Tic - ich fühle mich allein gelassen.

Letzten Donnerstag fiel einem guten Bekannten beim Weihnachtseinkauf auf, dass mein Sohn (bald 4) immer 'hmm' macht. Er machte mich drauf aufmerksam und ich achtete drauf.
Abends zuhause sah ich dann, das er unvermittelt davor und manchmal auch bei dem Geräusch zuckt. Mal nur das Bein, mal der Arm, mal zuckt er so zusammen das es bis in das Gesicht geht.
Es war mir unheimlich, ich kenne so etwas nicht. Weder von Freunden noch aus der Familie oder sonst wie.
Ich bin dann am Freitagmorgen mit Kind und Mann zum Kinderarzt. Schilderte dort das Geschehen und bekam lediglich gesagt: Neurologisch und so weiter sei alles in Ordnung, absolut unauffällig. Ist wohl ein Tic, filmen sie mal, kann mir nichts drunter vorstellen.
Das wars.
Kein was das ist, kein wo es her kommen kann oder wie wir mit umgehen soll.
Tante Google spuckt viele Seiten aus, auch den Beitrag von Urbia habe ich gelesen.
Ich bin nun sehr unsicher und auch ein wenig verängstigt, da ich doch oft über den Begriff Tourette gestolpert bin.
Ich habe oft das Bedürfnis meinen Sohn einfach in den Arm zu nehmen, wenn er wieder zuckt. Manchmal bin ich aber auch so genervt, beziehungsweise mit der ganzen Situation überfordert, das ich Schreien mag. :(
Wie soll ich mich verhalten? Welche nächsten Schritte soll ich gehen?

Ich hoffe hier kann mir irgendwer ein wenig mehr verraten.
Ich wollte es einfach mal los werden.

Liebe Grüße
Kathy

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Hallo

Wenn es dir bisher nicht aufgefallen ist warum bist du denn plötzlich damit überfordert? Du solltest nicht so viel lesen!

Frag mal im Kindergarten nach ob sie das gleiche beobachten. Und wenn dein Kia sagt neurologisch ist alles ok würde ich mir nicht so sehr viele Gedanken drum machen. Mein Sohn hatte echt nen sehr ausgeprägten Tic. Ständig rieb er sich an der Nase, besonders wenn er etwas aufgeregt war. Bei einer Musikaufführung war er so sehr damit beschäftigt sich ständig an die Nase zu fassen, dass er gar nicht zum singen kam. Das hat mit der Zeit einfach nachgelassen und nun macht er es *mal überleg* gar nicht mehr. Ging aber bestimmt 2 Jahre so.

Liebe Grüße

2

Ich bin damit überfordert weil ich nun sicher soooo stark drauf achte und mir aber niemand gesagt hat, wie ich mit umgehen soll. Nicht mal das kam von der Ärztin. Schon deswegen habe ich nachgelesen. Allein wenn ich nur das 'hmm' höre schellen bei mir die Glocken im Kopf.
Ich weiß das ich mich da mehr entspannen muss. Aber gar nicht so leicht.
In den letzten Tagen war es echt überall und zu jeder Zeit. beim laufen, beim Essen...
Besonders wenn er ruhig sitzt und zum Beispiel fern sieht.

Ich glaube ich mache mich damit eher verrückt, als alles andere.

3

Hallo,
beim Lesen deiner Überschrift habe ich mich gefragt, wie viele Monate du dich mit dem Problem schon quälst - aber das ist ja alles ganz frisch. Und offenbar war es auch nie so heftig, als dass es dir vor Donnerstag aufgefallen wäre. Insofern kann ich dieses allein-gelassen-Gefühl nicht ganz nachvollziehen. Was hätte euer Kinderarzt denn machen sollen? Ihn einweisen?
Wenn du so unruhig bist, mach doch erstmal einen Termin beim Neurologen und beim Kinderpsychologen aus. Frag mal nach, wie das in der Kita ist. Und rede vielleicht auch mal mit dem Kleinen - manchmal sind solche Sachen ja auch einfach nur Angewohnheiten, das kenn ich sowohl von meinem Neffen als auch meinem Sohn. Der hat mal eine Zeitlang immer ganz nervig gehüstelt, das ging aber auch wieder vorbei.
Ich würde versuchen, mich da nicht so reinzusteigern. Bislang gibts doch gar keinen Grund, gleich vom Schlimmsten auszugehen.

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Hallo,

ich hatte in der Weiterbildung zur Erziehungs- und Entwicklungsberaterin auch das Thema Tic Störungen. Es gibt die sogenannten vorübergehenden Ticstörungen. Man spricht davon, wenn die Beschwerden noch nicht länger als ein Jahr andauern und sich auf eher "kleinere" Tics beziehen.

Chronisch wird es erst, wenn die Beschwerden länger als ein Jahr andauern.

Was du machen kannst:

So lange dein Sohn nicht selbst darunter leidet, solltest du das Verhalten erst einmal ignorieren. Du könntest ihn unter Druck setzen, was das Verhalten meist erst einmal verstärkt.
Erst wenn dein Sohn selbst das Gefühl hat darunter zu leiden (was eher bei ausgeprägteren Tic Störungen der Fall ist), hilft es ein Tagebuch zu führen, um zu beobachten, in welchen Situationen das Verhalten verstärkt auftritt. Eventuell lassen sich diese Situationen umgehen, bzw. anders gestalten.
Bestimmte Entspannungsübungen können ebenfalls dazu führen, dass Tics seltener werden.

Das würde ich zunächst aber außer Acht lassen und erst einmal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.

Der Gang zum Kinderarzt zur Abklärung neurologischer Probleme war übrigens völlig richtig und gut. Vielleicht ist es auch kein so schlechter Tip, deinen Sohn mal zu filmen.

LG
Dee

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Vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich habe auch selbst angefangen nicht mehr darauf zu achten wie wild. Ich habe zwei kurze Filmchen auf denen es zu sehen ist.

Andere sehen es im Übrigen nicht so auffällig wie ich. Liegt eben daran das sie nicht wie versteift darauf achten. ;)

Ich werde nun einfach die Zeit abwarten.

5

Hallo,

von Tourette habe ich schon gehört, allerdings ist das wohl auffälliger. Also so, dass man es von selbst sieht, auch ohne darauf aufmerksam gemacht zu werden.

So Tics haben viele KInder. Ich hatte im Laufe meiner Kindheit viele verschiedene.
Mein Kind ein paar wenige.

So lange diese nicht ständig vorkommen, so auffällig sind, dass das Kind darunter leidet oder so auffällig sind, dass sie JEDEM und SOFORT auffalen, würde ich auch erst mal abwarten.

Meine Tics als Kinder waren u.a.
- mit Zunge über die Lippen fahren (im Winter schmerzhaft, weil der Mund wund wurde)
- Augenkneifen
- mit Durckknöpfen knacken
- an den Haaren zwirbeln
- vor mich hinsummen
- ...

diese veränderten sich häufig.

Meist traten sie auf bei
- Nervosität, starker Konzentration, Schüchternheit

mein Kind hatte die Marotte, ihre Kleidung anzulutschen. Netterweise im Sommer.

auch Erwachsene haben manchmal so ihre Ticks, die aber nicht auffallen, wenn man NICHT darauf achtet.
- mit den Fingern trommeln
- summen
- auf die Unterlippe beißen
- mit den Haaren spielen
- auf den Füßen wippen
- Augenrollen

usw.

wenn man (unbewusst) darauf achtet, kann das sehr nervig sein oder selbst nervös machen.
Oft fällt es aber nicht auf, weil man den anderen schon so kennt und akzeptiert oder weil man jemanden noch nicht so gut kennt und es nicht bemerkt.

Zum Arzt würde ich gehen, wenn
- andere Probleme hinzukommen. Z.B. Gleichgewichtsprobleme oder Symptome, die auf was neurologisches hindeuten.

- wenn das Kind häufig die Augen zusammkneift und der Verdacht entsteht, es könnte schlechter sehen
- diese Tics total überhand nehmen, anderen (nicht nur einem) auffallen, es nicht nur eine Art von Tick ist, sondern verschiedene

Aus Erfahrung hilft: nicht darauf achten und NICHT beobachten.

Zum einen macht man sich dadurch selbst verrückt, was sich aufs Kind überträgt und dann zeigt sich entsprechendes erst recht.
zum anderen spürt ein Kind sehr schnell, wenn es beobachtet wird, das macht nervös und bei Nervosität/Konzentration kommen sie am häufigsten/stärksten zum Vorschein.
je mehr man selbst versucht das unterdrücken, desto mehr tritt es auf.

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Danke sehr! :)

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Hallo,

meine Nichte hat ca 3-4 Monate immer Ihre Finger angeleckt. Danach hat sie sich immer geräuspert und danach hast sie mehrere Monate mit den Augen geblinzelt. Heute ist sie ein normales 10jähriges Mädel.

Meine Tochter hat 4 Monate richtig intensiv Fingernägel gekaut und von allein aufgehört.

Die Freundin meiner Tochter leckt sich immer die Lippen ab...

Eine andere Freundin meiner Tochter macht immer: mhhhh also räuspert sich.

Jedes Kind hat mal hin und wieder Tics. Ich würde da jetzt nicht ein Faß aufmachen und Dr. Google quer Feld ein durchforsten. Da wirst Du ja wahnsinnig bei.

Ignorier es und warte ab was in 2-3 Monaten ist.

lg Maren

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Vielen Dank für deine Antwort. #danke