plötzlich Angst vor dem Radfahren

Ihr Lieben,
heute hatte ich ein "komisches" Erlebnis und ich frage mich woher das kam. Vorweg, wir fahren häufig mit dem Rad zum Kindergarten ( ca. 30 Minuten Fahrt ), da die Strecke shr schön ist über den Deich am Rhein entlanggrins1 Frieda sitzt hinter mir im Kindersitz und erzählt meist in einer Tour und feuert mich an schneller zu fahren. Meist ist das natürlich im Frühling und Sommer, da Frieda sich ja nicht bewegt hinten und ich es sonst was kalt finde........ Vor kurzem sind wir die Strecke noch gefahren ( da war es warm ) und es hat uns beiden Spass gemacht.
Heute war nun 24 Stunden-Warnstreik und in ganz Köln fuhr weder Bus noch Bahn. Da ich keinen Führerschein habe mussten wir also Rad fahren. Als Frieda im Kindersitz angeschnallt war und ich grad aufsteigen wollte klammerte sie sich plötzlich panisch an meinen Arm und heulte "Mami, das Rad kippt um, das Rad kippt um" ( Es wackelte nix ) Ich hab sie getröstet, beruhigt und konnte schliesslich losfahren. Allerdings war sie seeeeeeeeeehr still unterwegs und immer wenn ich kurz stehenbleiben musste hatte sie schlagartig eine Riesenpanik Als ich sie vom Kindergarten abholte ging nix mehr. Sie durfte vorher stillen usw, aber als sie angeschnallt im Sitz saß war Panik pur. Ich konnte nicht losfahren, sie hatte dermaßen Angst.......... Warum konnte sie nicht sagen ( es ist nie auch nur ansatzweise etwas gewesen ), nur daß sie Angst hatte das Rad könne umfallen. Vernunftsgründen war sie nicht zugänglich, wie das bei Angst oft so ist. Auf meine Frage was sie denn meint was wir dagegen machen könnten sagten sie:"Wir bleiben einfach hier stehen bis es dunkel wird und Papa kommt. Der kann uns dann abholen" ( Horst kommt gegen 19 Uhr ). War natürlich nicht machbar.
Irgendwann ( wir standen schon 30 Minuten da am Strassenrand ) kam mir dann der rettende Einfall und ich habe mit ihr übers Angst überwinden gesprochen. Ich hab ihr gesagt, daß Angst ein ganz normales Gefühl ist welches jeder Mensch immer wieder mal bekommt. Wichtig sei nur wie man damit umgehe. Ich sagte, wenn Du Angst hast kannst Du sagen: die Angst ist stärker als ich. Dann musst Du tun, was die Angst Dir sagt. Das ist nicht schön. Du kannst aber auch sagen: Ich bin stärker als die Angst. Dann muss die Angst tun was DU sagst: weggehen. Das ist schwierig, aber es hilft.
Uns hat es dann super geholfen und Frieda hat den ganzen Weg auf dem Rad hinter mir gesagt: Ich bin stark, ich bin stark....... Sie war stolz ihre Angst in der Situation überwunden zu haben.
Ich habe aber das Gefühl, daß sie trotzdem noch Angst davor hat wenn wir wieder radeln wollen Sie hat es immer so gern gemacht und jetzt plötzlich diese Panik Woher kommt das? Es ist nie etwas gewesen, auch keine Kleinigkeit oder so. Was meint ihr dazu? Und was kann ich am besten dagegen tun? Habt ihr Ideen?
Sorry, daß es so lang geworden ist

Liebe Grüße,
Chris mit Frieda Lina 3 Jahre und 8 Monate

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hi Chris,

Kinder entwickeln in dem Alter einfach (oft auch von einem Tag auf den anderen) das Gefühl der Angst in bestimmten Situationen. Sie entwickeln sozusagen ein Gespür dafür, was gefährlich sein könnte und bekommen deshalb aus heiterem Himmel plötzlich vor Dingen Angst, die vorher vollkommen normal waren.

Meine Kinder hatten z.B. plötzlich von einem Abend auf den anderen Angst, im Dunkeln zu schlafen. Vorher gab es da nie ein Problem und plötzlich weinte mein Sohn panisch, wenn ich seine Zimmertür abends schließen wollte.

Wenn Kinder anfangen, sich Gedanken über Situationen zu machen und darüber nachdenken (also abstrakt nachdenken), was passieren könnte, wennn..., dann eben entsteht plötzlich diese Angst.

Geh sensibel damit um. Versichere ihr, dass du vorsichtig fährst. Erkläre ihr während der Fahrt, welche "Vorsichtsmaßnahmen" du ergreifst, damit ihr nichts passiert ("So, nun schau ich hinter mich, um zu schauen, ob ich auch wirklich freie Fahrt beim Abbiegen habe" oder "So, nun bremse ich und halte schon mal den Fuß bereit, um gleich das Fahrrad damit abzustützen, damit es sicher steht"). Lege dabei Wert auf eine POSITIVE Formulierung (NICHT: "Ich schaue mich um, damit mich gleich beim Abbiegen keiner umfährt" und auch nicht "Ich stütze mich mit dem Fuß ab, damit das Fahrrad nicht umfällt").

So wird sie ein Gefühl dafür entwickeln, wie du für Sicherheit sorgst und sie wird das plötzlich verlorene Vertrauen wieder langsam aufbauen.

LG
cori

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Hallo Cori,
vielen Dank:-) So ein bischen sage ich schon wenn wir radeln ( zumindest gestern ), aber ich werde das noch etwas verstärken. Guter Tip! :-) Im Moment ist es auch etwas kalt zum radeln, aber gestern ging es halt nicht anders. Sensibel bin ich da schon, klar. Werde das mal versuchen auf die Weise. Tausend Dank!:-)

Liebe Grüße,
Chris mit Frieda Lina 3 Jahre und 8 Monate

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Dein Gespräch klingt doch schonmal super!

Woher die Angst kommt, lässt sich schlecht sagen, vielleicht hat ihr ein Kind im Kindergarten was von umfallenden Rädern erzählt?

Ich glaube, ich hätte sie in den Sitz gesetzt und das Rad ein Stückchen geschoben, dann sieht sie, dass Mama das Rad festhält.

Ich selbst mag es auch überhaupt nicht, wenn ich auf bestimmte Situationen keinen Einfluss habe. Auf dem Spielplatz schaukel ich gerne mit meiner Tochter um die Wette, aber wenn mich jemand anschubst, mag ich das gar nicht. Vielleicht geht es deiner Tochter ähnlich? Könnte sie die Strecke selber auf einem Laufrad oder Fahrrad fahren?

lg

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Hallo Du,
leider ist die Strecke zu weit als daß sie diese auf dem Laufrad schaffen kann. Sie fährt zwar gern Laufrad, aber nicht so lange Strecken ( ist 3 Dörfer weiter, ca. 6 km ). Fahrrad fährt sie noch nicht. Da ist sie eher spät, denn sie fährt auch noch nicht lange Laufrad..Mit dem schieben das wollte ich auch, aber selbst da hat sie panisch meinen Arm umklammert und meinte "Bleib steh, Mami! Das Rad fällt um!" Im KIndergarten wäre natürlich möglich. Keine Ahnung. Da könnte ich ja mal nachfragen.
Vielen Dank Dir! :-)

Liebe Grüße,
Chris mit Frieda Lina 3 Jahre und 8 Monate

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Hm, arme Kleine.

2 x 6 km ist schon weit, das stimmt. Wenn meine Tochter mit dem Rad nicht weiterfahren möchte, ketten wir es an die nächste Laterne und holen es später wieder ab. Vielleicht könntet ihr die Strecke so üben? Sie fährt erst ein Stücken selber und wenn sie müde wird, nimmst du sie in den Sitz?

Mit meiner Tochter kann ich am allerallerallerbesten reden, wenn ich mich abends noch ein halbes Stündchen zur ihr ins Bett kuschel. Im dunkeln erzählt sie mir dann eigentlich alles. Teilweise hat sie dann auch richtig tolle Ideen, wie man Situationen / Probleme lösen kann.

lg

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