:-( ist es wirklich normal oder mach ich alles total falsch?

Hallo,

mein Kleiner ist im Oktober 3 geworden.

Er war schon immer ein sehr aktives und aufgewecktes Kind. Was ich eigentlich auch nie als schlimm empfunden habe. Da ich selbst auch immer wuselig bin oder war.

Nun hab ich aber meine Zweifel ob ich alles richtig mache :-(
Leider folg mir Julian überhaupt nicht :-(
Egal wie oft ich etwas sage, er schaut mich nur an, grinst meistens noch und tut dann doch was er nicht soll.
Ich sage schon genau : Julian bitte geh vom Tisch runter (Beispiel) aber nix da er bleibt sitzen.
Nach 3 Mal sagen hol ich ihn dann runter und keine 5 Minuten später sitzt er wieder drauf.
Mit der Bestrafung tu ich mich schwer.
Ich habe mal die stille Treppe eingeführt, die dann aber eher die laut schrei und wein Treppe ist. Er verkrampft total wenn er merkt er muss drauf und schreit und weint als würde es um sein Leben gehen. Danach ist er dann für ca. 15 Minuten brav und sagt er hört auf das was ich sage aber dann ists auch schon wieder vorbei mit der Ruhe :-(
Natürlich ist das mit dem Tisch nur ein Beispiel, ich könnte hunderte aufzählen (nicht schlagen, spucken, auf dem Gehweg laufen, waschen, anziehen, Bücher kaputt machen, Steine oder andere Gegenstände schmeissen ....usw)

Ich weiss echt nicht was ich tun soll damit er zumindest bisschen auf mich hört :-(

Dazu kommt das er leider NIE alleine spielt. Ich MUSS (ja ich schreibe muss bewusst groß) immer mitspielen oder malen, puzzeln..... ist das normal?
Ich mein ich bin allein erziehend und arbeite Vollzeit. Klar spiele ich gerne mit ihm, aber immer? Ich hab wirklich nicht eine Minute am Tag für mich :-(
Wie kann ich ihn dazu bringen auch mal alleine zu spielen?

Vielen lieben Dank fürs lesen und jammern anhören :-(

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In dem konkreten Fall mit dem Tisch würde ich das sicher nicht drei Mal sagen. Es ist ja nun keine bahnbrechende Neuigkeit, dass man nicht auf dem Esstisch sitzt.

Ich würde einmal eine Ansage machen, dann runternehmen und im Notfall (wenn ich direkt durch noch einmal machen provoziert würde) nehmen und in ein anderes Zimmer tragen. Oder durchaus auch mal lauter werden. Meine Kinder können an meinem Tonfall sehr gut erkennen, wann es notwendig ist, das zu tun, was ich sage.

In den aufgezählten Situationen wäre ich durchaus schon lauter geworden. Ein Kind muss direkt merken, wenn es Grenzen überschreitet. Geduld und Diskussion ist schön, aber nur da, wo es Sinn macht. Und mit einem 3jährigen diskutiere ich sicher nicht, ob er jemanden schläft oder anspuckt.

Alles Gute :-)
corny123

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Das könnte auch ich geschrieben haben. Bei uns ist es genauso. Nur das unser Räuber noch ne kleine schwester hat die auch Aufmerksamkeit verlangt. Ich habe auch noch keine losung gefunden. Ich sag mir immer er ist sehr lebhaft und neugierig und das wird sich irgendwann geben.

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Hallo,

ich finde, bei einem schon über-Dreijährigem sollte man nicht mehr darauf warten, dass ich dass IRGENDWANN gibt. In dem Alter kann man grundlegende Regeln schon verstehen und gewisse Dinge auch einhalten.

"Aussitzen" ist nicht immer eine Lösung.

Lebhaft und neugierig ist generell sehr gut - das sind meine Kinder (4) auch. Wenn aber "lebhaft" für "unerzogen" steht, dann ist es nicht mehr gut und wird spätestens in der Schule zu gravierenden Problemen führen.

LG,
delfinchen

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Sorry, dass ich das so schreibe, aber das Verhalten eines unerzogenen Kindes gibt sich nicht irgendwann....

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Ist normal.

Ich sage meiner Tochter: ich sitze gerne neben dir, aber puzzeln musst du alleine. Dan grummelt sie, ich lege zwei Puzzelteile, und sie spielt dann alleine. Sie dreht aber auch viel am Rad..

Tisch klettern etc:was du machen kannst, z.B. anziehen, mach. Tisch klettern - runterholen oder einfach sitzen lassen. Bücher - nehm ich weg bzw. ich habe ein paar rausgesucht, die ab dann "ihre" sind. Versuch, etwas Abstand zu nehmen von deinem Kind. Das ist in dem Alter schwer. Lass dich nicht runterziehen. Bring die Sachen in Sicherheit, die dir wichtig sind. Geh viel auf den Spielplatz.

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Das klingt ja alles sehr anstrengend! Meine Große (3,5 J.) "funktioniert" am besten, wenn ich sie beschäftige i.S.v. einbinden, in das was ich tue. Wenn wir also morgens die Küche nach dem Frühstück aufräumen, bringt sie das Geschirr zum Küchenschrank, wo der Geschirrspüler ist. Oder sie räumt die Milch in den Kühlschrank. Das gleiche abends und natürlich funktioniert das auch beim Tisch decken.

Wenn ich sie einfach machen lasse, kann ich wetten, dass ihr ein Haufen Blödsinn einfällt #augen Und je mehr ich dann schimpfe und ihr sage, dass sie es lassen soll, desto mehr Blödsinn verzapft sie.

Oft stelle ich ihr in Aussicht, was wir tun, wenn alles gut läuft und sie mithilft. Ich bin dann nämlich Dank ihrer Hilfe schneller fertig und hab Zeit, mit ihr zu spielen usw. Das motiviert sie unheimlich! Sie weiß, dass sich der Haushalt nicht von allein macht... Sie betont dann auch immer, was sie für eine tolle Hilfe ist #verliebt

Vielleicht will er mehr Aufmerksamkeit von dir?! Du arbeitest Vollzeit (ich auch, aber mit Partner) und das ist sehr anstrengend - für euch beide. KiGa ist sehr anstrengend - meine Große ist dann auch oft überdreht und wenn ich einen anstrengenden Tag im Büro hatte, kostet es mich viel Kraft und Nerven gut über den Nachmittag zu kommen...

Es wäre also nur natürlich, wenn ihr beide teilweise überfordert wärt... Hast du irgendwelche Hilfe im Alltag?

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Hallo,
mir wurde mal gesagt, daß man nicht das Verbot aussprechen soll, sondern das Erlaubte bzw. nicht das Unerwünschte, sondern was stattdessen möglich wäre, weil Kinder in dem Alter wohl von selber nicht wissen, was sie machen dürfen, wenn sie XXX nicht machen sollen.
Beispiel: Statt "nicht auf dem Tisch sitzen", sagen: "Pass auf, du kannst dich auf den Stuhl setzen (das Sofa,...), auf den Tisch gehört nur ...!"
Ich habs probiert und das war echt ein AHA-Erlebnis.
Viel Erfolg und gute Nerven!

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Zu den Tipps, die du schon bekommen hast, kann ich noch ergänzen:

Klare ich-Aussagen (Ich will, dass du jetzt...), das Kind dabei berühren und Blickkontakt aufnehmen.
Auch das Timing (=gleich am Anfang eingreifen) ist wichtig. Wenn das Kind schon fùnf Minuten macht, was es eigentlich nicht soll, und das bisher kein Problem war, warum sollte es dir glauben, dass du es auf einmal ernst meinst?

LG doremi

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Ich muss vorweg sagen, dass ich der Meinung bin, dass Vollzeitarbeit und Kind nicht zusammenpassen. Von daher kannst Du mit meinen Tipps vermutlich nicht viel anfangen, weil schon grundsätzlich sehr verschieden sind, aber nun ja.... (Wohlgemerkt: Das ist keine Kritik, sondern lediglich eine Feststellung).

Ich denke, dass dein Sohn in einem Alter ist, wo er sehr klare Ansagen BRAUCHT. Auch wenn diese Ansagen und deren Umsetzung nicht immer sofort Besserung bringen und oftmals auch Protest von Seiten des Kindes mit sich bringen, bin ich doch der Meinung, dass sie Kindern letztendlich SICHERHEIT geben. Mit Sicherheit meine ich dabei auch Verlässlichkeit. "Meine Mama sagt 'Nein' und meint das auch so."

In meiner Philosophie brauchen Kinder in dem Alter aber auch sehr viel Zeit, Geduld und Ruhe, um ihnen Zusammenhänge und Sachverhalte zu erklären. "Warum sitzen wir nicht auf dem Tisch." oder "Warum werfen wir nicht mit Gegenständen". Zeit, Geduld und Ruhe geht aber (oftmals) mit einer Vollzeittätigkeit verloren. Man ist gestresst, man ist müde und kaputt und möchte meist alles "schnell, schnell". Und: Kinder nehmen einen nicht mehr als Bezugsperson wahr, weil man ja (realistisch betrachtet) auch nicht mehr Vollzeit-Bezugsperson ist. Oftmals versuchen sie dann auch mit besonders aufmüpfigem Verhalten auf sich aufmerksam zu machen. Bei mir selbst war das früher der Fall und ich habe unter der Vollzeit-Verwahrung in KIGA und Hort gelitten. Das nur zur Erklärung, warum ich für mich selbst ein eigenes Modell gewählt habe.

Nun lebe ich auch auf der Erde und weiß, dass es sich manchmal nicht vermeiden lässt, dass eine Mama Vollzeit arbeitet. Man muss also das beste daraus machen. Wenn es aber irgendwie geht, würde ich immer eine Teilzeittätigkeit vorziehen.

"Ich sage schon genau : Julian bitte geh vom Tisch runter (Beispiel) aber nix da er bleibt sitzen."

Es ist zwar korrekt, dass man Kindern präzise Ansagen machen sollte, aber versuch doch mal ihm zu sagen, was er TUN SOLL und nicht was er NICHT tun soll. D.h. "Julian bitte RUNTER!" oder "Julian bitte kletter zurück aus den Boden." Du solltest darauf achten, dass er dir spätestens nach "Julian" zuhört, d.h. Du sprichst ihn an, machst eine kleine Pause und achtest auf Augenkontakt. Dann kannst Du beim 2. Mal sagen: "Hast Du mich verstanden?" und ihn dann gleich runtersetzen, weil Du sicher sein kannst, dass er dich verstanden hat.

Ebenfalls ungünstig ist es, Aufforderungen aller Art durch den halben Raum zu "brüllen". Geh gleich zu ihm, berühre ihn und begib dich somit in sofortige "Handlungsbereitschaft. Sehr oft beobachte ich Mamas, die wieder und wieder über den halben Spielplatz schreien und sich wundern, dass ihr Kind ihre Anweisungen nicht umsetzt. Das ist NORMAL!!!

VERSTÄNDNIS für das Warum und Wieso halte ich ebenso für wichtig. Das meinte ich oben mit "REDEN". Dein Sohn muss kapieren, dass deine Anweisungen nicht dazu dienen, ihn einzuschränken, sondern aufgrund von gewissen Erfahrungswerten (Man kann vom Tisch stürzen, es ist unhygienisch usw.) einen gewissen SINN haben. Meine Tochter reagierte immer besser, wenn sie den Sinn der Regel verstanden hat.

Zum Thema "Alleine spielen" kann ich nur sagen, dass es eine Typfrage ist. Meine Tochter spielt nicht gerne alleine, hat sie nie, wird sie nie. Sie tut es, aber lieber spielt sie mit uns. Dass sie überhaupt alleine spielt, war reine Übungssache: "Ich bitte dich, jetzt für 10 Minuten hier in deinem Zimmer zu spielen. Ich komme und hole dich ab. Hast Du alles, was Du brauchst?" Dann haben wir es "gemütlich" gemacht, ich habe die Tür geschlossen und kam pünktlich zurück. Die 10 Minuten haben wir dann nach und nach ausgedehnt.

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Ich denke, dass er mit allen Mitteln versucht mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ist bei meinem Sohn ähnlich, wenn es eine Woche gab, wo einfach mehr zu tun war.Ob Alleinerziehend oder nicht, ich erlebe es ähnlich. Ich verbringe nach der Arbeit jede Minute mit ihm und habe auch wenig Zeit für mich.In solchen aufmüpfigen Phasen versuche ich ganz besonders lieb zu ihm zu sein und nicht ständig das "Mecker-T-Shirt" raus zu holen.Bei meinem Sohn hilft das wahre Wunder.

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Hallo,

wie läuft es denn im Kindergarten? Hält er sich da auch nicht an die Regeln?

Oder klappt es da?
Dann würde ich auf zwei Dinge tippen:

a) Im Kindergarten ist er "angepasst" - dann lässt er sich zuhause fallen.

Das ist bei einer meiner Töchter auch so. Im Kindergarten ist sie vernünftig und sehr umgänglich. Scheinbar kostet sie das aber Kraft und sie lässt sich zuhause gehen. Dennoch muss sie gewisse Regeln befolgen. Wenn nicht, folgt eine Konsequenz. Ich sag ihr dabei immer, dass ich sie liebe und die "Strafe" nicht mit ihr als Mensch zu tun hat, sondern dass ich eine bestimmte Verhaltensweise sanktioniere (sie beißt beispielsweise leider alle paar Wochen ihre Zwillingsschwester).

b) Er muss aufgrund deiner Vollzeitarbeit auf sehr viele "gemeinsame" Zeit verzichten und sucht in eurer gemeinsamen Zeit deine volle Aufmerksamkeit. Das halt ich für völlig normal.

Er ist über Drei, da sollte er schon mal in der Lage sein, alleine zu spielen. Aber ich hab da auch leicht reden, meine Kinder haben ja immer einen Spielpartner :-). Sag, du sitzt gerne dabei, wenn er puzzelt, aber er muss es dennoch alleine schaffen. Vielleicht könnt ihr ja damit anfangen, dass er erst ein Puzzle alleine löst und du dann mit ihm ein Spiel machst. Dann beschäftigt er sich wieder ein Spiel alleine und dann wieder du mit ihm. Das bringt die jetzt nicht wirklich Zeit für dich, aber du kannst diese "alleine-spielen"-Phase dann nach und nach ausdehnen.

Auf dem Gehweg laufen ist wichtig für seine Sicherheit. Solange er nicht hört, muss er eben an deine Hand. ohne Kompromisse.

Wie ist er denn sprachlich entwickelt? Schlagen und Spucken sind ja oft Ausdruck dessen, dass man keine andere Lösung findet, in dem Fall, weil einem die Worte fehlen. Verbalisiere immer wieder seine Gefühle, wenn er wütend ist: Ich weiß, du bis wütend weil/ du bist enttäuscht, weil..... Er lernt dann seine Gefühle zu benennen und einzuordnen, lernt, dass es ok ist, solche Gefühle zu haben und wird dann auch dazu übergehen, seinen Gefühlen verbal Ausdruck zu verliehen. Zumindest hat das bei meiner Tochter gut geklappt. Sie sagt jetzt "Jetzt bin ich wütend/ traurig/ sauer/, weil ...".

Erklären würde ich natürlich auch, warum er etwas nicht darf, aber nur die ersten zwei Mal.Normalerweise weiß ein Kind das dann ganz genau und will nur testen, ob wirkliches jedes Mal die gleiche Reaktion erfolgt. Wenn nicht, wird es spannend und man versucht es immer, denn heute könnte die Reaktion ja anders sein als gestern. Das nennt man intermittierende Verstärkung und das unerwünschte Verhalten manifestiert sich dadurch umso mehr. Es kann echt eeeewig dauern, bis Kinder sehen, dass es wirklich immer die gleiche Reaktion ist, die kommt. Kinder haben da viiiiiiel mehr Ausdauer als Erwachsene. Ich falle da leider auch immer wieder drauf rein, weil ich leider nicht immer schaffe, konsequent zu sein (da gelingt mir nur bei den Regeln, die mir sehr wichtig sind).

Eine Sache wurde schon angesprochen, die "Alternativen".

Ich würde versuchen, das Wort "Nicht" und "Nein" weitestgehend zu vermeiden. Es wird schlicht nicht gehört, das ist erwiesen (Stichpunkt: Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten). Regeln sollten immer positiv klingen. Beispiel: Statt: Setz dich nicht auf den Tisch - "Auf dem Tisch steht nur das Essen.

Und dazu dann eine Alternative anbieten: "Du kannst dich dafür auf den Stuhl setzen".

Ich hab mal das Buch "Das glücklichste Kleinkind der Welt" gelesen. Das war jetzt keine wissenschaftliche oder gar psychologische Abhandlung und sicher ist das Buch auch in manchen Bereichen kritisch zu lesen (wie ja jedes Buch von anderen widerlegt werden kann) - aber es ist sehr leicht zu lesen (auch nach einem anstrengenden Arbeitstag) und mir persönlich hat es zwei/ drei tolle Möglichkeiten angeboten, Konflikte zu entschärfen.

LG und gute Nerven,
delfinchen