suizid-wie gehen die erzieherinnen richtig damit um?

guten abend ihr lieben,

heute morgen erreichte uns die nachricht, dass der papa eines unserer kinder sich umgebracht hat.

der junge ist 3jahre alt und durch die vorherige trennung und das hin und her, nochmal versuchen, wieder zu einander zu finden etc. bereits emotional sehr angegriffen.

er ist schnell agressiv, macht einen sehr unglücklichen eindruck, löst seine konflikte sofort körperlich, auch uns ggü. ist das schonmal vorgekommen..

gerade letzte woche hatte ich ein elterngespräch mit der mama, die erzählte, dass die situation eskaliert wäre und der vater gesagt hätte- morgen bin ich eh nichtmehr da, ich bring mich um.-

nun hat er diese drohung wahrgemacht, wir erfuhren es durch den arbeitsgeber der mutter, die gebeten hatte, uns anzurufen..

der kleine ist bis auf weiteres vom kiga entschuldigt.

es ist das erste mal, dass ich mit einer solchen situation konfrontiert werde. nun bin ich sehr unsicher, wie ich der mutter ggü treten soll, wenn wir uns wieder sehen und was ich dem kind gutes tun kann, um ihm über den verlust hinwegzuhelfen..

sicher, ich weiss nichts über die näheren umstände, ich habe keinen besonders persönlichen kontakt zur mama, aber ich hab den kleinen wirklich sehr gern und möchte helfen..

weiss nur nicht wie. ..

vielleicht kann der ein oder andere von euch mir einen tipp geben, sollte ich in irgendeiner form kontakt mit der mama aufnehmen und sei es durch schriftlicher form, um ihr mitzuteilen, dass wir an sie denken und ihr kraft wünschen etc..

oder ist der anruf des arbeitsgebers zeichen genug, sie erstmal in ruhe zu lassen...??

ich möchte einfach irgendwas tun, ich kenne diese situation(allerdings ohne kind), habe das vor fast 12jahren selbst einmal durchmachen müssen..ich hätte mir damals mehr anteilnahme von meinen mitmenschen gewünscht.

aufgrund meiner persönlichen erfahrung nimmt mich das ganze noch ein stückchen mehr mit..
naja, ihr versteht hoffentlich, was ich meine..

danke für eure antworten,
liebe grüße
dina

die zumindest virtuell eine #kerze anzündet und an die familie denkt#kerze

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Hallo dina!

Ich habe als Grundschullehrerin leider schon mehrmals vor einer solchen Situation gestanden mit der Frage: "Wie soll ich mit dem Kind und dem verbliebenen Elternteil umgehen?". Allerdings handelte es sich bei keinem der Fälle um einen Suizid, sondern es war (ganz furchtbar) so, dass jeweils die Kinder den plötzlichen Tod des Vaters durch Herzinfarkt bzw. Embolie direkt vor ihren eigenen Augen mitansehen mussten - auch die Wiederbelebungsversuche und dann die Erkenntnis, dass Papa tot ist. Mir läuft es auch nach Jahren immer noch kalt den Rücken runter.

Ich bin in diesen Situationen immer gut damit gefahren, zunächst telefonisch Kontakt zur Mutter aufzunehmen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir dem Kind am besten helfen können (wie lange das Kind zu Hause bleibt, inwieweit ich die anderen Kinder in der Klasse informiere usw.). Das war für die Mutter immer hilfreich - sie merkte, dass da jemand ist, der sich Gedanken um das Wohlergehen des Kindes macht, helfen möchte und (aufgrund der ansonsten neutralen Stellung - also nicht Familie/Freunde) emotional in der Lage ist, konstruktiv an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten.
Als das Kind dann wieder in der Schule war, haben wir häufig miteinander telefoniert, wobei wir uns gegenseitig Rückmeldung gegeben haben, welchen Eindruck wir vom Kind haben und ob es irgendwelche besonderen Vorkommnisse gab. Das war für beide Seiten wichtig, da wir das Kind ja immer nur einen Teil der Zeit sehen und erleben.

Was mir noch in deinem Fall durch den Kopf geht: Bei den Beileidsbekundungen der Mutter gegenüber würde ich nur eher kurz darauf eingehen (um sich dann gleich um das Kind zu kümmern), denn wenn ich dich richtig verstanden habe, so lebten die Eltern bereits getrennt und das Verhältnis war wohl nicht das beste. Mit Sicherheit ist die Mutter geschockt vom Suizid des Ex-Mannes. Dennoch könnte ich mir denken, dass die Gemütslage eine andere ist, als wenn der Mann im Familienurlaub morgens beim gemeinsamen Frühstück tot zusammenbricht. Verstehst du, was ich damit meine?

Ich wünsche dir alles Gute für die kommende Zeit mit dem kleinen Jungen und dass er von allen Seiten die Hilfe bekommt, die er so dringend braucht!

LG zwergwilli

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ich danke euch für eure antworten.

da meine derzeitige leitung auch gleichzeitig eigentlich meine gruppenkollegin ist, werden wir gemeinsam eine karte schicken..

auf die idee, essen o.ä vorbei zu bringen, wäre ich ehrlichgesagt auch nicht gekommen, das wäre vielleicht bei einer nahen freundin oder so eher mein fall..aber das meine ich nicht böse, war ja nur eine idee von dir...

sicherlich müssen wir irgendwann erfahren, was er weiss um auf fragen seinerseits, die vielleicht irgendwann mal spontan kommen werden, angemessen antworten zu können.. mag sein, dass der tod vorerst unter unfall verbucht wird. wie soll ein 3jähriger alles andere auch verstehen?!

mich hat diese sache auch persönlich sehr mitgenommen, aus eigenen erfahrungen heraus, so dass ich jetzt, solange beide nicht da sind/kommen werden, vordergründig daran arbeiten muss, mich in die situation nicht selbst zu sehr reinzugeben..denn dann wird es mir nicht möglich sein, neutral handeln und agieren zu können.

danke euch, schönen abend

1

ich fände eine kondolenzkarte gut.
durch deine eigenen persönlichen erfahrungen weiß du doch welche worte in so einer situation trost spenden können.
anderseits solltest du dir bewußt sein, daß ihr ein professionelles verhältnis habt und du auch nur so viel "anbieten" kannst, wie du zu leisten bereit bist.

insofern bekunde ihr dein beileid (natürlich auch persönlich, wenn du sie wieder siehst) und behandel das kind wie zuvor.
Sei liebevoll und klar mit ihm, gebt ihm einen sicheren rahmen, in dem ihr ihm auch äußere grenzen setzt.
Nichts ist schlimmer für ein kind, das sich verloren fühlt, wenn es das gefühl bekommt niemand könnte es schützen- auch vor sich selbst und vor den eigenen gefühlen und taten.

und andereseits: er muß erfahren, daß er sich trotz allem noch freuen darf, daß ihm nicht alle mit trauermine begengen, sondern daß er wie alle anderen Kinder auch freude empfinden darf, spaß machen und daß es ein normales leben gibt (denn das wird es zu hause jetzt vielleicht erst mal nicht?!)

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Ich fände eine Karte zu unpersönlich.

Ich würde mich mit der Leitung absprechen und sie anrufen, ihr mein Beileid aussprechen und ihr meinen Besuch anbieten. Ich denke, es wäre das Beste, wenn du sie besuchst und mit ihr zusammen überlegst, wie ihr helfen könnt. Und was für das Kind das Beste ist. Immerhin hat auch sie noch nie solche Situation mitgemacht. Du könntest anbieten, dass ihr Erzieherinnen ihr mal das Kind abnehmen, wenn sie zu den Ämtern muss, damit es seine gewohnte Umgebung hat... . Vielleicht hat sie keine Oma, die hilft. Dann Hilfe anbieten. Einfach einen Topf Essen mitnehmen. Anbieten, den psychologischen Dienst anzurufen und nach Tipps zu fragen, wie man mit dem Kind umgehen soll. Alles mögliche halt.
manja

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Also so schlimm die Sache ist, das von dir geschriebene übersteigt ja wohl das Erzieher- Eltern- Verhältnis in hohem Maße!

Wenn ich mir vorstelle, dass in so einer Situation eine Erzieherin meiner Kinder mit einem Topf essen vor meiner Tür steht #schock

Ich bin übrigens auch Erzieherin und würde das auch bei keiner "meiner" Kita-Kinder bzw. ihren Eltern machen (auch wenn wir zu fast allen Eltern ein sehr gutes Verhältnis haben).

Hilfe anbieten ja, aber in einem angemessenen Maß (so wie einige schon geschrieben, zB, eben die Grundschullehrerin).

LG

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Um Himmels Willen - bloß nicht!!!

Sie schreibt doch, dass sie die Mutter kaum kennt und keinen engeren Kontakt hat. Da fände ich das total aufdringlich!!! Eine Kondolenzkarte ist völlig ausreichend. Ich würde reinschreiben, dass sie vom ihrer Seite alles tun werden, um Mutter und Kind in dieser schweren Zeit zu unterstützen und dass sich die Mutter einfach melden soll, wenn sie soweit ist.

Für Essen kochen etc sind Familie und Freunde verantwortlich und selbst hier kann es zT als aufdringlich aufgefasst werden.

Ich fand es zB nach dem plötzlichen Tod meines Vaters (ich war 24) ganz schrecklich, dass mir jeder sein Beileid aussprechen wollte und darüber lamentierte, welch ein Verlust es doch se. Hätte schreien können - die kannten ihn doch gar nicht. Es war MEIN Verlust. Will sagen : jeder ist anders.

Am besten fand ich, wenn Leute mich neutral angesprochen haben und wenig Aufheben gemacht haben. Hätte mich jemand ständig in den Arm genommen, wäre ich zusammengebrochen - vor allem in vorliegender Situation mit Kind schwierig.

"Ich habe von Ihrem Verlust gehört und möchte Ihnen mein Beileid aussprechen. Bitte sagen Sie Bescheid, wenn wir etwas tun können." Wären meine Worte zur Mutter. Ich denke, die Kindergartenleitung sollte ein Gespräch mit ihr suchen nach Rückkehr des Sohnes in den Kindergarten, wie das Kind es verkraftet und ihr evtl raten, wo sie psychologische Betreuung für das Kind findet. Es wird mit Sicherheit Verlustängste haben.

3

HI,

ich würde vorerst eine persönliche Karte/Brief schicken und anbieten, das du für das Kind und der Mutter immer für ein Gespräch da bist, besonders auch, wenn es Probleme mit dem Kind gibt, wo Du gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen möchtest. Wenn Du dann noch Deine Private Tel.-Nr. angibst, weiß sie, das Du es ehrlich meinst.

Vielleicht habt ihr ja auch die Möglichkeit vom Kindergarten eine Unterstützung anzubieten, etv. eine kostenlose Betreuung für eine Übergangszeit?

Lisa

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Hallo,
wir hatten leider schon mehrmals Todesfälle im Kindergarten. Ich bin keine Erzieherin, aber im Elternbeirat. In einem Fall haben wir der Familie über einen Spendentopf gesammeltes Geld zukommen lassen. Da starb der Vater durch einen Unfall.
In einem anderen Fall (auch Suizid vom Vater) wurde dem Kind garnicht erzählt, was geschehen ist, sondern es wurde nur gesagt, dass er einen Unfall hatte und gestorben ist. Das Kind war damals auch 3 Jahre alt. Man hat das auch kaum im Kiga erwähnt, weil die Mutter nicht darüber reden wollte. Und so war es auch gut.

Als Erzieherin, bzw. Kindergartenleitung sollte das meiner Meinung nach tun, würde ich mit der Mutter sprechen. Ihr mein Beileid bekunden und von Seiten des Kindergartens auch. Und sie einfach fragen, was sie sich beim weitern Vorgehen mit dem kleinen Kerl denkt, bzw was er über den Tod seines Vaters weiß. Nur so kann man meiner Meinung nach richtig handeln, gegenüber der Familie und vor allem dem Kind.

Alles Gute
frau aurora

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Guten Abend,

Das ist schon eine sehr heftiger Schicksalschlag für Mutter und Kind und für dich eine zum Glück seltene, nicht gewohnte Situation. Da gibt es denke ich keine Patentlösung. Geht ihr auf die Beerdigung?

Ich möchte dir mal Erzählen, was ich erlebt habe am Anfang meiner Erzieherlaufbahn und wie wir damit umgegangen sind.
Es geht zwar nicht um Suizid,aber um trauerbewältigung und der danach neue Alltag Familie und die Menschen, die mit den Kindern zu tun haben.
Vor 8 Jahren wurden zwei Kinder bei und in der Nähe vom LKW überfahren. Ein Kind starb, ein damals 8 Jähriger Junge. Zunächst habe ich das im Radio gehört und dachte mir, wie schrecklich. Ohne zu Ahnen das ich da mit rein involviert werden würde und das ich den Jungen kannte. Bei der Arbeit kamen plötzlich Seelsorger, Polizei und Notärzte. Sie kamen auf mich zu und fragten und das Mädchen xxxxx hier bei mir in der Gruppe wäre.Als ich dies bejahte, erzählten sie mir, dass der Bruder von Mädchen xxxx überfahren wurde und sie die Mutter im Kindergarten abfangen wollten. Sie hatten sich vorbereitet und warteten. Leider erzählte ein anderes Kind der Mutter draußen das schon und ich hörte den Schrei der Mutter. Ich werde diesen Schrei nie vergessen, durch Mark und Bein. Das Gesicht des Jungen, der immer fröhlich grinsend seine Schwester abholte.

So wurden wir ob wir es wollten oder nicht da sehr stark mit involviert an diesem Tag.

Was wir gemacht haben danach?

Zwei von uns sind in Vertretung von uns allen auf die Beerdigung gegangen und haben eine persönliche Trauerkarte von uns allen überreicht.

Dann haben wir versucht, dem Mädchen einen so gut wie normalen Alltag im Kindergarten zu geben. MAnchmal kam sie und sprach kurz darüber, dann haben wir geantwortet. Mehr nicht und das hat gereicht. Der Mutter haben wir beim ersten Wiedertreffen gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll, wir passen gut auf das Kind auf.
So wurde der Kontakt von mal zu mal wieder etwas lockerer.

Nun ist es bei euch etwas anders. Ich an deiner Stelle würde der Mutter eine Karte geben von euch und dem Kind, wenn es wieder da ist, einen normalen Kita Alltag. Das braucht es am Notwendigsten, wenn seine Welt schon aus den fugen geraten ist. Dann ein paar Kontaktstellen raus suchen, falls ihr merkt, sie kommt da nicht gut klar. Vorfallem gib ihr Zeit:-)

Alles Gute dir,

Gruss Anna