Guten morgen,
momentan bedrückt mich ein bisschen das Thema „Early Excelence Initiative“ im Kindergarten. Wer hat von euch vielleicht schon (positive/ negative) Erfahrungen machen können? Geht euer Kind/er in einen Kindergarten in dem das Konzept bereits umgesetzt wurde bzw. bald umgesetzt wird?
Für alle, die gerade nicht wissen wovon ich spreche eine kurze Erklärung: bei diesem Konzept geht es darum, dass die in vielen Kitas bisher bestandene Struktur des teiloffenen Angebotes (die Kinder können auch in andere Gruppen gehen zum spielen) aufgehoben werden soll. Stattdessen soll es nur noch Themenbereiche geben (z.B. „Atelier“, „Schmauseecke“, „Sinnesraum“) in denen die Kinder tätig werden sollen. Eine feste Kontaktperson bleibt jedoch bestehen.
Nun ist es bei uns in der Stadt (eine kleinere Stadt im Ruhrgebiet) leider so, dass dieses Konzept von Seiten der Stadt allen städtischen Kindergärten aufgezwungen wird. Es gab ind er Vergangenheit immer wieder Informationsveranstaltungen von der Stadt für interessierte Eltern bei denen auch viele Eltern Widerstand gegen das Konzept und den Zwang diese einzuführen äußerten.
Das Konzept an sich ist wohl auch recht umstritten da gerade die kritischen/ ablehnenden Eltern dahinter keine bessere Förderung ihrer Kinder sehen sondern nur einen Weg, damit die Stadt kosten sparen kann (es müssen sich, bis auf die verschiedenen Themenräume, keine anderen Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder mehr ausgedacht werden, das Personal wird nicht aufgestockt- stattdessen werden die Kinder einfach von einem Raum zum anderen geschickt damit nicht eine ganze Bezugsgruppe auf einmal in ihrem Raum ist etc.). Natürlich auf Kosten der Kinder.
Bei uns im Kindergarten wurde das Konzept noch nicht eingesetzt, kommt aber zum Ende des Jahres 2014. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das teiloffene Konzept, so wie es bis jetzt besteht, vollkommen ausreichend finde. Auch finde ich es komplett albern, nur noch Themenräume zu haben (und die Bezeichnung erst: „Schmauseecke“ – bekloppt!). Sicher, wenn es in nem Kindergarten nen Atelier/ Malraum gibt oder nen Werkraum finde ich das sehr gut als Angebot für die Kinder.
Aber nur noch solche Räume anzubieten finde ich falsch. Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass es wirklich in erster Linie nur darum geht, Geld zu sparen: seit dem der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergartenplatz besteht, haben viele Kommunen/ Städte das Problem, dass sie eben diese Plätze/ Kitas brauchen um die ganzen Kinder auch unterzubringen. Weil aber die Kitas, die es bis jetzt gibt natürlich nicht ausreichen wurden – aus eigenen Erfahrungen – oft die Kinder in schon bestehende Gruppen einfach mit reingequetscht – obwohl in den Gruppen teilweise schon 20-25 Kinder drinne waren.
Der Weg, der für alle Beteiligten –also Kinder, Eltern und Erzieher – am besten gewesen wäre, wäre natürlich gewesen Geld zu investieren in mehr Platz (neue Kitas oder zumindest Anbauten) und vor allem auch in mehr geschultes Personal (Erzieher/ Sozialpädagogen).
Da dieser Weg aber durchaus ne Menge Geld kostet welches von den Städten nicht investiert werden will/ kann (obwohl ich der Meinung bin, dass es hier eher im einen Unwillen geht) wurde eben das Early Excellence Konzept eingeführt. Das hat für die Städte den Vorteil, das keine zusätzlichen Räume erschaffen werden müssen und auch kein zusätzliches Personal. Bleibt also alles beim Alten nur das mehr Kinder dazu kommen und das ganze einen albernen Namen trägt der aber – weil er aus englischen Wörtern besteht – für Präsentationszwecke total cool rüber kommt (Ironie).
Zu meiner Frage am Schluss. Ich habe nun kurzfristig einen Anruf von einer Kita, die aus einer Elterninitiative entstanden ist, bekommen dass ein Platz frei wäre. Die Kita, da sie nicht städtisch ist und das Konzept auch für Mist hält, führt das Konzept nicht ein. Nun bin ich ernsthaft am überlegen, ob mein Kind dorthin wechseln soll bin mir jedoch unsicher, da wir bis jetzt mit unserem Kindergarten keine Probleme hatten (Erzieher sind alle nett und kompetent, mein Kind fühlt sich wohl und hat Freunde dort, gute Betreuungszeiten etc.) – einzig möchte ich einfach nicht, dass mein Kind diese bescheuerte Konzept mitmachen muss.
Ich würde mir den evtl. neuen Kindergarten natürlich noch mal anschauen (war zur Anmeldung damals schon einmal da, kann mich aber nicht mehr genau daran erinnern wie es dort aussah, wie der Kontakt zu den Erziehern war etc.) bevor ich eine Entscheidung treffe.
Was würdet ihr machen? Würdet ihr euer Kind auch den Kindergarten wechseln lassen weil das Konzept sehr schlecht ist?
Oder würdet ihr sagen, ok das Kind ist 4 Jahre alt wenn das Konzept in seine Kita kommt, dann ist es halt noch 2 Jahre dort und auch nicht mehr das jüngste Kind dort – das kann man dann schon noch mitmachen die paar Jahre weil es – auch wenn das Konzept blöd ist – für das Kind noch blöder ist sich im neuen Kindergarten wieder an alles neu gewöhnen zu müssen (neue Freunde, Erzieher etc.)?
Habt vielen lieben Dank für eure Meinungen,
Grüße,
M.
Erfahrungen "Early Excellence Initiative"?! Kita wechseln?
Hallo,
ich kenne das Konzept nicht, aber für mich klingt das erst mal nicht schlecht.
Es klingt ja so, als können die Kinder sich immer auswählen wonach ihnen gerade ist. Da sehe ich nichts verkehrtes dran.
Ich kann mir nicht vorstellen das der Kindergarten dadurch überfüllt wird, denn der Betreuungsschlüssel muss ja trotzdem gegeben sein.
Was genau missfällt dir denn am Konzept?
Lg wirbelwinds.mama
Hi,
gerade dieses "ich mach worauf ich Lust habe" ist für manche Kinder ein Problem.
Auch das es keine feste Gruppenstruktur gibt ist m.M. nicht ideal für schüchterne Kinder.
Ich bin froh das unser Kindergarten das teiloffene Konzept hatte, denn so konnte viel besser "kontrolliert" werden was die Kinder den ganzen Tag machen und auch mal zu Dingen angehalten werden, die ihnen nicht so gefallen.
Bei unserem Sohn war es das Basteln, gerade als er dann Schulanfänger wurde, musste er manche Dinge mitmachen. In der Schule kann man auch nicht machen was man möchte.
Ich kenne einen Kindergarten der nach 2 Jahren wieder zum teiloffenen Konzept zurückgegangen ist, weil es einfach nicht gut lief.
LG
Tanja
Hallo.
Ich versteh das Problem grad noch nicht so ganz.
Schließt das eine Konzept das andere denn aus?
In Juniors Kiga gibt es auch ein (teil?)offenes Konzept. Es gibt versch. Räume zu versch. Themen, in die die Kids jederzeit gehen können. (Turnhalle, Atielier/Bastelraum, Forscherraum, Bauecke, Puppenecke, das Cafe (Frühstücksraum) etc.pp.) Eben, wonach ihnen grad ist.
Aber dennoch gibt es eine feste Gruppe, es gibt einen Morgen und Abschlusskreis, es gibt 2-3 Bezugserzieher, es gibt Geburtstagsfeiern in den Gruppen und so weiter...
Mich würde also wirklich interessieren, wo du das Problem siehst?
Was gibt es jetzt bei euch, was es dann (definitiv) nicht mehr geben wird? Und wie sieht eure Leitung das? Wird das Konzept wirklich 100%ig umgesetzt? Oder machen sie dennoch einfach z.B. den Morgenkreis, auch wenn das Konzept das nicht vorsieht? Wird ein Themenraum dann z.B. auch einfach zum Gruppenraum? Es kommt ja keiner, der das kontrolliert...
LG,
Enelya
Hallo an alle,
und danke für eure Antworten.
Das Problem sehe ich darin, dass es zwar für die Kinder eine Bezugsperson auch weiterhin geben wird (wär ja auch noch schöner) aber ansonsten keinen eigenen festen Raum mehr da es nur noch Themenräume gibt. Das teiloffene Konzept, so wie es bis jetzt in der Kita gehandhabt wird - also einen festen Gruppenraum mit drei festen Erzieherinnen als feste Ansprechpartnerinnen, die Möglichkeit für die Kinder, dass sie auch zu den anderen Gruppen gehen können und verschiedenen Räumen wie Leseecke oder Turnhalle - finde ich absolut ausreichend. Gerade auch was kleine Kinder angeht - also ab 6 Monaten bis circa 2/ 3 Jahre - sehe ich die Gefahr, dass die unter gehen weil diese sich eben nicht immer ganz alleine aussuchen können, was sie machen möchten. Im Gegenteil, Konsens im pädagogisch fachlichen Bereich war doch bisher immer, das Kinder bis zu einem bestimmten Alter eben nicht zwischen einer Fülle von Alternativen wählen können weil ihnen einfach noch die Fähigkeit dazu fehlt wenn die Wahlmöglichkeiten 2-3 überschreiten. Die sind dann ohnmächtig und brauchen einfach Hilfe dabei. Darin sehe ich die Gefahr, dass die Kinder das eben noch nicht können.
Auch finde ich schon die Bezeichnung bzw. der Slogan der mit dem Kozept einhergeht "Jedes Kind ist exzellent" dämlich und so leistungstypisch. Nein, so hart wie es vielleicht klingt, aber ich finde, eben nicht jedes Kind ist exzellent, sogar nur wenige sind es und die meisten Kinder sind durchschnittlich begabt. Und das ist auch total in Ordnung so. Es muss meiner Meinung nach nicht jedes Kind exzellent sein. Für mich reicht es auch, wenn ein Kind gut ist - im Bezug auf das Kindergartenalter - in der Kita zurecht kommt und ansonsten Freunde hat zum spielen und ne Familie die es lieb hat und gut behandelt und altersgerecht fördert. Mir geht dieses ganzes Gequatsche mit der Exzellenz und in diesem Zusammenhang auch die ganzen Frühförderangebote (PEKiP etc.) mächtig auf den Zeiger. Wenn Kinder schon etwas sollen müssen, dann doch bitte Kinder sein!
Gruß,
M.
Ist es denn nun ein Kindergarten oder eine Krippe?
Denn ich denke nicht, dass dieses Konzept in Krippen Einsatz finden wird.
Unser Kindergarten ist ab 2, aber die U3 Gruppe ist eher "geschlossen". D.h. nicht, dass die Kids dort nicht die Dinge in den anderen Räumen wahrnehmen dürfen. Aber erst, wenn sie entsprechend selbstständig sind. Die Kleinen bleiben also eher immer unter sich.
Mir scheint fast, wir haben in "unserem" Kiga dieses von dir angesprochene Konzept. Die Kinder haben aber wie gesagt dennoch einen Gruppenraum. Müssen auch nicht zu den anderen, sind auch nicht auf sich gestellt.
Ich befürchte, du siehst das ein wenig zu dramatisch.
Was genau hat denn eure Leitung dazu gesagt?
Hallo,
das Konzept soll vielleicht Ende 2014 eingeführt werden und Dein KInd ist jetzt 4, wird also spätestens 2016 eingeschult. Es wären also nur noch 1,5 Jahre, die Ihr das Konzept "ertragen" müsstet.
Ob Dir Deine ablehnende Haltung den Aufwand wert ist, den Kindergarten zu wechseln und vor allem die Mehrarbeit und die Mehrkosten für die Elterinitiative zu leisten musst Du entscheiden.
Dein Kind wird fast 5 Jahre oder sogar 5 Jahre alt sein, wenn das Konzept eingeführt wird. Sie wird damit zurecht kommen, vielleicht schaffst Du das auch.
LG Andrea
Hallo,
danke auch für Deine Antwort.
Das Konzept soll nicht vielleicht Ende 2014 in unserer Kita eingeführt werden. Es wird vielmehr mit Sicherheit spätestens Ende des Jahres eingeführt (unsere Einrichtung ist die letzte). Mein Kind ist dann 4 1/2 Jahre alt. Eingeschult wird es mit 7 Jahren. Das sind demnach noch 2 1/2 Jahre Kita. Das aber nur zum rein Rechnerischen.
Unsicher bin ich mir ja gerade deshalb weil ein Wechsel viel Aufwand bedeuten würde - nicht nur für das Kind sondern auch für uns als Eltern denn momentan haben wir die sehr gute Situation, dass wir von unserer Wohnung nur zwei Minuten zu Fuß zum Kindergarten brauchen was ja sehr viel wert ist und vom Kindergarten - zumindest ich - nur 15 Minuten mitm Rad zur Arbeit. Wenn wir wirklich wechseln würden, bräuchten wir circa 30 Minuten mitm Rad von zu Hause bis zur Kita.
Gruß,
M.
Hallo,
allein schon aus logsitoschen Gründen (günstige Verkehrsanbindung mit dem Fahrrad und Deine Arbeitsstelle) würde ich nicht wechseln.
Aber das mit der Einschulung verstehe ich nicht. Wenn Dein Kind jetzt (Februar 2014) 4 Jahre alt ist, ist sie Ende des Jahres doch älter als 4,5 Jahre und in jedem Fall 2016 schulpflichtig. (meine Tochter wird erst im April 4 und ist sicher 2016 schulpflichtig.
Woher weisst Du bereits jetzt, dass es zurückgestellt und erst 2017 eingeschult wird?
LG Andrea
Kann es sein das eure Kita in ein Familienzentrum umgewandelt wird? Denn das würde Early Excellence erklären. Denn ohne diesen Ansatz auch keine Umwandlung da beides zusammen gehört.
Wenn dir der Ansatz nicht zusagt wirst du keine anderre Wahl haben als zu wechseln.
http://de.wikipedia.org/wiki/Familienzentrum
Der Ansatz kommt aus England und geht auf Margy Whalley zurück die in damals das erste in England gegründet hat, vor 20 Jahren.
http://www.early-excellence.de/content.php?nav_id=13
PS: Meine Kollegen und ich arbeiten seit 2010 mit diesem Konzept als Familienzentrum. Es war unsere Entscheidung wir habe uns aktiv dafür 2008 beworben. Der Anfang war nicht immer leicht man muss z.B. in die besondere Beobachtungweise reinwachsen und sich neu organisieren aber zurück wollen wir nicht mehr.
Auch die Eltern sind nach Anfänglicher Skepsis begeistert.
Ja, ich würde mein Kind wechseln lassen.
LG Reina
Hallo,
danke auch für Deine Antwort.
Warum würdest Du dazu tendieren das Kind wechseln zu lassen?
Gruß,
M.
Ich würde ein Zwei- oder Dreijähriges Kind nicht in einen Kindergarten mit offenen Konzept geben.
Dein Kind ist dann aber ja schon 5 (oder?) und die neuen Strukturen könnten es vielleicht, was Offenheit und Selbstbestimmung anbelangt, auf die Schule gut vorbereiten.
Vielleicht werden dann die letzten beiden Kindergartenjahre auch interessanter. Viele Kinder sind im letzten Kindergartenjahr ja etwas gelangweilt.
Hi,
Im Kindergarten meiner beiden jüngsten ist es folgendermaßen:
Jedes Kind hat seine Gruppe die auch zugleich ein Themenraum ist (Künstlerwerkstatt, Spieleland, Baukiste und Märchenschloss). Dort wird der Morgenkreis abgehalten. Danach können die Kinder in die unterschiedlichen Themenräume gehen. Außerdem werden noch Angebote gemacht (Backen, basteln, Experimente, Turnen etc.).
Klingt so, wie es bei euch geplant ist, oder?.
Meines Erachtens werden die Kinder damit nach ihren Neigungen gefördert. Meine Lena hat es geliebt zu bauen und zu experimentieren, während Alex gerne in der Puppenecke das Bügeleisen schwingt.
Wovon ich allerdings wirklich abrate ist die ständige Kita-wechselei. Kinder brauchen Kontinuität.
LG,
Lina
Der Name des Konzepts ist mir gänzlich unbekannt, aber unser Kiga scheint ähnlich zu arbeiten.
Es gibt verschiedene Bereiche (Turnhalle, Cafe, Bauecke, etc.), jeder kann spielen, wo er mag, muss sich jedoch abmelden, wenn er den Raum verlässt und im neuen Raum anmelden. Daneben gibt es einmal die Woche sog. Jahrgangsgruppen, in denen sich die Kinder eines Jahrgangs treffen und einmal die Woche Aktivität, an dem die Kinder in altersgemischten Gruppen z. B. Turnen oder in den Wald gehen oder ein Theaterstück einüben. Die U3-Kinder haben einen eigenen Raum, in dem aber auch die größeren Kinder mitspielen dürfen und auch die Kleinen gehen mit auf's Freigelände oder in den Turnraum.
Selbst meine schüchterne Tochter hat sich dort schnell eingelebt und kommt mit dem Konzept super klar.
Ich würde an Deiner Stelle dem neuen Konzept eine Chance geben, immerhin hat Deine Tochter dann noch die gleichen Räumlichkeiten und die gleichen Erzieher. Und das neue Konzept ist für die Kinder mit Sicherheit spannend und gar nicht so beängstigend, wie für Euch
Eltern.