Meine Tochter träumt von Dauerbespaßung

Hallo,

meine Tochter (6) zeigt für nichts so wirklich Interesse. Sie wollte tanzen, also haben wir sie zum Unterricht angemeldet. Sie geht da auch einmal die Woche hin, aber darüber hinaus hat sie keinerlei Ehrgeiz. Von ihren Tanzfreundinnen weiß ich, dass die zu Hause aus eigenem Antrieb heraus Spagat oder andere Dinge aus dem Unterricht üben. Meine Tochter aber hampelt höchstens mal 30 Sekunden rum (nennt sie vortanzen) und erwartet dafür auch noch Lob. Leider kann ich mich da nicht immer dazu durchringen, weil es einfach nur wildes Gehopse ist und sie sich kein Stück angestrengt hat.

Sie bekommt seit kurzem Klavierunterricht, weil sie es unbedingt wollte. Zu Hause übt sie gar nicht. Die Lehrerin war auch schon etwas genervt, zeigt es aber leider nicht deutlich (müssten wir vielleicht mal besprechen - vielleicht hilft das?). Ich würde sie gern abmelden, mein Mann glaubt aber, dass Druck und unangenehme Konsequenzen schlecht sind und sie schon noch freiwillig mehr tun wird. Wers glaubt?

Alle anderen Aktivitäten müssen immer abwechslungsreich sein und sie mault den ganzen Tag nur rum, wenn das nicht erfüllt wird. Ich lasse sie natürlich auch sich langweilen, aber ein diesbezügliches Experiment über mehrere Wochen hat zu genau nichts geführt. Am liebsten hätte sie pro Nachmittag so 3-4 anregende Aktivitäten: Spielplatz (der nervt aber nach 20 Minuten), basteln (nur Sachen mit superschnellem Erfolgserlebnis), Freundin besuchen (Streit nach 30 Minuten) und vielleicht noch ein Besuch der Bibliothek. Ich kann das beim besten Willen nicht leisten!

Wir haben natürlich auch immer sehr viel mit ihr unternommen (Theater, Abenteuerspielplätze, Kino, Ausstellungen, Museen, schwimmen ....). Vielleicht zuviel? Aber kann man mit 2 - 3 wöchentlichen Aktivitäten schon die natürliche Neugier und Kreativität eines Kindes zerstören? Oder ist sie einfach von Natur aus so wenig interessiert an den Dingen? Sie fragt nicht so viel, macht auch zu, wenn man ihr was erklären möchte (aktuell die Monate - wollte mit ihr ein Plakat basteln - fand sie langweilig).

Vielleicht wird es in der letzten Zeit auch nur so deutlich, weil ihr kleiner Bruder (2) da so ganz anders ist. Er widmet sich gründlich und mit Begeisterung den Dingen, die er sich in der Regel auch noch selbst aussucht. Ich vergleiche die Kinder natürlich nicht laut, aber es fällt schon sehr auf. Eigentlich dachte ich ja, dass ich viel Zeit für den Kleinen hätte, wenn die Große dann mal alleine was spielt. Aber es ist andersrum...

Inzwischen bin ich total genervt von ihrer Anspruchshaltung und maule leider zurück bzw. sage öfter mal etwas zu deutlich, dass ich sie für diesen Unsinn (z.B. drei Striche auf dem Papier) nicht loben kann. Wie kommen wir da wieder raus? Ich habe schon kaum noch Lust, sie aus dem Kindergarten abzuholen. Schon die Frage "was machen wir heute?" mit dem folgendem Gemaule, weil es mal wieder nicht recht ist, läutet unseren Nachmittag nicht gerade positiv ein.

Gruß

1

Du schreibst ja selber schon, dass das Problem hausgemacht ist ;-)

Sie möchte tanzen? Dann geht es zum Ballett.
Klavierspielen? Klar, Unterricht

Wie lange hat sie sich denn mal langweilen dürfen bei Eurem Experiment?

Vielleicht hat sie auch einfach zu viel Angebot und weiß nicht, womit sie spielen soll (= zu viel Zeug im Zimmer)? Sie scheint ja zu wissen, das sie etwas anderes geboten bekommt, wenn sie sich kurz beschwert...

Ich würde folgendes probieren: Spielzeug im Zimmer radikal reduzieren und nur ein paar Lieblingssachen draußen lassen. Die dann immer mal wieder austauschen.

Dann einfach keine Alternativen anbieten. Wenn ihr auf den Spielplatz geht, dann bleibt ihr da auch eine Weile. Ihr ist nach 20 Min langweilig? Pech! Ihr fällt schon was ein!

Viel Glück!

#winke

2

Ihr macht zuviel, lass sie sich langweilen und gelobt wird fuer unsinn natuerlich nicht nur weil sie lob will

3

Hi,

unsere zwillinge würden auch jeden Tag in drei Vereine gehen wollen#schwitz und es alless ehr viel Spaß macht......aber der Unterschied ist, das sie z.b. bei Musik wissen, das sie jeden Tag üben " müssen" ( Ausnahmen gibt es auch ;-)) aber ohne üben oder fleiß werden sie abgemeldet!!!!

Würden die kids schon von Anfang an nicht üben, hätte ich sie spätestens nach 2 Monaten abgemeldet....also total hausgemachtes Problem!!! Da habt ihr irgendetwas verpaßt#gruebel

Tanz...kann ja alleine langweilig sein....vielleicht Kids am Nachmittag einladen?

wir gehen auch gerne zum schwimmen, Zoo, Museum....aber Anspruchshaltung haben unsere kids eher nicht.....vielleicht ist es aber auch zu Hause zu langweilig mit einem 2 jährigen Bruder geworden??? du verbringst ja auch sicherlich viel Zeit mit ihm, gell;-)

Vielleicht kommt sie mit 6 jahren auch schon gelangweilt aus dem kiga und braucht deswegen am Nachmittag einfach mehr input?

lisa

4

Hallo,

gerade was das Lob angeht, möchte ich dir mal das Buch "Dein kompetentes Kind" von Jesper Juul ans Herz legen.

Bei uns war es ähnlich. Mein Sohn (7) malte irgendwas huschhusch und wollte dafür ausgiebig gelobt werden. Warum? Weil ich ihm das beigebracht habe. Dass sein Bild nur wirklich toll ist, wenn ich es ihm auch gesagt habe. Erst das Lesen des Buches zeigte mir, inwiefern zuviel Lob schädlich ist. Dieses Verhalten bekommst du natürlich nicht von heute auf morgen los. Das dauert.

Ansonsten rede doch mal offen mit ihr. Setzt euch zusammen und dann erklärst du ihr, inwiefern du genervt bist. Gib ihr vielleicht Beispiele, die sie schon mal erlebt hat, damit sie es nachvollziehen kann. Frag sie, was sie sich wünscht. und dann einigt euch auf bestimmte Dinge. Z.b. könntet ihr ausmachen, dass an Tagen wo Ballett oder Klavier ist, danach nichts mehr unternommen wird. An den anderen Tagen seit ihr abwechselnd dran, euch zu überlegen, was gemacht wird. Das kann ein Ausflug zum Spielplatz sein, eine Radtour oder einfach mal faulenzen. Macht einen Plan, der euch erinnert, wer dran ist, wenn nötig.

Versuch ein bißchen den druck rauszunehmen, dass sie sich jetzt endlich mal allein beschäftigen, mehr Ehrgeiz entwickeln und weniger Lob einfordern soll. Das klappt alles auf einmal sowieso nicht. Nimm das, was dich am meisten stört udn setzt da an. und wie gesagt: Redet viel miteinander. Mein Sohn ist nur ein Jahr älter und wir führen inzwischen tolle Gespräche miteinander, wo ich immer wieder merke, wie verständnisvoll und einfühlsam Kinder eigentlich sein können.#verliebt

vg, m.

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An das Buch musste ich auch denken. :-)

7

...ich habe das buch nicht gelesen, deswegen frage ich dich einfach!;-)

Wie ist bei Kindern mit sehr niedrigen selbstwertgefühl bzw sehr niedrigen Selbstbewusstsein? Also Kindern, die bei "neuem" schnell in die Verweigerung gehen bzw aufgeben aufrund eben diesen geringen selbstwertgefühles?

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6

Huhu,

als ich deinen Text durchgelesen habe dachte ich bis zu dem Punkt, an dem vom kleinen Bruder die Rede war, es handele sich garantiert um ein Einzelkind.
Gut, ne Weile war sie das ja auch;-)

Aber ich glaube das ist Typsache, meine Mittlere ist ähnlich gestrickt, aber nicht ganz so extrem.

Ich finde man sollte schon auch vermitteln, das man nicht alles so leicht hinschmeißt (Tanzen, Klavier). Gut, eines von beiden könnte man ja aufhören, aber nicht beides, finde ich. Mit der Klavierlehrerin z.B. würde ich besprechen, das sie auch deine Tochter fordern soll, Klartext mit ihr reden. Klar, auf nette - aber bestimmte Art.
Viele "Lehrpersonen" (so nenn ich es mal) sind sich nämlich sehr unsicher wie streng sie sein sollen/dürfen, da es ja auch viele sehr empfindliche Eltern gibt, die wegen jedem strengen Wort die Lehrerin "anklagen".

Hat deine Tochter denn die Möglichkeit Zeit allein draußen (im Hof o.ä.) zu verbringen wo sie auch mal unbeobachtet ist? Oder mit Kindern allein (also ohne Aufsicht von Erwachsenen)? Sowas finde ich total wichtig.
Das sind doch die Situationen wo sich die Kids selbst die wildesten Ideen zurechtlegen und spielen (ist jedenfalls bei meinen Kids so).

Ich würde ihr auch ganz klar sagen, das du diese Überbespraßung nicht machen möchtest und das man sich auch mal eine Beschäftigung suchen muß.

Auf dem Spielplatz hast du doch sicher auch den Kleinen mit.
Wenn der dann seelig spielt und es ihr aber langweilig ist - gehst du dann wegen ihr?
Also ich nicht! Ich würde dann verschiedenes vorschlagen, was sie noch machen könnte. Verschiedene Blätter sammeln, ein tiefel Loch graben im Sandkasten o.ä.
Und bei der Freundin, wenn es Streit gibt - da kann man sich nicht wieder versöhnen und weiterspielen? Wird da sofort gegangen?

Ich möchte dich in keinster Weise angreifen.
Die genannten Punkte sollen nur zum Nachdenken anregen.

Viel Glück und liebe Grüße
Salo