Wo sind die "Durchschnittskinder" oder "Spätzünder"? Langer Text...

Hallo zusammen,

weiß gar nicht richtig, wie ich beginnen soll...ist heute irgendwie nicht mein Tag und ich bin traurig und gefrustet.

Unsere Tochter ist jetzt 32 Monate und wirklich mein absolut größtes Glück und um es gleich vorwegzunehmen, ich bin stolz auf sie und ich stärke und unterstütze sie, wo ich kann!

Doch es gibt Tage wie heute, da setzt es mir zu, dass alle Entwicklungsschritte recht spät kommen...

Beispiele:

drehen: 4. und 6. Monat
selbständig sitzen: 8 Monate
krabbeln: 9 Monate
stehen: 10 Monate
frei laufen: 15 Monate

die o.a. Sachen liegen vermutlich alle im Durchschnitt, aber ich habe in meinem Umfeld viele viele Überflieger Kinder, ...ich weiß, man darf nicht vergleichen, aber unterbewußt nimmt man die Unterschieder halt doch wahr...

Die wirklich große Baustelle ist allerdings das Sprechen...sie hatte mit 1,5 Jahren eine Paukenröhrchen-OP, aufgrund eines sehr starken beidseitigen Paukenerguss bis hin zu damit verbundenen Gleichgewichtsstörungen.

Laut Einschätzung zweier Ärzte hat sie ca. ein halbes Jahr nicht mehr richtig gehört
und das wohl in einer sehr sensiblen Phase des Sprechen-Lernens.

Mit 2 Jahren hat sie ca. 20 Laute "gesprochen".

Anfang des Jahres haben wir sie auf meinen Wunsch und meine Sorge im SPZ vorgestellt. Diagnose: insgesamt altersgerecht entwickelt, allerdings aufgrund der Hörproblematik einen viel zu geringen aktiven Wortschatz...--> Logopädie haben wir begonnen...allerdings recht spielerisch.

Der Wortschatz hat sich seit ca. Monaten zwar drastisch verbessert, aber sie spricht sehr undeutlich und maximal in 3-4 Wort-Sätzen.

Wahrscheinlich liest sich das alles recht unspektakulär oder auch erklärbar, aber manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass doch mehr dahinter steckt....

Die Diskrepanz zu Gleichaltrigen oder auch Jüngeren wird irgendwie immer größer (und wir haben eine recht großen Freundes und Bekanntenkreis).

Nächster Punkt: wir kommen heute wieder das erste Mal nach dem Urlaub in die Kita und nun sind ausnahmslos alle Kinder in ihrer Gruppe trocken, unsere Maus geht seit ca. einer Woche hier zu Hause halbwegs verlässlich aufs Töpfchen, draußen oder beim Schlafen keine Chance....ich forciere dahingehend auch nichts weiter....sie scheint auch hier einfach noch nicht so weit zu sein.

Jeder augeführte Punkt für sich ist irgendwie nicht aufregend, aber in Summe hinken wir bei allem hinterher...egal, um was es geht, wir erleben und freuen uns immer Monate später als alle anderen...und die Zeit bis dahin fühle ich mich selber oft unter Druck gesetzt....versuche stark meine Ungeduld nicht auf unsere Tochter zu übertragen.

Es geht mir definitiv nicht darum, dass ich nicht zufrieden mit dem Durchschnitt wäre, nur man liest immer, dass jedes Kind etwas besonders kann...unsere Kleine sticht da aber leider mit nicht sehr viel hervor....

Ich mache mir einfach Sorgen, dass sie es später z. B. schulisch schwer haben könnte...ja, wahrscheinlich ist das viel zu früh, um Prognosen abzugeben, aber heute habe ich mal wieder einen Stein im Magen....vermutlich ausgelöst durch das Sauberwerden aller Kitakinder.

Man liest immer, um bei dem Beispiel "trocken werden" zu bleiben, das Durchschnittsalter liegt bei 3-4 Jahren. In der Praxis kenne ich aber kein Kind, da sind alle max. zwischen 2-3 Jahren trocken und so ist das mit allen anderen Punkten auch....irgendwie scheine ich keine Durchschnittskinder zu kennen....mit 11 Monaten laufen, mit 18 Monaten in grammatikalisch richtigen 7-Wort-Sätzen sprechen usw.

Gibt es hier vielleicht Mamis, die auch eher Kinder haben, die nicht bei allem ganz weit vorne dabei sind und die mir ein wenig Mut machen können, was die kommende Zeit angeht.

So, jetzt erstmal allen einen schönen Abend.

Freue mich über Antworten.

Lg

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Dieses "Miteinander vergleichen" scheint absolut in Mode gekommen zu sein. Stell dir vor, ich bin Erzieherin und leite eine Kindertagesstätte und Krippe und ich habe sehr viel Berufserfahrung und weiß in vielen vielen Punkten, wie Entwicklungsschritte beschleunigt werden können . TROTZDEM bin ich mir sicher, dass jeder zu schneller Schritt, von den Eltern initiierter Schritt häufig nach hinten los geht, weil die Kinder entweder seelisch oder körperlich noch garnicht so weit sind. Mein Sohn ist 3 und noch nicht trocken. Alle seine Spielkameraden sind trocken. Sie wurden "trainiert!" Dafür hapert es dann in anderen Bereichen. Du machst es genau richtig! Du lässt deine Tochter in ihrem Tempo Entwicklungsschritte machen und genauso sollte es sein. Jedes Kind hat sein eigenes Lerntempo und es schadet den Kindern, wenn Eltern meinen es besser zu wissen. Mein Sohn hat auch sehr spät gesprochen. Oje, was waren alle in Aufruhr. Jetzt spricht er super! Er war einfach noch nicht soweit.NA UND? Entspann dich und vertraue auf dein Bauchgefühl. Vielen Eltern scheint das Bauchgefühl abtrainiert worden zu sein. Schade! #winke

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Hallo,

ich gebe dir da vollkommen recht. Leider hört das Vergleichen auch später nicht auf. Wer hat den ersten Wackelzahn, wer hat zuerst das Seepferdchen, wer kann schon vor der Schule lesen, wer hat die meistne Geburtstagseinladungen... .

Mein Tochter kommt jetzt in die Schule und ich habe auch das Gefühl nur von lauter Überfliegern umgeben zu sein. Sie ist völliger Durchschnitt und umso öfter andere Kinder bei uns zu Hause spielen, umso sicherer bin ich mir, dass es die anderen Kinder auch nur sind.

LG Sonja

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Hallo,

ich kann Dir als Mutter einer 11 jährigen die immer weit war versichern auch solche Kinder haben Baustellen und die Pubertät die grade anfängt #schwitz

Ganz ehrlich davon das meine mit 3 ihr Seepferdchen gemacht hat und mit grade 5 Einrad gefahren ist also das hilft mir im Moment hier mit ihr wirklich nicht weiter.

Lernen ?? Was ist das ? Sie hat jetzt die 5 Klasse Gymnasium hinter sich und hat dafür keinen Finger krumm gemacht und trotzdem gute Noten bekommen. Eigentlich sollte ich mich freuen und was ist ich habe Angst wie das nächste Schuljahr wird.

Sie hat spanisch in der Schule und das liegt ihr gar nicht. Wir sind jetzt grade in Spanien, wir haben Familie hier und ich habe ihr "Nachhilfe" organisiert damit sie mit wirklich alles verstanden hat am Anfang der 6 Klasse und was macht sie setzt sich hin un bockt rum #aerger

Also bleib locker !

Deine Tochter ist genau richtig so wie sie ist und ja sie wird ganz sicher trocken werde und auch sprechen lernen.

Meine Schwester verzweifelt auch grade am meinen Neffen. Wird bald 3 redet maximal 5 Wörter und aufs Töpfchen will er auch nicht.

Du bist also nicht allein und Sorgen macht man sich wie Du siehst häufiger mal. Egal wie alt und egal wie klug irgendwas ist immer #rofl

LG dore

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Hi,

ich werde nicht müde zu erwähnen, dass trocken sein, drehen, Alter in Monaten beim Laufen lernen und Sprache - gerade bei Gehördefiziten - so gar nichts mit Intelligenz oder dem späteren Lebenserfolg zu tun haben.

Und zur Beruhigung: Ich habe zwei vollkommen normale Kinder. Sie sind altersgemäß entwickelt, größen- und gewichtstechnisch auf der Durchschnittslinie und wirklich herrlich normal. Einfach nur normal. Für mich sind sie die perfektesten Kinder auf der Welt, aber ich bin durchaus so realistisch zu sehen, dass sie ansonsten eben einfach "normal" sind.

Ehrlich gesagt freut mich das sogar für sie. Dadurch werden sie nicht von Kindesbeinen an auf mit Erwartungen konfrontiert, sondern können sich vollkommen friedlich und frei in ihrem Tempo genau da hin entwickeln, wo sie hinwollen. Ihr Leben ist Gott sei Dank noch lang, wer weiß schon, was daraus wird.

Wenn sie glücklich werden, dann reicht mir das vollkommen.

LG

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Ich kann so halbwegs nachvollziehen, wie es dir geht. Muss aber dazu sagen, dass ich vor einiger Zeit aufgehört habe, mir Gedanken zu machen, weil es einfach nichts bringt und ich natürlich mit der Zeit festgestellt habe: das sind seine Stärken, das sind seine Schwächen.

Nur mal zum Vergleich:

Mein Sohn, 39 Monate, drehen wie bei euch, sitzen 12 Monate, robben 8 Monate, stehen 9 Monate, krabbeln 10 Monate, laufen 17 Monate
Trocken? Noch lange nicht.

Er ist recht klein für sein Alter.

Ich habe das irgendwann akzeptiert. Die körperlichen Sachen hinken bei ihm hinterher. Motorisch ist er nicht so fit, wie andere Kinder in dem Alter. Es gibt keinen klar erkennbaren Grund. Es ist einfach so.

Dafür ist er kognitiv und sprachlich sehr weit. Das ist seine Stärke.

Aufgrund eurer Vorgeschichte, kann das mit dem Sprechen natürlich noch nicht so gut sein. Bei meinem Neffen wurde bis zum fast 4. Geburtstag nicht erkannt, dass er nicht richtig hören kann und es hat bestimmt 2 Jahre gedauert, bis er das wieder einigermaßen aufgeholt hat. Wurde schulisch ein Jahr zurückgestellt. Wieder 1 Jahr später hat man nichts mehr davon gehört.

Schau positiv in die Zukunft und freue dich darauf, dass sie neue Worte lernt. In 1 Jahr wird man wahrscheinlich gar keinen Unterschied mehr zu Gleichaltrigen hören.

LG

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Hi,

Die anderen Kinder sind immer BESSER!!!!!
DAS mußt Dir bewusst sein#winke

Spaß bei Seite. Es geht um dein Kind und nicht um andere. Auch wenn man immer sein Blick links und rechts schweifen läßt, was solls. Auch Dein Kind wird etwas haben, wo es besonders toll ist. Aber MUSS es besser sein?

lisa

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Hi,

ich glaube du setzt dich da selbst viel zu sehr unter Druck. Frage dich wieso du dein Kind nicht so nehmen kannst wie es ist und dich auf den "Konkurrenzkampf" mit anderen Eltern einläßt. Logisch vergleicht man, das ist ganz normal. Wir alle definieren uns und viele andere Dinge im Leben über Vergleiche. Die Frage ist eben nur wie man mit den Erkenntnissen daraus umgeht. Im übrigen ist niemand perfekt auch die Kinder in deiner Umgebeung nicht. Nur die Eltern wissen geschickt, die Stärken ihrer Kinder hervorzuheben und die Schwächen zu übergehen. Ich kann dir von meinen Kids erzählen. Meine Tochter war mit vielem recht schnell. Mit dem Sprechen und auch motorisch war sie lange ihren Altergenossen voraus. Allerdings hat sie eben auch ihre Defizite. Sie ist nun 6 Jahre alt und immer noch nicht nachts trocken und auch tagsüber tut sie sich manchmal schwer damit. Obwohl wird das so langsam im Griff haben. Auch mit Zahlen hat sie es nicht wirklich. Sie erkennt noch nicht richtig die Ziffern bis 10 und das obwohl sie bald in die Schule kommt und mit Mengen ist es auch so lala. Da sehe ich auch viele Kinder, die jünger sind und mehr können. Aber ich versuche mich nicht scheckig zu machen und hoffe, dass es in der Schule so erklärt wird, dass auch sie es versteht. Aber ein Mathe-Genie wird sie sicher nie.
Bei meinem Sohn ist es eher der grobmotorische Bereich, der mir ab und zu Sorgen macht. Er wird im November 4 und mit dem Wechselschritt klappt es nur nach mehrmaliger Aufforderung. Auch mit dem Ball kann er mit den Händen noch lange nicht so umgehen wie meine Tochter in dem Alter. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber man macht sich immer Sorgen um alles Mögliche.

Aber ihr macht ja ganz viel für euer Kind und du wirst sehen, dass es sich irgendwann wirklich bezahlt macht und man nichts mehr von den anfänglichen Schwierigkeiten merkt. Mach dich nicht verrückt und genieße dein Kind mit all seinen Besonderheiten. Denn davon hat sie mit Sicherheit ganz viele.

LG Julia

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Danke an jede einzelne von euch.

In jeder Antwort gibt es viele richtige Aspekte, die man im Alltag zu schnell aus den Augen verliert.

Ich danke euch für die lieben aufmunternden Worte und die Schilderung eurer eigenen Erfahrungen!

Allerdings seid ihr schuld, dass ich jetzt hier mit "glänzenden" Augen sitze....passt aber zu meiner gefühlsduseligen Stimmung #cool.

Eins ist mir noch eingefallen, dass die Maus doch in Perfektion kann.... durchschlafen seit sie 9 Wochen alt ist ;-).

Gute Nacht und euch alles Gute!

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Typisch, eine Mama, deren Kind etwas besser kann#rofl

Siehst, tut doch gut, mal zu Überblicken, das man ein besonders Kind hat, oder?

lisa#winke

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"Eins ist mir noch eingefallen, dass die Maus doch in Perfektion kann.... durchschlafen seit sie 9 Wochen alt ist ." Ohhhh, Neid. Dafür würde ich gerne den einen oder anderen sehr früh erfolgten motorischen Entwicklungsschritt meines Sohnes eintauschen. ;-)

Zum anderen Thema: es ist interessant, wie sich teilweise "Cluster" von Kindern zu bilden scheinen, die ähnlich weit entwickelt sind - und wenn man dann in so ein "Schnellstarter-Cluster" gerät, glaubt man nicht mehr an diese Durchschnittswerte. Und dann gerät man plötzlich in ein anderes, "normales Cluster" und stellt fest, dass die Durchschnittswerte vielleicht tatsächlich Durchschnittswerte sind. Mir ging das gerade mit meinem Sohn so - in einer Gruppe Gleichaltriger war er motorisch zwar nicht gerade der letzte, aber auch nicht auffällig früh dran, in einer anderen Gruppe war er mit Abstand das motorisch fiteste Kind. Dafür hapert's mit der Sprache (ohne Hörprobleme), aber da war meine Tochter schon eher spät dran (auch ohne Hörprobleme) und die spricht jetzt (mit 3) super. Ich denke, gerade mit den noch nicht so lange behobenen Hörproblemen braucht das noch Zeit. Und von den Altersgenossen meiner Tochter sind bei weitem noch nicht alle zuverlässig trocken. :)

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Unser Jüngster war erst mit 3,5 Jahren trocken. Allerdings von 0 auf 100.
Er hat bis er 4,5 Jahre war kaum gesprochen.
Nach seine Paukenröhrchen OP ist es mehr geworden und auch besser. Aber er redet nicht mit jedem. Er spielt nur mit einem Kind in der Kita.
Ich denke er lag ansonsten im Limit.

Der Arzt "meckert" nicht und die Kita ist zufrieden. Er darf sein wie er ist.
In der Kita haben sie mich immer beruhigt (als er noch nicht trocken war) , das würde schon kommen und ihnen würde es nichts ausmachen ihn zu wickeln er sei nicht das einzige Wickelkind im Kindergartenalter. Und es ist tatsächlich so.

Mein Sohn ist für mich was ganz Besonderes- ich bewundere seine Willenstärke und Gradlinigkeit und sein Erinnerungsvermögen. Kein Tag an dem er mir kein Kompliment macht oder mich umarmt.
Schau dir mal deine Tochter unter diesen Gesichtspunkten an, sicher findest du dann etwas ganz besonderes an ihr :-)

Meine Kinder sind alle völlig unterschiedlich. Sie haben viele Stärken und Schwächen.
Und ich kann dir aus Erfahrung sagen, auch Kinder mit Schwierigkeiten in der Schule können wundervolle Berufe erlernen und ihr Leben meistern.

Meine Tochter ist so ein "Kind" mit ihrer Beharrlichkeit und ihrer "Sturheit" hat sie letztlich nach einigen Fehlschlägen eine Berufsausbildung richtig gut abgeschlossen und sich anschließend spezialisiert.
Prognose sah damals nicht vielversprechend aus. Ich bin mega stolz auf ihre Leistung#verliebt

Also Kopf hoch, deine Tochter geht IHREN Weg :-)
und es wird auch alles gut werden, sie trägt schließlich eure Gene ;-)

Karna

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Hallo,

ich habe 4 Kinder. 3 davon sind ganz normaler Durchschnitt definitiv keine Überflieger. Unsere Nummer 2 ist seit er 6 Monate alt war entwicklungs- und wachstumsverzögert. Diese hat er mit 6 Jahren aufgeholt. Nur mit der Sprache hängen wir noch etwas hinten dran, aber das liegt auch an der altersbedingten "Null-Bock-Stimmung". Jetzt mit knapp 7 Jahren wird er als Riese eingeschult und ist ein wirkliches Talent im Fußball. Sein Freund der als Überflieger galt, kann ihn nun mehr nicht das Wasser reichen.

Du siehst so schnell kann sich das ändern. Für mich war die Zeit wirklich hart und somit kann ich dich voll und ganz verstehen, aber diese Entwicklungsschritte macht jedes Kind, der eine früher als der andere. Das musst Du einfach akzeptieren. Sind nicht andere Dinge wichtiger. Ich bin nämlich sehr stolz auf meinen Zweiten wie sozial er ist und sich so rührend, um seine kleinen Geschwister kümmert.

Darauf ist man doch viel stolzer, als "oh mein Kind ist schon mit 10 Monaten gelaufen", denn laufen tun nun mal die meisten Kinder irgendwann.

LG Isaura