Mein Sohn 4,5 Jahre sagt sehr verletzende Sachen

Hallo,

ich hoffe mir hier ein wenig Luft machen zu können und nicht direkt "in der Luft zerrissen zu werden". Ich möchte vorab sagen, dass wir sicher keine (nicht bös gemeint) Öko-Familie sind und das meinem Mann entgegen meinem Wunsch auch mal ein Schimpfwort rausrutscht, aber das wir sehr drauf achten, dass unser Sohn kein solchen Benutzt und wir uns selbst dann auch "korrigieren". Mein Mäusemann ist ein ganz lieber Kelr und sehr empathisch. Er hat viele Freunde und die Erzieherinnen mögen ihn alle sehr. Im Kiga keine Auffälligkeiten. Wir sagen uns oft das wir uns lieb haben und zeigen uns Zuneigung in jeder Form. Er hat einige Freiheiten, aber auch Regeln....und jetzt zum Punkt...
Ich teile gleich drei markante Situationen, die mich echt belasten. Ich bin tatsächlich ein wenig überfordert, ob es nur eine extreme Form von Trotzphase auf verletzende Weise ist oder mehr...
Ich stelle ihn nun sicher genau gegenteilig wie einen kleinen Kotzbrocken (entschuldigt den Ausdruck) dar, aber:

Situation1: Wir waren beide Krank zu Hause. Hatten beide eine Mandelentzündung. Am selben Tag lässt er mich als ich Mittags wegen der Antibiotika und Fieber auf der Couch kuschelnd einschlafe mit ihm, lässt er mich zwei Stunden schlafen und spielt auf dem Fußboden Playmobil. Als ich wach werde frag ich ihn warum er mich denn nicht geweckt hat und ob alles ok ist. Er sagt: Naja du bist auch krank Mama und musst dich doch ausruhen...FAND ICH SO LIEB.
ein paar Stunden später zieht er seine Socken aus. Ich bitte ihn, die wieder anzuziehen, wiel er krank ist und wir haben keine Fußbodenheizung. Er sagt nein. Ich sage mit ernstem Ton doch du ziehst die jetzt an, du wirst sonst nicht gesund. Er: nein, ich muss das gar nicht machen wenn ich das nicht will! Ich: "Namen", du ziehst jetzt deine Socken an und da gibt es auch keine Diskussion. Du sollst gesund werden (ernster Ton, nicht schimpfend) Er: Du kannst mir gar nichts sagen, du stirbst eh!
...:-(
ja...da stand ich mit offenem Mund...hab nix gesagt. Ich war echt sprachlos. Später hab ich ihm versucht zu erklären was er da gesagt hat.

Situation2: Wir sind zu Hause, alles wie immer. Er will Fernsehen gucken, ich sage: Schatz, wir wollen gleich erstmal Abend essen. Danach kannst du gern noch eine Kinderserie gucken, aber jetzt noch nicht. Er wird wütend, steigert sich voll rein. Ich bleib ruhig, weil ich merk, er ist eigentlich eher nur müde vom Kiga. Plötzlich steht er im Flur und schreit unter Tränen: Mama du bist scheiße!

Situation3: Wir hatten einen tollen Sonntag. Erster Advents-kindergarten-Gottesdienst mit Weihnachtslieder singen. Dann lecker Essen und noch Besuch bei Oma und Opa. Alles voll harmonisch und spaßig. Als wir zu Fuß von meinen Schwiegereltern nach Hause gehen, sagt er er möchte gleich noch was spielen. Ich sage ihm, dass es schon schlafenszeit ist und das ich ihm gern noch was vorlese oder Hörspiel anmache, aber er muss gleich ins Bett wenn wir zu Hause sind. Da sagt er voll ernst, ohne Schreien oder so: Ich wünschte ich hätte keine Eltern! Immer bestimmt ihr. Ich will auch mal bestimmen und ihr sagt immer was ich soll!
Selbst nachdem ich versucht habe ruhig mit ihm darüber zu sprechen, was das für ihn bedeuten würde, hat er es im Bett nochmal betont.

Beschäftigt mich ziemlich...

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Hallo,

du hast einen superintelligenten Jungen, der es schafft (Situation 3) zu sagen, was ihn stört. Sicher nicht immer in der Art eines Erwachsenen, aber er ist eben ein Kind. Und von daher solltest du die Äußerungen auch als die eines Kindes ansehen und nicht soviel hineininterpretieren. Er will ganz sicher nicht, dass du tot bist und auch nicht ohne Eltern sein. Ihn nervt es nur unheimlich, dass "ihr immer alles bestimmt". Eh du also jetzt lediglich versucht, ihm die richtigen Wörter beizubringen, versuch doch auch mal, dich in ihn hineinzuversetzen und ihn ernst zu nehmen. Er ist fast 5. Zeit, ihm vielleicht etwas mehr Freiheiten zu gewähren udn ihn manche Sachen selbst entscheiden zu lassen.

Wenn ihr also erst "gleich" essen wollt, dann könnte er die 5 Minuten noch fernsehen. Wenn er die Strümpfe auszieht, dann lass ihn doch einen Moment gewähren. Wenn ihr zu hause ankommt von der Oma, könnte er auch noch kurz ruhig spielen statt Buch vorlesen.

schau, was für dich in Frage kommt und versuch es mal mit Kompromissen. Und wnen mein kind sich mal im Ton vergreift, dann reicht es, wenn ich ihm kurze Zeit später sage, dass ich "doofe" Mama nicht mit ihm spielen kann.

vg, m.

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Hallo!

Ich kann gut verstehen, dass dich die Aussagen deines Sohnes verletzen. Allerdings würde ich versuchen, das Ganze nicht zu "dramatisieren". Kinder hören etwas und probieren es aus. Die Reaktion der Eltern kann für Kinder durchaus spannend sein. Dazu kommt, dass sie manches, was sie hören und sagen, überhaupt nicht richtig einordnen können.

In der zweiten und dritten von dir beschriebenen Situation hat dein Sohn sich furchtbar über dich geärgert. Natürlich liebt er dich. Aber er war unheimlich frustriert, dass er nicht das machen konnte, was er wollte (Fernsehen, Spielen). Er kann noch nicht sagen: "Mama, ich bin sooo wütend, dass du mir das verbietest!".
Er ist vier Jahre alt und muss lernen, wie er Frust äußern kann und darf, ohne direkt ausfallend zu werden. Aber das ist ein langer Weg und das gelingt auch Erwachsenen nicht immer...
Sage ihm klar und deutlich, aber ohne lange Diskussionen beispielsweise:
"Ich verstehe, dass du wütend bist. Mich kränkt aber, wenn du mich Scheiße nennst. Darum möchte ich....".
Und dann ist das Thema erledigt (also nicht abends wieder davon anfangen).

Wenn mich eins meiner Kinder als "Scheiße" bezeichnet hat (ist zum Glück lange nicht mehr vorgekommen) und direkt danach beispielsweise vorgelesen bekomme wollte, habe ich auch mal gesagt: "Eine Scheiß-Mama kann jetzt nicht vorlesen" und habe mit meiner Tätigkeit weiter gemacht.

LG Silvia

LG Silvia

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Hallo,

dein Sohn konnte im dritten Beispiel doch wunderbar formulieren was ihn stört und das würde ich sehr ernst nehmen und auch darauf eingehen bzw. mit ihm darüber sprechen. Und wenn ich deine Beispiele lese, muss ich ihm sogar Recht geben. In den Beispielen hast du wirklich alles bestimmt.

Er ist in der Autonomiephase und ich finde es wichtig, dass er in diesem Alter auch Dinge bestimmen darf (das darf er sicher, nur war davon jetzt in deinen Beispielen wenig ersichtlich). Von daher finde ich, dass du einfach mehr Kompromisse mit ihm eingehen und ihn auch bestimmen lassen solltest. Viele deiner geschilderten Situationen hätten sich doch leicht vermeiden lassen. Wenn er ohnehin fernsehen darf, warum dann nicht 5 Minuten bis zum Abendessen?
"Wir wollen gleich essen, aber wenn du magst kannst du bis dahin 5 Minuten schauen".

Ich hätte meinen Sohn noch kurz spielen lassen vor dem Schlafen und danach ein Buch gelesen. Oder mich mit ihm auf einen Kompromiss geeinigt, dass wir gemeinsam statt ein Buch zu lesen ein ruhiges Spiel machen (puzzle, Brettspiel). Es gibt doch soviele Möglichkeiten, ihn einzubeziehen, Kompromisse zu finden...

Du hast in meinen Augen nur Beispiele gebracht, bei denen ich seinen Wunsch zur selbstbestimmtheit absolut nachvollziehen kann. Ich halte das sogar sehr wichtig für seine Entwicklung.

Und dann formulierst du auch in einem recht fordernden Ton. "Du ziehst jetzt deine Socken an, da gibt es keine Diskussion."

Man könnte auch sagen "zieh bitte deine Socken an" und wenn er das verneint würde ich ihn entweder kurz lassen oder mir was witziges einfallen lassen um ihm die Socken anzuziehen. Ich halte es für völlig normal, dass ein Kind auf so eine befehlerische Aussage mit trotz reagiert (ich weiß, dass du ihn zunächst höflich gebeten hast).

Auch sollt dir klar sein, dass er das, was er sagt nicht so meint sondern damit einfach seinen Frust kundtut und dabei natürlich nicht so kontrolliert ist wie ein Erwachsener bzw. sehr impulsgesteuert reagiert. Ich würde mit ihm - wenn sich die Situation beruhigt hat - darüber sprechen, was er da eigentlich gesagt hat aber ihm auch zugestehen, dass er wütend auf dich sein darf.

Viele Grüße!

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Hi,
ich finde keine der drei Situationen so schlimm, dass man als Erwachsener nicht so darüber stehen könnte, als dass man nicht "sehr verletzt" ist.

Mir kommt es aber so vor, dass dir Harmonie seeehr wichtig ist. Und in diese heile Welt passt ein Kind, dass seinen schlechten Gefühlen durch harte Worte Luft macht, nicht.

Aber so ist es nun mal, manchmal findet man eben seine Eltern scheiße, wenn sie alles bestimmen wollen. Und wenn die Mama so krank ist, dass sie tagsüber auf dem Sofa schläft, dann macht das Angst. Da kann man als Kind auch mal drüber sauer werden, auf wen oder was auch immer.
Er wird es schon noch lernen, dass das nicht der richtige Umgangston gegenüber anderen Menschen ist, auch wenn man noch so sauer ist.

Vlg tina

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Auf die zweite und dritte Situation wurde ja schon eingegangen.

Zur ersten Situation möchte ich folgendes sagen: Dein Sohn wollte Dich sicher nicht verletzen. Vielleicht hatte er gerade Angst, dass es so ist. Mama schläft tagsüber zwei Stunden? Sie ist bestimmt gaaaaanz schlimm krank.

Vielleicht setzt er sich auch gerade mit dem Thema Tod auseinander. Tut meine auch gelegendlich. Ich sagt ihr dann "stimmt, irgendwann, wenn ich alt und krank bin werde ich bestimmt auch sterben. Aber ich tue mein möglichstes, um noch gaaaanz lange bei Dir zu bleiben"

Versuche Dich in den jeweiligen Situationen in ihn hinein zu versetzen statt selbst beleidigt / verletzt zu sein. Dein Sohn liebt Dich. Kann aber noch nicht alles ausdrücken!

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Ich muss patschepatsche Recht geben - das Bedürfnis mehr bestimmen zu dürfen erscheint mir, soweit ich das anhand der geschilderten Beispiele beurteilen kann, absolut nachvollziehbar. Meine 2,5-jährige scheint da schon mehr zu dürfen. Sie wollte z.B. letztens ohne Hose im Haus herum rennen - also habe ich sie gelassen und nach 10 min. gefragt, ob der Po nicht so langsam kalt wird... wurde er und die Hose wurde freiwillig wieder angezogen. ;-)
Die Formulierungen solltest du wirklich nicht überbewerten, er ist ja noch klein und kann die Bedeutung doch gar nicht in voller Konsequenz begreifen. Ich persönlich würde das auch gar nicht zu sehr thematisieren, also Stunden später noch besprechen was die Aussage zu bedeuten hat, aber vielleicht schätze ich das auch falsch ein. Auf so was wie "Ich wünschte, ich hätte keine Eltern." hätte ich vielleicht einfach nur gesagt, dass ich das aber schade fände, da ich ihn gerne als Kind habe. Ich verstehe schon, dass man bei sowas erst mal schlucken muss, aber nimm es als Ausdruck von Frust nicht als Beleidigung.

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Hallo,

ich finde, daß Du das viel zu sehr überbewertest. Warum nimmst Du Dir das so an? Ich habe nun wirklich schon schlimmere Dinge gelesen, was Kinder sagen und tun #sorry

LG