Hallo zusammen,
ich wünsche euch einen schönen ruhigen 2. Advent.
Nächstes Jahr ziehen wir um und brauchen daher einen neuen Kindergartenplatz. Wir haben vielleicht die Möglichkeit einen Platz in einem Kindergarten zu bekommen, der von einer Elterninitiative geleitet wird.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Elterninitiativen gemacht? Positiv? Negativ?
Welche Fragen sollte man vorher klären?
Über viele Antworten und Meinungen würde ich mich freuen.
Vielen Dank im Voraus.
Gruß
engelchen
Erfahrungen mit Elterninitiative
Hallo!
Es kommt sicherlich auf die Elterninitiative an, aber der Zeitaufwand ist schon sehr hoch.
Ich würde auf jeden Fall nach den zusätzlichen Kosten zum Elternbeitrag fragen.
Und wieviel Zeit man selber einbringen muss.
Ich kenne es aus einigen Einrichtungen, dass man teilweise die Betreuung übernehmen muss, Gartenarbeit oder sonstige Aufgaben übernimmt oder sich alternativ freikaufen kann.
Bini
Hallo Bini,
die Kosten sehen folgendermaßen aus:
reguläre Kindergartengebühr gemäß der Stadt
+ 50 Euro zusätzlicher Elternbeitrag
+ ca 50 Euro Mittagessen
+ 5 Euro Frühstück
eigentlich ok, oder?
40 Stunden im Jahr muss man im Kindergarten "abarbeiten"
z.B. Gartenarbeit, Betreuung, Verkaufsstand auf dem Weihnachtsmarkt
Freikaufen kann man sich auch, da kenne ich aber nicht die Preise
Hallo,
wir haben seit 2010 Kinder in einer Elterninitiative.
Uns gefällt es, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das kein reines Dienstleistungsunternehmen ist. Da wird MITARBEIT erwartet.
Uns nervt es mittlerweile kollossal, dass eine ganze Menge Eltern mit Stöhnen und Jammern gerade noch ihre Elternjobs erledigen, aber wehe, es geht um Dinge wie Vorstand und Elternbeirat oder um die Teilnahme am Weihnachtsbasar, Sommerfest im Dorf etc., wo jemand Aufbauen, Abbauen, Verkaufen und Sachen zum Verkaufen basteln/backen muss. Das Geld was dadurch reinkommt, wird natürlich von allen begrüßt, aber Zeit dafür haben immer nur die gleichen sechs oder so Elternpaare.
Das gleiche gilt für die Teilnahme am Karnevalszug im Dorf. Ist ja schön, dass die Kinder Spass haben, aber dafür was tun? Och nö!!!
Selbst zu Mitgliederversammlungen schaffen es maximal die Hälfte der Elternpaare.
Eine Elterninitiative ist etwas für Euch, wenn Ihr bereit seid Euch einzubringen und dafür Einfluss auf die Arbeit des Kindergartens haben wollt.
Solltet Ihr keine Zeit/Lust dazu haben, sucht Euch lieber einen Kindergarten mit einem anderen Träger.
LG
Heike
Danke auch dir für die Antwort.
Ich bin noch am überlegen, ob das was für uns ist, deswegen bin ich hier um die Erfahrungen zu hören.
Hallo!
Wir sind seit 2009 mit kurzer Unterbrechung in einer Elterninitiative. Für uns ist es genau das richtige - ich würde es nicht anders haben wollen. Ich genieße vor allem die Vertrautheit der Familien untereinander. Klar mag man nicht alle gleich gern (manche auch gar nicht ), aber ich finde, es ist Gold wert, wenn jedes Kind jedes Eltern kennt und man sich im Ernstfall aufeinander verlassen kann.
Was sollte man wissen: durch die Elternarbeit sollte man einigermaßen flexibel sein. Die meisten Elterninitiativen, die ich kenne, haben im Unterschied zu großen öffentlichen Kitas kürzere Öffnungszeiten, dazu kommt eben die Elternarbeit.
Was die Elternarbeit umfasst, ist sehr unterschiedlich. Bei vielen wird geputzt und gekocht, das ist bei uns nicht der Fall. Wir haben Elterndienst, d.h. 1x pro Woche wird für 2 Stunden die Betreuung der Kinder durch 3 vorher festgelegte Elternteile gewährleistet. Außerdem gehen die Eltern einkaufen (1x pro Woche reihum, d.h. man ist 2x im Jahr dran), 4x im Jahr wird ein Putztag veranstaltet und der Elterndienst erledigt die Wäsche der jeweiligen Woche. So ist es bei uns, woanders kann es ganz anders aussehen.
Was ganz klar sein muss: der Bestand der Einrichtung hängt von den Eltern ab. Es gibt keine externe Leitung, keinen externen Träger, wenn es hart auf hart kommt, zieht die Elternschaft bzw. der gewählte Vorstand den Karren aus dem Dreck. Sonst niemand Das sollte man wissen. Wir standen vor 3 Jahren an diesem Punkt, als wir unsere alten Räumlichkeiten aufgeben mussten und Schwierigkeiten hatten, neue zu finden. Oder wenn sich niemand für den Vorstandsposten findet. Oder man sich in ganz grundlegenden organisatorischen Punkten nicht einigen kann. So Sachen eben. Aber bei Elterninitiativen, die schon länger bestehen, sollte das kein Thema sein.
Viele Grüße!
Hallo,
also, ich bin eine sehr ernüchterte Ex-Elterninitiativ-Mama...
Vorab: es gibt solche und solche EKTs.... ich persönlich finde aus eigener Erfahrung raus EKTs überbewertet.
Wir waren zuerst in einer "klassischen" kleinen EKT mit insg. 12 Kindern im Alter von 1 bis 6 Jahren. Meine Tochter war damals 1 Jahr alt (jetzt 7), die EKT direkt nebenan und ich hatte beim 1. Kind die romantische Vorstellung, entgegen dem strikten Betreuungsbetreieb in einer öffentlichen Kita Einfluss auf die Betreuung meines Kindes nehmen zu können. Ausserdem wollten wir ein kleine Gruppe.
Es wurde das totale Desaster. Ich halte mich (uns) für recht umgänglich, aber dort war es so, dass die 1. Vorsitzende (Mutter) und der 2. Vorsitzende (anderer Vater) ein rigides, geradezu diktatorisches Regiment führten. Auf dem ersten Elternabend pöbelte er in absoluter Kneipenmanier rum (obwohl ja alle angeblich gaaaaaaaanz toll gebildet waren, mein Mann und ich als kleine Verwaltungsbeamtin und Erzieher geradezu Proletariat). Ich habe erst mal gedacht "abwarten und beobachten" aber es wurde auch später nicht besser. Die anderen Eltern sollten nur ihre Arbeiten und Dienste erledigen und ansonsten die "Schn..." halten (O-Ton), Ideen oder Anregungen wurden ohne anständige Begründung abgeblockt. Die anderen Eltern fandens teilweise auch unmöglich, wollten aber ihre Ruhe oder den Platz behalten (mangels Alternativen) und sagten daher nichts.
Die Dienste waren für uns in der Realität schwer zu erledigen. Wir hatten vorab klar gestellt, dass wir beide berufstätig sind und nur eingeschränkt zur Verfügung stehen (beide 30 Std./Woche). "Kein Problem" hieß es. Wir mussten im Jahr nur 20 Stunden "abarbeiten", aber es gab eben auch noch 11 andere Elternpaare, die auch ran wollten. Also 12x20= 240 Std. im Jahr! Es standen überwiegend Elterndienste an, wenn mal ein Erzieher krank war, das waren dann 1,5 Stunden. Gartenarbeit gab es Mangels Garten nicht, gekocht hat ein Zivi, stand also auch nur an, wenn der ausfiel. Meist haben wir vorgekocht, dafür "durfte" man sich 1 Std. anschreiben. An die Dienste ran zu kommen, war echt schwer, es gab darum richtig Gerangel...
Großputz musste reihum einmal im Monat von zwei Elternpaaren erledigt werden, und durfte NICHT auf die Jahresstunden angerechnet werden. Einkauf hatte sich schon jemand fest gesichert, fiel also auch aus.
Na ja, nach 11 Monaten platzte die Bombe , weil ich "Widerworte" gegenüber dem Vorstand gegeben hatte und wir sind (bzw. wurden) mit unsere Tochter gegangen.
In der zweiten EKT, in die meine Tochter bis zur Einschulung und mein Sohn bis Sommer diesen Jahres ging, lief es viel besser. Es war eher wie ein "normaler" Kitabetreib, zu Beginn waren dort ca. 35 Kinder mit 5 Erzieherinnen, jetzt zum Schluss waren es knapp 50 mit 7 Erzieherinnen.
Im Großen und Ganzen war alles okay, es gab Eltern die sich mehr und welche, die sich weniger involvierten, was bei der Anzahl aber nicht schlimm war.
Den großen "Brocken" hatten wir gleich zu Beginn zu schlucken: ca. zwei Monate, nachdem wir da waren, kam raus, dass die Kassenwartin extreme Misswirtschaft betrieben hatte. Die Kita war gerade umgezogen, sie hatte u.a. Handwerkerrechnungen und Strom nicht gezahlt und dazu eigenmächtig bei dem vorher genutzten Objekt zu hohe Mietminderungen angesetzt, welche gerichtlich eingetrieben werden sollten. Die Kontrolle durch die Eltern intern hatte nicht funktioniert. Um den Bankrott und die sofortige Schliessung kurz vor den Sommerferien zu vermeiden, mussten alle sofort mit einem Zusatz-Betrag von 250,- EUR pro Kind einspringen....
Dann ging es. Dienste wurden fest mit Plan eingeteilt. Wir waren z.B. alle vier Wochen Obst und Gemüse einkaufen, andere machten regelmässig den Großeinkauf, reparierten was, machten Gartenarbeit etc. Stunden waren nicht abzuarbeiten, Elterndienste gab es auch nicht. Im Frühjahr und Herbst ein Großputztag, wo man sich aber für gewisse Sachen eintragen oder auch rauskaufen konnte. Monatlicher Zusatzbeitrag lag bei 55,- EUR für Bio-Essen, Putz-Fee, Ausflüge, Bastelmaterial etc.
Leider enwtickelte es sich nach und nach so, dass die Eltern sich immer mehr raushielten und hinten rum meckerten. Das führte dann dazu, dass die Erzeiherinnen inkl. Leiterin darauf hinarbeiteten, dass die EKT in eine "normale" Kita umgewandelt wurde, deren Träger ein Verein ist, in dem sie selbst automatisch Mitglied und gleichzeitig Vorstand sind, und andere (Eltern, Omas,Opas, wer auch immer) nur Mitglieder ohne Stimmrecht sind.
Fazit: Aus meiner Sicht ist eine "richtige" Elterninitiative für berufstätige Eltern nicht wirklich realisierbar. Wir erhielten in der 1. Einrichtung immer mal Anfragen für Vormittags-Dienste, Vor-Ort-Kochen mit den Kindern, Ausflugsbegleitung etc... das konnten wir nicht. Man muss sich auf elendig lange Elternabende (mind. 1 x im Monat) mit nicht enden wollenden Diskussionen um alles Mögliche einstellen (Süssigkeiten ja nein? Wenn ja welche? Und wann? Wer hat eine Nuss/Eier/Miclh-Unverträglichkeit? was gibt es zu essen/trinken? Was ist wann wie und überhaupt anzuziehen? usw.), man muss mit Menschen klar kommen, die man evtl auch nicht so mag. Vorsicht: die Leute wollen u.U. auch sehr private Einblicke ins Familienleben haben ("das gehöre schießlich dazu!") . Es wird erwartet, dass man Dienste übernimmt. Ich habe damals die Kita blank geputzt, während zu Hause Land unter war. Vorteil: man kann Einfluss auf die Art der Betreuung nehmen.
mein Sohn ist jetzt knapp vier und geht aufgrund Umzug in eine normale öffentliche Kita (es gibt keine Alternativen). Ich jhabe keinen Einfluss mehr... aber manchmal ist loslassen auch ganz schön. Meine Tochter muss in Schule und Hort auch mit dem klar kommen, was da ist. Wir sind zufrieden.