Ich schreibe heute über ein heikles Thema und darum unter einem Zweitnamen.
Ich lebe in NRW und habe zwei Töchter. Die Jüngere (fast 2 Jahre) kommt im nächsten Sommer in den Kindergarten. Die Anmeldungen dafür müssen diese Woche abgegeben werden.
Die Große (fast 4) geht seit 1,5 Jahren in einen Kindergarten, dessen Träger das Ausländer-Begegnungszentrum in unserer Stadt ist.
Wir waren neu in unsere alte Heimatstadt zurück gezogen und hatten uns für den Kindergarten entschieden, bevor wir wussten, wo wir hier später genau wohnen würden, weil die Anmeldungen so früh sind.
Unsere Wahl fiel auf den Kindergarten des Begegnungszentrums, weil er sympathisch wirkte, ein gutes Konzept sowie frühe und lange Öffnungszeiten hat und in der Nähe meiner Arbeitsstätte und der Wohnung meiner Eltern liegt.
Der Kindergarten ist auch wirklich sehr gut, der Betreuungsschlüssel, die Motivation der Mitarbeiter, etc. Meine Große geht sehr gerne hin. Ich bin mit der ganzen pädagogischen Arbeit sehr zufrieden.
Zwei Nachteile gibt es jedoch:
1. Der Kindergarten liegt nicht in unserem Wohnvierteil und ist damit auch nicht im Einzugsgebiet der Grundschule, in die unsere Kinder mal gehen werden.
2. Der Kindergarten wird fast auschließlich von Kindern mit Migrationshintergrund und oder aus sozial schwachen deutschen Familien besucht.
Nun klingt es sicher wie eine Charakterschwäche, wenn ich mir um Punkt zwei Sorgen mache. Ich finde es gut, dass meine Kinder eine ethnische Vielfalt als normal erleben. Ich finde es aber nicht gut, wenn sie allein wegen ihrer (deutschen) Herkunft, besser Deutsch sprechen als die meisten anderen Kinder im Kindergarten.
Es ist etwas traurig für mich, dass es auf Feiern anscheinend feste Gruppen von türkisch und russisch sprechenden Müttern gibt und ich mich irgendwie verloren fühle. Schlimmer ist allerdings, dass die Teilhabe der meisten Eltern (egal welcher Herkunft) am Kindergartenleben aus Desinteresse so gering ist, dass zu Elterninformationsabenden / Kennenlernveranstaltungen / Gruppenfesten kaum ein Viertel der Mütter/Eltern überhaupt erscheinen und bestimmte Dinge, wie z.B. Geschenke für Erzieherinnen, die die Gruppe verlassen, nicht gemacht werden können, weil die Eltern nicht bereit sind, einen kleinen Obolus zu spenden.
Letztens hing ein Aushang an der Tür, in der die Telefonnummern eingetragen werden konnten, damit sich die Kinder nachmittags verabreden können. Kaum 10 von 20 Eltern hatten nach drei Wochen ihre Nummern dort eingetragen.
Vor kurzem war ich in einem Puppentheaterstück mit Freundinnen und unseren Kindern und aus den Kindergärten meiner Freundinnen waren zig Mütter anwesend. Aus meinem eine einzige, obwohl mein Kindergarten der größte der Stadt ist.
Mich stört das. Zumal Punkt 1 ja noch dazu kommt.
Meine Tochter lernt über den Kindergarten keine Kinder aus dem Viertel kennen. Ich selber würde mich auch freuen, wenn ich als Neuhinzugezogenen über meine Kinder Kontakt zu anderen Müttern kennen lernen würde. Da der Kindergarten nicht in unsererm Viertel ist, kommt meine Tochter später auch mit ganz fremden Kindern in die Grundschule, was aber wohl nicht so ein Probelm ist.
Nun hatten wir immer angedacht, dass wir die Große aus ihrem jetzigen Kindergarten rausnehmen würden, wenn auch die Kleine, die noch zu einer Tagesmutter geht, in den Kindergarten kommt. Wir würden sie dann beide in einem Kindergarten in unserem Viertel anmelden.
Aber jetzt habe ich dabei ein schlechtes Gefühl, weil die Große sich wirklich wohl fühlt in ihrem Kindergarten und nicht wechseln möchte und ich finde, dass sie dort sehr gut betreut wird.
Mein Mann hat Angst, dass sich das soziale Milieu in dem Kindergarten des Begegnungszentrums auf unsere Töchter nachhaltig auswirken wird. Ich selbst bin total unschlüssig.
Was würdet ihr machen? Zwei getrennte Kindergärten wäre sehr aufwending, weil wir morgends eh schon zeitlich wenig Spielraum haben.
Danke für eure Vorschläge und hoffentlich nicht zu viel Schelte für die Vermutung, ich wäre auländerfeindlich, standesdünklerisch und vorurteilsbehaftet
Kindergartenwechsel wegen Klientel und Wohnortferne?
Hi,
wenn der Träger Ausländer-Begegnungszentrum ist, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, das die Mehrheit ausländische Mitbürger sind, ist ja auch deren Zielgruppe.
Die Schule ist hinterher wurscht, denn ab der 1. Klasse fallen die Würfel neu. Da können aus den besten Freunden auch flüchtige Bekannte werden
Wir wohnen auf dem Dorf und waren auch die einzigen Kids, die neu auf der Schule waren....hatte nur Vorteile.
Wenn Du es zeit,ich nicht schaffst, beide Kids in getrennten Einrichtungen zu fahren, dann nimm einen neuen Kiga aber schaue Dir vorher an, wie die Zusammensetzung der Nationen ist :)
Achja, es gibt auch deutsche Kigas, wo der Zusammenhalt der Eltern nicht besonders groß ist, das kannst Du genauso später in der Schule haben.
LG
Lisa
Ich würde das 4jährige wechseln lassen.
Kinder in dem Alter gewöhnen sich noch schnell um.
Aber ich würde das nicht so sehr mit ihr thematisieren.
Sie kommt in den gleichen Kiga wie ihre Schwester, weil ihr hier wohnt und weil sie hier in die Schule soll - fertig.
Ich würde mein Kind auch nicht in eine Multi-Kulti-Kita geben und zwar genau aus dem Grund, dden du genannt hast. Es gibt eine enorme Grüppchenbildung und was du dir versprochen hast, wird von "den anderen" gerade nicht so gesehen.
Da lädt kaum eine "das deutsche Kind" ein, wenn es genug Russen, Marokkaner, .. zum spielen gibt.
Ich erlebe das in meinem Beruf täglich und das ist jetzt nict wertend gemeint.
Hauptproblem sehe ich in der Sprachentwicklung. Die verläuft einfach nicht so ideal in ihrem Fall. Manches schleift sich an dysgrammatismen ein, das du schwer rausbekommst.
Ich würde also wechseln, Multikulti gibt es ja inzwischen in jeder Einrichtung.
Hallo,
wir haben an sich die identische Situation, bis auf dieses Ausländerproblem.
Also wir sind schon mitten drinne. Sprich - meine Tochter besucht jetzt eine erste Klasse wohnortnah und mein Sohn ist jetzt weit. Es ist nicht gut. Wir haben für ihn hier einen Kindergarten ausgesucht und selbst wenn er ein Jahr vor der Schule wechseln sollte, werden wir ihn wechseln lassen.
Allerdings muss ich dir aus Erfahrung sagen, dass es an sich pieps egal ist, wo die hingehen, weil in der ersten klasse die Karten vollkommen neu gemischt werden.
Ihr solltet aber aufpassen, dass der neue Kiga gut ist.
LG
1. ich gebe meine Töchter nicht in einen Brennpunktkindergarten - was mir auch bekannt war - wenn ich vor dem sozialen Milieu Angst habe.
2. Kindergarten und Schule sind 2 Paar völlig verschiedene Schuhe. Danach brauchst du nun wirklich nicht zu gehen. Es kann sein, dass sich der allerliebste Freund aus dem Kindergarten - auf deinen Druck hin - endlich in der selben Klasse befindet wie dein Sprössling und dann werden aus den beiden Todfeinde. In der Schule werden die Karten völlig neu gemischt. Wer wo in den Kindergarten gegangen ist, ist völlig egal.
Du hast natürlich recht. Mir war aber nicht klar, dass sich die Klientel so zusammensetzt und der Kindergarten machte einfach am Tag der offenen Tür einen sehr guten Eindruck. Aufgrund ihrer späten Öffnungszeiten fielen andere zentral gelegene Kindergärten damals sowieso direkt raus.
Was würdest du denn an meiner Stelle nun tun?
Na dort bleiben natürlich.
Meine Kinder fahren täglich eine Stunde in so eine Schule.
------dass zu Elterninformationsabenden / Kennenlernveranstaltungen / Gruppenfesten kaum ein Viertel der Mütter/Eltern überhaupt erscheinen-----
Dazu kann ich Dir nur sagen, dass dies daran liegt, dass diese muslimischen Mütter oft einfach nicht alleine raus "dürfen".
Und die Männer sich ....nicht immer, aber meistens...... aus den Dingen die die Kinder betreffen, raus halten.
ich habe sehr viele nette Erfahrungen, gerade mit türkischen Familien gemacht ....... es gibt auch sehr viele die offen sind und sich an Festen sehr mit einbringen....... die zum Geburtstag einladen und wirklich sehr herzlich sind. Aber selbst in diesen Familien, gehen die Frauen abends nicht raus (auf Elternabende)....... oder alleine mit zu Veranstatungen.
Ich würde die Große rausnehmen und die Kinder zusammen in einen Kindergarten schicken........... Kinder gewöhnen sich schnell um.
Ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass viele der "ausländischen" Mütter in bestimmten Bereichen sehr engagiert sind, z.B. Kostüme nähen, Kuchen backen, etc. Viel, viel mehr als ich. Und freundlich sind sowieso eigentlich alle.
Hallo,
das Argument, das ihr keine Spielkameraden für außerhalb der Kita findet, weil die Kita in einem anderen Viertel ist, das kann ich nachvollziehen. aber welche von den anderen angesprochen Punkten wirken sich jetzt negativ auf deine Kinder aus? Die Liste mit nur 10 TelNr? Die Tatsache, dass kein anderes Kind bei dem Theaterstück war?
Warum braucht es alle Mütter, um einer ausscheidenden den Erzieherin ein Abschiedsgeschenk zukommen zu lassen?
Warum glaubst du, dass es in rein deutschen Kindergärten keine Grüppchenbildung gibt? Es gibt unzählige Mütter unseres Kindergartens, mit denen habe ich noch nie ein Wort gewechselt. Warum ist es für dich wichtig, dass die Mutter von Mustafa mit auf dem Elternabend ist?
vg, m.
Danke für deine Anregungen. Besonders dein Argument mit dem Geschenk finde ich sehr gut. Du hast völlig recht, auch mit deinen anderen zum Nachdenken anregenden Fragen.
Für mich ist wichtig, dass "Mustafas Mama auch zum Elternabend kommt", weil sie ein potentieller sozialer Kontakt ist, eine Gleichgesinnte, mit der "wir" uns befreunden könnten.
Je weniger kommen, desto weniger bleiben um Anknüpfungspunkte zu finden. Das finde ich schade.
Grüppchenbildung gibt es natürlich auch woanders, aber die Auswahl an Kontakten ist dort vielleicht doch größer. Es geht dabei aber nicht so sehr um den Migrationshintergrund. Wenn meine Tochter den Wunsch äußert, werde ich versuchen, ein Treffen zu organisieren und gucken, ob das auf Resonanz stößt.
In der 20köpfigen Gruppe meiner Tochter gibt es genau 4 deutsche Mütter. Alle drei Mitte zwanzig oder jünger, ohne Berufsausbildung, drei davon alleinerziehend und sicherlich auch daraus resultierend Harz 4 Empfängerinnen. Die Vierte hat einen Jungen, mit dem sich meine Tochter jetzt nicht treffen möchte.
Ich treffe mich allerdings mit einer der drei anderen, sehr lieb und engagierst, aber es ist auf jeden Fall eine andere Lebenswelt als die unsrige mal abgesehen von dem Altersunterschied. Aber die Kinder wollen sich treffen - mich freut das.
Ich befürchte, du bewertest das Ganze zu sehr von deiner Warte aus. Du sagst selbst, dass dein Kind sich dort wohl fühlt, die Bedingungen hinsichtlich der Betreuung optimal. Die von dir vorgebrachten Argumente, sind nicht wirklich welche, denn sie lassen keinen Grund erkennen, der nachvollziehen lässt, dass die Einrichtung ungeeignet ist. Ich verstehe auch nciht, warum es dir wichtig ist, dass du dich mit jemanden anfreundest. Dieses "zwanghafte" Suchen nach Gesellschaft klappt in den meisten Fällen sowieso nicht. Meine kinder gehen in eine Kita ohne das von dir beschriebene "Klientel". Und ich kann dir sagen: Die wenigsten treffen sich dort regelmäßig. Die Kinder in den späteren Jahrgängen sicher hin und wieder. Die Eltern haben aber aufgrund ihrer Berufstätigkeit keine Zeit, um sich auf neue Freundschaften zu konzentrieren. Da bleibt jeder in seiner eigenen Welt.
Das, was eure Kita aber deinem Kind bieten kann, nämlich das Zusammenleben verschiedener Kulturen, das kann meine "deutsche" Kita meinen Kindern leider nicht bieten.
Hallo,
ich würde den Kiga aus folgenden Gründen NICHT wechseln:
1. Du bist mit der pädagogischen Arbeit zufrieden. Nach meiner Erfahrung sind die Einrichtungen mit "problemlosen" Eltern und Kindern nicht unbedingt engagierter bzw. Einrichtungen wie deine überdurchschnittlich engagiert.
2. Deine Tochter fühlt sich wohl und will nicht wechseln.
3. Die Zeiten passen.
4. Es gibt ja doch einige interessierte Eltern. Evtl. genügt das ja, wenn du dich auf diese konzentrierst
5. Fitte Kinder profitieren von Förderangeboten ebenfalls und sogar mehr. Ich gehe mal davon aus, dass ein Schwerpunkt auf der sprachlichen Förderung liegt.
6. Kinder und Mütter aus eurem Viertel kannst du doch auch im nächsten Sportverein o.ä. kennen lernen oder auf dem Spielplatz.
Alles Gute!
Morgenblume
Hallo,
ich würde die Große auch wechseln lassen.
Ich kenne diese Situationnicht aus eigener Anschauung. Bei uns sind an ausländischen Kindern nur welche aus dem europäischen Ausland und früher ein russisches Mädchen. Diese Familien sind genauso engagiert, oder nicht engagiert, wie die deutschen Familien und kapseln sich nicht so ab, wie Du es beschreibst.
Bei uns gibt es eine Liste von allen Kindern mit Kontaktdaten, falls sie sich verabreden wollen.
Aber Freunde von uns sind nach mehreren Jahren in Schweden nach Deutschland zurück gekehrt und haben nur Plätze in einem Brennpunkt-Kindergarten für die Kinder bekommen. Der Kindergarten an sich war völlig in Ordnung, aber man bekam keinen Kontakt zu den anderen Eltern und Verabredungen waren unmöglich, weil man die Eltern nicht erreichte, und diese auch nie zurück riefen, wenn man auf den AB sprach.
Die Kinder waren ganz traurig, weil sie in Schweden viele Freunde gehabt hatten, und dann fast zwei Jahre lang nur den Bruder bzw. die Schwester zum Spielen. Die Grundschule in der Gegend war auch nicht besser. Nachbarskinder gab es auch nur welche, von der Sorte aus dem Kindergarten und der Grundschule.
Jetzt sind sie in ein Dorf umgezogen und hatten da ganz schnell Kontakt zu Nachbarskindern und auch über die Grundschule, wo beide Kinder mittlerweile sind.
Multi-kulti ist ja schön und gut, aber wenn die Leute sich da so abkapseln, sehe ich nicht ein, warum meine Kinder darunter leiden sollen.
Ich kann mich auch mit (offenen) Menschen anderer Kulturen arrangieren, obwohl ich in meiner Kindheit sehr wenig mit ausländischen Menschen zu tun hatte. Das Argument zählt für mich nicht.
LG
Heike
Hallo.
Wieso machst du dir soviele Gedanken und warum hast du das Gefühl dich rechtfertigen zu müssen? Vor wem? Vor dir selbst?
Die Kleine wollt ihr verständlicherweise und aus guten Gründen wohnortnah in die Kita geben. Ist ja auch der normale Gang der Dinge.
Die Große soll nicht extra woanders hingefahren werden. Da bleibt doch nur die Große wechseln zu lassen, oder sehe ich das falsch?
Ist doch völlig egal, ob Brennpunktviertel oder sonst was für Argumente.
LG
Ja, warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken. Ich habe tatsächlich moralische Bedenken. Ich arbeite selber an einer Schule, die aufgrund ihrer Klientel mit zur letzten Wahl der Eltern gehört. Und dadurch wird die Klientel natürlich immer einseitiger und das Problem noch verschärft.
Ich mag die Erzieherinnen des Kindergartens. Ich fühle mich tatsächlich schuldig, wenn ich meine Tochter abmelden und die Kleine woanders hin geben würde.
Ich glaube auch nicht, dass der Alltag im Kindergarten für meine Kinder in den zwei hiesigen Kindergärten besser wäre, da der Betreuungsschlüssel und der ganze Tagesablauf im jetzigen Kindergarten den Erziehern viel mehr Möglichkeiten gibt, die Kinder auch tatsächlich zu erziehen und sie nicht nur zu beaufsichtigen.
Mir tut es auch für die Große leid, weil sie gar nicht wechseln möchte.
Andererseits glaube ich, dass sich die Kinder leichter verabreden könnten, weil sich in den hiesigen Kindergärten mehr Kontakte auftun würden. Die Kleine würde auch mit ihrem Tagesmuttergeschwisterkind in eine Gruppe gehen können. Oder die Große mit der Tochter unserer sehr netten Nachbarin...