Sind geschlechtliche Stereotypen genetisch oder anerzogen?

Liebe Alle #winke

gestern hatte ich mal wieder eine interessante Diskussion mit meiner Freundin. Kennen gelernt haben wir uns als unsere ersten Kinder grade mal 3 Monate alt waren. Sie hat ein Mädchen ich habe einen Jungen. Wir waren beide davon überzeugt nicht geschlechtsspezifisch zu erziehen, also beide hatten sowohl Autos wie Puppen, trugen keine Kleidung die auf ein Geschlecht zugeschnitten waren usw.

Jetzt vier Jahre später, haben wir beide zu Hause jeweils den typischsten Jungen und das typischste Mädchen wie man sich nur vorstellen kann. Sie zieht nur noch rosa Kleidchen an, was anderes geht nicht. Ist eine grosse Puppenmama und geht jetzt ins Ballett (Fussball fand sie überhaupt nicht toll). Mein Sohn ist ein sympathischer "Raufbold", liebt die ausgelassene Bewegung in der Natur, sägt, hämmert, baut sich Autos und liebt alles was schiesst (das ist leider ganz schön schwierig mit Pazifisten als Eltern).

Jetzt habe ich vor einem Jahr ein kleines Mädchen bekommen und fand es damals sehr spannend wie sie sich mit "diesem" Bruder und unserer Erziehung ohne Stereotypen entwickelt. Nach einem Jahr kann ich sagen: Sie ist jetzt schon eine begnadete Puppenmama, liebt Tiere über alles, kuschelt total gerne und kann mit den Autos meines Sohnes nicht viel anfangen...

Ich bin wirklich überzeugt es liegt in den Genen, meine Freundin meint mittlerweile man kann nicht ganz frei vom Geschlecht erziehen. Wir erziehen eben halt dann im Unterbewusstsein nach Geschlechtern getrennt.

Jetzt finde ich es total spannend was ihr für Erfahrungen gemacht habt!

Erzählt mal und ich freu mich,
liebe Grüsse Lara

Ehrfahrungswerte: Sind geschlechtliche Stereotypen genetisch oder anerzogen?

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Mir fehlt die Option teils-teils.

Als ich in den 70gern groß wurde, waren Jungen- und Mädchenkleidung, Spielzeug etc. weit weniger getrennt als jetzt und ich habe mit vielen Dingen (Holzeisenbahn, Lego, Spielzeugpistolen ...) gespielt, ohne sie im Entferntesten als jungenhaft wahrzunehmen. Da erlebe ich heute bei meinen Töchtern und Neffen größere Unterschiede. Also ein Punkt für "Anerzogen".

Andererseits erlebe ich auch, dass meine Neffen als Zweijährige ausrasten konnten vor Freude, wenn irgendwo ein Bagger stand, was meine Töchter nicht die Bohne interessierte. Also ein Punkt für die Gene ;-)

9

Meine Juengste liebt ihre Werkbank und Autos - haben allerdings keinen Bruder zum Vergleich. Ist halt auch einfach ne Persoenlichkeits-Sache.

2

ich bin der Meinung, es ist anerzogen. Auch, wenn wir Eltern denken, wir lassen den Kindern ihren freien Willen: Spätestens in der Kita, durch das Fernsehen und den Freundeskreis werden sie gepolt und so spielen Mädchen mit Mädchenkram und Jungen mit Jungskram. Meine Große (fünf Jahre alt) hat lange Zeit nichts von Puppen wissen wollen und nur mit Bausteinen und Autos gespielt aber durch die Kita und den Umgang mit den anderen Mädchen wurde sie "assimiliert", da kann man kaum was machen. Außer, einfach keine Puppen zu kaufen ;) Wenn nur Autos zuhause rumstehen, wird sie sich schon damit beschäftigen. Außerdem können Eltern ihre Kinder für Dinge begeistern und wenn die Kleinen Papas Begeisterung sehen, wenn er an seinem RC-Auto rumbastelt, dann ist auch die kleine Maus schnell überzeugt und lässt die Puppen in der Ecke liegen.

14

Tja, mein Mann kann noch so engagiert Lego oder Briobahn bauen, meine Mädels interessieren sich nicht sonderlich dafür - obwohl ich damit als Kind gern gespielt habe.

Wir hatten hier schon Situationen, wo mein Mann und ich dann eifrig Lego gebaut haben und die Mädchen haben was anderes gemacht #rofl

3

Hallo!

Ich kann nichts ankreuzen, weil aus meiner Sicht beides eine Rolle spielt. Aufgrund ihres (ggf. genetisch beeinflussten) individuellen Verhaltens bewirken Kinder eine bestimmte Reaktion der Eltern. Ein motorisch sehr aktives und "draufgängerischeres" Kind wird daher eher beim Fußball und nicht zum Kinder-Tanz oder der Musikschule angemeldet.

Meine Jungs (8 und 5 Jahre) hatten beide Puppen und haben viel damit gespielt. Mein jüngerer Sohn spielt täglich ausgiebig mit seinen "Schleich"Tieren und kann mit Autos nix anfangen. Er sagt, dass er nur welche hat, damit seine Freunde bei ihm etwas zu spielen haben. Mein großer Sohn hat Fußball gespielt, aber es war nicht so sein Ding. Er spielt mit seinen Freunden viel mit dem ferngesteuerten Auto, der Carrera Bahn, fährt Fahrrad etc. Raufbolde sind beide nicht und sie mögen auch nichts, was schießt.

Ich mochte als Kind eher "Jungsspielzeug" wie Siku-Autos, Modellbaukasten oder Modelleisenbahn und ich habe mit meinem Vater viel im Bau Keller gearbeitet, so wie es meine Jungs jetzt mit ihrem Opa machen.
LG Silvia

4

Hallo Lara,

ich halte diese Stereotypen für fast ausschließlich anerzogen. Und zwar immer von der/den Bezugsperson/en, die sich überwiegend mit dem Kind beschäftigen.

Ich selbst habe als Kind am liebsten mit meinen Feuerwehrautos gespielt und bin mit den Nachbarsjungs unterwegs gewesen, habe meinem Papa bei handwerklichen Sachen "geholfen" (sprich gesägt, gehämmert, gebohrt) und glaube das ich dazu eher einen Bezug hatte, weil sich mein Papa mehr mit mir beschäftigen konnte als meine Mama, die meinen behinderten Bruder betreut hat.

Freilich hatte ich auch Puppen und "Mädchensachen", das war aber bei weitem nicht so interessant.

Unsere Tochter ist zum Teil ganz Mädchen, so mit rosa Kleidchen und allem was dazu gehört, spielt aber auch gerne mal mit Autos, liebt Kräne, Bagger und Fußball und "hilft " auch gerne beim schrauben, bohren und hämmern.

Bei uns ist unser beider Einfluss deutlich zu spüren, die anderen Bezugspersonen haben nicht so viel Einfluss.

Unsere Nichten sind von Vater, 2 Opas und 3 Onkeln viel mehr geprägt als durch Mutter, 2 Tanten und 1 Oma und durchweg eher "burschikos". Ich hab die beiden seltenst mal im Kleid erlebt, Puppen besitzen sie nur eine einzige, nur die Jüngere mag zumindest Kuscheltiere und zu ihren Freunden gehören überwiegend Jungen.

Auch wenn sicher ein Teil genetisch vorbestimmt ist, so ist doch aus meiner Sicht der äußere Einfluss deutlich überwiegend.

LG

5

Hi,

das " anerzogen" mag ich nicht sondern Kinder schauen sehr viel von ihrer Umwelt an.

Wenn die Eltern unheimlich taff (....) sind, vom Verhalten, Sport, etc.....werden sie dementpsrechend keine Mäuschen daheim sitzen haben.

wenn ich die Eltern im Kiga/ Schule reflektiere, wundere ich mich teils gar nicht, warum die kinder so sind......ich kann die kinder noch so " weltoffen...." erziehen aber wenn ich es nicht vorlebe, bringt das gar nichts.

lisa

6

Hallo,

ich würde auch sagen anerzogen.

Mein Sohn liebt Fussball, Autos, Formel 1 und Co. Ausserdem seine Puppen und Filly-Pferdchen #schwitz
Seine Lieblingsfarbe ist rosa, wenn auch (zum Glück) nicht bei Klamotten.

In letzter Zeit hat sich das etwas gelegt und er spielt auch gerne schiessen, aber man merkt schon das ich die Hauptbezugsperson bin. #hicks

Er ist ein sensibler Raufbold. Im Kindergarten liebt er den Kurs "Ringen und Raufen", ist aber auch bei Mädchentypischen Dingen ganz vorn dabei.

Es fehlt(e) eindeutig der Mann im Haus. #schein

Lg wirbelwinds.mama

7

mir fehlt auch das "teils-teils" --

aber trotzdem: mein Sohn war 3 als Nora kam. -- im Wohnzimmer waren massenhaft Jungsspielzeuge, Autos, Eisenbahn..... etc....

sobald Nora krabbeln konnte, hat sie sich ganz gezielt in einem Haufen von "Jungs"Spielzeug die paar wenigen typischen Mädels-Sachen rausgepickt zum spielen.... fand ich schon irgendwie interessant zu beobachten...

8

Der genetische Anteil ist verschwindend gering, anerzogen, bzw gesellschaftliche Einfluesse sind da viel groesser, und das geht ja schon vorgeburtlich ab dem "Outing" los. Du kannst da versuchen so neutral zu erziehen wie du willst, dein Kind ist ja trotzdem Einfluessen von Aussen ausgesetzt

Ich kann die folgenden Buecher zum Thema empfehlen, die sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen zum Thema beschaeftigen und sie ausfuehrlich auseinandernehmen:

http://www.amazon.de/Wie-verschieden-sind-sie-Gehirnentwicklung/dp/3827005728/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1390913166&sr=8-2&keywords=lise+eliot

http://www.amazon.de/Die-Geschlechterl%C3%BCge-Macht-Vorurteile-%C3%BCber/dp/3608947353/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1390913324&sr=8-1&keywords=cordelia+fine

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Ich bin absolut davon überzeugt, dass ein großer Teil genetisch festgelegt ist, nicht ausschließlich natürlich, man wird sicherlich auch wesentlich von seinem Umfeld beeinflusst, aber doch der größere Teil. Wobei das natürlich, ganz klar, auch wieder von Kind zu Kind verschieden ist. Es gibt typische Mädchen und typische Buben und dann auch wieder Kinder, die so gar nicht ins Klischee passen. Ich glaube aber nicht, dass man das als Eltern sehr beeinflussen kann.

Ich selbst zB hasse Mädchenkleidung. Rosa und Pink sind mir zuwider, bei Barbies bekomme ich Ausschlag... Meine Tochter hatte die ersten zwei Jahre nur Kontakt zu Buben, trug die Kleidung ihres großen Bruders auf und spielte mit seinen Spielsachen. Trotzdem ist sie ein absolutes Mädchen geworden, steht auf Glitzer und Pferde, liebt Fillys und Barbies. Inzwischen ist es natürlich auch so, dass sie entsprechendes Spielzeug bekommt und rosa Glitzerkeidung trägt (ok, langsam kommt sie aus der Rosa-Phase, zum Glück...), schließlich soll sie auch das bekommen, was ihr gefällt. Ich habe mich mehr oder weniger damit abgefunden.