Hallo zusammen!
Ich brauche mal Eure Meinungen!
Als ich meinen Sohn (6 J., Vorschulalter) heute vom Kindergarten abholte, war er total verheult vor Frust. Die Kindergärtnerin meinte, er habe einen anderen (gleichaltrigen) Jungen geboxt und sei jetzt sauer, weil er deshalb Ärger bekommen hat, er wolle sich auch nicht entschuldigen. Da ich dieses Verhalten für meinen Sohn sehr merkwürdig fand, fragte ich ihn, warum er den Jungen denn geboxt hat. Daraufhin sagte er, er hätte mit dem anderen Jungen wegen irgendwas Streit gehabt und der habe ihn dann mehrmals gegen die Wand gestoßen, erst nach 2-3 Schubsern habe mein Sohn zurückgeboxt. Die Erzieherin war der Meinung, dass es nicht gerechtfertigt sei, wegen Schubsen jemanden zu boxen, deshalb musste mein Sohn sich entschuldigen und bekam eine Strafe (durfte keinen Geburtstagskuchen mitessen).
Ich weiß ja nicht, liegt's daran, dass man automatisch zu seinem eigenen Kind hält oder habe ich die falsche Einstellung - ich finde das so jedenfalls nicht korrekt! Ich habe meinen Kindern immer beigebracht, dass sie nicht von sich aus jemand anders schlagen, schubsen, treten etc. sollen, aber dass sie sich wehren dürfen (und sollen), wenn jemand anders sie angreift. Und genau das hat er jetzt getan - ich verstehe nicht, warum ER nun dafür bestraft wird und sich noch bei dem anderen entschuldigen muss, obwohl der angefangen hat! Meiner Meinung nach hätten beide sich gegenseitig beieinander entschuldigen müssen und wenn dann BEIDE keinen Kuchen essen dürfen, außerdem noch ne kleine Moralpredigt in Sachen Hauen etc.! Ich finde, dem anderen Jungen hätte auch gesagt werden müssen, dass das Schubsen nicht OK war und dass er sich nicht wundern muss, wenn der Andere sich dann wehrt irgendwann!
Bin echt ein bisschen stinkig, finde eigentlich, in Anbetracht der Tatsache, dass zu dem Zeitpunkt keine Erzieherin da war, um ihm zu helfen, war sein Verhalten nicht bestrafungswürdig. Wie oft soll man sich denn schubsen lassen, bevor man sich wehren darf? Was meint Ihr dazu? Ich meine, mal ehrlich, dass unsere Jungs durch die Schulzeit kommen, ohne sich mal gegen tätliche Angriffe zur Wehr setzen zu müssen, ist wohl mehr als utopisch - ich finde daher nicht, dass es richtig ist, einem Kind zu vermitteln, dass es falsch ist, sich zu wehren, oder?
Bin auf Eure Meinungen gespannt!
LG
Claudia
Bestrafen, weil er sich gewehrt hat???
hallo,
die Frage ist, ob er einfach hätte weggehen können und sich z.B. Hilfe hätte suchen können?
Meine Kinder dürfen sich wehren, aber auch "nur" dann, wenn ihnen der Weg zur "Flucht" versperrt wird.
vg, m.
Hallo! Das kann ich natürlich nicht sagen, weil es auch keine von den Erzieherinnen mitbekommen hat. Ich gehe aber mal davon aus, dass er in dem Moment keine andere Möglichkeit sah, denn sonst hätte er sich sicher nicht mehrfach schubsen lassen. Wenn er nach dem ersten Schubsen schon zugeschlagen hätte, hätte ich auch gesagt, OK, da hättest du vielleicht auch einfach dir Hilfe holen können stattdessen. Aber dass er sich freiwillig mehrfach schubsen lässt, wenn er eine Alternative gesehen hätte, kann ich mir nicht vorstellen. Nur wie gesagt, es war kein Erwachsener dabei, daher kann man nur vermuten.
Ist das von einem Kindergartenkind nciht ein bißchen viel verlangt??? Der Junge sieht sich einem tätlichen Angriff ausgesetzt und soll dann noch überlegen, welche Fluchtmöglichkeiten er hat? derweil wird wahrscheinlich munter weiter gegen die Wand geschubst... Wie soll ein kleines Kind da noch taktisch gut überlegen können?
Das gelingt ja nichtmal einigen Erwachsenen in ähnlichen Situationen...
Hallo,
ich denke, das mit "keine Erzieherin in der Nähe" ist einer der Knackpunkte. Sowas passiert mal in der Kita... ist natürlich schon blöde, wenn dann im Nachhinein das Betreuungspersonal solche Zusammenstöße zu klären versucht.
Deutlich mehr Fingerspitzengefühl (oder zumindest Neutralität) wäre sicherlich bei einem "ich weiß nicht, wer angefangen und wer was gemacht hat, ihr seid vermutlich beide zu einem Teil schuld" gewesen (auf englisch: "you're both as bad as each other", ich muß dabei immer grinsen ).
"Bestrafungen", die nichts mit der konkreten Situation zu tun haben, finde ich sowieso grundsätzlich etwas - wäre der Konflikt z.B. draußen gewesen, fände ich "du darfst jetzt nicht mehr draußen spielen, komm rein" okay, aber mit dem Nachtisch hat sowas einfach nichts zu tun.
Ich würd eventuell meinem Sohn erklären, daß Erzieher (und später Lehrer etc.) auch nicht immer alles mitkriegen und auch nicht immer richtig liegen mit ihren Urteilen. Man muß versuchen, sich Gehör zu verschaffen - aber es kann sein, daß man eben auch mal ungerecht beurteilt wird. Sag deinem Jungen, daß es trotzdem okay ist, sich zu wehren (wenn andere Strategien, die hier schon vorgeschlagen wurden , nichts bringen). Manchmal wird man leider auch für angebrachtes Verhalten bestraft.
lg,
inis
"Manchmal wird man leider auch für angebrachtes Verhalten bestraft."
Ja das kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit.
Hab mal Stubenarrest bekommen, weil ich angeblich auf dem Spielplatz, Luftlinie etwa 150m von Elternhaus entfernt, zu laut gebrüllt hätte.
Meine Mama hätte meinen Namen bis nach Hause gehört....
Auf das Argument hin, dass ich ja wohl kaum meinen eigenen Namen brülle, habe ich fast noch eine Woche länger bekommen.
Früher hat man nicht disskutiert und schon garnicht mit den Eltern.
Wir können ja die Situation nun nicht vollkommen nachvollziehen.
Vielleicht hatte die Erzieherin die Attacke des anderen Jungen nicht mitbekommen, sondern nur, dass dein Sohn geboxt hat.
Weisst du denn definitiv, dass der andere Junge keine Strafe bekommen hat, oder hat dir das dein Sohn erzählt?
Ich denke man kann auch ersteinmal nach einem Erwachsenen rufen und wenn wirklich niemand da ist, kann man sich wehren.
Sprich doch nochmal mit der Erzieherin wie genau die Situation abgelaufen ist.
"Ich denke man kann auch ersteinmal nach einem Erwachsenen rufen "
Nennt man das nicht "petzen"?
Damit hat man dann bei den anderen Kindern aber auch keinen so guten Stand...
Ich finde, gewisse Dinge regeln Kinder unter sich und das ist auch gut so. Der eine hat geschubst, der andere geboxt. Sache ausgestanden, Thema erledigt würde ich sagen.
Das hat was von Selbstjustiz ... Der Gesetzgeber gestattet Notwehr später auch nur, denn es keine Möglichkeit gegeben hat, den Angriff anders abzuwehren.
Hallo,
also ich finde das verhalten von den Erzieherinnen nicht gerechtfertigt, denn 1. mal gehören zu einem Streit immer zwei, zweitens mal kann man nicht ein Kind bestrafen und das andere nicht, wenn man nicht den genauen hergang klären kann!
Ich finde auch das wehren erlaubt ist, und das habe ich auch meiner Tochter schon gesagt!
Dein Sohn muss sich nicht alles gefallen lassen! Finde das gemein was die Erzieherinnen da gemacht haben, denn wenn dann müssten die auch beide Kinder bestrafen schubsen geht genausowenig wie Hauen!
Lg, Marie
Hi,
Ja bestraft werden immer die, die nicht gleich jammern und sich dann irgendwann wehren. Meine Tochter ist auch sehr temperamentvoll und weiß sich alleine zu wehren. So kam es schon oft vor, dass sie zurück geschubst hat, oder Sand zurück geworfen hat und der oder die andere gleich schrie. Dann war es wieder meine Tochter die nur bestraft wurde. Meine Tochter ist nicht ohne, dass wissen wir, aber sie ist eigentlich immer fair und hilfsbereit. Ich bin aber auch der Meinung, dass wenn es niemand mitbekommen hat, sollten alle beteiligten bestraft werden. Allerdings gefiel mir letzten Sommer im kiga auch eine Situation nicht. Lana wollte ihrer freundin einen Kuss geben und diese Biss sie in die Lippe. Meine Tochter schubste dann und das Mädchen rannte heulend zu den Erziehern. Beide wurden bestraft und mussten drin bleiben. Fand ich etwas ungerecht. Was sollte meine Tochter machen? Die Lippe blutete und hatte einen Abdruck von den Zähnen ihrer Freundin. Die Lippe war auch lange blau.
Such das Gespräch.
Lg
Jacqueline mit Lana 5 Jahre, Marissa und Vanessa 19 Monate
Ja, das Problem kenne ich. Wie oft ist mein Kind schon geschubst und gekratzt worden oder es haben sich Kinder im Spiel fallen lassen - im Fußball nennt man das Schwalbe...
Und mein Kind hat sich gewehrt - im Affekt - und trotzdem wurde immer mein Kind bestraft. Dass die anderen Kinder eigentlich angefangen haben, haben die Erzieher nicht gesehen. Mein Kind geht auch nicht gerne hin. Ist ja auch kein Wunder bei solchen Erziehungsmethoden.
Hallo,
ich finde das auch nicht in Ordnung, an der Situation waren 2 Kinder beteiligt und es sollte mit den beiden besprochen werden.
Im Kindergarten meines Sohnes wurde in solchen Fällen eine "Friedenskonferenz" einberufen mit den beteiligten Kindern und einem Erzieher.
Dort wurde dann besprochen: Wie kam es zu dem Streit (Versionen beider Kinder)?
Was hätte Kind A anders machen können/sollen? Was hätte Kind B anders machen können/sollen? Wie sollen die Kinder in Zukunft in solchen oder ähnlichen Situationen reagieren? Das Ganze nicht als Standpauke, sondern als Austausch, bei dem die Kinder ihre Ideen einbringen sollen. Am Ende wird dann Frieden geschlossen.
Das finde ich sinnvoller, als einen "Alleinschuldigen" zu finden und diesen auszugrenzen.
Bei euch hätte ich mit beiden Kindern besprochen, dass Kind A nicht schubsen soll und Kind B sich zwar wehren darf und soll, aber in Zukunft versuchen sollte, sich zuerst verbal zu wehren.
LG
Hi
Hab nicht alles gelesen, schreibe aber aus erfahrung da ich in einer Grundschule arbeite. Oftmals besteht das Problem das die "Erwachsenen" nur den jenigen erwischen der sich wehrt und weil sie nichts anderes gesehen haben bekommt dieser die "Strafe".
Ich handhabe das folgendermaßen da ich ein "der hat aber angefangen" usw. nicht mehr hören kann. Ärgert ein Kind ein anderes soll das Kind was geärgert wurde sich gleich an eine Aufsicht wenden und sich eben nicht wehren. Oftmals ist es wenn man sich wehrt auch noch so das alles noch viel schlimmer kommt.
Sicherlich ist ein sich wehren toll aber das kann man eben auch indem man jemandem bescheid gibt, sozusagen petzt oder eben auf Durchzug schaltet oder dem der ärgern will einfach aus dem Weg geht.
Grüße
und was ist mit später?
Wenn ein Kind gelernt hat sich nicht zu wehren, sondern nur auf Hilfe zu warten, was passiert wenn es größter wird und nicht immer jemand da ist, der zu Hilfe kommen kann?
Theresa
Es ging ja hier um ein Kindergartenkind, nicht um ein älteres.
Wehren bedeutet nicht Gegengewalt oder Aggresivität. Es gibt auch sinnvollere Methoden sich zu wehren.
Im Kiga oder auch später in der Schule ist immer jemand da der helfen kann und seien es nur größere Kinder. So wird eben auch das "miteinander" gefördert.
Ich gebe dies so meinem Kind zumindest mit auf den Weg. Geschubbst zu werden oder geboxt oder was auch immer, heißt nicht das man es dem anderen Kind auf gleicher Weise heimzahlt.
Mir geht es lediglich um das jüngere Alter. Deshalb hat mein Kind dennoch gelernt sich zu wehren, nur eben auf andere Art und Weise. Und falls du auf das wehren gegenüber Erwachsene anspielst zb. bei übergriffen, so kann sich ein Kind niemals gegen so jemanden wehren egal wie stark es zuhauen oder treten kann.
Grüße