnungen verletzen, ihn von mir entfernt haben. Anders als dein Mann hat meiner halt die Avancen eingestellt und emotionale Nähe mit unseren Kindern erlebt, und die anderen Bedürfnisse am Handy.
... Ich soll deines Erachtens nach also Sex haben, wenn ich das nicht möchte und mich hinterher schlecht fühle?
Jetzt verstanden? Du sollst wieder lernen, Lust zu haben. Das ist etwas ganz anders. Dann fühlst du dich nicht schlecht. Und sieh zu, dass du beim Sex auch zum Zug kommst. Die Sexualität ändert sich nach einer Schwangerschaft. Auch ich fand Gleitgel einst eine Schande, was es nicht ist. Und mit Vibrator komme ich auch wieder selbst auf meine Kosten.
... "hab Sex mit deinem Mann" ... finde ich schon sehr stark vereinfacht und hilft mir überhaupt nicht weiter.
Du hast gefragt. Eure Beziehung besteht aus zwei Personen und euer Problem aus zwei Seiten. Du könntest an ihm erpressen, manipulieren und nörgeln, bis es dir passt (und er unglücklich darauf wartet, dass die Kinder alt genug für eine Trennung sind). Oder aber du gehst den viel einfachen Weg, indem du etwas an dir, deinem Denken und deinem Verhalten änderst.
Was du dir merken solltest: Er hat keinen Anspruch auf Intimität mit dir. Ebenso wenig hast du Anspruch darauf, dass er dir zuhört, sofern es nicht knallharte Terminplanung für die Familie ist. Was dich bedrückt braucht ihn so wenig zu interessieren, wie dich sein Bedürfnis nach Intimität. Oder aber ihr entscheidet euch, ein Paar zu sein. Dann sollten seine Bedürfnisse und Gefühle dir halt ebenso wichtig sein, wie du es von ihm erwartest.