Gute Bekannte gesteht, dass ihr "die Hand ausrutscht"

Hallo!

Mit hat eine gute Bekannte, die schon mehr auch eine Freundin für mich ist, ganz traurig erzählt, dass sie momentan mit ihrem mittleren Sohn etwas überfordert ist. Und nun weiß ich selber gar nicht, was ich da für richtig halten soll und was ich ihr da raten kann, darum hoffe ich um die ein oder andere Anregung von euch!

Also, sie ist eigentlich eine ganz liebe und nette Person, lebt in geordneten Verhältnissen und auch den Kindern fehlt es an nichts. Alles ganz normal und unproblematisch. Wäre da nicht diese Sache, dass ihr schon ein paarmal die Hand ausgerutscht ist. Ich mag den Ausdruck nicht sehr, denn eigentlich muss man es schon sagen, wenn man ein Kind schlägt. Aber da gibt es finde ich auch Unterschiede. Der kleine wird nicht verprügelt und es ist auch nicht regelmäßig, insgesamt sagte sie sei es an beiden Händen abzuzählen.

Dem kleinen scheint es nicht zu schaden, er hat in meinen AUgen eine gute Beziehung zu seiner Mutter und ist ein ganz normales Kind. Aber sie leidet da schon drunter und möchte dass es sich nicht wiederholt, weiß aber nicht, wie sie das mit Sicherheit sagen kann?!? Verstehe ich auch total, ich glaube, sie mißtraut sich da selber schon, denn jedesmal wollte sie, dass es das letzte Mal war.

Sie ist kein agressiver Typ, sondern wie ich eigentlich immer gelassen und ruhig und redet viel mit den Kinder. Sie setzt die Kinder höchstens zur Strafe auf die Treppe und lässt sonst auch mal was durchgehen, wo ich schon eher streng durchgreifen würde, aber das ist ja ihre Sache.

Ich kann ihr allerdings schlecht sagen "Mach weiter so, das weiß der sowieso irgendwann nicht mehr" oder "Das schadet nicht", denn ich finde, auch Klapse sind falsch. Jedoch verstehe ich als Mutter natürlich nur zu gut, dass man auch an seine Grenzen kommt und nicht immer optimal reagiert. Ich habe meinen Sohn schonmal angeschrien, dass ich mich hinterher echt geschämt habe oder ihn im Affekt auf die Finger gehauen, weil er seinen kleinen Bruder hauen wollte... aber das wars dann auch!

Ich frage mich jetzt, ab wann ist es keine Ausnahme mehr, ab wann ist es zu oft, ab wann muss man sich hilfe holen? Ich finde es irgendwie übertrieben, ihr zu Erziehungsberatung oder Therapie zu raten, aber gar nichts machen kann doch auch nicht die Lösung sein...

Helft mir mal aus meiner Verwirrung, bitte!

3

Hallo,

da hast du nun ein Diskussion losgetreten. Ganz viele werden dir jetzt raten, du sollst sofort zum JA gehen und deine Freundin "anzeigen" und sie werden deine Freundin verteufeln. Ich hör jetzt schon die Urbianer, die sich darüber aufregen werden.

Bin schon gespannt, wie das weitergeht.

Zu deinem Problem (da es ja für dich eins zu sein scheint): Es hängt ganz entschieden vom Kind ab. Es gibt brave Kinder, die sich durch schimpfen oder Konsequenzen beeindrucken lassen. Und es gibt Kinder, die sowas nicht beeindruckt.

Ebenso wie es Kinder gibt, die nachts durchschlafen und andere eben nicht.

Ich bin der Meinung (und da werd ich wohl jetzt auch gesteinigt), dass mal ein Klapps vorkommen darf.

Ich hatte z.B. mal die Situation, dass mein Kleiner quer über eine Straße wollte, weil dort ein Eisstand war. Er hat gebrüllt und ich musste ihn so festhalten, dass ich Angst hatte ihm den Arm zu quetschen. Aber er hat enorme Kraft und es rasten Autos um die Wette. Also hab ich ihm einen Klaps auf den Po gegeben, er war verblüfft und erschrocken und hat aufgehört zu schreien.

Hätte ich ihn lieber auf die vollbefahrene Straße laufen lassen sollen oder ihm Hämatome zufügen sollen, weil ich ihn so festhalten musste? Da finde ich war der Klaps das geringere Übel.

Er ist halt ein sehr jähzorniger und aufbrausender Typ. Bei meiner Tochter wäre so ein VErhalten nie vorgekommen.

Aber mein Sohn schätzt Gefahren einfach falsch ein.

Heute muss immer alles gleich therapiert werden - man kanns einfach auch übertreiben. Was anderes wäre es, wenn sie richtig prügelt, das wäre ein anderes Kaliber. Aber ein Klaps? Man kann alles als halben Weltuntergang hinstellen.

Anja

5

Das wäre in der Tat witzig, weil ich hier vor ein paar Tagen total auseinander genommen wurde, WEIL ich jemanden beim JA angezeigt habe :-D

Ja, ich kenne das auch von meinen beiden. Der große ist verbal gut zu steuern, er hört auf "Pass auf" und "Stopp" sehr gut, der kleine muss eher körperlich dirigiert werden, Ohren sind nur Deko!

Daher stimme ich dir zu, dass du deinem Sohn in so einer Gefahrensituation eher mit einem Klaps hilfst, als ihn zuzutexten.

Und ich denke auch, dass es sehr häufig vorkommt, dass es doch mal knallt, weil man einen richtig miesen Tag hatte. Aber sowas sollte ja nur die absolute Ausnahme sein. Aber ab wann ist es keine Ausnahme mehr?

Und es stimmt schon, ihr Sohn ist manchmal rotzfrech, grinst sie an und spuckt manchmal aus lauter Übermut, aber damit kommt sie in der Regel gut klar. Schlimm ist es halt, wenn sie keine Unterstützung hat und der Mann lange arbeitet (er sieht die Kinder unter der Woche manchmal gar nicht!), oder wenn sie völlig geschafft ist. Dann hat sie sich nicht im Griff. Was macht man dann, als gute Mutter? Das will sie ja sein und das ist sie ansonsten auch!!! Sie backt und singt mit den Kindern, es gibt kein Fernsehen, wenig süßes etc. Sie ist sonst in vielen Dingen wie ich auch, aber da weiß ich keinen Rat...

1

Hallo!

Es ist prima, dass Deine Freundin mit Dir darüber gesprochen hat. Das zeigt, dass sie selber mit der Situation überfordert ist und Unterstützung sucht.

Mach ihr bitte keine Vorwürfe - die macht sie sich selber sicher genug.

Vielleicht hilft es Deiner Freundin schon, über ihre Belastung zu sprechen. Ratschläge finde ich nicht immer sinnvoll. Allerdings kann man im Gespräch schon gemeinsam nach verschiedenen Lösungsansätzen suchen. Und dazu kann schon eine Erziehungsberatung gehören. Eine "Therapie" würde ich erstmal hinten an stellen.

LG Silvia

4

Das kam so aus dem Gespräch heruas, wir haben über unsere 2 "Nervensägen" geredet und dass sie grad echt eine sehr anstrengende Phase haben und uns gegenseitig unser Leid geklagt, was die beiden so in letzter Zeit für Dinger gebracht haben und plötzlich sagte sie mir sowas. Ich war total überrascht und habe ihr natürlich keine Vorwürfe gemacht, ich konnte ihr das schlechte Gewissen an der Nasenspitze ansehen... sie sagt auch selber, dass sie es falsch findet, aber manhcmal passiert es trotzdem.

Ratschläge hat sie keine bekommen, weil ich wie gesagt selber gar nicht weiß, was ich davon halten soll. Aber ich mache mir natürlich so meine Gedanken dazu, denn wir sehen uns ja regelmäßig und bis dahin hätte ich gerne für mich einen klaren Standpunkt, falls wir nochmal auf das Thema kommen.

Ich hatte auch das Gefühl, sie würde da gerne was von mir hören, was sie weiterbringt, aber ich weiß nicht, was...

Erziehungsberatung gibt es hier keine gute, das habe ich selber schon erfahren müssen... Therapie meine ich nur, weil sie denkt, dass das Problem in ihr selber liegt. Ihr Sohn ist wie gesagt ein ganz normales Kind, nicht auffällig oder anstrengender, als mein Sohn zum Beispiel.

11

Das Problem liegt IMMER bei den Eltern.

Was hast Du denn an der Erziehungsberatung bei Euch auszusetzen?

weitere Kommentare laden
2

HAllo,

schau mal nach einem Kurs "Starke Eltern-starke Kinder". Vielleicht wird soetwas in Eurer Umgebung angeboten - dann könnt Ihr auch zusammen hingehen.
LG, Andrea

25

Hallo,

den Kurs habe ich auch schon gemacht. Mir hat er gar nix gebracht. In der Theorie ist alles schön un gut, aber in der Praxis steht man dann im Regen...
alina

6

Hallo,

jeder Caritas-Ortsverband hat normalerweise eine Psychologische Beratungsstelle für Eltern, die meist sogar kostenfrei ist. Anrufen, Termin ausmachen, hingehen. Dort wird man NICHT verteufelt, nein, die Psychologen und Sozialpädagogen dort sind meist sehr verständnisvoll und können weiterhelfen. Sie hören zu, solange es sein muss und beraten.
Eine Freundin von mir ist z.B. dort seit ein paar Monaten, weil sie mit ihrer jüngsten Tochter nicht klarkommt (sehr jähzornig, trotzig, schreit bei jeder Gelegenheit, die ihr nicht passt "AUA", sodass fremde Menschen auf der Straße schon mal das Jugendamt angerufen haben aus Angst, das Kind würde misshandelt). Sie sagt, die Gespräche dort haben ihr sehr geholfen, das Kind besser zu verstehen und ihr Handeln zu reflektieren, bzw. das Verhalten des Kindes nicht "zu persönlich" zu nehmen. Sie kann jetzt viel relaxter reagieren und das tut ihrem Verhältnis zur Tochter sehr, sehr gut.

LG
Mavie

7

Du hast doch die letzten Tage schonmal jemanden beim JA angeschwärzt, kennst Dich doch da jetzt aus!!!
Und da ging es "nur" um kalt abduschen. Und bei Schlagen überlegst Du?!?! Interessant!! Ach sicherlich weil es sich hier um eine "gute Bekannte" handelt!!
Da muss ich den Kopf schütteln..

8

Ich werde jetzt mal so tun, als hätte ich deine dummen und rein provokativen Äußerungen überlesen und antworte dir so einfach, wie möglich, in der Hoffnung, dass auch du es verstehen kannst. Falls mir das nicht gelingt, entschuldige ich mich schon jetzt dafür!

Da haben wir also 2 Mütter, beide verhalten sich ihren Kindern gegenüber nicht richtig. Eine Mutter ist sichtbar von sich selber enttäuscht und sucht sich Rat und Hilfe, die andere Mutter denkt, sie hätte den Heiligen Gral der Kindererziehung gefunden.
Sowohl das kalte abduschen als auch die Ohrfeige im Affekt sind körperliche Übergriffe und beides ist in meinen Augen falsch!

Du kannst dir sicher sein, dass ich entsprechend reagiert hätte, wenn meine Bekannte mir empfohlen hätte, dass ich meinen Sohn doch auch mal schlagen soll, das würde bei ihr immer so gut klappen... so hat es die andere Mutter getan, da war keine Reue und keine Einsicht zu sehen. Dass ich sie dann auch beim JA melden würde, wäre garantiert eine Option!

9

hihi.....da muss ich gleich grinsen ;-)

es gibt auch so geschichten wie: meine freundin möchte wissen ob du einen freund hast?.......

verstanden?

wobei ich natürlich niemanden etwas unterstellen möchte, aber das war nun mal mein erster gedanke.

10

Mit "Dem Kleinen scheint es nicht zu schaden" liegst Du völlig falsch. Jeder Schlag schadet jedem Kind (auch das Fingerhauen Deinem). Nicht, weil es im Gesetz steht, sondern weil das einfach Auswirkungen auf die Seele hat. Kinder, die sich schlagen lassen müssen, werden oft auch erwachsene, die sich schlagen oder schlagen lassen. Gewalt ist ein Thema, das nie von alleine wieder verschwindet.

Wenn die Mutter so überfordert ist, dass sie ihr Kind sogar schon mehrfach geschlagen hat, dann braucht sie dringend Hilfe. Wenn Du als Freundin nicht weiterhelfen kannst, schicke sie zu einer Beratungsstelle, die gibts auch anonym in jeder Großstadt.

12

hm..

du denkst es schadet wenn ich einem kind auf die finger haue?

damit meine ich wirklich mal alle heiligen zeiten in situationen bei denen reden nicht hilft - z.b. kind steckt den finger in die steckdose?
du denkst wirklich, es nimmt daran schaden fürs leben?

mein kompletter bekanntenkreis, mich eingschlossen, hat als kind mal eine auf den popo bekommen. nicht vermöbelt aber die erziehungsmethoden waren damals noch ganz anders.
kein einziges dieser kinder nimmt das ihren eltern heute noch übel. kein einziges dieser damaligen kinder schlagen oder schlugen sich. kein einziges dieser kinder hat ein gestörtes verhältnis zur gewalt bzw. alle haben ein herzliches miteinander.
alle haben langjährige partnerschaften in denen man sich aufeinander verlassen kann, die nicht wegen kleinigkeiten auseinanderbrechen o.ä.
kein einziges dieser kinder ist dafür die eigenen kinder zu schlagen.

ALLE meiner bekannten führen ein gewaltfreies leben. ein ordentliches leben - ein spießerleben :-p;-)

ich denke, es muss ganz klar unterschieden werden - klaps auf den finger oder richtig feste hauen - da gibt es unterschiede!

13

Ja, auf jeden Fall schadet das.

Wie würde es Dir denn gefallen, wenn Dein Mann Dir auf die Finger haut, wenn Du nicht brav bist?

Meine Steckdosen sind gesichert, das ist gesünder und sicherer als Schläge.

Ja, früher war es normal zu schlagen.
Es gab Zeiten, in denen es normal war zu hungern. Kein Kind hat das seinen Eltern vorgeworfen. Würdest Du Dein Kind deshalb hungern lassen? Nur weil früher die Gesellschaft noch schlimmer war als heute, rechtfertigt es doch nicht, dass man sich als Mama nicht unter Kontrolle hat. Denn nichts anderes sind Schläge: Wenn die Mutter noch eine Handlungsalternative hätte, würde sie nicht zulangen. Es sei denn, man ist wirklich unverbesserlich uninteressiert am Seelenheil der eigenen Kinder.

Natürlich gibt es Unterschiede. Darüber, dass man sein Kind nicht grün und blau haut, muß man (heute!) wohl nicht mehr reden. Oder darüber, dass man Kinder nicht Zigarettenrauch aussetzt oder so etwas. Vor ein paar Jahren wurde auch das noch toleriert und Kinder haben ihren Eltern das nicht vorgeworfen...

Für mich ist es ganz klar, dass Gewalt Gewalt ist. Wie genau erklärst Du Deinem Kind denn, dass DU auf die Finger hauen darfst, es selbst aber nicht? Wie erklärst Du Deinem Kind, dass auf die Finger schlagen in Ordnung ist, ins Gesicht aber nicht? Wie erklärst Du Deinem Kind, dass es GUT und RICHTIG ist, auf die Finger zu hauen? Sorry, aber da mangelt es mir echt an Phantasie, wie Du DAS hinbiegen willst.

Und last but not least: Das normale, gewaltfreie Leben all Deiner Bekannten beinhaltet sicher auch, dass sie ihre Kinder auf die Finger hauen anstatt Steckdosensicherungen zu kaufen?

weitere Kommentare laden