Hallo Ihr Lieben,
Lara geht seit dem 01.08.10 in die KiTa. Nun hat sie sich dort auch schon mit einem Mädchen gleichen Alters angefreudet, mit der wir auch gerne privaten Kontakt pflegen.
Die beiden Mädels mögen sich wirklich gerne und können eigentlich auch toll miteinander spielen.
Seit geraumer Zeit, fällt uns aber auf, dass es bei Laras kleiner Freunding nur Extreme gibt. Die Begrüßung in der Kita oder privat fällt dann immer so aus, dass das Mädchen Lara zu boden zerrt und sie mit überschwänglicher Freude an sie drückt. Zuerst fanden wir das ganz niedlich, bis wir merkten, dass wir immer dazwischen gehen mussten um Lara aus der Begrüßung zu "befreien", da Lara mit so viel Temperament nicht umzugehen weiß und dann sich zu befreien versucht, was leider nicht immer klappt. Wenn ich übrigens wir sage, meine ich die Mami von dem Mädchen und mich. Und ebenso extrem reagiert sie in Wutsituationen. Sie benötigt nur einen kleinen Anlass um sofort fürchterlich zu beißen. Dabei beißt sie nicht einmal kurz, sondern verbeißt sie regelrecht, bis man sie von dem Gebissenen losreißen muss. Neulich hat Lara das Mädchen etwas zur Seite gedrückt, weil sie vorbei wollte. Schon setzte die Kleine ihr nach, nahm Laras Arm und biss hinein als währe es eine Hühnerkeule (sorry für den Vergleich, aber so sah es wirklich aus). Wir waren total erschrocken und während ich Lara tröstete hat ihre Mama ihr erklärt, dass das nicht geht und sie damit anderen Kndern ganz doll weh tut.
Nun ja, die Wut gipfelte nun letzten Freitag in der Kita, wo sie Lara dann einmal in den Oberarm und im nächsten Moment ins Schulterblatt gebissen hat. Und zwar so schlimm, dass Lara richtig doll blutete und alle Vorderzähne des Ober- und Unterkiefers abgedruckt sind. Laut der Erzieherinnen war der Auslöser wohl beim ersten Mal, ein Bobbycar auf dem Lara zuerst saß und die andere Kleine unbedingt fahren wollte und danach war es wohl in der Spieleküche, in der Lara ihr einen Kochlöffel nicht geben wollte. Einen anderen Jungen kratzte sie wiederholt so fürchterlich durchs Gesicht, dass sich die Mutter des Jungen schon beschwerte.
Ich mag die Kleine und auch ihre Eltern total gerne da wir uns auch privat wunderbar verstehen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich überlege, etwas auf Distanz zu gehen, weil ich nicht jedes Mal riskieren will, dass Lara wieder gebissen wird. Um dieser letzten Möglichkeit zu entgehen und um der Kleinen auch eine Hilfestellung zu geben, suchen wir nun Tips Gleichgesinnter, die uns sagen / raten können, wie wir mit diesen extremen Situationen am Besten umgehen.
Vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten.
Liebe Grüße
Nadine
Beißendes Kind. Was tun?
Wie reagiert denn die Mutter des Mädchens darauf ? Spielt sie es herunter? Gibt es für das Kind Konsequenzen ? Da ist meiner Ansicht nach der Ansatz. Das ist Aufgabe der Eltern zu handeln, das Kind wegzunehmen, ihr zu erklären dass beißen absolut nicht in Ordnung ist.
An deiner Stelle würde ich das klipp und klar mit der anderen Mama besprechen. Ich würde mein Kind vor diesem Kind schützen und es erstmals nicht mehr mit ihm spielen lassen. Das geht eindeutig zu weitm Ziel.. Im Kiga sind eben die Erzieherinnen gefragt. Notfalls muß das Kind bei Beißattacken eben in die Ecke, weg von den anderen . Sie wird es schon irgendwann kapieren. Konsequenz führt hier sicherlich zum Ziel.
Also privat erklären wir der Kleinen schon, dass das so nicht geht. Wir haben sogar schon einmal einen Spielenachmittag als Konsequenz abgebrochen. Im Kiga wird sie aus der Situation genommen und muss dann eine Auszeit nehmen und ein paar Minuten auf einem großen Kissen sitzen.
Diese Konsequenzen lassen das Mädchen leider völlig kalt. Im nächsten Moment geht es weiter, wo es vorher endete.
Das ist auch der Grund der uns beunruhigt.
Woher nimmt dieses Kind denn diese Aggressionen?
Und welche Konsequenzen, hat solch Verhalten denn? Nur mit " das darfst du nicht, denn das tut weh" ist es m. M. nicht getan, zumindest wenn es so häufig vorkommt.
Da würde ich unmißverständlich mit der Mutter reden, das sie da deutliche Grenzen ziehen muß...
LG,
Julia
Das sehe ich ja genauo und habe die Mama darauf bereits angesprochen. Aber ganz ehrlich, sie steht da echt auf dem Schlauch welche Strafmethode sie anwenden soll.
Sie bevorzugt lieber die Methode getreu dem Motto "reden ist Gold". Aber wie gesagt, reden wirkt nicht und aus der Situation nehmen und eine Auszeiten geben auch nicht.
Ich bin mir sicher, reden wird da auch über kurz oder lang nicht viel bringen, nicht in dem Alter, da ersuchen Kinder noch deutlich ihre Grenzen.
Ich würde solange konsequent bleiben, bis es Früchte trägt. Das es nicht wirkt kann ich mir garnicht vorstellen, dann stecken da schon Ernste Aggressionen dahinter, die abgeklärt gehören. Ich würde als Mutter alle Register ziehen wollen, mein Kind da umzulenken...
Das fruchtet auch nicht sofort, manchmal dauert es Wochen bis es klick macht. Dann muß das Mädchen Notfalls sogar mal Zuhause bleiben, mußte in unserer Kita auch mal ein Junge, das hatte Wirkung.
Hallo Nadine,
das kommt mir doch alles sehr bekannt vor!
Meine Süße (3J.) war von ca. 1,5J. - 2,5J. ähnlich wie das Mädchen, dass Du beschreibst. Sie hat zwar nicht gebissen, aber gekkratz, Haare gezogen, geschubst usw. Ich war fix und fertig und konnte mir nicht erklären, woher das kam. Treffen mit anderen Kindern waren Horror und ich konnte mich gar nicht entspannen, weil ich ständig mein Kind im Auge behalten mußte.
Bin dann, als sie 2 1/4 alt war mit ihr zur Ergotherapie gegangen. Dort gab man mir erstmal den Tipp, dass ich nicht nur erklären soll, dass sie das nicht darf, sondern auch "zurückhauen" soll. Ich war erst entsetzt, hab es aber dann verstanden. Man soll dem Kind verdeutlichen, was es gemacht hat und warum es nicht geht. Also z.B. "Du darfst nicht kratzen, dass tut der XY weh, siehst Du!" (und dann ebenfalls kratzen).
Dann fand man heraus, dass meine Kleine ein vermindertes Schmerzempfinden hatte und daher die "starken Berührungen" bevorzugte, weil sie sie besser wahnehmen konnte als leichte Berührungen.
Ein weiterer Punkt war, dass sie aufgrund der zweisprachigen Erziehung sprachlich noch nicht so weit war und dann eben körperlich reagiert hat.
Sie hat dann ca. ein halbes Jahr Ergotherapie und Logopädie bekommen und mittlerweile ist sie ein völlig normales Kind, dass überhaupt nicht mehr aggressiv ist.
Vielleicht schlägst Du Deiner Freundin mal einen Besuch bei einem Ergotherapeuten vor?
Viele Grüße,
Jessi
Ja, das wäre mal ne Alternative. Aber vielleicht geht sie in dieser Sache trotzdem vorher mal den Weg über den Kinderarzt. Der kann sie ja notfalls an eine Ergotherapeutin verweisen. Ich werds ihr auf jeden Fall mal vorschlagen.
Das mit der Sprachentwicklung habe ich schon öfter gehört. Allerdings kann das in diesem Fall nicht ganz passen, denn die Kleine spricht klarer und deutlicher als meine Tochter.
Oh das kenne ich leider zu gut.
Meine Tochter hat eine Freundin in der Kita die ebenfalls in Wutsituation richtig ausfllippt.
Neulich kam meine Tochter mit einem blauen Auge nach hause da sie von ihr ins Gesicht getreten wurde.
Oder aber sie geht zu ihr hin und schreit ihr in die Ohren.
Ich hab mich für Distanz auserhalb der Kita entschieden.
Obwohl ich mit ihren Eltern gut befreundet bin.
Hallo liebe Nadine,
das Verhalten das Du über das andere Mädchen geschildert hast, kenne ich nur zu gut, nur betrifft es meinen Sohn (5 Jahre alt).
Auch er fiel sehr früh durch überschwängliche Freude und ungezügelte Wutattacken auf. Allerdings nur bei gleichaltrigen Kindern, nicht bei jüngeren. Er packt in die Gesichter und zerkratzt sie so schlimm, das ein Junge schon leichte Narben hat
Und er hat auch immer nur 3 bestimmte Kinder bei denen er das macht und ich schäme mich oft vor deren Eltern weil man es bei meinem Sohn nicht einfach abstellen/umerziehen kann. Wir gehen schon seit fast 3 Jahren zur Ergotherapie (unser Sohn hat eine ausgeprägte taktile Wahrnemungsstörung), beginnen in Kürze eine Autismusspezifische Therapie. Ich kann mir vorstellen das es für Eure Tochter und Dich schlimm ist zu sehen, wie Eure kleine wieder zugerichtet wurde, aber ich kann auch die Eltern des anderen Mädchens verstehen,denn es ist nicht immer ein Erziehungsfehler, aber sie sollten sich um eine Therapiemöglichkeit für ihre Tochter kümmern und ggf. einige Dinge testen lassen!!!
Liebe Grüße Ilona
Hallo Nadine,
Deine Sorgen sind absolut berechtigt und es ist gut, dass Du das Thema "Beißen" ansprichst. Bisswunden vom Menschen - auch von kleinen Kindern - sind nicht zu tabuisieren, im Gegenteil: auch die Einrichtung, die Pädagogen, müssen sich dem Thema stellen. So stellen sich viele Fragen, warum ein Kind überhaupt beißt. Bei Deiner Schilderung z.B.
Lernt es die Bedeutung von Ursache und Wirkung?
Braucht es Aufmerksamkeit?
Entdeckt es den eigenen Raum und verteidigt diesen?
Stellt das Beißen einen Ausdruck von Gefühlen dar - Ärger, Frustration, Wut, Reaktion auf Aggression anderer, Anspannung, etc.?
Wichtig ist, Kinder versuchen sich täglich die Welt zu erschließen und gehen ihre Wege bis sie an Grenzen stoßen. Oder anders gesagt, bis sie Lernen, wie etwas geht und wie nicht. Pädagogen, Eltern - jeder Erwachsene - (sollte) die Kinder auf diesem Weg begleiten und unterstützen.
Auch würde mich interessieren, ob das Kind nur in der Einrichtung oder auch in anderen Situationen beißt. Werden unangemessene Anforderungen an das Kind gestellt, z.B. in dem Alter Spielzeug teilen können? Sind die Räumlichkeiten überfüllt? Gibt es Rückzugmöglichkeiten? Wie ist der Tagesablauf gestaltet - wird z.B. genügend Rücksicht auf das Schlafbedürfnis genommen?
Generell sollte eine genau Analyse auf das "Drumherum" des Beißens geschehen. Was? Wann? Wer? Wie? Wo? Warum? etc.
Dennoch: Beim Beißen hört die Toleranz auf!
Doch sind Timeouts NICHT die geeignete Lösung. Ebenso wenig hilft es, dem Kind auf dem Mund zu schlagen, wenn es gebissen hat oder gar unangenehme Substanzen, wie Zitronensaft oder Pfeffer, in den Mund einzuführen. Auch sollte die eigene Sprache überdacht werden. Kann das Kind die gebrachte sprachliche Reaktion auf das Beißen überhaupt verstehen? Und auf keinen Fall sollte das gebissene Kind aufgefordert werden, zurückzubeißen! Bitte liebe Erwachsene bedenkt auch, dass die Kinder den Perspektivenwechsel erst lernen. Das Kann ein zweijähriges Kind einfach noch nicht.
Was hilft also? Wie kann man in Situationen, in denen gebissen wird reagieren?
Selbstverständlich ist dem Kind, das gebissen wurde, absolute Fürsorge entgegenzubringen. Dann ist es wichtig, dass das Kind, das gebissen hat, möglichst zeitnah eine Reaktion des Erwachsenen erfährt, sonst kann es einfach keinen Bezug mehr zu seinem Beißen herstellen. Es muss deutlich, klar und dem Sprachverständnis des Kindes angemessen formuliert werden.
Besser als ein Allgemeines "Es ist nicht schön, wenn du beißt" ist eine Situationsbeschreibung, z.B. wenn das Beißen aufgetreten ist, weil es Streit um ein Spielzeug gab. Dem Kind müssen Alternativen gezeigt werden, wie es in solchen Situationen besser reagieren kann aufgezeigt werden.
Vor allem in der Einrichtung sollte das Beißen dokumentiert werden. Mit einer entsprechenden Situationsanalyse. Es sollte festgehalten werden, welche Maßnahme ergriffen wurde, das Beißen zu verhindern. Dabei sollte eine Maßnahme konsequent vier Wochen durchgeführt und niedergeschrieben werden. Anschließend wird überprüft, ob und inwiefern sich etwas geändert hat. Nur so kann man eine Zu- oder Abnahme des nicht erwünschten Verhaltens beurteilen. Die Gefahr besteht sonst, das Kind, welches beißt, zu stigmatisieren oder zu schnell zu maßregeln oder gar das Verhalten zu verstärken.
Man kann nicht einfach sagen, ein Kind das beißt sollte Ergotherapie bekommen. Jedes Beißen hat andere Ursachen. Schließlich wird auch nicht jedem Menschen bei Bauchschmerzen der Blindarm operiert. Es muss genau hingeschaut werden.
Ich empfehle, die Zusammenarbeit mit der Einrichtung. Ich würde das Personal der Einrichtung fragen, wie sie mit dem Beißen umgehen wollen. Sie bitten, genau hinzusehen, Maßnahmen zu ergreifen und mit den betoffenen Eltern im Gespräch zu bleiben. Und ja: es ist nicht immer gleich die Schuld der Eltern. Es reicht aber auch nicht, das Beißen mit: "ach, das ist nur entwicklungsbedingt" abzutun.
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Liebe Grüße
eine engagierte zukünftige Frühpädagogin ;)
Hallo angehende Frühpädagogin
Nun muss ich Dich doch wirklich mal was fragen. Weshalb kann man einem Kind, welches 2-jährig ist nicht erklären, was es zu unterliegen hat? Meine Tochter ist nun 18 Mt. und versteht wohl mehr als viele glauben. Z. B. weshalb erkennt sie ein Mädchen auf der Strasse, mit dem sie einmal pro Woche in für 2 Std. in der Kita ist? Sie zog mein Mann zu diesem Mädchen und er kannte es nicht. Als ich dann dazu kam, wollte ich es fast nicht glauben, dass sie das Kind erkannte!!
Weshalb kann man mit ihr wie mit einem älteren Kind sprechen und es meistens eine Antwort hat?
Da verstehe ich wirklich nicht, wieso ich dann bei negativem nichts sagen kann. Sorry aber für dies hätte ich wirklich gerne mal eine Antwort.
Für mich ist es klar, dass wenn sie das meiste versteht und eine Antwort hat, sie auch das verstehen sollte, was halt für sie Auswirkungen hat. Ich denke wir sind Eltern und dies sollten wir früh erkennen, indem wir konsequent sind und auch nein sagen können, nicht erst mit 6 Jahren wo schon alles abgeschlossen ist.
Ich habe in einer psychologischen Weiterbildung erfahren, dass die meisten Blockaden im Alter von 0 - 6 Jahren zustande kommen. Da bin ich dann wirklich der Ansicht, dass ein Kind, welches erst mit 7 erfährt was nein heisst auf dem falschen Gleis fährt!!
Sorry aber ich werde meine Meinung hiermit nicht ändern!!
Facit: Wenn sie alles versteht, was sie verstehen möchte, muss sie auch lernen, das "negative" (welches sie nicht hören will) zu hören!!
Gruss Ama
Hallo Ama,
dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen. Nur sollten die Themen nicht vermischt werden. Bei dem Beispiel ging es ums Beißen. Und wenn ich allgemein antworten möchte, so kann man lediglich sagen, dass Kinder in diesem Alter egozentrisch sind, was nicht negativ gemeint ist, sondern ein ganz normaler Entwicklungsweg ist. Das bedeutet, dass die Kinder das machen und tun und darüber nachdenken was sie selbst in diesem Moment wollen, was ihnen quasi sofort in den Sinn kommt. Und genau dabei lernen sie.
Ich stimme Dir zu, dass die Kinder schon eine Menge verstehen können - und tatsächlich mehr als man manchmal meint. Aber verstehen ist nicht gleich verstehen. Kinder brauchen den Bezug, einen sinnvollen Zusammenhang.
Die Antwort, die ich gegeben habe, bezog sich vor allem auf einen sehr extrem beschriebenen Fall zum Thema Beißen. Und bei einem Kind, dass Beißen scheinbar als normale Reaktion "anwendet", reicht es nicht, nur zu sagen "Man beißt nicht. Das tut weh!" und eben auch Ideen wie "zurückbeißen" oder ein Ausgrenzen sind nicht förderlich.
In diesem Fall ist es wichtig, die Situation zu beschreiben und wünschenswerte Reaktionen vorzuschlagen sowie konsequent bei einer Maßnahme zu bleiben, sie zu dokumentieren, um Veränderung in positiver oder negativer Weise beurteilen zu können. Dies wiederum erfordert die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Einrichtung.
Ganz wichtig ist es mir zu betonen, dass gerade im Kleinkindalter nach Altersangaben beschriebenes Verhalten nicht festgesetzt bzw. maßgeblich sein kann und auf jedes gleichaltrige Kind zutrifft. Viel wichtiger ist es den Einzelfall zu betrachten und individuell zu reagieren - und das mit Liebe und Respekt vor dem Menschen, egal welchen Alters.
Ganz lieben Gruß