Hallo!
Nach nun einigen IQ-Tests und Psychologen Terminen ist die Diagnose nun (leider) gesichert.
Unser Kind ist hochbegabt im visuell räumlichen Bereich mit über 99 %, was dann einem IQ Wert von über 145 entspricht, allerdings nur in diesem einen Bereich.
Habt ihr Erfahrung? Wie bekommen wir als Familie Hilfe? Wie kann ich mein Kind bestmöglichst fördern ohne es zu über- oder unterfordern?
Wir wohnen auf dem platten Land- hier gibt es gaaaaaaar nichts in der Richtung...
Unser Kinderarzt hat gesagt, am besten sei eine psychologisch Verhaltenstherapie. Häää?
Warum? Unser Kind ist doch nicht krank. Ich will es nicht übertherapieren.
Nächstes Jahr kommt er in die Schule. Er wird ein junges Schulkind sein, da er von September ist und ich habe jetzt schon Angst, dass er "untergeht".
Ich bin selbst Sozialpädagogin und habe mir schon viel Literatur angeeignet und habe einen "Fahrplan" im Kopf, wie wir das Familienleben und vorallem Justus`Leben entspannter und für ihn besser gestalten können, aber ich habe einfach Angst, ob wir es für ihn nun auch alles richtig machen.
Wenn ihr Erfahrungen habt, dann schreibt doch bitte. Ich danke euch!!!
Sunny mit Ehemann und Justus (fast 5) und Pauline (fast 1)
Hochbegabung- jemand Erfahrung???
Naja, eigentlich ist das schon auch "krank". Dein Sohn ist nicht hochbegabt, sondern schon eine Stufe weiter. Er hat nochmal Glück gehabt und es betrifft eben nur das eine Gebiet. Aber genauso, wie (das Gegenteil auf der Skala) ein IQ von knapp über 50 eine "leichte Intelligenzminderung - davon aber so ziemlich der schwerste Fall - ist, ist dein Sohn schon höchstbegabt (aber eben in nur einem Gebiet). Das ist eben noch eine Stufe höher als die Hochbegabung und kommt logischerweise noch seltener vor.
Naja, wenn schon Hochbegabte verhaltensauffällig sind, kannst du dir sicher vorstellen, um wieviel eher es höchstbegabte sein müssen. Sehr häufig gehen solche Begabungen mit weiteren psychischen Erkrankungen einher (ADHS, Autismus,...).
Solche Kinder brauchen Hilfe ansonsten kann es passieren, dass sie im Leben nie zurechtkommen. Dein Sohn hat einen derart hohen IQ in diesem einen Bereich, dass er Dinge, die er sieht, sofort erfassen und sich merken kann. Eigentlich müsste er ein sehr visuell ausgerichtetes Kind sein. Also Spiele lieben, die sehr in die visuelle Richtung gehen.
Mein Ältester ist Autist mit Inselbegabungen im visuellen Bereich. Dafür gehen die anderen Sinne bei ihm völlig unter.
Hallo
Was heißt denn visuell , räumlicher Bereich?
Also ich würde schon auf euren Arzt hören, wenn dieser meint ein Verhaltenstherapie ist angebracht...
Ansonsten kann ich mit seiner "Diagnose" leider rein garnichts anfangen..
LG
Schnubbi83
Hallo!
Ich weiß nicht, ob ich das darf, aber ich kann dir nur Eltern.de empfehlen - da gibt es ein eigenes (und gut besuchtes!) Forum extra für Hb.
Ansonsten gibt es im Net noch andere spezielle Foren für Hochbegabung, z.B kluge kinder.de.
Erkundige dich mal nach speziellen Zentren in der nächsten Großstadt. In München gibt es das beispielsweise an der TU. Da bekommt man auch eine Elternschulung für den Umgang mit seinem Kind und der Umwelt.
Alles Gute!
krokant
Hallo Sunny,
laß dich nicht verrückt machen
Es gibt hier bei Urbia eine Gruppe "Hochbegabung- Fluch oder Segen". Vielleicht ist das estwas für dich.
Hat Dein Kind Probleme? Oder warum meint der Arzt, daß er eine Therapie braucht?
Hochbegabung ist keine Krankheit. Dein Kind zeigt Dir schon was es braucht. So lange es ihm gut geht ist alles in Ordnung. Wenn Dein Kind leidet, muß man natürlich etwas unternehmen. Leider weiß man nicht immer was helfen könnte
Liebe Grüße
Sophia
Ihr habt sicher nicht grundlos testen lassen, sondern weil irgendetwas vorlag oder auffällig war.
Eine psychologische Verhaltenstherapie bringt dem Kind bei, wie es mit seiner besonderen Begabung umgehen kann, gerade auch im Vergleich zu normalbegabten Kindern. Hochbegabte Kinder merken, dass sie "anders" sind und ab einem bestimmten Alter ist es gar nicht so selten, dass sie darunter leiden oder es sie zumindest belastet.
Der Psychotherapeut kann euch Hilfestellungen im Umgang und zur richtigen Förderung eures Kindes machen.
Ansonsten gibt es tatsächlich nicht besonders viel Hilfestellungen, zumindest nicht offizieller Art. Hör Dich mal nach Selbsthilfegruppen um, der Austausch mit anderen "betroffenen" Eltern ist Gold wert!
Also ich kann dir nur folgendes sagen:
Mein älteres Kind (heute 8) war von Anfang an sehr auffällig. Kurz zusammengefasst mal ein paar Etappen:
0-4 Monate Schreibaby
8-18 Monate extremes Fremdeln
0-12 Monate absolut keinen Schlafrhytmus
ab 12 Monate nur 10 Stunden Schlafbedarf
12-14 Monate Aggressionen gegenüber Gleichaltrigen
18 Monate - 30 Monate nicht mit anderen (nur zu Hause) gesprochen
30 Monate in vielen Dingen Gleichaltrigen voraus
4 Jahre: Lesebeginn
5 Jahre: flüssiges Lesen
6 Jahre: Einschulung mit ERHEBLICHEN Schwierigkeiten im ersten halben Jahr (Isolation, Depression)
Bereits als sie 1 war, riet mir die erste Pädagogin zum Gang zum Kinderpsychologen. Damals dachte ich noch: "Die junge Dame hat doch einen an der Klatsche.."
Denn mal abgesehen, dass mein Kind oft "anders" war, fehlte ihr ja nichts. So ging das dann all die Jahre. Mal war sie "normaler", mal waren ALLE (wir als Eltern, die Erzieher) am Limit. Aber immer haben uns alle ganz toll unterstützt, sodass wir sie wieder "eingefangen" haben. Kritisch wurde es dann erst kurz nach der Einschulung. Da ging wirklich gar nichts mehr.
Ich wagte den Gang zum Psychologen und zum Sonderpädagogen. Und was soll ich dir sagen, ich war hinterher genauso schlau wie vorher. IQ-Test gemacht (mit einem depressiven, sehr verstörten Kind). Kommentar der Psychologin zum Ergebnis: Sowas habe ich noch nie gesehen... Ein ständiges Auf und Ab der Linien und Teilbereiche. Das Gesamtergebnis lag bei IQ 99. Aber wie gesagt, es war SO überhaupt nicht interpretierbar. Sie konnte bereits lesen (siehe oben, auch schon lange), war aber laut diesem einen Test sprachlich intelligenzgemindert. Das alles hat die Psychologin als nicht auswertbar gewertet und weitere Untersuchungen empfohlen. Auch der Sonderpädagoge "diagnostizierte" eine hohe Diskrepanz zwischen kognitiver und emotionaler Entwicklung. All das hatten als die Experten "noch nie gesehen".
Es hat uns also nichts gebracht. Im Endeffekt haben wir sie die Schule wechseln lassen. Jetzt ist sie 8 und in der dritten Klasse. Es gibt immer noch hier und da kleine Auffälligkeiten, aber es wird DEUTLICH besser. Denn sie wird älter und lernt sich selbst besser kennen. Sie hat auch in vielen Dingen, bei denen sie "unnormal" agiert, Strategien für sich entwickelt.
Ergo:
Wir haben bestimmt auch nicht alles "richtig" gemacht. Aber wenn du denkst, dass dein Sohn nicht krank ist, dann lass ihn "normal" (ohne Therapien) aufwachsen und lass ihn lernen, mit seinen "Besonderheiten" klar zu kommen.
Ich danke euch für die tollen, ausführlichen Antworten. Ich habe gestern noch bis tief in die Nacht gelesen und nun verstehe ich unseren kleinen Großen schon viel besser -ich war heute lange im Kindergarten und habe das ganze der Kiga-Leitung erklärt, damit sie seine Schwächen, die aus der Hochbegabung resultieren versteht und weiß, wie sie besser damit umgehen kann.
Mir geht es nicht um Förderung, sondern um Verständnis das zu einem besseren Umgang innerhalb der Familie und sozialen Gruppen führt.
Und ich glaube, dass die Therapie erst mal hinten ansteht. Da ich selbst Dipl.-Sozialpädagogin bin, habe ich viel pädagogischen Background und kann für ihn und für uns als Familie daraus schöpfen.
Ich danke euch, euren Ratschlägen und wünsche euch allen das beste für eure Familie, besonders Gesundheit und Zufriedenheit
Liebe Grüße
Sunny
Hallo,
Wie äußert sich denn die Hochbegabung eures Kindes?
Da der Kinderarzt eine Therapie empfiehlt, scheint es eurem Kind mit der Begabung ja nicht besonders gut zu gehen, wobei ich aus deinem Posting schließe, dass du dir zwar Unterstützung/ Beratung wünschst ( was ich verständlich finde!) aber nicht der Meinung bist, dass dein Kind eine Therapie benötigt.
Schreib doch noch ein bisschen mehr zu eurer Situation, dann kann man dir bestimmt auch gezieltere Antworten geben,
LG, Talulah