Wann ist eine Ergotherapie nötig?

Hallo,

wir haben für Dominik eine Schulrückstellung beantragt da uns einfach in vielen Dingen auffällt das er "hinterher"-hinkt. Er hat relativ wenig Selbstbewusstsein und traut sich von vornherein viele Dinge nicht zu weil er Angst davor hat das er es nicht kann. Oder er blockt die einfachsten Sachen ab die er eigentlich gern machen würde nur weil ich von ihm verlange das er selber danach fragt.

Nun bin ich eigentlich der Meinung das ihm eine Ergotherapie helfen könnte. Muss ich da vorher mit meinem Kia sprechen oder wie läuft das genau ab?

Vielleicht hat jemand ein paar Infos für mich.

Lg Katja

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Du musst zum Kinderarzt, weil Du für die Ergotherapie ein Rezept brauchst.

Die Sachen die Du nennst, haben ja was mit Selbstbewußtsein zu tun. Da würde ich spontan eher an einen (Sport-)Verein denken ...

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Hallo Katja

erstmal wäre ja die Frage, warum denn bei den U-Untersuchungen, im Kindergarten und bei der Schuluntersuchung nicht auffiel, dass dein Sohn nicht altersgerecht entwickelt ist. Mein Sohn bekam mit 3,5 Ergotherapie verschrieben weil er (vorgeschichte waren bereits 70 Std KG, weil er im Bauch so früh im Becken lag,dass er eine Körperhälfte nach der Geburt nicht "kannte") den Stift nicht halten konnte, keinen Kreis malen konnte und sehr verunsichert wirkte.

Ergotherapie wurde bei der U7a daher empfohlen und das hat richtig, richtig viel gebracht. nach 20 Stunden waren wir bereits durch, Ergo hat den Vorteil, dass sie schnell wirkt.

Ergo hat allgemein einen Vorteil: Sie schadet nicht. Ob sie nützt ist dahingestellt, nicht alles kann durch Ergo behoben werden, aber vieles.
Was sagt denn die Schulärztin? Diese müsste bei einer Rückstellung ja zustimmen, diese kann auch Empfehlungen wie Ergo etc aussprechen.
Verschreiben macht meist der Ki.Arzt (zumindest bei Ergo).

LG

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Was Du beschreibst, kenne ich gut von meiner Tochter: Ein gewisser Hang zum Prfektionismus, mit dem das Kind sich selbst im Weg steht, außerdem eine gewisse Schüchternheit, die aber nur situationsbedingt auftritt, d.h. zu Hause oder im gewohnten Umfeld ist das Kind selten bis nie schüchtern, sondern eher das Gegenteil.

Wegen der Schule habe ich mir auch Sorgen gemacht. Letztlich gab es aber nicht die Möglichkeit zur Rückstellung bzw. sie hätte dann den Kindergarten wechseln müssen. Aber gerade das macht ihr ja Schwierigkeiten, also haben wir sie in die Schule gegeben und es klappte dann auch.

Was ihr geholfen hat ist Sport und zwar Ballett und Rollkunstlauf. Ballett war nie ein Problem. Dort läuft es ruhig und diszipliniert, das mag sie. Beim Rollkunstlauf war es schon schwieriger. Sie hatte lange Zeit Probleme, viele Tränen usw. Aber letztlich hat es ihr geholfen, denn sie hat gelernt, dass man üben muss und dass das für alle gilt (denn selten gibt es Naturtalente, denen alles so zufliegt). Sie hat gelernt, dass es nicht "schlimm" ist, Fehler zu machen. Niemand schimpft, niemand lacht oder was sonst so ihre Befürchtungen waren. Und sie hat gelernt, über ihre Gefühle zu sprechen, zur Trainerin zu gehen und offen zu sagen, dass sie sich etwas nicht zutraut. Und da die Trainerin vorher mit mir gesprochen hat, wusste sie, wie sie damit umgehen muss.

Ergotherapie ist meiner Meinung nach dafür sinnlos. Ich habe ehrlich gesagt auch noch nie von einem Fall gehört, wo ich die Ergotherapie sinnvoll gefunden hätte. Für mich hört sich das immer ein bißchen nach "Bastelstunde" an und das machen wir zu Hause schon sehr viel. Ich kann mich aber auch täuschen.

Bei diesem konkreten Problem empfehle ich trotzdem einen Sportverein, bei dem das Kind sich mit seinen "Problemchen" auseinander setzen muss. Wichtig wäre nur, das Kind nicht zu überfordern. Lasst es langsam angehen und hab Geduld mit deinem Sohn. Meine Tochter hat mitunter eine ganze Stunde nur zugeschaut, das braucht sie manchmal. Es ging uns auch nie um den Sport, sondern darum, wie ihr der Sport für die Zukunft helfen kann. Deswegen finde ich es auch wichtig, selbst immer ein Auge darauf zu haben und sich mit den Trainern abzustimmen. Diese haben nämlich meist den Ehrgeiz, ihre Schützlinge zu Höchstleistungen anzutreiben. Und das ist eben bei einem unsicheren Kind nicht das Hauptziel.

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Du brauchst auf jedenfall ein Rezept vom Kinderazt.
Ergo ist sehr vielfälltig. Kann auch in Gruppen durchgführt werden. Alternativ bieten viele auch kurse für eltern und Kind an.

Das mit den geringen selbstbewusstsein kenne ich sehr gut, auch verweigerung von gefoderten sache, egal was es ist. Nach ewigen rumexperimentieren, habe ich einfach keine Foderungen mehr gestellt. Und genau das hat zum Erfolg geführt. Es gab für das Kind keinen druck mehr und konnte von alleine gewisse Sachen endtecken. Ich habe ihn so angenommen wie er war! mit allem.

Ich habe es so gemacht, dass ich etwas anfing (zB puzzeln) und im selbstgespräch erklärte wo etwas hinkommt. Er hat immer zugeguckt und mit der Zeit habe ich ihn immer mehr mit einbezogen. Erst habe ich den hauptteil erledigt und nach und nach an ihn abgegeben. So entstanden keine größeren frustrationen und das Kind ist von alleine dazu gekommen, dass zu wollen.
Desweiteren habe ich einfach nicht mehr die ziele so hervorgehoben, mit Lob oder ähnlichen. ich verlegte die annerkennung und lob "auf dem Weg" zum Ziel. denn das war mir wichtig, nicht das er es erreicht, sondern das er es überhaupt probiert!

Es hat viel Zeit gebraucht. Aber ich habe ihn die zeit gegeben und er ist nun sehr viel zugänglicher gewurden. Verlange nicht so viel von ihm, es gibt eben schüchterne Kinder.Nehme ihn so an wie er ist! genau das brauchen schüchterne Kinder am meisten. ich selbst war auch eins....