Guten Abend ihr Lieben,
ich habe mal eine eher allgemeine Frage. Wo genau besteht der Unterschied zwischen einem Kind das distanzlos ist und einem das einfach neugierig, aufgeschlossen und selbstsicher ist?
Im Groben kann ich das natürlich schon unterscheiden aber oft begegne ich Kindern bei denen ich es nicht mit Sicherheit sagen könnte und daher würde es mir womöglich auch schwer fallen, bei meinem eigenen Sohn ein distanzloses Verhalten in den Anfängen schon zu bemerken.
Hier mal ein aktuelles Beispiel:
Luca (name von mir geändert ;) ) ist 5, kennt mich seit anfang des jahres und sieht mich etwa alle vier wochen für ein paar stunden. Er zeigt mir gegenüber ein verhalten dass ich absolut distanzlos bezeichnen würde: springt mir sofort auf den arm wenn er mich sieht, kuschelt und kämpft fast ununterbrochen mit mir, ob ich will oder nicht und kann dabei sehr sehr grob sein. möglich, dass er einfach einen narren an mir gefressen hat und ihm grenzen nicht all zu gut bekannt sind!?
heute lernte er in meinem beisein und dem seines vaters eine andere frau kennen. weil er gerade erst wach geworden war verhielt er sich in den ersten 5 bis 10 min "normal" ihr gegenüber (bei seinem vater kuscheln oder auch bei mir, aufmerksames mustern der "fremden"). als er aber richtig wach war begann er umgehend ihre wohnung zu erkunden und das vorhandene spielzeug sowie alle süßigkeiten und die "fremde" frau an sich zu reißen und verhielt sich von da an den ganzen tag ihr gegenüber eben so wie er es auch mit mir macht. ermahnungen seitens seines vaters oder bitten von uns betroffenen, er möge doch "einen gang runterfahren", er täte uns weh usw hielten ihn nicht davon ab pausenlos auf uns zuspringen, an uns zu lecken ect... tieren gegenüber verhält er sich ebenso (vllt völlig belanglos das zu erwähnen, ich machs trotzdem). nur bei kindern ist er da anders. ich erlebe ihn nur im kontakt mit immer dem selben kind, das er nicht häufiger sieht als mich und auch nicht wesentlich länger kennt und er ignoriert es vollkommen außer es verhält sich anders als von ihm vorgesehen, dann schimpft er. vor einigen wochen kam ich mit ihm in eine uns beiden völlig fremde wohnung. wir hatten sie kaum betreten, da war er schon im fremden kinderzimmer verschwunden und spielte. als ich ihn bat, bei mir zu bleiben und nicht im zimmer des anderen kindes, das nicht anwesend war, zu spielen, hatte dafür kein verständnis.
ein solches verhalten würde ich persönlich ebenfalls in gewisser weise distanzlos nennen oder übertreibe ich vllt vollkommen?
weil das nun ein absolut klassisches beispiel ist für kindern bei denen ich völlig ratlos bin ob distanzlos oder nur etwas aufgedreht, würde ich mich freuen wenn mir jmd anhand dieser geschichte den unterschied etwas genauer erläutern könnte!?
danke :)
Distanzlos oder aufgeschlossen? (etwas länger)
Hall,
ja, das beschriebene Kind ist distanzlos. Das ist ein eher negativ besetzter Begriff. Dieser sagt für mich aus, dass Grenzen überschritten werden, die im Normalfall von Kindern oder Erwachsenen nicht überschritten werden.
Wenn wir jemanden kennen und er kommt, schenkt uns einen Kuss oder haut uns auf die Schulter, dann würden wir ihn wohl eher als offen oder lustig oder nett bezeichnen. Würde das gleiche ein Fremder tun, dann wäre er distanzlos.
Es ist also eine Frage der Beziehung in der wir mit dem anderen stehen, ob wir es als distanzlos empfinden. Ich würde es nicht akzeptabel finden, wenn sich meine Kinder so bei Menschen, die sie kaum kennen, verhalten würden.
Ich habe eine Nichte, die ist sehr schüchtern, besonders Fremden gegenüber, wenn allerdings ihre Tante (meine Schwester) zu Besuch kommt, dann ist sie vollkommen aufgedreht und benimmt sich teilweise unmöglich. Dennoch würde ich sie nicht als distanzlos bezeichnen, weil sich eben sich nur bei ihrer Tante so verhält.
Liebe Grüße
Carola
Hi,
ja, das Kind ist distanzlos. Mich würde sein familiärer Hintergrund interessieren.
Ich beobachte ein ähnliches Verhalten bei meinem Nachbarskind. Wir haben nicht viel Kontakt zu ihr, sind eher fremd. Letztens war sie das erste Mal bei uns im Haus. Abgesehen davon, dass sie über Stühle und Tische geht, schlägt und beißt (auf diese kindliche Art), ist es ihr total egal, dass ihre Mutter nicht anwesend war. Ich habe noch kein Kind ihres Alters so "bedenkenfrei" erlebt. Nachdenklich gemacht hat mich dann jedoch ihre Neigung, unsere Kinder zu missachten, uns jedoch körperlich stark zu Leibe zu rücken. Sie war ständig an uns dran.
Sie ist noch zu klein, um eine Prognose zu treffen, aber ich habe wirklich noch nie ein Kind getroffen, dass sich so verhielt. Ich hoffe für sie, dass sich das gibt.
Meine Nichte bspw. hat auch ein sehr seltsames Sozialverhalten. Sie wirkt auf viele durch ihre ständige Besserwisserei und Schreierei sehr unangenehm. Mittlerweile hat sie wohl kaum noch oder keine Freunde mehr, selbst Erwachsene wenden sich von ihr ab. Sie tut mir unendlich leid, denn eigentlich ist sie ein ganz tolles Mädchen, aber eben im Sozialverhalten sehr.... schräg.
Grüße, Curacao
klingt ja sehr ähnlich, vor allem in der hinsicht, das andere kinder auch von ihr anscheinend einfach ignoriert werden... stimmt denn da sonst in der familie alles?
Das Kind ist ein unerzogener rotzlümmel. Und Distanz los oben drein.
danke für eure antworten. ich sehe das imprinzip genau so, nur tut er mir schrecklich leid... seine eltern sind geschieden und er sieht seinen vater alle zwei wochen. er hat überhaupt keine bindung zu ihm, was vermutlich unter anderem daran liegt, wie dieser mit ihm umgeht... ichhabe noch nie erlebt, dass er ihn gelobt hätte, stattdessen nennt er ihn "liebevoll" "fette sau" ect... :( der kleine ist im i-kindergartemn und geht einmal die woche zum logopäden weil man ihn nahe zu gar nicht verstehen kann und sein vater gibt sich nicht mal mühe ihn zu verstehen. er sagt dann nur allen anderen anwesenden, dass er auch keine ahnung habe wovon der kleine rede. außerdem ist er vollkommen unselbstständig, da er alles abgenommen bekommt...wird gefüttert und angezogen usw -das ist ja einfacher für die eltern ;) noch dazu nässt und kotet er ein (auch tagsüber) und so zieht sich das wie eine endlosschleife :( nur leider glaubt zumindest der vater nicht, dass er irgendwas falsch macht, schließlich ist er doch jedes mal wenn er seinen sohn übers wochenende hat, mit ihm den ganzen tag in der stadt um geld aus zu geben und irgendwo essen... solange er teure kleidung trägt und viel zeit in einem schicken auto verbringt kann es ihm doch nicht schlecht gehen glaubt er...
hängt das womöglich alles auch mit dieser distanzlosigkeit zusammen? und wie würdet ihr euch dem kind gegenüber verhalten?
Ich würde in erster Linie mal das Jugendamt verständigen. Ich denke die Familie braucht hier eine Familienhilfe, die ihnen hilft ihr verschrobenes Verhalten und ihre falsche Sichtweise auf das Kind zu erkennen.
Ein 5 jähriges (offensichtlich geistig und körperlich gesundes) Kind noch zu füttern ist alles andere als normal. Und ich denke, dass sie sich das Kind auf diesem Wege "behindert" hinerziehen. Vermutlich sind sich die Eltern gar nicht bewußt, dass sie irgend etwas falsch machen könnten.
Hallo,
das von dir beschriebene Kind würde ich nicht distanzlos, sondern schlicht und ergreifend unerzogen nennen. Distanzlos ist dieses Kind vielleicht auch, aber das ist nicht sein eigentliches Problem.
Für mich besteht der Unterschied zwischen einem distanzlosen Kind und einem unerzogenen Kind darin, dass das "nur" distanzlose Kind auf die Ansage "du darfst hier nicht in fremde Zimmer gehen" hören würde, das ungezogene nicht.
" springt mir sofort auf den arm wenn er mich sieht, kuschelt und kämpft fast ununterbrochen mit mir, ob ich will oder nicht und kann dabei sehr sehr grob sein. "
Wenn dieses Kind dieses Verhalten schon bei eurer ersten Begegnung so ein Verhalten gezeigt hat, könnte das ein Hinweis auf Distanzlosigkeit sein, das Kind könnte dich aber einfach auch nur sympathisch finden.
"heute lernte er in meinem beisein und dem seines vaters eine andere frau kennen. weil er gerade erst wach geworden war verhielt er sich in den ersten 5 bis 10 min "normal" ihr gegenüber "
"als er aber richtig wach war begann er umgehend ihre wohnung zu erkunden und das vorhandene spielzeug sowie alle süßigkeiten und die "fremde" frau an sich zu reißen "
Sorry, was sind das für Verhältnisse, in denen das Kind eine andere Frau und eine fremde Wohnung kurz nach dem Wachwerden kennen lernen muss (muss ja bedeuten, dass das Kind in einer fremden Wohnung bei einer fremden Frau geschlafen hat)
Kein Wunder, dass das Kind nicht normal "tickt".
"außer es verhält sich anders als von ihm vorgesehen, dann schimpft er"
Welches Kind mit eigenem Willen verhält sich nicht so?
" als ich ihn bat, bei mir zu bleiben und nicht im zimmer des anderen kindes, das nicht anwesend war, zu spielen, hatte dafür kein verständnis."
Erst betonst du, dass ihr euch erst seit Anfang des Jahres sporadisch sehr, jetzt wunderst du dich, dass er dich nicht als "weisungsbefugte" Person akzeptiert?
Ich mag keine Kinder, die frech durch fremde Wohnungen stöbern, aber das Hauptproblem ist hier offensichtlich, was diesem Kind zugemutet wird.
Muss dauernd fremde Leute kennen lernen, wird in fremde Wohnungen geschleppt - furchtbar.
Der Vater des Kindes sollte vielleicht mal seinen eigenen Spaß hinten anstellen und mit dem Kind etwas Kindgerechtes ohne quasi fremde Personen (so wie mit dir) unternehmen.
Ich wage mal zu behaupten, dass mein überhaupt nicht distanzloser Sohn in einer fremden Wohnung das Kinderzimmer auch interessanter finden würde als im Wohnzimmer mit zum Teil fremden Erwachsenen zu sitzen. Nur würde ich meinen Sohn nicht in so eine Situation bringen.
Das Problem ist nicht das Kind, sondern dessen Vater.
LG,
J.
>"als er aber richtig wach war begann er umgehend ihre wohnung zu erkunden und das vorhandene spielzeug sowie alle süßigkeiten und die "fremde" frau an sich zu reißen "
Sorry, was sind das für Verhältnisse, in denen das Kind eine andere Frau und eine fremde Wohnung kurz nach dem Wachwerden kennen lernen muss (muss ja bedeuten, dass das Kind in einer fremden Wohnung bei einer fremden Frau geschlafen hat) <
zunächst mal zu deiner sicht der "verhältnisse: er ist auf dem weg zu ihr imauto eingeschlafen und war selbstverständlich wach aber noch nicht wieder ganz fit, als er in wohnung kam... daran kann ich nun bei weitem noch nichts schlimmes erkennen...
<"außer es verhält sich anders als von ihm vorgesehen, dann schimpft er"
Welches Kind mit eigenem Willen verhält sich nicht so? < ich habe dieses verhalten in keinster weise als unnatürlich bezeichnet sondern nur erwähnt um klar zu machen dass er das andere kind natürlich nicht vollkommen ignoriert ;) >Erst betonst du, dass ihr euch erst seit Anfang des Jahres sporadisch sehr, jetzt wunderst du dich, dass er dich nicht als "weisungsbefugte" Person akzeptiert? < ich wundere mich keineswegs, wenn er mich nicht als "weisungsbefugte person" akzeptiert (obwohl er das durchaus tut)... schließlich hat er sich durchaus nach meinem hinweis dementsprechend verhalten, er hat es jedoch nicht verstanden und mir persönlich ist wichtig, das kinder "verbote" verstehen und sich nicht ausschließlich daran halten weil sie zu tun haben was man ihnen sagt...
desweiteren bin ichder selben meinung wie du: die eltern sind das problem und nicht das kind. so ist es immer und ich habe mit deiner silbe etwas anderes behauptet. ich
finde es aber nicht schlimm, dass der kleine kurz mit in eine wohnung kommt, die er nicht kennt, wenn der vater dort etwas abholen muss und sich keine 5 minuten mit ihm dort aufhält. ich finde es ziemlich eigenartig was für dinge du hier kritisierst -mich! und weiter alltägliche belanglosigkeiten... während du nicht erkennst wo hier wirklich die schwierigkeiten liegen, welche viel bitterer für das kind sind, als die banalitäten, du hier anführst nur um pauschal zu kritisieren ;)
Armes Kind. Ja, dieses Verhalten ist sehr auffaellig und besorgniserregend. Vor allem das Lecken spricht dafuer dass das Kind in dieser Hinsicht auf einem sehr viel juengeren Niveau funktionieret als seinem Alter entsprechen wuerde. Fuer mich klingt es nach einer handfesten Bindungsstoerung, aber das muesste man natuerlich vernuenftig untersuchen, das geht nicht per Ferndiagnose. Was du von den Familienverhaeltnissen beschreibst, passt da leider sehr gut dazu.
Kind und Eltern brauchen Hilfe. Die Frage ist, wie kriegt man das hin, und was kannst du dazu beitragen? Aus meiner Sicht muesste das Kind beim Jugendamt angemeldet werden, es muesste (kinderpsychiatrische) Diagnostik stattfinden, es muesste gut geschaut werden, welche Hilfe/Therapie ELtern und Kind noetig haben. Ich weiss nicht genau wie und wo das in Dtl laeuft (ich arbeite in diesem Bereich, aber in NL), aber soweit ich weiss waere ein Ausgangspunkt entweder das Jugendamt oder der Haus/Kinderarzt.
Die Frage ist: Wie ist dein Kontakt zu den ELtern, hast du die Moeglichkeit Einfluss auszuueben? Wenn ja, dann wuerde ich das auf jeden Fall versuchen. Wenn nicht... dann wird es schwierig. Ich wuerde dann vielleicht selbst einmal mit dem Jugendamt sprechen und fragen, was sie in so einem Fall raten (ohne Namen zu nennen). Vielleicht kriegst du da Tips wie man die Sache weiter angehen koennte.
Viel Erfolg (und toll dass du dich kuemmern willst!)
LG
Ina