Hallo,
ich bin gerade sehr nachdenklich, was den Kindergarten meiner Kinder betrifft und die Art, wie die Kinder dort lernen, mit Konflikten umzugehen.
Es ist eine Einrichtung, die nach der Reggio-Pädaogik arbeitet und größten Wert auf die Selbständigkeit der Kinder legt und sie zu größtmöglicher Eigenverantwortlichkeit erziehen soll. Das finde ich gut so.
Ich weiß, dass die Kinder in der Kita immer angehalten werden, ihre Konflikte selbst zu lösen und sich nur an die Erzieher zu wenden, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen. Das ist für mich in Ordnung, ich finde das gut und richtig und mache das zu Hause auch nicht anders.
Nun ist einer anderen Mutter aufgefallen, dass ihr Sohn auch verbale Konflikte immer wieder mit Schubsen zu lösen versucht. Der Junge ist drei Jahre alt und hat auf Nachfrage selbst angegeben, dass sie das so machen sollen. Wenn "Hör auf" nicht hilft, dann sollen sie schubsen. Auf Nachfrage, wie sie sich verhalten soll, wen sie geärgert wird, hat meine Tochter (6) das auch genauso beschrieben. Es hat mich sehr erstaunt und auch wütend gemacht, dass körperliche "Gewalt" in dieser Form anscheinend propagiert wird.
Ich habe daraufhin das Gespräch mit dem Erzieher gesucht und bin darüber immer noch verunsichert. Er sagte, dass es natürlich wichtig sei, dass die Kinder sich auch wehren können, und dass Schubsen als Anzeigen der eigenen Grenzen durchaus ok sein kann. Er fragte mich, ob ich es denn sehen wolle, dass mein Kind, wenn es angegriffen würde (verbal oder physisch), sich nicht zu wehren weiß. Die Erziehung zu Eigenverantwortung, die ja fester Bestandteil des Konzepts ist, würde ja mit einschließen, dass Kinder ihre eigenen Grenzen aufzeigen und dies auf ihre eigene Art und Weise tun, und wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen, sei dann eben auch schubsen ok.
Mich irritiert das sehr, denn eigentlich bin ich der Meinung, dass Gewalt in keiner Form sanktioniert sein darf. Was er schildert bedeutet doch, dass Gewalt in bestimmten Situationen ok ist - und das sehe ich eigentlich anders. Wann soll das dann ok sein, und wann nicht?!
Wenn ein Kind wirklich körperlich angegriffen wird und in eine Notsituation gerät, dann muss es sich natürlich als allerletztes Mittel auch körperlich wehren dürfen - aber dieser Fall kann doch in einer Kindertagesstätte überhaupt nicht eintreten. Hier gibt es doch immer das letzte Mittel, sich Hilfe zu holen von den Erziehern, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, einen Konflikt selbständig gewaltfrei zu lösen. Im Erwachsenenleben würde ich auch nicht zurückschlagen, wenn ich nicht muss, sondern mir Hilfe holen.
Mich würde mal interessieren, wie ihr darüber denkt.
Konfliktlösung im Kindergarten
Hallo,
auf welchen Stern lebst du denn?
Das körperliche Maßregeln unter Kindern ist zum Teil erheblich wirksamer, als langatmige pädagogisch wertvolle Erwachsenen Lösungen.
LG Reina
"Mich irritiert das sehr, denn eigentlich bin ich der Meinung, dass Gewalt in keiner Form sanktioniert sein darf"
?
Ich denke, Du lehnst Gewalt ab?
Was Deine Frage angeht, gebe ich dem Erzieher recht, wobei die Kinder vermutlich einfach noch lernen müssen, wann sie zum letzten Mittel greifen sollten.
LG
Ich finde das schwer zu beurteilen.
Klar müssen die Kinder lernen sich zu wehren und jemanden mal etwas wegschubsen finde ich auch nicht so schlimm. Schlagen Treten oder gar "Dann beiß zurück wenn der dich wieder beißt" (auch schon gehört von einer Erzieherin) gehen gar nicht.
Und schubsen, wenn man mehrmals deutlich gesagt hat das man etwas nicht will, das der andere abstand halten soll/aufhören soll usw finde ich ok, nicht so das der andere 3 m weit fliegt aber eben klar machen "bis hier her und nicht weiter". Das sollte allerdings halt nicht das erste Mittel sein. Also nicht 1x sagen und dann gleich schubsen.
Mein Sohn hatte mal die Situation das er im Sand saß und buddelte. Ein anderer kam, nimmt ne Hand voll Sand und schmeißt sie auf meinen. Meiner "Hey, nicht mit Sand werfen", klopfte sich den Sand ab. Der andere wieder ne Hand voll Sand auf meinen geworfen "Mann, hör auf damit!" Beim 3. mal dann warf der andere schon mit beiden Händen. Meiner schon lauter "EY, lass das endlich!" ging ein paar Meter weg und buddelte dort weiter. Der andere wieder hinterher, nimmt sich ne Schippe voll Sand und Kippt sie meinem Sohn über den Kopf. Meiner steht auf, ist jetzt schon richtig laut und schubst den anderen auch bei den Worten "JETZT HÖR AUF UND HAU AB" auch weg.
Hat mein Kind falsch gehandelt? Er hat es verbal versucht, er hat Abstand her gestellt. Und die Erzieherin stand fast daneben, hat nichts gesagt. Angeblich nicht mitbekommen. Nur das Schubsen am Ende
Er bekam nen Anpfiff wegen Schubsen, als er erklären wollte das der andere ihn mehrfach mit Sand beworfen hat und nicht aufhörte kam nur "jaja".
Allerdings hatte sie mich auch nicht bemerkt und ich hab sie dann mal gefragt ob sie das ok findet. Entschuldigung gab es keine. Wenigstens hat der Sandschmeißer dann auch ne Ansage bekommen.
Dein Sohn hat es absolut richtig gemacht!
Hallo,
also ich würde dem Erzieher in dieser Sache auch Recht geben.
Ich gehe dabei davon aus, dass die Kinder einen Weg lernen, wie sie mit Konflikten umgehen. Und wenn Reden nicht hilft und gerade keine Hilfe in Form eines Erwachsenen oder anderer Leute zur verfügung steht, dann muss ein Kind auch lernen, sich körperlich zu wehren.
Wir haben gerade einen Fall in der Klasse meines Sohnes - dem Kind wurde immer vermittelt, dass alles sprachlich geregelt werden kann und dass Zurückschlagen "böse" ist.
In KiGa-Zeiten hat das noch funktioniert, da ließen sich die meisten durch Worte noch beeindrucken. Aber wenn die älter werden, juckt die das überhaupt nicht mehr.
Ende vom Lied: Das Kind wurde über längere Zeit täglich geärgert, geschlagen, getreten, geschubst, ernsthaft verletzt - und als man nachfragte, warum es dazu gekommen ist, sagte das Kind: Die haben auf mein "Nein, ich will das nicht. Hör auf damit." nicht reagiert.
Hilfe holen ist verpöhnt, weil es als Petzen gilt in dem Alter.
Und auf die Frage, warum es gerade dieses Kind trifft, kam die Antwort: Die anderen, bei denen es probiert wurde, haben direkt zurückgetreten, und dann war Ruhe.
Muss ein Kind sich so etwas gefallen lassen, nur weil man ihm eingetrichtert hat, dass Zurückschlagen keine Lösung ist?
Jetzt sind sie soweit, dass regelmäßig Stunden in der Klasse angesetzt werden, in denen die Regeln des zwischenmenschlichen Verhaltens nochmals durchgesprochen werden.
Und ja - ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie jederzeit im Notfall, wenn reden nicht mehr hilft, sich körperlich wehren dürfen. Und wir zeigen ihnen auch, wie es richtig weh tun kann. Und dazu stehe ich auch.
Dass sie dennoch weiterhin erstmal versuchen, jeden Konflikt verbal zu lösen bzw. sich doch auch mal Hilfe von Erwachsenen holen, empfinde ich pers. als einen großen Schritt in ihrer Entwicklung.
LG
Ich war als Kind sehr klein und zart und es war nur logisch, dass mich die Jungen schon in der 1. Klasse als Opfer ausgesucht haben. Zum Glück haben mir meine Eltern erlaubt, dass ich mich wehren darf und ich habe es auch gemacht! Von da an wurde ich in Ruhe gelassen.
Später habe ich mit Kampfsport angefangen, da war das dann eh kein Thema mehr. Und ich bin sehr stolz darauf, dass ich es noch nie anwenden musste, aber ich könnte!
Meinem Sohn (fast 3) werde ich natürlich auch beibringen, dass er sich in manchen Situationen sehr wohl wehren darf!
Wenn jemand die Grenzen meines Kindes verletzt, weiss es, dass es sich wehren kann, darf und soll, gerne auch mit schubsen, wenn es anders nicht geht. Das sorgte dafür, dass mein Kleiner - obwohl der jüngste und kleinste in seiner Gruppe - nicht das "Opfer" ist und sich durchaus gegen die großen Jungs und Mädchen zu wehren weiß und respektiert wird. Wenn ihm einer der Großen sein Auto abnimmt, holt er es sich wieder, notfalls auch mit körperlichem Einsatz. Und das ist auch völlig ok mit den Kindergärtnerinnen. Die lassen die Jungs auch mal etwas raufen und rangeln, solange es nicht zu wild wird. Finde ich super
Schubsen sehe ich auch nicht als Gewalt. Das ist doch albern. Ich finde es viel schlimmer, wenn speziell Mütter immer meinen, jeder kleine Pups müsse brav verbal ausdiskutiert werden, So ein Quark!
Jungs haben immer schon gerne gerauft, die Rangordnung geregelt, sich körperlich gemessen. Und dann kamen so Trullas wie du, die ihnen sagen, das das böse ist und sie doch bitte auch Glitzpferdchen malen oder Puppen spielen und sich alle lieb haben sollen.
Die machen das schon richtig so in eurem Kiga. Lass sie bitte machen und halte dich da raus.
das ist auch etwas was mein Partner immer sagt.Jungs müssen sich reiben.. wie das Ferkel an der borke.
und so passiert es hin und wieder dass beide mit lautstarkem Gebrüll aufeinander losgehn und raufen. Im Kindergarten rauft auch der männliche Erzieher ganz gerne mal mit, find auch ganz nett.
und auch das mit der Ragnordnung. alpha Männchen und so.. ich stimme dir 100% u
Hallo.
Ich denke, dass Kinder erst mühsam erlernen müssen, Konflikte nur mit Worten zu lösen. Und dazu gehört, dass sie alle anderen Mittel, also auch schubsen oder hauen erst ausprobieren müssen.
Gerade kleinere Kinder handeln ja noch sehr impulsiv und auch nicht immer logisch. Da finde ich schubsen, als letztes Mittel um die eigenen Grenzen zu wahren völlig ok.
Sie haben ja noch viel Zeit, es zu lernen.
Lg
Vielen Dank für Eure Antworten, viel von dem was ihr sagt ist sicher richtig und leuchtet mir vollkommen ein. Trotzdem finde ich die "Anweisung" zum Schubsen immer noch irgendwie seltsam...
Viel schlimmer fände ich eine "Anweisung", sich eben nicht körperlich zu wehren, wie s aus Deinem Beitrag herausklingt.
Das finde ich total gefährlich.
ich gebe den Erziehern total Recht.
oder wie würdest du es finden, wenn dein Kind geschubst, getreten oder sonst was wird, und das andrere Kind hört nach mehrmaligem ansagen nicht auf???
unsere beiden dürfen sich wehren, wenn sie nach ein paar ansagen nicht in ruhe gelassen werden.
unser kleiner wurde im kiondergarten immer gebissen von einem jungen, dann sagten wir er solle den Konflikt mit dem jungen verbal klären. klappte nicht. und unser sohn ist wirklich sehr geduldig... tja und dann war es soweit. ohne Vorwarnung hat unser sohn dem anderen Kind ins gesicht gehauen. die erzieher fanden das gut. denn sie haben sich das ganze Spielchen aus der ferne angeschaut. und seitdem wurde unser kleiner nie wieder gebissen.
auch die große wehrt sich auf dem Schulhof. sie ist im sommer eingeschult worden und wurde eine Zeitlang immer von den 4. klässlern geärgert, weil sie eine Freundin hat, die etwas kräftiger gebaut ist. sie ist immer lieb und artig zu den Lehrern gegangen. da ist nichts bei rumgekommen. sie wurde weiter geschubst und getreten. das ende vom lied war, sie boxte dem 4. klässler mitten ins gesicht. einmal und nie wieder.
ich bin auch kein freund von gewalt. um gottes willen. aber bitte ...die kinder müssen sich wehren, sich nichts gefallen lassen. sonst sind sie immer "opfer" der anderen.
lg
red